Trust

[760] Trust (engl., spr. tröst, »Vertrauen«), eine besondere Art des Kartells (s. d.) großer industrieller und andrer Unternehmungen, vornehmlich in den Vereinigten Staaten. Dabei bleiben zwar die bisherigen Unternehmungen mit ihren Verwaltungseinrichtungen bestehen, aber ihr Aktienbesitz geht auf Grund eines schriftlichen Vertrags, des T. deed, gegen Zertifikate an den T. (Trustboard) über, der aus den Vertrauensmännern (Trustees) sich zusammensetzt und die vereinigten Unternehmen beaufsichtigt und die Oberleitung führt. Zinsen und Gewinne fließen an den T., der sie an die Betriebe verteilt. Auf diese Weise war es auch gelungen, eine größere Zahl verschiedener Unternehmungen unter eine einheitliche Leitung zu bringen, die Konkurrenten leicht lahmlegte und bald den Markt beherrschte. Eine großartige Ausdehnung gewannen unter andern der Standard Oil T., der Sugar T., der Stahltrust u. a. Im Erfolg nimmt der T. eine Stellung ein, die der »Ring« (s. d., S. 945) erstrebt, daher denn auch beide Bezeichnungen bisweilen als gleichbedeutend gebraucht werden. Wieder andrer Art sind die in England seit Ende der 1880er Jahre entstandenen Trustgesellschaften (Investment-Trusts, T. Companies), die eine Zusammenlegung von Wertpapieren aller Art zum Zwecke der Ausgleichung des Zinsfußes zu bewirken suchen. Da sie aber vielfach Agiotage trieben und als »Ringe« zur Erdrückung der Konkurrenz und Ausbeutung des Publikums führten, so besteht gegen sie ein nicht unberechtigtes Mißtrauen, ohne daß es bisher gelungen wäre, ein wirksames Mittel gegen die drohenden Mißbräuche zu finden. Über das dem T. ähnliche Kartell s. d. Vgl. Aschrott, Die amerikanischen Trusts als Weiterbildung der Unternehmerverbände (Tübing. 1889); Halle, Trusts, or Industrial combinations and coalitions in the United States (Lond. 1895); Lewin, Practical treatise on law of trusts (11. Aufl., das. 1904); Rudall, Law of trusts and trustees (3. Aufl., das. 1904); Ely, Monopolies and trusts (New York 1901); Katzenstein, Die Trusts in den Vereinigten Staaten (Berl. 1901); Macrosty, Trusts and the state (Lond. 1901) und The trust movement in British industry (das. 1907); Jörgens, Finanzielle Trustgesellschaften (Stuttg. 1902); Tschierschky, Kartelle und Trusts (Götting. 1903); Duimchen, Die Trusts und die Zukunft der Kulturmenschheit (Berl. 1903); Baumgarten und Meszlény, Kartelle und Trusts (das. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 760.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika