Der Bürger und der Genius

[34] Wolfgang Amadeus Mozart begann als Wunderkind. Sobald Leopold die ungewöhnlichen musikalischen Anlagen des Knaben erkannt hatte, suchte er sie zu entwickeln – »gleichsam spielend«, wie es in der zuverlässigsten Quelle über Mozarts Jugend heißt, dem Nekrolog Schlichtegrolls von 1792, der auf den Angaben der Schwester Marianne und des Hoftrompeters Andreas Schachtner, eines der Hausfreunde der Familie Mozart, beruht. »Der Sohn Mozart war damals etwa drei Jahr alt, als der Vater seine siebenjährige Tochter auf dem Klaviere zu unterweisen anfieng. Der Knabe zeigte schon da sein außerordentliches Talent. Er unterhielt sich oft lange beim Klavier mit Zusammensuchen der Terzen, welche er dann immer anstimmte, und seine Freude darüber bezeigte, diese Harmonie aufgefunden zu haben.« Nun, das kann man auch bei andern Kindern beobachten, aus denen dann nichts weniger wird als ein Mozart. Aber es klingt schon besser, wenn Marianne und Schachtner weiter berichten: »Im vierten Jahre seines Alters fing sein Vater ... an, ihn einige Menuets und andere Stücke auf dem Klaviere zu lehren; eine Sache, die dem Lehrer eben so leicht und angenehm wurde, als dem Lehrling. Zu einer Menuet brauchte er eine halbe Stunde, zu einem größeren Stück eine Stunde, um es zu lernen, und es dann mit der vollkommensten Nettigkeit und mit dem festesten Takte zu spielen. Von nun an machte er solche Fortschritte, daß er in seinem fünften Jahre schon kleine Stücke componirte, die er seinem Vater vorspielte, und von diesem zu Papier bringen ließ.« Hinter diesem schlichten und wahrheitsgetreuen Bericht – nur daß Nannerls Alter um 1759 auf acht Jahre anzuschlagen ist und Mozarts erste Kompositionen aus seinem sechsten Jahre stammen – liegt sehr viel Schicksalsvolles verborgen. Man hat Leopold vorgeworfen, daß er das Talent des Sohnes wie eine Treibhauspflanze in die Höhe getrieben und sogleich merkantilisiert habe. Aber es ist, von Leopolds Seite, nicht ganz Heuchelei und eine Art von geheimer Selbstrechtfertigung, wenn[35] er mehrmals betont, er halte es vor Gott und Welt für seine Pflicht, das unbegreifliche, als Gabe von oben kommende Talent Wolfgangs zu »befördern«. Es ist sicher, daß Mozart ohne die frühen Reisen, mit ihren Unbequemlichkeiten, Strapazen, Ansteckungsgefahren – denen er allen erlag, dem Scharlach, den Blattern usw. – viel länger gelebt hätte. Aber dann hätte auch seine Entwicklung ein anderes Tempo angeschlagen. Und Leopold war gerechtfertigt durch das Entgegenkommen des Kindes und des Knaben und des Jünglings. Mozart wird zweiundzwanzig Jahre alt, ehe er dem Vater entgleitet. »Er war in diesen Jahren« – das heißt zwischen seinem sechsten und zehnten Jahre – »überaus gelehrig, und was ihm sein Vater nur immer vorschrieb, das trieb er eine Zeitlang mit dem größten Eifer, so daß er darüber alles andere, selbst die Musik, auf einige Zeit zu vergessen schien. Als er zum Beispiel rechnen lernte, waren Tisch, Sessel, Wände, ja sogar der Fußboden mit Kreide voll Ziffern geschrieben. Er war im Ganzen voll Feuer und hieng jedem Gegenstand leicht an; er würde daher in Gefahr gewesen sein, auf schädliche Abwege zu geraten, wenn ihn nicht seine treffliche Erziehung davor geschützt hätte.« Das Vergnügen an Zahlenspielereien ist Mozart zeitlebens geblieben: so hat er sich einmal mit dem damals beliebten Problem abgegeben, Menuette »mechanisch« zu komponieren, das heißt zweitaktige Melodie-Fragmente nach Belieben zu vereinigen; so besitzen wir ein Noten-Skizzenblatt von ihm, auf dem er begonnen hat, die Summe der anekdotischen Belohnung des persischen Schachspielerfinders auszurechnen. Was von seiner sittlichen Gefährdung gesagt ist, gilt von jedem Phantasiemenschen, und ganz besonders vom dramatischen Genius. Auch Goethe hat ausgesprochen, daß in ihm die Anlage zu jedem Verbrechen vorhanden sei; die Geschichte von dem Wildfrevler Shakespeare, auch wenn sie nicht wahr und an sich auch viel zu harmlos ist, ist jedenfalls gut erfunden; denn Menschen von solch ungeheurer Phantasie und Suggestibilität transfigurieren ihre gefährlichen Hänge in die Kunst und schaffen Gestalten wie Lady Macbeth, Mephisto und Don Giovanni.
