Fadenwürmer

[263] Fadenwürmer (Rundwürmer, Nemathelminthes, Nematodes), Klasse der Würmer, mit rundem, langem, spul- oder fadenförmigem Körper, der häufig eine geringelte Haut besitzt, jedoch nie wirklich gegliedert ist; frei im Meer- und Süßwasser, in der Erde sowie besonders auch als Parasiten in Pflanzen, Tieren und im menschlichen Körper lebend. Die hastig schlängelnden Bewegungen der F. werden durch den Hautmuskelschlauch bewirkt; dieser erscheint durch eine Rücken- und Bauchlinie sowie durch zwei breitere Seitenlinien in vier Längsfelder geteilt, ein für die F. sehr charakteristisches Verhalten. Das Nervensystem besteht aus einem Schlundring und einigen durch den ganzen Körper laufenden Längsstämmen. Atmungs- und Kreislaufswerkzeuge fehlen; die Exkretionsstoffe werden durch zwei in den Seitenlinien nach vorn verlaufende und sich dort vereinigende Gefäße nach außen entleert. Der Darm verläuft geradlinig vom Mund bis zum After am hintern Ende. Mit dem After ist beim Männchen die Geschlechtsöffnung verbunden, während die weiblichen Organe ungefähr in der Körpermitte ausmünden. Die innern Geschlechtswerkzeuge bestehen im wesentlichen aus einem unpaaren Hoden oder einem paarigen Eierstock und den Ausführungsgängen. Die aus den Eiern hervorgehenden Jungen sind von den Erwachsenen meist nur wenig verschieden, zuweilen machen sie jedoch noch eine Metamorphose durch. Die Parasiten leben in der Jugend oft frei in feuchter Erde als Rhabditiden und wandern dann mit dem Trinkwasser oder der Nahrung in den Darm des für ihre Art bestimmten Wohntieres ein; andre Formen wandern erst noch durch einen Zwischenwirt, in dessen Organen sie sich einkapseln, und entwickeln sich erst völlig, sobald sie in dem Endwirt angelangt sind. Bei andern Fadenwürmern wechselt eine noch während ihres Lebens im Freien geschlechtsreif werdende Generation mit einer schmarotzenden regelmäßig ab. Manche kleinere Arten sind so zäh, daß sie dem Austrocknen längere Zeit widerstehen und bei Befeuchtung zu neuem Leben erwachen. Fast jede der einzelnen Familien weist einige für den Menschen als Parasiten oder biologisch wichtige Vertreter auf. Die Spulwürmer, Strongyliden, Trichotracheliden und Filariaden (s. die einzelnen Artikel) werden dem Menschen lästig oder selbst gefährlich; die merkwürdigen Draht- oder Saitenwürmer (Gordiidae, s. Wasserkalb) und Mermithiden (s. Wurmregen) leben in Insekten, während die Aaltierchen (s.d.) die Getreidearten, Zuckerrüben (Heterodera) etc. infizieren und die Enopliden endlich vielfach Bewohner des Meeres sind. S. Tafel »Würmer II«. Vgl. Diesing, Systema Helminthum (Wien 1850–51, 2 Bde.); Schneider, Monographie der Nematoden (Berl. 1866); Leuckart, Die menschlichen Parasiten, Bd. 2 (Leipz. 1876).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 263.
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