Mitempfindung

[910] Mitempfindung, die Ausbreitung der Empfindung von einer direkt affizierten Körperstelle auf andre nicht affizierte. Das geläufigste Beispiel einer solchen ist die Verbreitung des Zahnwehs über benachbarte Zähne und sogar die ganze Gesichtshälfte. Manche zählen zu den Mitempfindungen die Erregung von Kitzel in der Nase beim Sehen in helles Licht, die Empfindung von Hustenreiz bei Berührung der tiefern Teile des äußern Gehörganges etc. Die unangenehme rieselnde Empfindung beim Hören sehr hoher Töne (Spitzen eines Schieferstifts u. dgl.) gehört wahrscheinlich nicht hierher. Die Ursache der M. ist eine im nervösen Zentralorgan, wahrscheinlich im Gehirn, zustande kommende Irradiation (Ausstrahlung) der Erregung von den primär betroffenen Empfindungszentren auf benachbarte Partien. Die so erregten Teile verlegen die in ihnen zustande kommenden Empfindungen nach dem Gesetz der Exzentrizität in die ihnen zugeordneten Gebiete der Körperperipherie. Die Wirkung muß dann eine solche sein, als ob diese Gebiete zugleich mit der den Ausgangspunkt der Empfindung bildenden affiziert wären.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 910.
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