Orosĭus

[137] Orosĭus, seit dem 8. Jahrh. Paulus O., Kirchenschriftsteller, geb. wahrscheinlich zu Bracara (Braga) in Spanien, gest. nach 418, siedelte als Presbyter nach Afrika über, wo er sich an Augustin anschloß und mit geringer Sachkenntnis und vielfacher Übertreibung eine WeltgeschichteHistoriarum adversus paganos libri VII«) von der Schöpfung bis 417 n. Chr. schrieb, um gegen den Vorwurf der Heiden, das Christentum habe die Not der Zeit verschuldet, zu erweisen, daß die Menschheit immer von Elend heimgesucht worden sei und das Christentum vielmehr die sittliche Not gemildert habe. Von historischem Wert nur, wo die benutzten Quellen, besonders Livius, verloren sind, und für die Gegenwart des Verfassers, ist das Buch während des Mittelalters im Unterricht viel benutzt und auch später oft aufgelegt worden. Hauptausgaben von Haverkamp (Leid. 1738) und Zangemeister (Wien 1882; kleine Ausg., Leipz. 1889). Außerdem besitzen wir von O. zwei dogmatische Streitschriften: »Liber anologeticus« (gegen die Pelagianer, in Zangemeisters[137] großer Ausgabe) und »Commonitorium ad Augustinum de errore Priscillianistarum et Origenistarum« (hrsg. von Schepß, Wien 1888). Vgl. Mörner, De Orosii vita eiusque historiarum libris VII (Berl. 1844); Méjean, Paul Orose et son apologétique contre les païens (Straßb. 1861); Sauvage, De Orosio (Par. 1874); Paucker, Die Latinität des O. (Berl. 1883).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 137-138.
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