Parodie

[709] Parodie (v. gr.), 1) Nebengesang, bei den Griechen kleines Gedicht, mit scherzhafter Nachahmung von Stellen u. Theilen ernsthafter Dichtungen. Asios od. Hipponax sollen die Erfinder sein; auch von Hegenmon aus Thasos gibt es deren; 2) komische od. auch ernste Umbildung eines Gedichts, worin die Form desselben beibehalten, der Stoff aber verändert wird (wie z.B. in der Batrachomyomachie), wodurch sich die P. von der Travestie (s.d.) unterscheidet. Beide wirken durch den Contrast, welchen sie zu ihrem Original bilden, die P. aber nur, insofern sie eine scherzhafte ist, denn in der ernsthaften wird der Ernst des Originals nur auf einen andern ernsten Gegenstand angewendet u. daher hier nicht lächerlich gemacht, sondern vielmehr in seiner ganzen ernsten Bedeutung anerkannt, um durch Übertragung derselben den Eindruck des Ernstes in dem Inhalt der P. noch zu erhöhen. Die scherzhafte P. gehört zur satyrischen Dichtung; an solchen ist bes. die Französische Literatur reich. Die besten deutschen sind von Mahlmann (Herodes vor Bethlehem auf Kotzebues Hussiten vor Naumburg), Röller (der Kaffee auf Schillers Glocke) u. Schütz. Vgl. Solbrigs Almanach der Parodien, Lpz. 1817–20, 2 Bdchn. u. Moser, Parodiarum exemplum, Ulm 1819; 3) der neue, aus fremder Sprache übersetzte, od. in derselben Sprache veränderte Text eines schon componirten Gesangstücks.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 709.
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