»Aber unter allen war es doch die Musik, von der seine Seele voll war, und mit der er sich unablässig beschäftigte. Mit Riesenschritten[36] ging er darin vorwärts, so daß selbst sein Vater, der doch täglich um ihn war und jede Stufe der Fortbildung bemerken konnte, oft davon überrascht und darüber in ein Erstaunen, wie über ein Wunder, gesetzt wurde ... Er war nun schon so weit in der Kunst gekommen, daß es Unrecht von seinem Vater gewesen wäre, wenn er nicht auch andere Städte und Länder zu Zeugen dieses außerordentlichen Talentes hätte machen wollen ...« Die Autorität des Vaters steigert sich, der jetzt vom Hausvater, Instruktor in der Musik und den »Humaniora« – Wolfgang hat nie einen andern Lehrer gehabt und hat nie zur Schule gehen müssen – zum Impresario und Reisemarschall aufrückt und sich zum Bedienten seines Sohnes degradiert. Mozart war schon durch seinen überragenden Genius untüchtig fürs Leben; Leopold hat diese Untüchtigkeit noch gesteigert. »Ungeachtet er« – Wolfgang – »täglich neue Beispiele von dem Erstaunen und der Bewunderung der Menschen über seine große Anlage und Geschick lichkeit erhielt, so machte ihn das durchaus nicht selbstsüchtig, stolz oder eigensinnig, sondern er war ein überaus folgsames und gefälliges Kind. Niemals bezeigte er sich unzufrieden mit einem Befehle seines Vaters, und wenn er sich schon den ganzen Tag hatte hören lassen müssen, so spielte er doch noch jedem ohne Unwillen vor, sobald es sein Vater wollte. Jeden Wink seiner Eltern verstand und befolgte er, und er trieb die Anhänglichkeit an sie so weit, daß er sich nicht getraute, ohne deren Erlaubnis auch nur das geringste zu essen oder anzunehmen, wenn ihm jemand etwas anbot.«
Es ist verständlich, daß ein Mensch, dem so lange jede Selbständigkeit, jede Initiative, jede Tat versagt ist, der ganz in seiner musikalischen Phantasie lebt, alle möglichen Dummheiten machen wird, wenn einmal das väterliche Leitseil gerissen ist. Und es ist verständlich, daß der Vater darüber erstaunt, erschrickt und außer sich gerät, ohne zu ahnen, daß er zu all dieser Unfähigkeit seines Sohnes, sich verständig und realiter in dieser Welt zu bewegen, den Grund selber gelegt hatte. Diese Unfähigkeit ist manchmal in Abrede gestellt worden – es gibt eine Theorie der »Genialität« oder der sehr großen Begabung, eine Theorie, nach der die Richtung dieser Begabung als ziemlich[37] zufällig und mehr von biographischen Einflüssen beherrscht sein soll. Ein großer Dichter hätte danach auch ein großer Staatsmann werden können, ein großer Maler auch ein großer Philosoph. Aber auch wenn Goethe als Minister über wichtigere Angelegenheiten als die weimarischen zu entscheiden gehabt hätte, hätte er schwerlich die Geschichte Europas tiefer beeinflußt, und wenn Eugène Delacroix weniger gemalt und mehr theoretische Abhandlungen über die Kunst geschrieben hätte, wäre er kein Philosoph geworden. Was Goethe über den Staat sagt, sagt er als Dichter; wo Delacroix über Kunst sich ausspricht, tut er es als Maler. Die Überlegenheit Mozarts schreibt sich her von der Einsicht in die Musik – er hat genau gewußt um den weiten Abstand, der ihn – einzig Joseph Haydn ausgenommen – von seinen komponierenden Zeitgenossen trennte. Es spricht gleichzeitig für seine Größe, sein naives Selbstbewußtsein und seinen Mangel an Diplomatie, daß er seine Überlegenheit praktisch zeigte oder offen zum Ausdruck brachte. Ein Beispiel dieses Mangels an Diplomatie hat er selber berichtet. Er schreibt einen seiner Pariser Mißerfolge dem italienischen Komponisten Giovanni Giuseppe Cambini zu, der ihm bei dem Direktor der