Hippodrom

[359] Hippodrom (griech. hippódrõmos, »Roßlauf«), bei den Griechen die Bahn für Roß- und Wagenrennen, von der zweifachen Länge des Stadiums, etwa 370 m, bei einer Breite von 125 m. Am berühmtesten war der H. zu Olympia. Die beiden Längsseiten mit den Sitzen für die Zuschauer liefen an einem Ende im Halbkreis zusammen, während sie auf dem andern Ende eine Halle verband. Vor dieser befanden sich die keilförmig in die Rennbahn ragenden Schranken, aus denen die Wagen von hinten nach vorn nacheinander so herausgelassen wurden, daß sie die eigentliche Fahrt gleichzeitig rechts herum beginnen konnten. Das Ziel für das Umlenken am jenseitigen Bahnende bezeichnete in Olympia ein runder Altar, TaraxipposEntsetzen der Pferde«) genannt, besonders gefährlich für solche, die durch knappes Umwenden einen Vorsprung zu erreichen suchten. Auf der Seite der Schranken bezeichnete ein andres Ziel, in Olympia eine Statue der Hippodameia, den andern Wendepunkt in der Bahn. Wagen mit ausgewachsenen Pferden mußten zwölfmal um beide Ziele fahren, jüngere Pferde nur achtmal. Auch die in römischer Zeit nach Art des römischen Circus (s. d.) in Griechenland angelegten Rennbahnen hießen H. Unter diesen ist der berühmteste der zu Byzanz von Septimius Severus begonnene, von Konstantin vollendete H., dessen Stelle von den Türken noch Atmeidan (»Roßplatz«) genannt wird (s. Konstantinopel). Vgl. Graf Lehndorff, Hippodromos (Berl. 1876); Grosvenor, The Hippodrome of Constantinople (1889). – H. nennt man auch eine größere eingefriedigte Arena oder einen offenen Platz für hippologische Schaustellungen oder Reiter überhaupt, im Gegensatz zum Zirkus, der nur eine kleine, kreisrunde Bahn, Manege, hat.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 359.
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