Katachrēse

[735] Katachrēse (griech., lat. Abusio, »Mißbrauch«), rhetorischer Kunstausdruck, bezeichnet den Verstoß des Dichters oder Redners gegen die Einheit eines von ihm gebrauchten Bildes, sei es, daß er den bildlichen und den eigentlichen Ausdruck vermischt (z. B.: »Diese Säule des Staates wurde geboren etc.«), oder aus einem Bild in ein andres fällt (z. B.: »Laß nicht des Neides Zügel umnebeln deinen Geist«). Maßvollere Katachresen kommen auch bei guten Schriftstellern vor, drastische sind nur zu komischer Wirkung (wie z. B. in Wippchens Kriegsberichten) brauchbar. Katachrestisch, uneigentlich gebraucht, mißbräuchlich.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 735.
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