Concerts spirituels, Le Gros, vermutlich ein Bein gestellt habe (1. Mai 1778): »ich glaub aber, da ist der Cambini ein welscher maestro hier, ursache, dann dem habe ich, unschuldigerweis die augen in der ersten zusamenkunft beym le gros ausgelöscht. er hat quartetti gemacht, wovon ich eins zu Mannheim gehört habe; die recht hüpsch sind; und die lobte ich ihm dann; und spiellte ihm den anfang; da war aber der Ritter, Ram und Punto, und ließen mir keinen fried, ich möchte fortfahren, und was ich nicht weis, selbst dazu machen. Da machte ich es den also so. und Cambini war ganz außer sich; und konnte sich nicht enthalten zu sagen, questa è una gran testa!«
»Questa è una gran testa!« Eine überragende Begabung macht ihren Träger der Mittelmäßigkeit ganz automatisch verhaßt – und Mozart ist nicht vorsichtig und weltklug genug, um diesen Haß nicht herauszufordern. Er ist ganz und gar nicht weltklug, und in vielen Entscheidungen und Einsichten wird er von geringeren Leuten bei weitem übertroffen. Er ist, wie alle Großen,[38] »ein Mensch mit seinem Widerspruch« und kein »ausgeklügelt Buch«. Bis in seine letzten Jahre kommt in seinem Charakter das Kind, nicht bloß das Kindliche, sondern auch das Kindische, immer wieder zum Vorschein. Leopold deutet in einem der ernstesten und verzweifeltsten Briefe diesen Dualismus im Charakter des Sohnes an (16. Februar 1778): »Mein Sohn! in allen Deinen Sachen bist Du hitzig und gähe! Du hast von Deiner Kindheit und Knabenjahre an nun Deinen ganzen Charakter geändert. Als Kind und Knab warest Du mehr ernsthaft als kindisch, und wenn Du beym Clavier saßest oder sonst mit Musik zu thun hattest; so durfte sich niemand unterstehen Dir den mindesten Spaß zu machen. ia Du wärest selbst in Deiner gesichtsbildung so ernsthaft, daß viele Einsichtsvolle Personen in verschiedenen Ländern wegen dem zu frühe aufkäumenden Talente und Deiner immer ernsthaft nachdenkenden Gesichtsbildung für Dein langes leben besorgt waren. Itzt aber bist du, wie mir scheint, zu voreilig iedem in spaßhaften Ton auf die erste herausforderung zu antworten – und das ist dann schon der erste schritt zur familiarität etc.: die man bey dieser Welt nicht viel suchen muß, wenn man seinen Respect erhalten will. Wenn man ein gutes Herz hat, so ist man freilich frey und natürlich sich herauszulassen gewohnt: allein das ist gefehlt. Und eben Dein gutes Herz ist es, welches macht, daß Du an einem Menschen, der Dich wacker lobet, der Dich hochschätzet und bis in den Himmel erhebet, keinen fehler mehr siehest, ihm all Deine vertraulichkeit und Liebe schenkest: wo Du als ein Knab die übertriebene Bescheidenheit hattest, gar zu weinen, wenn man Dich zu sehr lobte.« Aber einmal muß Leopold auch von dem sieben- oder achtjährigen Jungen von der Reise aus bemerken (Frankfurt, 20. August 1763): »Der Wolfgang ist ganz außerordentlich lustig, aber auch schlimm.« Der Gegensatz zeigt sich schlagend in zwei der Jugendbildnisse, die wir von Mozart besitzen; dem genau zu datierenden (6. und 7. Januar 1770), das der venezianische General-Steuereinnehmer Pietro Luggiati durch den Maler Cignaroli anfertigen ließ, und dem weniger beglaubigten, einige Jahre früher entstandenen des Achtjährigen von Thaddäus Helbling – aber wer anders sollte dies Kind, dem die Genialität aus den (allerdings[39] braunen, nicht blauen) Augen herausleuchtet, sein als Mozart! Dort der frische, kecke, zu jeder Teufelei aufgelegte Junge; hier der Genius, der eben aus der tiefen Versponnenheit in Musik erwacht und, die Hand noch auf den Tasten des Klaviers, sich in der Welt wieder zurechtzufinden sucht.
