Ulema

[878] Ulema (arab., Plural von âlim, »Wissender, Gelehrter«), in der Türkei Name der Theologen-Juristen, die ihre Studien in einer Medresse abgemacht haben. An ihrer Spitze steht der Scheich ul-Islâm (s. d.), die zweite und dritte Stelle nehmen die beiden Kasiasker (s. d.) ein, die vierte der Stambul Efendissi, der Oberrichter von Stambul. Dann folgen die Kadis (s. d.), Muftis (s. d.), Professoren der Medressen (s. d.), Moscheebeamten. Wie die Militär- und Zivilbeamten, haben auch die U. Rangklassen, über deren Beachtung in persönlichem und schriftlichem Verkehr durch vorgezeichnete Höflichkeitsformen eifersüchtig gewacht wird. Sie sind: 1) Maschjachat-i-islamije (Scheichulislamat), 2) Kaziaskerlik, 3) Stambul Kadiligi, 4) Haramain-i-Muhtaremein, 5) Bilâd-i-chamse, 6) Machradsch, 7) Daurije, 8) Mewlewijet, 9) Muderrislik, 10) Kadilik. Als Abzeichen tragen die U. den Turban, d. h. einen mit der Kopfbinde (Imâma) umwundenen Fes oder eine ebenso umwundene steife Filzmütze. Die U. bilden ein einflußreiches hierarchisches Element. Ähnlich den Ashâb (Genossen des Propheten Mohammed) unter dessen unmittelbaren Nachfolgern bilden sie ein Gegengewicht gegen den Autokratismus des absoluten Kalifen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 878.
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