Wasserspeier

[421] Wasserspeier, Vorkehrung zum Entfernen des Wassers aus den Dachrinnen (s. d.). Zu den Wasserspeiern gehören die Löwenköpfe etc. in den Simarinnen der griechischen Tempelbauten. Vollkommener hat die mittelalterliche Baukunst, insbes. die Gotik, den W. ausgestaltet. In seiner schlichtesten Form ist er hier ein durch einfache Verkröpfung des Rinnengesimsprofiles gebildeter Ausgußstein oder ein vorn zugespitzter, in das Rinnengesims eingeschalteter, oft auch durch einen Kragstein gestützter Ausguß. Am reichsten und zierlichsten finden sich die W. das ganze Mittelalter hindurch in Form von Tiergestalten, deren Rücken und Hals ein offener Kanal sind, und die das Wasser aus ihrem Rachen speien. Von den strengsten, vollständig mit dem Gesims verwachsenen Formen der frühen Zeit entwickeln diese sich zu den freiesten und abenteuerlichsten Bildungen, auch oft zu menschlichen Gestalten, in denen der mittelalterliche Bauhumor Gelegenheit fand, seiner mutwilligen Laune die Zügel schießen zu lassen. Auch in Metall (Blei, Kupfer, Eisenblech) sind solche W. das ganze Mittelalter hindurch gefertigt worden, obwohl die erhaltenen Beispiele kaum weiter als ins 16. Jahrh. zurückreichen. Vgl. Tafel »Tierornamente I«, Fig. 12 u. 14, und Tafel II, Fig. 17.[421]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 421-422.
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