Aus diesem Dualismus erklären sich auch die »berüchtigten« Briefe, die Mozart von der Mannheim-Paris-Reise aus an das »Bäsle«, das heißt die Tochter seines Onkels, nach Augsburg geschrieben hat, die Originale noch immer nicht in extenso veröffentlicht und nur in der tapferen Übersetzung der englischen Ausgabe von Emily Anderson zu finden. Es handelt sich hier um etwas anderes als um jene Vorsicht, die die erotischen Radierungen Rembrandts in die »Giftschränke« der Kabinette und ein paar der Römischen Elegien Goethes in »wissenschaftliche Ausgaben« verbannt. Es handelt sich natürlich auch ein wenig um die Prüderie des 19. Jahrhunderts, das die eunuchischen Biographien der großen Meister und ihre idealisierten Gipsköpfe geschaffen hat. Aber es handelt sich doch auch um einige nicht unbegreifliche Verlegenheit. Es scheint uns ziemlich unverständlich, daß ein Mensch von zwei- oder dreiundzwanzig Jahren, und obendrein ein Mozart, solche kindischen Unflätereien, solche »skatologischen« Blütenlesen an ein junges Mädchen schreibt. Aber wir müssen uns abfinden mit der Tatsache, daß es eben Mozart innigen Spaß gemacht hat, sie zu schreiben. Man darf nicht vergessen, daß im 18. Jahrhundert auch alle menschlich-animalischen Funktionen sich mehr in der Öffentlichkeit abspielten als in unsern mehr zivilisierten sanitären Tagen und daß die ungenierte Anspielung auf Intimitäten nicht auf die untern oder mittleren Stände beschränkt war. Man braucht nur die Briefe von »Madame«, der Elisabeth-Charlotte, Schwägerin Ludwigs XIV., zu lesen, um einiges Amüsante über gelegentliche »prinzliche Unterhaltungen« zwischen Gatte, Gattin und Sohn zu erfahren. Man nannte die Dinge beim rechten Namen, und wenn Wolfgang dem Vater über das Wohlergehen seines Erstgeborenen Bericht erstattet, so tut er es in ebenso unverblümter Weise wie später Leopold der Tochter gegenüber über das Verhalten ihres Erstgeborenen, den der Großvater zu sich ins Haus genommen hatte.[40] »Naturalia non sunt turpia!« Bis ans Ende seines Lebens hat Mozart die Lust an Wortverdrehungen, kindischen Spitznamen, drolligem Unsinn, lustiger Unfläterei bewahrt – ein Zug süddeutscher Heiterkeit, den man nördlich des Mains niemals verstand und niemals verstehen wird. Einige unsagbare Wendungen, die Mozart in den Briefen an sein »Bäsle« gebraucht, kehren wörtlich wieder in den Texten zu einigen der Wiener Kanons. Mozart hat weder bei den Briefen noch bei seinen Kanons an die Ewigkeit gedacht und an die Möglichkeit, daß einmal Leipziger oder Berliner Professoren sich mit ihm beschäftigen würden. Er war ein Kindskopf und blieb es, weil Kindsköpfigkeit für einen Schöpfer, zur Entspannung und zur Verheimlichung seines tieferen Ichs, manchmal notwendig ist. Bei andern bedient sich diese Notwendigkeit der Grobheit, wie bei Brahms, und andre große Menschen – wir sprechen nur von Musikern –, die solche Waffen der Selbstverteidigung nicht besitzen, gehen zugrunde, wie Chopin oder Schumann, zwei Lyriker. Aber ein Dramatiker wie Mozart muß unter Menschen gehn, und um mit Menschen auszukommen, bedarf es des Humors, der witzigen Abwehr, und manchmal noch gröberer Mittel.
Man wird sich abfinden müssen mit der Tatsache, daß auch Mozart ein Mensch war »mit seinem Widerspruch« und daß er bei aller Schärfe der Beobachtung von Menschen und Verhältnissen, bei aller Einsicht in den Kern, in das Wesen von Charakteren und Dingen, mit der Welt nie fertig geworden ist. Der Nekrolog Schlichtegrolls drückt das aus in einer zu apodiktischen Form: »Denn so wie dieser seltne Mensch früh schon in seiner Kunst Mann wurde, so blieb er hingegen – dieses muß die Unparteilichkeit von ihm sagen – fast in allen übrigen Verhältnissen beständig Kind. Er lernte nie sich selbst regieren; für häusliche Ordnung, für gehörigen Gebrauch des Geldes, für Mäßigung und vernünftige Wahl im Genuß hatte er keinen Sinn. Immer bedurfte er eines Führers, eines Vormundes, der an seiner Statt die häuslichen Angelegenheiten besorgte, da sein eigner Geist beständig mit einer Menge ganz anderer Vorstellungen beschäftigt war und dadurch überhaupt alle Empfänglichkeit für andere ernsthafte Überlegung verlor. Sein[41] Vater kannte diese Schwäche, sich selbst zu regieren, sehr wohl in ihm und gab daher, als ihn sein eigner Dienst an Salzburg fesselte, dem Sohne die Mutter zur Begleiterin nach Paris mit.