Kaliumrhodanīd

[477] Kaliumrhodanīd (Kaliumsulfocyanat, Rhodankalium, Schwefelcyankalium) KCNS entsteht beim Kochen der Lösung von Ferrocyankalium K4Fe(CN)6 mit Schwefelkalium K2S, beim Schmelzen von kohlensaurem Kali mit Schwefel und Zusatz von Ferrocyankalium, beim Schmelzen von Cyankalium mit Schwefel, auch bei Behandlung von Kaliumthiosulfat mit Cyankalium. Zur Darstellung kann man Kupferrhodanür mit Schwefelkalium, oder Rhodanbaryum mit schwefelsaurem Kali zersetzen, oder Rhodanammoniumlauge mit Pottasche destillieren (vgl. Rhodanverbindungen). Es bildet farblose Kristalle vom spez. Gew. 1,886–1,906, schmeckt kühlend, etwas beißend, ist zerfließlich, löst sich unter starker Temperaturerniedrigung leicht in Wasser (100 Teile Wasser von 10,8°, mit 150 Teilen K. gemischt, erniedrigen die Temperatur um 34,5°). Es färbt sich beim Schmelzen braungrün, zuletzt indigblau, wird aber beim Erkalten wieder farblos. K. ist narkotisch giftig und dient als scharfes Reagens auf Eisenoxydsalze, mit denen es eine intensiv blutrote Färbung gibt. Man benutzt es deshalb in der analytischen Chemie, außerdem zu Kältemischungen und zur Darstellung von Senföl.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 477.
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