Pollutionen

[108] Pollutionen (lat., »Besudelungen«), unwillkürliche Samenverluste, erfolgen bei geschlechtsreifen und enthaltsamen Männern alle 2–4 Wochen im Schlaf, besonders gegen Morgen, ohne Schaden für die Gesundheit zu verursachen. Ein nachteiliger Einfluß auf den Körper entsteht erst bei lange Zeit hindurch häufig sich wiederholenden P. Die Ursachen sind in solchen Fällen geschlechtliche Ausschweifungen oder üppige Kost bei geringer Muskelanstrengung, langer Schlaf, besonders des Morgens und in Federbetten, örtliche Reizung der Genitalien etc. Die Behandlung besteht ausschließlich in geregelter Lebensweise. Jugendliche, an allzu häufigen nächtlichen P. leidende Individuen müssen knappe Diät führen, Kaffee, Tee, Gewürze vermeiden, vorzugsweise nur Wasser oder Milch, abends aber gar nichts trinken, sehr sparsame und zeitige Abendmahlzeiten genießen, täglich sich tüchtig austurnen, auf harter Unterlage und unter kühler Bedeckung schlafen, dabei die Rückenlage vermeiden; auch sollen sie morgens zeitig aufstehen. Kalte Waschungen und Sitzbäder, im Sommer Flußbäder sind täglich anzuwenden. Überhaupt müssen solche Leute sich an eine abhärtende Lebensweise gewöhnen, vor allem aber sich mit ernsthaften Dingen und den Geist wie den Körper in Anspruch nehmenden praktischen Arbeiten beschäftigen, die Beschäftigung der Phantasie mit geschlechtlichen Bildern u. dgl. aber vermeiden. Zur Verhütung der gegen Morgen eintretenden P. wecke man den Kranken nachts, um den Harn zu lassen, damit dieser keinen Druck auf die Samenbläschen ausübe. Aus gleichem Grunde muß für reichliche Entleerungen des Mastdarms gesorgt werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 108.
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