« (Wozu nur zu ergänzen wäre, daß Leopold selber Wolfgang zu sehr verwöhnt und ihn zu lange am Gängelband gehalten hatte, als daß aus dem Wunderkind rechtzeitig ein Mann – im bürgerlichen Sinn – hätte werden können.) Der Witwe Mozarts hat diese – und noch manche andre – Stelle bei Schlichtegroll so sehr mißfallen, daß sie einen Grazer Nachdruck (1794) des Nekrologs aufkaufte und die Anstößigkeiten darin unkenntlich machte. Aber auch in der ersten größeren Biographie Mozarts, von dem wackeren Prager Gymnasialprofessor Franz Niemtschek, die unter dem Einfluß Konstanzes entstanden ist, heißt es, daß »es den Forscher der menschlichen Natur nicht befremden wird, wenn er sieht, daß dieser als Künstler so seltne Mensch nicht auch in den übrigen Verhältnissen des Lebens ein großer Mann war«, daß »die Art seiner Erziehung, die unstete Lebensart auf Reisen, wo er nur für seine Kunst lebte, eine wahre Kenntnis des menschlichen Herzens unmöglich gemacht« habe. »Diesem Mangel muß man manche Unklugheit seines Lebens zuschreiben ...« Eine wahre Kenntnis des menschlichen Herzens? Niemand hatte eine wahrere und tiefere als Mozart! Aber Genius, Einsicht in das Wesen eines Menschen, ist etwas sehr Verschiedenes von Weltklugheit. Gerade weil Mozart sehr schnell dies Wesen erkannte, vergriff er sich in der Behandlung der Menschen, mit denen er zu tun hatte, und ging ihnen in die Falle. Er hat den wahren Charakter des Enzyklopädisten und Journalisten Melchior Grimm, der einst das Wunderkind sehr wirksam protegiert hatte, aber dem Jüngling von 1778 in Paris eine höchst demütigende Protektion zuteil werden ließ, viel tiefer erkannt als Leopold, der immer noch den Gönner von 1764 in der Erinnerung hatte. Aber Grimm hat einen Teil von Wolfgangs Charakter treffend geschildert, wenn er dem Vater berichtet (Brief Leopolds, 13. Aug. 1778): »Er ist zu treuherzig, peu actif, trop aisé à attraper, trop peu occupé des moyens qui peuvent conduire à la fortune. Ici, pour percer, il faut être retors, entreprenant, audacieux. Je lui voudrais pour sa fortune la moitié moins de talent et le double plus d'entregent,[42] et je n'en serais pas embarrassé.« Das ist sehr gut gesagt und würdig eines Zeitgenossen von Voltaire und Diderot. Mozart war das Gegenteil von »retors, entreprenant et audacieux«. Wenn es die anderen waren, war er ihnen wehrlos ausgeliefert. Diese Mannheimer und Pariser Reise, in der er – ein Mensch von zweiundzwanzig Jahren – die Mutter quasi als Kindsfrau mitnehmen muß, denn allein kann man ihn doch nicht reisen lassen, und während deren er im wahren Wortsinn »seinen Mann stehen« soll, ist eine Aufgabe, der er einfach nicht gewachsen ist. Sie ist ein Fehlschlag von Anfang bis Ende. Unternommen im Geiste des Wahlspruchs: »Aut Caesar aut nihil«, endet sie mit der demütigenden Rückkehr in die Salzburger Sklaverei. Ohne die Mutter, die in Paris begraben liegt. Leopold hat dann, im verhängnisvollsten Jahr von Mozarts Leben, die Charakterisierung Grimms in einer noch genaueren Formulierung bestätigt (Brief an die Baronin Waldstaedten, 23. Aug. 1782): »ja, ich würde ganz beruhigt sein, wenn ich nur nicht bey meinem Sohn einen Hauptfehler entdeckte, und dieser ist, daß er gar zu gedultig oder schläferig, zu bequem, viel leicht manchmal zu stoltz, und wie Sie dieses alles zusammen taufen wollen, womit der Mensch ohnthätig wird: oder er ist zu ungedultig, zu hitzig und kann nichts abwarten. Es sind zween einander entgegen stehende Sätze die in ihm herrschen – zu viel oder zu wenig und keine Mittelstraße. Wenn er keinen Mangel hat, dann ist er alsogleich zufrieden und wird bequem und ohnthäthig. Muß er sich in die activitet setzen, dann fühlt er sich, und will alsogleich sein Glück machen. Nichts soll ihm im Weeg stehen; und, leyder, werden eben nur den geschicktesten Leuten, den besondern genies die meisten Hindernisse in den Weg gelegt.« Auch Leopold ist kein schlechter Psychologe; es ist unmöglich, das Zeugnis zweier Männer zu verwerfen, die Wolfgang so genau kannten.
Glück und Unglück im Leben eines Menschen werden mehr als zur Hälfte von seinem Charakter bestimmt. Jeder Mensch hat typische Erlebnisse und Erfahrungen, die – wenn er nicht aus Schaden klug wird – immer wiederkehren. Bei Mozart ist es die Erfolglosigkeit im Erringen einer Stellung und die Erfolglosigkeit im Verhältnis zu den Frauen ...[43] Das klingt seltsam, aber wir wollen versuchen, den Beweis zu führen.
