Guadalquivir

[474] Guadalquivir (spr. ŭadalkiwīr, v. arab. Wadi al Kebir, »der große Fluß«, der Baetis der Alten), einer der fünf Hauptströme der Pyrenäischen Halbinsel, zwar der kürzeste, aber nach dem Ebro wegen seines wasserreichen Unterlaufs und seiner Schiffbarkeit der wichtigste Fluß Spaniens, entspringt 757 m ü. M. in dem Hochtal zwischen der Sierra de Cazorla und Sierra del Pozo in der Provinz Jaen, durchfließt dieses Hochtal in nordöstlicher Richtung, wendet sich dann nach SW. und vereinigt sich östlich von Ubeda mit dem von SO. kommenden Guadiana Menor (s. d.), der ihm die Gewässer des nördlich von der Sierra Nevada gelegenen Teiles der Provinz Granada zuführt, weiterhin bei Menjibar mit dem rechts zufließenden Guadalimar (s. d.). Beide Flüsse übertreffen[474] den G. an Wassermasse und Strömentwickelung. Der G. strömt nun bis Montoro, wo er, Stromschnellen bildend, die Vorberge der Sierra Morena durchbricht, in westlicher Hauptrichtung und durchfließt dann, zuerst nach SW., dann nach S. gewendet, das Tiefland von Andalusien. Auf dieser Strecke empfängt der Strom noch viele Zuflüsse, unter denen der Genil (s. d.), aus der Sierra Nevada kommend, der bedeutendste ist. Bis Sevilla ist der G. breit, aber flach und von geringem Gefälle; sein Unterlauf ist träge. 7 km unterhalb Coria trennen sich vom G. zwei Seitenarme, die sich, der östliche nach 20, der westliche nach 50 km langem Lauf, wieder mit dem mittlern Arme vereinigen. Die hierdurch entstehenden Inseln (Isla Mayor und Isla Menor) gehören zu dem sumpfigen, zahlreichen Herden halbwilder Rinder zu Weideplätzen dienenden Marschland Las Marismas. Bei San Lucar de Barrameda ergießt der G. sich in einer 7 hm breiten, aber durch gefährliche Barren gesperrten Mündung in den Golf von Cadiz. Die Wirkungen der Flut sind bis oberhalb Sevilla bemerkbar. Nach den Äquinoktialregen steigt der Strom 11/2-3 m, so daß die Ebene bis Sevilla jährlich überschwemmt wird. Während der G. früher bis Cordoba schiffbar war, können wegen Versandung größere Schiffe gegenwärtig nur noch bis Sevilla gelangen. Die ganze Länge des Stromes beträgt 579 km, sein Strömgebiet umfaßt 56,522 qkm (1026 QM.).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 474-475.
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