Pemphĭgus

[559] Pemphĭgus (Blasenausschlag, Pompholyx), Hautkrankheit, bei der sich auf entzündlich geröteten, aber nicht infiltrierten, voneinander getrennten Hautstellen große, mit heller, wässeriger Flüssigkeit gefüllte Blasen bilden. Worauf dieser Vorgang beruht, ist nicht genügend erkannt; in vielen Fällen ist eine Beziehung zum Nervensystem anzunehmen. Bei dem sehr seltenen akuten P. (Febris bullosa, Blasenfieber) entwickeln sich unter Fieber auf der Haut Blasen, die bald eintrocknen, oft von Nachschüben neuer Blasen gefolgt sind. Nach 2–4 Wochen erfolgt Heilung. Eine ähnliche Krankheit findet sich als P. der Neugebornen (P. neonatorum) oder Febris bullosa häufig bei jungen Kindern. Sie soll, da sie epidemisch beobachtet wurde, ansteckend sein können, und durch Staphylokokken erzeugt werden. Blasenausschläge kommen häufig bei Syphilis vor (P. syphiliticus), auch bei Aussatz (P. leprosus). Diesen Formen steht die Krankheitsgruppe des chronischen und idiopathischen, d.h. selbständig entstandenen P. gegenüber, bei dem sich die Blasen in häufigen Nachschüben erneuern, während die alten abheilen. Hier ist der gutartige P. vulgaris von schlimmern Formen zu unterscheiden. Es bilden sich einzeln stehende, mit hellem Serum gefüllte Blasen von sehr verschiedener Größe und Zahl, die nach einigen Tagen platzen und abheilen, aber durch neue Blasen ersetzt werden. Auch die Schleimhäute können befallen werden. Durch Zusammenfließen der Blasen zu Kreisen und Schlangenlinien können sehr eigentümliche Krankheitsbilder erzeugt werden. Nach monatelanger Dauer tritt Heilung ein. Wenn die Blasen nicht abheilen, sondern sich in oberflächliche, stark schuppende Hautwunden verwandeln, so liegt eine schwere, bösartige Form des P. foliaceus vor, im Gegensatz zu dem gutartigen P. vulgaris. Dabei besteht hohes Fieber, oft bilden sich tiefere, stark absondernde Geschwüre. Die Krankheit führt wohl fast immer zum Tod. Andre gleich bösartige Formen sind der P. vegetans, bei dem sich aus dem Blasengrunde weiche, feuchte Wucherungen erheben, die oberflächlich verschorfen und große diphtherieähnliche Beläge bilden können, und der mit heftigstem Jucken einhergehende P. pruriginosus. Die Behandlung des P. ist eine rein symptomatische. Man muß die Kräfte des Kranken durch entsprechende Ernährung und Vermeidung aller Säfteverluste aufrecht zu erhalten suchen, bis die Krankheit erlischt. Am besten hat sich noch bei den schwerern Fällen ein permanentes Bad bewährt, das wenigstens den Schmerz lindert und das Fieber herabsetzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 559.
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