Kauar

[762] Kauar, Oasengruppe in der Sahara, auf halbem Wege zwischen Fezzan und Bornu, etwas südlich des 20.° nördl. Br., erstreckt sich als eine zwischen 300 und 350 m hohe Einsenkung 80 km von N. nach S. und 8–10 km von W. nach O. und hat mit der Oase Bilma an ihrem Südende 2750 qkm Umfang. An der Ostseite zieht sich das bis 632 m hohe felsige Mogodomgebirge hin, die Westseite ist Sandwüste. Wasser findet sich überall dicht unter der Oberfläche, und die Oasen erscheinen wie ein großer Palmenwald. Sie schließen an verschiedenen Stellen Salzseen ein, deren größter 2 km Länge hat, und in ihrem Salzreichtum liegt der Wert der Oasen. Besonders aus der zu Bilma gehörigen Oase Kalala gelangen große Mengen Salz nach dem Sudân durch Tuaregkarawanen, die oft 1000 Kamele stark sind. Sonst erzeugen die Oasen nur mittelmäßige Datteln; Ackerbau wird aus Furcht vor den räuberischen Tuareg nicht betrieben. Die Bewohner (ca. 4000), die einen dem Kanuri (Bornusprache) verwandten Negerdialekt reden, gehören zum Tibbu- oder Tedastamm. Von den elf Oasen der Gruppe ist Dirki mit 250 Häusern die bedeutendste; sie ist Sitz des Häuptlings von K. und hat noch Reste alter Umfassungsmauern, infolge der nahen Salzsümpfe ist sie aber ungesund. Schimmedru mit ca. 120 Häusern ist Sitz eines Scheichs der Snussi, des geistlichen Oberhauptes von K.; das südlichere Garn mit 300 Häusern ist Sitz des Häuptlings von Bilma. Als Zufluchtsstätten bei Einfällen der Tuareg sind an mehreren Oasen kleine Festungen auf den benachbarten Felsen angelegt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 762.
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