Ligatūr

[544] Ligatūr (lat.), in der Musik soviel wie Bindung, die Zusammenziehung zweier Noten von gleicher Tonhöhe zu einem einzigen Ton, die durch einen beide Notenköpfe verbindenden Bogen angezeigt wird; in der ältern Mensuralmusik die Zusammenrückung von Notengruppen zu Figuren, deren rhythmische Geltung eins der schwierigsten Kapitel der Mensuraltheorie bildet; vgl. Riemann, Studien zur Geschichte der Notenschrift (Leipz. 1878), S. 239–253. – Über L. als chirurgische Operation s. Unterbindung; auch soviel wie Nestelknüpfen (s. Nestel). – In der Paläographie nennt man L. das Zusammenziehen einzelner Buchstaben, das von den Schreibern des Mittelalters, um Raum zu sparen, oder aus Bequemlichkeit, um die Feder nicht abzusetzen, geübt wurde. Von der Handschrift ging die L. auf die anfangs aus Holz geschnittenen, später gegossenen Lettern über, namentlich bei æ, œ, ch, st etc.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 544.
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