Récamier

[656] Récamier (spr. -mjé), Julie, geborne Bernard, geb. 3. Dez. 1777 in Lyon, gest. 11. Mai 1849 in Paris an der Cholera, verehelichte sich 1793 mit einem reichen Bankier in Paris und wurde nun wegen ihrer Schönheit, ihres Geistes und ihrer Liebenswürdigkeit die Königin der eleganten Gesellschaft. Obwohl diese Eigenschaften und eine »engelgleiche« Koketterie ihr die Liebe vieler bedeutender Männer gewann (Lucien Bonaparte, Bernadotte, M. und A. Montmorency, Prinz August von Preußen, Ballanche, Benj. Constant etc.), so ist ihr Ruf doch rein geblieben. 1811 wegen ihrer regierungsfeindlichen Gesinnung aus Paris ausgewiesen, lebte sie teils in Coppet bei Frau v. Staël, teils auf Reisen, bis sie nach der Restauration nach Paris zurückkehrte. Seit dem zweiten Bankrott ihres Gatten 1819 lebte sie zurückgezogen in der Abbayeaux-Bois, wo sich in ihrem Salon bald wieder ein auserlesener Kreis, dessen Mittelpunkt Chateaubriand war, versammelte. Madame R. hat nur wenig geschrieben, aber dies Wenige ist ausgezeichnet. Ihre Nichte und Adoptivtochter, Madame Lenormant, veröffentlichte: »Souvenirs et correspondance tirés des papiers de Mad. R.« (1859, 2 Bde.; 4. Aufl. 1875). Vgl. Brunier, Ein edles Frauenbild: Julie R. (Preßb. 1875); Turquan, Madame R. (Par. 1902; deutsch, Leipz. 1903); E. Herriot, Mad. R. et ses amis (Par. 1905, 2 Bde., mit reicher Bibliographie); Ettlinger, Madame R. (in dem Sammelwerk »Die Frau«, 2. Aufl., Leipz. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 656.
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