Pyat

[473] Pyat (spr. pi-a), Félix, franz. Journalist, geb. 4. Okt. 1810 in Vierzon (Cher), gest. 4. Aug. 1889, ward 1831 Advokat, dann Mitarbeiter und Redakteur einiger Journale von radikaler Richtung und verfaßte mehrere Theaterstücke (»Arabella«, »Les deux serruriers«, »Cedric le Norvégien«, »Mathilde«, »Le chiffonnier de Paris«). Im Februar 1848 wurde er Oberst der Pariser Nationalgarde und im April in die Konstituierende, dann auch in die Gesetzgebende Versammlung gewählt. Wegen der Unterzeichnung von Ledru-Rollins Ausruf zu den Waffen im Juni 1849 in Anklagezustand versetzt, flüchtete er und lebte bis 1870 in London, stets mit Verschwörungen beschäftigt. Während der Belagerung von Paris redigierte er den »Combat«, dann den »Vengeur«, zettelte die beiden kommunistischen Revolten vom 31. Okt. 1870 und 22. Jan. 1871 an und ward 26. März in die Pariser Kommune gewählt. Als Mitglied des Wohlfahrtsausschusses reizte er zu den Taten des rohesten Vandalismus auf; als aber die Versailler Truppen in Paris eindrangen, gelang es ihm, zu entkommen. 1873 wurde er in contumaciam zum Tode verurteilt und 1880 begnadigt. Er kehrte nach Paris zurück und wurde 1888 in Marseille zum Deputierten gewählt.[473] Noch schrieb er: »Lettres d'un proscrit« (1851, 2 Tle.), »Loisirs d'un proscrit« (1851) und ein Drama: »L'homme de peine« (1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 473-474.
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