Hohentwiel

[451] Hohentwiel, isoliert stehender, 689 m hoher Phonolithkegel, eine württemberg. Enklave (Domäne) im badischen Hegau bei Singen, mit herrlicher Aussicht auf den Bodensee und die Alpen und umfänglichen Ruinen einer alten, einst berühmten Bergfeste. – Der H. (ursprünglich Duellium, dann Twiel) war um 980 Wohnsitz der gelehrten Herzogin Hadwig von Alemannien (s. Hedwig 1), deren Leben dem Dichter Scheffel Stoff zu seinem bekannten Roman »Ekkehard« bot, und kam 1538 in Württembergs Besitz. Unter der Festung liegt der »Vorhoff«, eine Vorbefestigung. 1634–50 hielt sich hier der Oberst Konr. Wiederhold gegen alle Feinde; 1800 übergab der Kommandant die Feste an den französischen General Vandamme, der die Werke sprengen ließ. Die Feste diente längere Zeit auch als Staatsgefängnis, in dem unter andern J. J. Moser (s. d.) fünf Jahre lang schmachtete. Das dortige Benediktinerkloster ward um 970 vom Herzog Burkard II. von Schwaben gegründet und um 1005 von Kaiser Heinrich II. nach Stein am Rhein verlegt. In der Nähe liegen die ähnlichen ehemaligen Bergfesten Hohenkrähen und Hohenstoffeln. Vgl. v. Martens, Geschichte von H. (Stuttg. 1857); »H., Beschreibung und Geschichte« (von O. Fraas u. a., 2. Aufl., das. 1882); Frölich, Die Festungsruinen H. (2. Aufl., das. 1887); Weiß, H. und Ekkehard in Geschichte, Sage und Dichtung (St. Gallen 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 451.
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