Parodīe

[463] Parodīe (griech., »Gegengesang«), in der Rhetorik und Poetik die Umformung einer Rede oder Dichtung, durch die bei möglichster Beibehaltung der Worte der Sinn ins Komische gezogen wird; umgekehrt wird bei der Travestie (s. d.) der Inhalt beibehalten und ihm eine andre (zu ihm nicht passende äußere) Form gegeben. Beide haben das Gemeinsame, daß sie durch den Kontrast zwischen Form und Inhalt komisch wirken. Als Erfinder der P. wird Hipponax (530 v. Chr.) genannt; mit Meisterschaft wußte sie Aristophanes (gegen Euripides) zu handhaben. Unter den neuern Nationen erhielt die P. besonders bei den Franzosen (Scarron) Beifall. Deutsche Parodien schrieben MahlmannHerodes vor Bethlehem«, auf Kotzebues[463] »Hussiten vor Naumburg«), Röller (»Der Kaffee«, auf Schillers »Glocke«) u.a. Vgl. Delepierre, La parodie chez les Grecs, les Romains, chez les modernes (Lond. 1871); Umlauft, Das Buch der Parodien und Travestien (Wien 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 463-464.
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