Rhizomorpha

[879] Rhizomorpha (Wurzelpilz, Rindenfaser), eine meist steril auftretende Myceliumform verschiedener Pilze, nämlich meist große, wurzelähnliche, lappige oder hautähnliche, gewöhnlich reichverzweigte, braun oder schwarz berindete, innen aus einem hellen Mark bestehende Stränge, die an Baumstämmen zwischen Holz und Rinde oder an altem Holz unterirdisch wachsen und überhaupt in dunkeln, moderigen Räumen, wie Bergwerken, Brunnenschächten, auch in Röhren- und Wasserleitungen, auftreten. Sie werden aus vielen fest verwachsenen Hyphen zusammengesetzt und verjüngen sich durch Wachstum an ihrer Spitze. In der Nähe von Licht und Luft gehen aus der R. die Fruchtträger gewisser Hymenomyzeten hervor, sie bilden also eine durch die Verhältnisse des Vorkommens bedingte Form des Dauermyceliums solcher Pilze. Die Rhizomorphen werden vielfach lebenden Bäumen sehr gefährlich, indem sie in der Erde wuchern und in frische Wurzeln eindringen. So wird die als Harzsticken oder Erdkrebs bekannte Krankheit durch die Dauermycelien des Hallimasch (Agaricus melleus) hervorgerufen. Die früher unterschiedenen Formen, R. subterranea, die stielrunde, bis 3,5 mm dicke, ästige, auch an faulem Holz der Brunnenröhren, Brücken und Bergwerke häufige, und R. subcorticalis, die bänder- und flächenförmige, 2–20 cm breite, zwischen Rinde und Holz der Bäume verlaufende Stränge bildet, gehen ineinander über. Als Erzeuger von R. sind außer dem Hallimasch mehrere andre Arten von Agaricus auch Polyporeen, wie Trametes Pini, Kernpilze, wie Xylaria Hypoxylon, sowie ein gefährlicher, die Wurzelfäule des Weinstockes verursachender Pilz (Dematophora necatrix) bekannt. Viele R. bildenden Pilze leuchten im Dunkeln, wie auch das von ihren Mycelien durchwucherte Holz.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 879.
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