Kamala

[500] Kamala (Wurus, Waras), leichtes, lockeres rotes Pulver, besteht im wesentlichen aus den zinnoberroten Drüschen, welche die kirschgroßen Früchte der Euphorbiazee Mallotus philippinensis (Rottlera tinctoria) bedecken. Man gewinnt es in Indien durch Schütteln oder Abreiben der Früchte. K. ist geruch- und geschmacklos, enthält als Beimengungen Sternhaare, Bruchstückchen der Früchte und Blätter, Staub etc. Sie wird von Wasser kaum angegriffen, gibt an Alkohol, Äther und Kalilauge ein rotes Harz ab, enthält Spuren von ätherischem Ol, Zitronen- und Oxalsäure, im wesentlichen aber Harze (Kamalarot) und Rottlerin C22H20O6. Letzteres bildet gelbe Kristalle, löst sich in Wasser, Alkohol und Äther, in wässerigen Alkalien mit tiefroter Farbe, ist nicht flüchtig und entsteht auch bei Behandlung von Aloin mit Salzsäure. K. dient in Indien seit alter Zeit zum Färben der Seide und gibt ein schönes Orangebraun; seit der Mitte des 19. Jahrh. wurde es in Europa als Bandwurmmittel benutzt, und seit 1872 ist es auch bei uns offizinell. Vor dem Kusso hat es den Vorzug, daß es weniger leicht Übelkeit und Erbrechen erregt. Auch gegen Hautkrankheiten ist es benutzt worden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 500.
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