Laurier

[250] Laurier (spr. lorĭë), Sir Wilfrid, kanad. Staatsmann, geb. 20. Nov. 1841 in St. Lin (Quebec), von französischer Abkunft, wurde 1864 Rechtsanwalt, ließ sich 1871 für die Provinzialversammlung von Quebec zum (liberalen) Abgeordneten und 1874 auch in das kanadische Bundesparlament wählen. Durch seine Lauterkeit und Loyalität gegen England errang er 1891 die Führerschaft unter den Liberalen; wegen seiner rednerischen Gewandtheit wurde er der »silver-tongued L.« genannt. Obwohl Katholik, wahrte er doch gegen die Ansprüche der Kirche seine Unabhängigkeit. 1896 trat er, Sir Charles Tupper (s. d.) ablösend, an die Spitze des Ministeriums und brachte kurz danach einen für das Mutterland günstigen Einfuhrsondertarif beim Parlament durch. Gelegentlich der Jubiläumsfeierlichkeiten der Königin Viktoria (1897 in London) wurde er zum Mitglied des Geheimen Rats ernannt. Unter König Eduard VII. war seine selbständige, wesentlich ablehnende Haltung gegenüber dem eine straffere Abhängigkeit sämtlicher Kolonien vom Mutterland anstrebenden Imperialismus Chamberlains bemerkenswert. Vgl. H. Moreau, Sir Wilfrid L., premier ministre du Canada (Par. 1902); Willison, Sir Wilfrid L. and the liberal party (Lond. 1903, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 250.
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