Montreux

[114] Montreux (spr. mongtrȫ), klimatischer Kurort im schweizer. Kanton Waadt, Bezirk Vevey, am Genfer See und an der Linie Genf-St.-Maurice der Simplonbahn und der elektrischen Straßenbahn Vevey-Chillon-Villeneuve, besteht aus mehreren am Bergabhang und Seeufer zerstreut liegenden Dörfern und Weilern, darunter der Hauptort Vernex und das benachbarte Clarens (im NW.), Territet, Veytaux (im SO.), Glion u.a., die politisch die Gemeinden Le Châtelard, Les Planches und Veytaux mit (1900) 15,854 Einw. (darunter 4301 Katholiken) bilden. Das eigentliche M. ist nur eine Häusergruppe an der Kirche, streng genommen die Bezeichnung der prachtvollen Uferstrecke Chillon-Clarens. Wegen seiner schönen Lage und seines milden und gesunden Klimas wird M. im Herbst und Winter von Rekonvaleszenten und Kranken viel besucht: das »schweizerische Nizza«. M. ist durch die Berge vor dem Nordwind geschützt, während der Reflex der Sonnenstrahlen von den Felsen die Temperatur erhöht. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 10,14°, im Winter 2,0°, Frühling 9,6, Sommer 18,41, Herbst 10,58°. Die mittlere Tagesschwankung beträgt 5°, die Luftfeuchtigkeit ist mäßig, die Zahl der Regentage gering. Die jährliche Regenmenge beträgt 1123 mm. Man benutzt M. bei Lungentuberkulose, chronischer Bronchitis, Nervenschwäche und für Rekonvaleszenten, auch als Übergangsstation. M. ist einer der beliebtesten Traubenkurorte. Eine 5 km lange Reihe von Gasthöfen und Pensionen ist vorhanden mit über 5000 Fremdenbetten, seit 1881 auch ein Kurhaus (für Theater und Konzert); Zahl der Fremden (1903) 39,493. An Bauten sind noch erwähnenswert die alte Pfarrkirche, der neue Bahnhof, das neue Collège; 1902 wurde ein Denkmal der Kaiserin Elisabeth von Österreich errichtet. Im Mai wird seit 1897 das Narzissenfest gefeiert. In Clarens liegt in dem von Rousseau gepriesenen Bosquet de Julie das moderne Château-des-Crêtes in der Umgebung von M. die alten Schlösser Chillon (s. d.) und Châtelard. Die Uferhöhen sind reich an entzückenden Aussichtspunkten. Glion (724 m) ist[114] mit Territet durch eine Drahtseilbahn verbunden; von Glion aus führt eine 7,68 km lange Zahnradbahn zu den Rochers de Naye. Vgl. Nolda, Klimatischer Kurort und Bad M. (Montreux 1893); Yung, Montreux (Zür. 1898); Geifer, Wanderführer durch M. und Umgebung (das. 1900); C. Bührer, Le climat de M. (Montreux 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 114-115.
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