Irradĭation

[27] Irradĭation (lat., »Einstrahlung«), eine optische Täuschung, die darin besteht, daß helle Gegenstände auf dunklem Grunde größer und dunkle Gegenstände auf hellem Grunde kleiner erscheinen, als sie wirklich sind. Man beobachtet die I. besonders auffällig an der Mondsichel, die einer Scheibe von größerm Halbmesser anzugehören scheint als der sehr schwach beleuchtete Rest des Mondes, da sie über letztern übergreift. Ein weißes Quadrat auf schwarzem Grund erscheint bei intensiver Beleuchtung und weitem Abstand vom Auge größer als ein gleich großes schwarzes Quadrat auf weißem Grunde. Die I. zeigt sich bei allen Entfernungen von der Weite des deutlichen Sehens bis zu unendlicher Entfernung. Je stärker die Helligkeit des Objekts ist, desto auffallender ist die Vergrößerung durch die I. Nach Plateau erklärt sich die I. durch eine Ausbreitung des Lichteindrucks auf der Netzhaut unsers Auges, nach Helmholtz genügen zur Erklärung die Zerstreuungskreise, die selbst bei vollkommener Akkommodation infolge der sphärischen und chromatischen Aberration des Auges noch auftreten. Vgl. Plateau, Mémoire sur l'irradiation (Brüssel 1839) und in Poggendorffs »Annalen« (Ergänzungsband, 1842); Welcker, Über I. (Gieß. 1852).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 27.
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