Visierkunst

[193] Visierkunst, die Bestimmung des Inhalts von Gefäßen, namentlich von Fässern. Man mißt die einzelnen Dimensionen des Fasses mit einem Längenmaßstab und berechnet den Inhalt in der im Art. »Faß« angegebenen Weise. Diese Rechnung kann man umgehen mit Hilfe der Visierstäbe (Visierruten). Quadratische Visierstäbe enthalten auf einer Seite einen Längen-, auf der andern einen Flächenmaßstab, der die Fläche des Kreises angibt, an dessen Durchmesser man ihn anlegt. Mit dem Längenmaßstab mißt man die Länge des Fasses, mit dem Flächenmaßstab den Spund- und Bodendurchmesser und liest dabei sogleich den Querschnitt am Spund und die Bodenfläche ab. Nimmt man dann 2/3 der erstern Fläche, zählt dazu 1/3 der letztern und multipliziert die Summe mit der Länge, so ergibt sich der Inhalt des Fasses. Die kubischen Visierstäbe setzt man durch das Spundloch in schiefer Richtung nach dem einen Bodenwinkel (Diagonalstab) oder in Richtung des Durchmessers am Spunde (Tiefstab) ein und kann dann unmittelbar den Inhalt ablesen. Sie beruhen darauf, daß die Inhalte ähnlicher Körper sich wie die Kuben entsprechender Längen verhalten: es ist daher für jede Faßform ein besonderer kubischer Visierstab nötig. Vgl. die Literatur beim Artikel »Faß«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 193.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika