Stenotelegraph

[933] Stenotelegraph (griech.), von Cassagnes in Paris angegebener elektromagnetischer Druckapparat für stenographische Zeichen. Als Geber dient der mechanische Stenograph von Michela, der seit 1880 im italienischen Senat benutzt wird (vgl. Stenographiermaschine). Michela zerlegt die Wörter in ihre phonetischen Elemente und verwendet zu deren Wiedergabe 20 Schriftzeichen, die auf einer Klaviatur mechanisch hervorgebracht werden. Cassagnes benutzt zwei Batterien, und zwar sind die Tasten abwechselnd mit dem positiven oder mit dem negativen Batteriepol verbunden, die andern Pole liegen an der Erde. Die Tasten stehen mit den Kontaktplatten einer Verteilerscheibe in Verbindung; über dieser Scheibe dreht sich eine metallische Bürste, welche die Leitung in jeder Sekunde mehrmals mit jeder Kontaktplatte in Berührung bringt. Auf der Empfangsstelle ist eine gleichartige Verteilerscheibe mit völlig übereinstimmend sich drehender Bürste aufgestellt; die Bürste teilt jeden aus der Leitung kommenden Stromstoß einem der 20 mit den Kontaktplatten verbundenen Elektromagnete mit, der sodann die Wiedergabe des entsprechenden Zeichens auf dem Papierstreifen unter Zuhilfenahme einer Lokalbatterie durch eine einfache Druckvorrichtung herbeiführt. Nach jeder Zeichengebung tritt ein 21. Elektromagnet in Tätigkeit, dessen Anker beim Abfallen mittels eines Sperrades den Papierstreifen um die Breite eines Zeichens vorschiebt. Cassagnes hat den S. auch für Mehrfachtelegraphie (gleichzeitige Übermittelung von 2 und 3 Telegrammen) sowie für automatische Abtelegraphierung mittels gelochten Streifens wie beim Wheatstonesender (s. Telegraph) eingerichtet. Bei Versuchen in Paris sind auf 900 km 12,000–24,000 Wörter in der Stunde übermittelt worden.[933]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 933-934.
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