Sue

[187] Sue (spr. ßǖ'), Eugène, franz. Romandichter, geb. 10. Dez. 1804 in Paris, gest. 3. Aug. 1857 zu Annecy in Savoyen, machte als Militärarzt 1823 den Feldzug nach Spanien, dann mehrere Fahrten nach Amerika und Westindien mit, besuchte 1827 Griechenland und nahm an der Schlacht bei Navarino teil. Hierauf trat er aus dem Militärdienst, um zur Malerei überzugehen, veröffentlichte aber auf Zureden von Freunden eine Romandichtung: »Kernock le pirate« (1830), ward durch den günstigen Erfolg des Buches veranlaßt, sich ganz der Schriftstellerei zu widmen, und wurde der Begründer des Seeromans in Frankreich. Nachdem er noch eine Reihe von Romanen in diesem Genre, daneben die wertlosen Geschichtswerke: »Histoire de la marine française« (1835–37, 5 Bde.) und »Histoire de la marine militaire chez tous les peuples« (1841), veröffentlicht, wandte er sich dem Sittenroman zu, wobei er sich besonders in greller Ausmalung sittlichen Verderbnisses gefiel; so in den durch zahllose Übersetzungen verbreiteten »Mystères de Paris« (1843, 10 Bde.). Der beispiellose Erfolg dieses Produkts führte den Verfasser dem sozialen Roman zu. Hierher gehören: »Le Juif errant« (1845, 10 Bde.; von gleichem Erfolg wie die »Mystères«); »Martin, l'enfant trouvé« (1847, 12 Bde.); »Les sept péchés capitaux« (1847–49, 16 Bde.); »Les mystères du peuple« (1849, 16 Bde.), vor den Assisen in Paris als unmoralisch und aufrührerisch verurteilt; »La famille Jouffroy« (1854, 7 Bde.); »Les secrets del'oreiller« (1858, 7 Bde.) u. a. 1850 zum Deputierten erwählt, hielt er sich zur äußersten Linken, wurde nach dem Staatsstreich 1851 aus Frankreich verbannt und lebte seitdem in Annecy. Auch als dramatischer Dichter für die Boulevardtheater hat er sich versucht, doch ohne Glück.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 187.
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