Die Devise Mozarts im Kampf um eine Stellung lautet: »Es ist keine Vacatur da! Wenn nur eine Vacatur da wäre!« Nicht daß es Mozart an Stellungen gefehlt hätte. Aber er hat nie den Platz gewonnen, der seiner würdig gewesen wäre. Leopolds Erfolglosigkeit ist gerecht. Er war sozusagen der geborne Vizekapellmeister; er hätte das Kapellmeisteramt, selbst in Salzburg, nur dank der Anciennität errungen – wie so viele andre Mittelmäßigkeiten; und nur im Gedanken an diese Mittelmäßigkeiten ist und war seine Verärgerung verständlich und berechtigt. W.A. Mozart kam nie an die erste Stelle, weil er viel zu groß dafür war. Denn man muß ergänzen: die Gründe für seine Erfolglosigkeit liegen doch nicht ganz in seinem Charakter, sondern auch in seiner historischen Lage. Man kann sich eines stillen Lächelns nicht enthalten, wenn man daran denkt, daß Beethoven einmal als Hofkapellmeister zu König Jérôme Bonaparte nach Kassel gehen wollte. Es ist glücklicherweise nicht dazu gekommen. Beethoven als Kapellmeister, in täglichen Reibungen mit Sängern und Orchestermusikanten, administrative Angelegenheiten schlichtend! Man findet es durchaus in Ordnung, daß der Königlich-Sächsische Hofkapellmeister Richard Wagner zum Revolutionär wird, gerade weil er so lange den Beamten spielen mußte (sechs oder sieben Jahre sind sehr viel für Richard Wagner), und daß der Komponist des »Tristan« nicht gut mehr ein Musikamt annehmen konnte, nicht einmal den Titel eines Generalmusikdirektors. So war es ein Glück auch für Mozart, daß er in Salzburg auf untergeordnete Funktionen beschränkt wurde – als Konzertmeister und Organist. Mozart konnte die richtige Stellung nur erlangen als Schöpfer; als »Kammer-Compositeur«, um es in der Sprache der Zeit auszudrücken; als Musiker, dem man Aufträge gab, bestimmte Dinge zu komponieren, Opern, Sinfonien, Quartette, und dem man die nötige Muße dazu gab. Trotzdem haben Vater und Sohn sich stets um eine Anstellung bemüht, und um so heftiger, als ihre Einstellung zum Nachfolger des patriarchalischen Fürstbischofs Schrattenbach, Hieronymus Colloredo, ihnen die Tätigkeit in Salzburg mehr[44] und mehr verleidete und sie als Fron empfinden ließ. Aber schon vor dem Regierungsantritt Colloredos richtet Leopold für seinen Sohn seine Augen nach Mailand. Wolfgang hatte zur Vermählung des Erzherzogs Ferdinand, des dritten Sohns der Kaiserin, Gouverneurs der Lombardei, die zweite Festoper komponiert, die Serenata »Ascanio in Alba« (17. Okt. 1771). Leopold muß Gelegenheit gefunden haben, dem jungen Erzherzog, er war nur anderthalb Jahre älter als Wolfgang, das Engagement seines Sohnes untertänigst nahezulegen. Und der an Gehorsam gegen seine Mutter gewöhnte Erzherzog fragt sie um Rat. Sie antwortet (12. Dez. 1771; cf. A. Ritter von Arneth, Briefe der Kaiserin Theresia an ihre Kinder und Freunde, Wien 1881, I, 93): »Vous me demandez de prendre à votre Service le jeune Salzburger. Je ne sais comme quoi, ne croyant pas que vous ayez besoin d'un compositeur ou des gens inutiles. Si cela pourtant vous ferait plaisir, je ne veux vous l'empêcher. Ce que je dis, est pour ne pas vous charger des gens inutiles, et jamais des titres à ces sortes de gens comme à votre service. Cela avilit le service, quand ces gens courent le monde comme gueux; il a outre cela une grande famille.« Und der gelehrige erzherzogliche Sohn denkt natürlich weder mehr an eine Anstellung Mozarts, noch gibt er ihm einen Titel. Wenn Leopold geahnt hätte, wie Maria Theresia, die gütige Landesmutter, die dereinst seine Kinder mit abgelegten erzherzoglichen Kleidern beschenkt hatte, über ihn und Wolfgang wirklich gedacht hat! Unnütze Leute; Kunst-Zigeuner; lästiges Volk! Seine Loyalität hätte etwas gelitten.
