Manen

[216] Manen (lat. Manes, »die Guten«), bei den Römern euphemistische Gesamtbezeichnung für die in der Unterwelt waltenden Mächte und die Seelen der Verstorbenen, gewöhnlich Di Manes genannt. Die Auffassung der M. als der zu Göttern erhobenen Seelen der Abgeschiedenen und die Beschränkung auf einzelne, wie sie die Weiheformel römischer Grabsteine D. M., d. h. Dis Manibus, zeigt, entstammt erst der Kaiserzeit. Nur an bestimmten Tagen, 24. Aug., 5. Okt. und 8. Nov., wenn der Mundus, eine mit einem Stein bedeckte Grube, geöffnet ist, kommen die M. auf die Oberwelt. Ihnen galten die Parentalien und Feralien. Als Wohnort der M. dachte man sich die Erdtiefe, aus der sie nur zu gewissen Jahreszeiten und nächtlicherweile hervorkommen, um auf der Erde umherzuschweifen; daher wird Manes nicht selten für die Unterwelt selbst und das Reich der Geister überhaupt gebraucht. Alljährlich wurden zu ihrer Versöhnung die Feralien (s. Feralia), ein allgemeines Totenfest, gefeiert. S. Manendienst.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 216.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: