Hungerquellen

[656] Hungerquellen (Mai-, März-, Frühlingsbrunnen), periodische Quellen (s. d.), die während der trocknen Jahreszeit versiegen. Wenn die Landleute aus der Stärke und längern Dauer der besonders aus schmelzendem Gebirgsschnee gespeisten H. auf bevorstehenden Mißwachs schließen, wogegen ihr Ausbleiben als Vorbedeutung einer reichen Ernte gilt, so spricht dafür der Umstand, daß H. in Niederungen und nassen Gegenden, aber auch an Berghängen entstehen, wenn der Erdboden mit der im Winter aufgenommenen Feuchtigkeit getränkt ist und das Schneewasser der nächsten Umgebung nicht mehr einsaugen kann, so daß dieses nun in Form von H. zum Vorschein kommt. Da der nasse Untergrund zu kalt bleibt, so gedeihen die Gewächse nicht, und es entsteht Mißwachs.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 656.
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