Nichts ahnend, versucht er einen andern Vorstoß bei dem zweiten Sohn Maria Theresias, dem Großherzog Leopold von Toskana, dem späteren Kaiser Leopold II., unter dessen Regierung Mozart stirbt. Er betreibt die Angelegenheit dringlich und mit großer Heimlichkeit von Mailand aus, denn, das wußte er, der neue Erzbischof würde wenig Federlesens machen, wenn er von den Verhandlungen seines Vizekapellmeisters mit dem toskanischen Hof etwas erführe. Sie bleiben, ohne Erfolg, trotzdem Leopold Mozart ihretwegen seine Heimreise nach Salzburg, im Dezember 1772 und in den ersten Monaten 1773, immer wieder aufschiebt, »von Florenz habe nachricht, das der grosherzog[45] mein schreiben erhalten, solches in überlegung genommen, und uns nachricht geben wird, wir sind noch in guter hofnung«, schreibt er in der kindischen Chiffren-Schrift der Mozarts nach Hause (9. Jan. 1773). »Wegen dem bewusten ist wenig hoffnung; gott wird uns helffen. thut nur das geld sparen und seits wohl auf: denn geld müssen wir haben, wenn wir eine reise vornehmen wollen. mich reuet ein ieder Kreuzer, den wir zu Salzburg ausgeben, bis dato ist zwar noch kein antwort von dem grosherzog gekommen, allein wir wissen aus dem Brief des grafen, der an h: troger geschriben, das wenig hoffnung in florenz anzukommen seie. nun mache mir noch Hofnung, daß er uns wenigst recommandiern wird.« (16. Jan.) Endlich, nach verzweifeltem Warten (27. Febr.): »wegen der bewusten Sache ist gar nichts zu machen.« An welchen Hindernissen sie gescheitert ist, ist nicht bekannt; ich habe in den Florentiner Archiven vergeblich nach den Briefen Leopolds und den Antwort-Konzepten des Hofmarschalls gesucht.
Im Sommer 1773 gehen Vater und Sohn wieder nach Wien; um Neujahr 1775 nach München, zur Aufführung der »Finta giardiniera«; und man wird kaum fehlgehen in der Annahme, daß Leopold Mozart die beiden Gelegenheiten eifrig benutzt hat, um an beiden Orten die Fühler auszustrecken, wo sich für den Sohn eine günstige Anstellung finden möge. Aber es findet sich keine. Für Wien war Wolfgang nicht mehr jung und noch nicht alt genug, und die »Finta giardiniera« blieb ein Münchner Lokalereignis ohne weitere Folgen. Aber das immer gespannter sich gestaltende Verhältnis zum fürstbischöflichen Brotherrn drängte zu einer entscheidenden Änderung. Es ist sehr schwer, die Schuld an dieser steigenden Spannung zwischen Hieronymus Colloredo und Mozart Vater und Sohn gerecht zu verteilen. Colloredo ist vor der Nachwelt belastet mit der Anklage, eines der größten Genies der Menschheit nicht nur schlecht behandelt, sondern geradezu mißhandelt zu haben, und niemand wird ihn ganz von dieser Anklage freisprechen können. Aber wir besitzen über sein Verhalten nur die einseitigen Zeugenaussagen der beiden Ankläger, Mozart Vater und Sohn, und für den letzten Akt des Dramas gar nur die des Sohnes, dem daran liegen mußte, in seinen Briefen an den Vater die Figur Colloredos[46] mit den schwärzesten und schmutzigsten Farben zu malen. Was unbeeinflußte Zeugen über die Persönlichkeit Colloredos berichten, klingt ganz anders. Colloredo hatte als Nachfolger des Erzbischofs Sigismund von Schrattenbach, der beinah zwanzig Jahre lang (1753–1771) regiert hatte und gern fünf gerade sein ließ, bei den Salzburgern von vornherein einen schweren Stand. Es störte das Volk, das Anno 1732 die Vertreibung der gesinnungstreuen protestantischen Bauern aus Heim und Hof mit angesehen hatte, durchaus nicht, daß es auch unter dem guten Schrattenbach, im Süden des Erzbistums, noch eine Feste Werfen gab, auf der man Ungläubige und Zweifler auf Lebenszeit einsperren konnte. Im Gegenteil: Ungläubige und Zweifler kann man nicht genug malträtieren. Aber Colloredo, noch ein verhältnismäßig junger Mann von vierzig Jahren, ward vom Volk mit Mißtrauen empfangen, vom Domkapitel mit Furcht; und beim Volk steigerte sich das Mißtrauen in dauernden Haß, und die Furcht des Domkapitels verwandelte sich endlich in einen Prozeß. Colloredo war ein Anhänger der Reformen Josephs II., in seinem Kabinett hingen die Bildnisse Rousseaus und Voltaires; und diese Tatsache erklärt es vielleicht, wenn Wolfgang über den Tod Voltaires von Paris aus mit einer Gehässigkeit berichtet, die ein Flecken in seinen Briefen ist (3. Juli 1778): »daß nehmlich der gottlose und Erzspizbub voltaire so zu sagen wie ein hund, wie ein vieh crepirt ist – das ist der lohn!