Kratzer

[601] Kratzer (Hakenwürmer, Acanthocephali), eine Gruppe der Würmer, die früher mit den Fadenwürmern (s. d.) vereinigt wurde. Darm und Mund fehlen ihnen, so daß sie ähnlich den Bandwürmern sich durch die Haut hindurch von dem Darmsaft der Tiere, in denen sie als Schmarotzer leben, ernähren. Der Name kommt von dem mit Widerhaken besetzten Rüssel, der am Vorderende liegt, ausgestreckt und eingestülpt werden kann und zur Befestigung des Tieres in der Darmwand seines Wirtes dient. Nervensystem und Exkretionssystem sind sehr einfach. Die Männchen haben hinten eine ausstülpbare Tasche zum Umfassen der Geschlechtsteile der Weibchen; der weibliche Geschlechtsapparat ist sehr kompliziert. Die aus den Eiern hervorgegangenen Jungen bewohnen die Leibeshöhle kleiner Krebse oder Insektenlarven und werden erst, wenn sie zugleich mit ihren Wirten in den Darm von Fischen, Wasservögeln etc. gelangen, geschlechtsreif. Die mehrere hundert Arten K. (bis vor kurzem alle zur Gattung Echinorhynchus Müll. gestellt, neuerdings aber auf drei Gattungen verteilt) leben im Darm von Wirbeltieren, oft zu vielen beisammen. Im Dünndarm des Schweines lebt E. gigas Goeze (Riesenkratzer), bis zu 0,5 m lang, der in der Jugend in Engerlingen und Maikäfern vorkommt, unter Umständen epidemisch auftritt und sich auch gelegentlich in den Menschen verirrt; von andern Arten leben die Jugendformen in Fischen, Flohkrebsen etc.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 601.
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