Sierra Nevāda

[453] Sierra Nevāda (»Schneegebirge«), 1) das höchste Gebirge der Pyrenäischen Halbinsel, bildet den Zentralteil der Bergterrasse von Granada oder des Bätischen Gebirgssystems (s. d.), erstreckt sich in einem flachen, nach Süden offenen Bogen von W. nach O. in einer Länge von 100 km in den spanischen Provinzen Granada und Almeria und ist in der Hauptkette aus Glimmerschiefer zusammengesetzt, woran sich im Süden Jurakalk, am Nordabhang eine Formation von Kalk und Dolomit angliedert. Die Hauptkette besteht in der westlichen Hälfte aus einem schmalen Kamm von durchschnittlich 3000 m Höhe, fällt gegen N. in wilden, zerklüfteten Felsmauern ab und trägt hier nahe beieinander die höchsten Gipfel, und zwar von W. nach O.: Cerro de Caballo (3168 m), Picacho de Veleta (3470 m), Cumbre de Mulhacen (3481 m), Cerro de la Alcazaba (3412 m), Cerro de Vacares (3250 m) u. a. Die östliche Hälfte der Hauptkette ist breit gewölbt, erreicht im Pico de Jeres 3087 m und erweitert sich schließlich zu einem förmlichen Plateau. Die Abhänge der Hauptkette sind von tiefen Tälern durchfurcht, die häufig mit beckenförmigen Erweiterungen oder Zirkustälern beginnen und in der obersten Stufe Alpenseen enthalten, der höchste derselben ist die Laguna de las Yaguas (2970 m). In einem tiefen Zirkustal am Veletagipfel liegt der südlichste Gletscher Europas (am Fuß 2845 m ü. M.). Wenige nur während des Sommers gangbare Saumpfade übersteigen den mächtigen, vom Oktober bis Mai in eine Schneedecke gehüllten Gebirgswall. Die meisten Pässe führen über die östliche Hälfte. Die Hauptkette entsendet südwärts zahlreiche Querjoche mit breitem Kamm, zwischen denen sich tiefe, weite Täler befinden. Das ganze Gebiet zwischen der S. und der südlich gelegenen Küstenkette des Bätischen Gebirgssystems bildet den berühmten Distrikt der Alpujarras (s. d.). Vgl. Rein, Beiträge zur Kenntnis der spanischen S. (Wien 1900). – 2) Gebirgskette im nordamerikan. Staate Kalifornien, erstreckt sich, parallel der Küste des Großen Ozeans, 650 km weit nordnordwestlich bis zum Gebirgsstock des Shasta (s. d.) und dacht sich gegen O. sehr steil zum Owenstal, gegen W. sanfter zum kalifornischen Haupttal ab. Granit, Diorit, Andesit und paläozoische Schiefer mit goldführenden Quarzgängen sind das vorwaltende Gestein. In den Tälern finden sich reiche Goldseifen. Die höchsten Gipfel liegen im Süden, darunter Mount Whitney 4419 m, Mount Leconte 4360 m, Mount Brewer 4232 m, Mount Lyell 3975 m. Hier gibt es auf einer 275 km langen Strecke keinen Paß unter[453] 3000 m, und auch der Monopaß, der aus dem durch seine Naturschönheiten berühmten Yosemitetal zum Monosee führt, hat 3282 m Höhe. Weiter nördlich liegt der Sonorapaß, mit einer Fahrstraße, 2934 m, der Truckee- oder Donnerpaß, mit der Zentralpacificbahn, 2409 m hoch. Die S. ist außerordentlich schneereich, so daß die Zentralpacificbahn den Übergang mit Hilfe eines 65 km langen Schneeschutzdaches zu bewerkstelligen hat. Ebenso sind schöne Gebirgsseen zahlreich. An Gletschern fehlt es aber fast vollständig. Die Fußhügel sind nur mit Eichen- und Manzanitasträuchern bewachsen, während die Höhen über 1200 m ein herrliches Waldkleid von Riesentannen, Riesenzedern, Zuckerkiefern, Douglasfichten etc. tragen. Bekannt sind die Sequoienhaine von Mariposa und Calaveras. Obstbau und andre landwirtschaftliche Kulturen sind nur in den untern Talgegenden gediehen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 453-454.
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