Witwenvögel

[706] Witwenvögel (Widafinken, Viduanae Cuv.), Gattung der Sperlingsvögel aus der Familie der Webervögel (Ploceïdae), mittelgroße Vögel mit kurzem, kegelförmigem Schnabel, mittellangen Flügeln und beim Männchen im Hochzeitskleid mit eigentümlich gestalteten, unverhältnismäßig verlängerten Schwanzfedern. Sie bewohnen Afrika, leben während der Brutzeit paarweise, einige, wie es scheint, in Vielweiberei, nach der Brutzeit in starken Flügen. Ihre Nahrung, Sämereien und Kerbtiere, suchen sie meist am Boden; in der Brutzeit leben die Männchen aber mehr auf Bäumen, weil der lange Schwanz sie am Boden behindert. Sie bauen Nester nach Art der eigentlichen Webervögel, halten in der Gefangenschaft gut aus, schreiten jedoch nur äußerst selten zur Fortpflanzung. Die Paradieswitwe (Vidua paradisea L., s. Tafel »Stubenvögel II«, Fig. 8), ohne die verlängertem Schwanzfedern 15, mit ihnen 30 cm lang, 25 cm breit, am Oberkopf, Schwanz und Rücken schwarz, am Nacken und an den Halsseiten orangezimtrot, an der Unterseite blaß rostgelb. Im Schwanz sind die vier Mittelfedern, am stärksten die beiden innern, verlängert und letztere hahnenschwanzartig gebogen, die beiden äußern aufrechtstehend. Das Weibchen ist einfach fahlbraun. Der Vogel bewohnt Mittelafrika, besonders lichte Wälder und die Steppe; sein Gesang ist einfach, das Betragen des Männchens im Hochzeitskleid prahlerisch. Die Dominikanerwitwe (V. principalis L., s. Tafel »Hochzeitskleider I«, Fig. 3), weiß mit schwarzer Zeichnung, ist über fast ganz Afrika verbreitet. Nahe verwandt sind die Hahnenschweifwitwe (Penthetria progne Bodd.), in Südafrika, bei der der ganze Schwanz stark verlängert ist, und die Königswitwe (Tetranura regia L.), in Westafrika, mit vier verlängerten Schwanzfedern.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 706.
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