Gliōm

[39] Gliōm (Gliōma, v. griech. glía, »Kitt«), eine nicht scharf umschriebene Geschwulst, geht aus einer Wucherung der Bindesubstanz (Neuroglia), in welche die nervösen Elemente des Gehirns eingebettet sind, hervor, wobei die nervösen Elemente vollkommen verdrängt werden, so daß das G. nur aus der Neuroglia besteht, die wie eine unbestimmte, feinkörnige Masse, in die teils rundliche, teils ovale Kerne eingelagert sind, erscheint. Noch reicher an Kernen ist die medullare Form des Glioms; wachsen die Kerne zu größern Spindelzellen aus, so entsteht das Gliosarkom; beim Myxogliom ist die Zwischenzellsubstanz in eine schleimige Masse verwandelt. Das G. tritt in der weißen Substanz des Gehirns auf, selten im Rückenmark, wächst sehr langsam und ist an und für sich gutartig; es wird aber gefährlich, wenn sich Gefäße in ihm entwickeln und platzen, so daß sich Blut in die Gehirnsubstanz ergießt, d.h. es entsteht eine Apoplexie (s. Schlagfluß). Auch an den Gehirnnerven kommen Gliome vor. An der Netzhaut bilden sich bei Kindern im Alter von 2–4 Jahren Gliome, die man zugleich mit dem ganzen Auge exstirpieren muß, trotzdem entwickeln sich aber häufig Rezidive und tödliche Metastasen. Vgl. Geschwülste.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 39.
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