Hetman

[284] Hetman (russ. Ataman), bei den Kosaken das Oberhaupt, der oberste Heerführer. Der H. wurde von dem gesamten Volk erwählt und hatte über Leben und Tod zu gebieten. Als sich die Kosaken 1654 den Russen unterwarfen, blieb ihnen ihre frühere Verfassung; als aber der H. Mazeppa (s. d.) 1708 die Partei Karls XII. ergriff, um sich wieder mit den Polen zu vereinigen, beschränkte Peter I. die Würde des Hetmans auf das Amt eines Gouverneurs. Katharina II. hob die ukrainische Hetmanswürde gänzlich auf. In Polen war H. der Heerführer. Großhetman (hetman wielki) hieß seit 1581 der Oberfeldherr des ganzen polnischen Heeres, ihn vertrat der Feldhetman (hetman polny). Der Großhetman wurde vom König ernannt; seine Macht über das Heer war unbeschränkt, hörte aber auf, wenn der König selbst beim Heer befehligte; ihm schwur das Heer Treue, ihm gehörten alle Gefangenen und das Lösegeld für dieselben, doch durfte er sich nicht in die Volksberatungen mischen und den Königswahlen nicht beiwohnen. Der Reichstag von 1792 hob die Hetmanswürde auf. Vgl. Kosaken.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 284.
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