Juften

[352] Juften (russ., fälschlich Juchten), lohgares Leder, das früher ausschließlich in Rußland dargestellt wurde, ist stark, geschmeidig, riecht eigentümlich, wird von Insekten nicht angegriffen und bietet dem Wasser großen Widerstand. Zur Darstellung werden gute Häute von jungem Rindvieh enthaart, gereinigt, in einem Sauerbad geschwellt und mit Weiden- oder Pappelrinde gegerbt, dann, um sie geschmeidiger zu machen, zwei Tage in einen Brei aus Roggenmehl, Salz und lauem Wasser gelegt, gewaschen und getrocknet. Die besten Häute werden zu weißem J. bestimmt und nur noch auf der Narbenseite mit Birkenteeröl (Juchtenöl) oder Seehundstran eingerieben und dann getrocknet, die übrigen werden rot oder schwarz gefärbt und dann ebenfalls eingefettet. Teerleder erhält doppelt soviel Fett wie der übrige J. Nach dem Trocknen wird das Leder gewalkt, gefalzt, gekrispelt und auf der Narbenseite nochmals mit Seehundstran und Talg eingerieben. Je nach der Verwendung wird das J. schließlich geglättet oder chagriniert. Das weiße Leder dient zu Armeezwecken, rotes namentlich zu Portefeuillearbeiten, schwarzes zu Pferdegeschirren und Schuhwerk. Den Geruch verdankt das J. dem Birkenteeröl. Das beste J. kommt aus der Gegend von Nowgorod und aus Südrußland, aber auch außerhalb Rußlands wird die Ware aus Rinder- und Roßhäuten in vortrefflicher Qualität hergestellt, und häufig wird gewöhnliches rotes Leder parfümiert, so daß es wie J. riecht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 352.
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