Gavĭale

[396] Gavĭale (Rüsselkrokodile, Gavialidae Hxl.), Reptilienfamilie aus der Ordnung der Krokodile, namentlich durch den Zahnbau von den Alligatoren und Krokodilen unterschieden; die Nackenschilder bilden kontinuierlich mit den Rückenschildern den Rückenpanzer, Bauchschilder fehlen, die Füße besitzen entwickelte Schwimmhäute. Das Gangeskrokodil (Mudela, Gavialis gangeticus Geoffr., Ramphostoma gangeticum Geoffr., s. Tafel »Krokodile«, Fig. 4), über 6 m lang, mit vor den Augen eingeschnürtem Kopf, langer, schmaler, an der Spitze stark erweiterter Schnauze, die dem Schnabel eines Sägers gleicht, schwach entwickelten Beinen und kammartig erhabenen Schuppen auf dem Schwanz, ist auf der Oberseite schmutzig bräunlichgrün, dunkel gefleckt, auf der Unterseite grünlich gelbweiß. Es bewohnt den Ganges und seine Nebenflüsse, den Indus und die Dschamna, nährt sich von Fischen und den Leichen, welche die Eingebornen in den Ganges werfen, überfällt aber auch wohl größere Säugetiere beim Trinken. Das Weibchen legt die Eier in den Sand, die auskriechenden Jungen sind etwa 40 cm lang. Das Tier gilt den Bewohnern Malabars als heilig und ist dem Wischnu geweiht. Im Krokodilteich bei Karatschi wird eine große Anzahl von Fakiren ernährt und angebetet. Eines Verbrechens angeklagte Menschen läßt man in Gegenwart eines Brahmanen durch einen Fluß waten und spricht sie frei, wenn sie von den Gavialen verschont bleiben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 396.
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