Poschiavo, Val di

[200] Poschiavo, Val di (spr. poskjāwo, deutsch Puschlav), Alpental im schweizer. Kanton Graubünden, von der Straße über den Bernina und dem Fluß Poschiavino durchzogen, dessen Hauptquelle der Abfluß des Lago Bianco (2230 m) bildet. Oberhalb Poschiavo tritt er in die zweite Talstufe ein, bildet den durch einen Bergsturz gestauten Lago di P. (962 m ü. M., 1,96 qkm groß, 84 m tief) und mündet bei Tirano (460 m) in die Adda. Das Tal beherbergt eine italienische Bevölkerung von (1900) 4342 Seelen in zwei Gemeinden, P. und Brusio. Der gleichnamige Flecken, oberhalb des Sees, hat eine reformierte und eine kath. Kirche, ein Rathaus mit altem Turm, lebhaften Handel (besonders mit Veltliner Weinen), Alpwirtschaft, Bienenzucht und (1900) 3123 Einw., wovon 591 Protestanten. Hier bestand im 16. Jahrh. die erste Buchdruckerei Graubündens. P. ist wegen seines milden Klimas und seiner schönen Umgebung (St. Peter-Kirchlein, Ruine Castello etc.) ein vielbenutzter Sommeraufenthalt. Vgl. Leonhardi, Das Poschiavinotal (Leipz. 1859); Marchioli, Storia della valle di P. (Sondrio 1887, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 200.
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