Nürnberger Trichter

[845] Nürnberger Trichter, trichterförmige Hörmaschine für Schwerhörige; auch scherzhafte Bezeichnung einer äußerlichen Lehrmethode, die keine geistige Selbsttätigkeit, sondern nur gedächtnismäßige Aufnahme des eingegossenen Stoffes seitens des Schülers fordert. Die Spötterei von einem solchen pädagogischen Trichter wird von J. B. Schuppius schon aus der Zeit der Ratkeschen Reformversuche in Augsburg (1614; vgl. »Vom Schulwesen«, S. 121) berichtet. Auf Nürnberg ward sie, wie es scheint, übertragen infolge des Buches Harsdörfers (s. d.): »Poetischer [845] Trichter, die deutsche Dicht- und Reimkunst ohne Behuf der lateinischen Sprache in 6 Stunden einzugießen« (zuerst Nürnb. 1647–48, 2 Tle.). Vgl. Tittmann, Die Nürnberger Dichterschule (Götting. 1847); Bischoff, G. Ph. Harsdörfer (in der »Festschrift des Pegnesischen Blumenordens«, Nürnb. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 845-846.
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