Mineralfarben

[861] Mineralfarben (Erdfarben, Farberden, Körperfarben), Farbkörper, die teils natürlich vorkommen (Blaueisenerde, Kreide, Bolus), teils aus mineralischen Rohstoffen künstlich dargestellt werden (Chromgelb, Mennige, Berggrün) und einen nicht durchsichtigen Anstrich geben. Sie werden mit Wasser und Öl benutzt, sind meist sehr dauerhaft, häufig aber giftig. Durch Zusätze verschiedener Art gibt man den M. häufig eine feurige Färbung. Carmiettegelb ist Mennige, die durch »Eosin gelblich« gefärbt wurde, Carmietteblau eine um eine Nuance dunklere Mennige mit blaustichigem »Eosin gelblich«. Andre Carmiettefarben waren mit Rose bengale, Eosin B N und Eosin B gefärbt. Zinnoberersatz bläulich ist eine dem Zinnober ähnliche Mennige (Bleirot) mit Rose bengale und Zinnoberersatz gelblich eine Orangemennige mit einer Mischung von Rose bengale und etwas Kochenillescharlach 2 R. Zinnoberrot ist Zinnober mit Methyleosin oder Primerose gefärbt. Chromzinnober ist reines Chromrot oder kristallinisches basisches Bleichromat, und Karminzinnober besteht aus Zinnober mit etwas seinem Englischrot (wohl aus Eisenoxalat durch Glühen hergestellt). Granatrot α ist mit Coccin gefärbte Mennige und Granatrot β Orangemennige, gefärbt mit Ponceau 2 R und 3 R. Die verschiedenen Sorten von Purpurlackrot sind Lackfarben, die aus Rotholzextraktlösungen mit Alaun durch Soda gefällt werden; für Purpurrot hell erhielt die Lösung einen Zusatz von etwas Fuchsin. Samtrot α ist Eisenoxyd, gefärbt mit Rosanilinblau und Fuchsin, Samtrot β mit rotstichigem Anilinblau und wenig Fuchsin. Die verschiedenen Sorten Goldocker oder Satinocker sind echte, nicht künstlich gefärbte Mineralstoffe. Die Färbungen von M. mit nicht lichtechten Teerfarbstoffen sind verwerflich, jedenfalls verdienen Färbungen mit Rhodaminen, Methylen- und Meldolablau den Vorzug; gegen die Verwendung von Ponceau, Coccinen und Scharlach läßt sich wenig einwenden. Vgl. Mierzinski, Die Erd-, Mineral- und Lackfarben (4. Aufl., Weim. 1881); Zerr u. Rübencamp, Handbuch der Farbenfabrikation (Körperfarben, Dresd. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 861.
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