Krīsis

[700] Krīsis (griech., Krise, »Urteil, Entscheidung«), der Ausgang einer Krankheit in Genesung, wenn er rasch und vollständig geschieht, während eine allmähliche Beseitigung einer Krankheit Lysis genannt wird. Zum Begriff der K. gehört aber noch, daß der Ausgang in Genesung von einer gesteigerten Tätigkeit der Absonderungsorgane und einer merklichen Vermehrung der Produkte derselben, vor allem des Schweißes und des Harns, begleitet sei. Zu der alten Krisenlehre gehört auch noch die Lehre von den kritischen Tagen. Schon Hippokrates nahm an, daß gewisse Krankheiten nur an bestimmten Tagen (am 5., 7., 9., 11. Tag) sich entscheiden; Galen hat diese Ansicht auf die Nachwelt überliefert, und heutzutage noch ist der Glaube daran im Publikum gang und gäbe. Alle diese Annahmen haben sich jedoch als unrichtig erwiesen, und man versteht gegenwärtig unter K. nur das plötzliche, meist unter reichlichem Schweiß erfolgende Aufhören des Fiebers, das dann alle andern Erscheinungen hinreichend erklärt, und mit dem auch die größte Gefahr beseitigt zu sein pflegt. Zu den fieberhaften Krankheiten, die mit einer K. abschließen, gehören die Lungenentzündung und die Malaria. – Im volkswirtschaftlichen Sinne bezeichnet man mit Krisen starke Störungen im Verlauf von Produktion und Verkehr, insbes. im Gleichgewicht zwischen Bedarf und Erzeugung (s. Handelskrisen).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 700.
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