Ideologie

[739] Ideologie (griech.), soviel wie Ideenlehre; im besondern Bezeichnung für eine Richtung der französischen Philosophie, die, an Condillac anknüpfend, die Philosophie unter Verwerfung aller Metaphysik auf Anthropologie und Psychologie zurückzuführen und von diesem Gesichtspunkt aus auch die Ethik, Pädagogik, Rechts- und Staatswissenschaft zu reformieren und auf rationeller Grundlage aufzubauen suchte. Ihre wichtigsten Vertreter sind Condorcet, Cabanis, Destut de Tracy (»Les éléments d'idéologie«, Par. 1801–15, 5 Bde.), Royer-Collard. Die Ideologen übten von 1792–1802 einen bedeutenden politischen Einfluß aus, zogen sich aber durch ihre Opposition gegen den sich vorbereitenden Zäsarismus den Haß Napoleons zu, der sie verfolgte und als unpraktische Theoretiker verhöhnte. Daher später Ideolog soviel wie Doktrinär.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 739.
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