Harnzylinder

[828] Harnzylinder (Fibrin-, Faserstoffzylinder), mikroskopische zylinderförmige Gebilde im Harn, die als Abgüsse der Harnkanälchen der Nieren angesehen werden. Man unterscheidet: Epithelzylinder aus verklebten Epithelzellen der Harnkanälchen (s. Abbildung im Artikel »Harnsedimente«, Fig. 4 c); hyaline Zylinder (Fig. 2 b, 4 a, 73), völlig glashell, mitunter mit ganz seinen zerstreuten Pünktchen oder mit Fettkörnchen besetzt (fein granulierte Zylinder, Fig. 2 e u. 4 b), sie entstehen aus Eiweiß, das in die Harnkanälchen transsudiert ist; dunkelkörnige Zylinder, braungelb, undurchsichtig, ganz aus körniger Masse bestehend (Fig. 7 b); Blutzylinder, aus roten Blutkörperchen (Fig. 2 c); wachsartige Zylinder (Amyloidzylinder), glänzend, völlig homogen (Fig. 4 d u. 70). Auch H. aus weißen Blutkörperchen und aus Schollen von Blutfarbstoff kommen vor. H. weisen sicher auf krankhafte Veränderungen in den Nieren hin, am häufigsten auf die verschiedenen Arten von Nierenentzündung. Meist ist ihr Erscheinen daher mit Eiweißharnen verknüpft, doch kommen sie auch ohne solches vor, und es können anderseits bei Eiweißharnen H. völlig fehlen. Wenn auch die einzelnen Formen für bestimmte Arten von Nierenerkrankung nicht sicher charakteristisch sind, so ist ihre Berücksichtigung doch von großem Wert für die Diagnose der Krankheiten des Harnapparats.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 828.
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