Tittōni

[577] Tittōni, Tommaso, ital. Staatsmann, geb. 1854 in Rom als Sohn des jetzigen Senators Vincenzo T., der 1859 wegen seiner Beteiligung an nationalen Bestrebungen ausgewandert war und erst 1870 nach Rom zurückkehrte, studierte in Oxford und Berlin, wurde 1882 Mitglied des Gemeinde-, 1883 des Provinzialrates in Rom und war 1886–97 Mitglied der Deputiertenkammer. In diesem Jahre wurde er zum Präfekten von Perugia, 1900 zum Präfekten von Neapel ernannt. 1902 trat er von diesem Amte zurück, wurde Präsident des römischen Provinzialrates, 25. Nov. d. J. zum Mitglied des Senats und im November 1903 zum Minister des Auswärtigen im Kabinett Giolitti ernannt. Er behielt dies Amt auch nach dem Rücktritt Giolittis unter Fortis bis zum Februar 1906 und übernahm es abermals im Mai 1906, als Giolitti wieder an die Spitze der Regierung trat; in der Zwischenzeit war er Botschafter in England gewesen. Ohne den Dreibund aufzugeben, führte er eine Annäherung Italiens an Frankreich herbei.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 577.
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