« In Wahrheit war Voltaire – sein letzter guter Witz – im Schoß der alleinseligmachenden Kirche gestorben und verehrt von seiner ganzen Nation ... Am 15. Juli 1782 erließ Colloredo einen Hirtenbrief, der zum Ziel hatte »Abstellung des unnötigen kirchlichen Aufwandes, Empfehlung des Bibellesens, Einführung eines neuen Gesangbuches, eine Reihe von Verbesserungen in Führung der Seelsorge« (Ed. Vehse, Geschichte der deutschen Höfe VI, 12, 2 pag. 157). Das konnte den Mozarts allerdings nicht sehr gefallen, denn prunkhafte Kirchenmusik gehörte zum »unnötigen kirchlichen Aufwand«, und zwischen den lateinischen Messen Mozarts nehmen sich die beiden einfachen deutschen Kirchenlieder K. 343, die Mozart vermutlich für das projektierte Gesangbuch komponiert hat, mit ihrem protestantischen Gerüchlein sonderbar genug aus.[47] Das Verhängnis des Kirchenfürsten im Urteil der Geschichte ist, daß er nicht erkannte oder nicht wahr haben wollte, daß er ein Genie in seinem Dienst hatte. Aber das ist keine Schuld, sondern ein Mangel an Einsicht oder gutem Willen, nicht verdammenswert, sondern nur bedauerlich. Salzburg war ein zu kleiner Platz für ein Genie, das – unter anderm – große Opern schreiben wollte. Die konnte es nur für auswärts schreiben, für München oder Wien oder Mailand und Venedig. Aber Colloredo bedurfte keiner Genies, die immer nur Urlaub im Kopf hatten, sondern pflichtgetreuer Musikbeamten. und so gewann die Oberhand auf seiner Seite: kalte Abneigung, auf seiten der Mozarts: steigende, weil unterdrückte Gekränktheit und steigender Haß.
Man entschließt sich, nachdem Fehlschlag in München, im Hause Mozart zu einem Brief an den einflußreichen Padre Martini, einem Brief, in dem zwischen den Zeilen der Wunsch nach Empfehlungen zu lesen ist und der die Situation sehr gut wiedergibt (4. Sept. 1776): »Die Verehrung und Hochschätzung, die ich für Euer Hochwürden hege, treibt mich, Sie mit diesem Brief zu belästigen und Ihnen eine schwache probe meiner Musik zu senden, um sie Ihrem Meisterurteil zu unterbreiten. Ich habe im Vorjahre zum Karneval in München eine Opera buffa (La finta giardiniera) geschrieben. Wenige Tage von meiner Abreise von dort verlangte Seine Durchlaucht der Kurfürst ein kontrapunktisch gearbeitetes Stück von mir zu hören. Ich war daher gezwungen, diese Motette in großer Eile zu schreiben, damit man genügend Zeit hatte, die Partitur für Seine Hoheit zu kopieren und die Stimmen auszuschreiben, um sie am Sonntag darauf als Offertorium während der Großen Messe aufführen zu können.« Teuerster und verehrtester Vater und Meister! Ich bitte Sie, mir freimütig und ohne Rückhalt Ihre Meinung zu sagen. Wir leben in dieser Welt, um durch Fleiß immer vorwärtszukommen, im Meinungsaustausch einander aufzuklären und uns zu bemühen, die Wissenschaften und Künste weiterzubringen. O wie oft wünsche ich mir, Ihnen näher zu sein, um mit Ihnen, verehrungswürdigster Vater, reden und mich aussprechen zu können. Ich lebe in einem Lande, in dem die Musik kein großes[48] Glück macht, obwohl wir außer den Musikern, die uns verlassen haben, noch immer ausgezeichnete Leute von Fach und besonders Komponisten von Gründlichkeit, Wissen und Geschmack haben.
Was das Theater anlangt, so sind wir nicht besonders gut daran, denn es fehlt an Sängern. Wir haben keine Kastraten und werden auch keine leicht bekommen, denn sie wollen gut bezahlt sein, und Freigebigkeit ist nicht unser Fehler. Inzwischen (d.h. da ich keine Opern schreiben kann) beschäftige ich mich mit der Komposition für Kammer und Kirche, (obwohl) hier noch zwei weitere sehr tüchtige Kontrapunktisten sind, die Herren (Michael) Haydn und Adlgasser. Mein Vater ist Domkapellmeister und gibt mir die Gelegenheit, Kirchenmusik zu schreiben, soviel ich will. Da mein Vater übrigens schon 36 Jahre im Dienst dieses Hofes ist und sich bewußt ist, daß unser Erzbischof ältliche Leute nicht ausstehen kann, so läßt er den Kopf nicht hängen und hat sich auf die Literatur geworfen, die immer sein Lieblingsstudium gewesen ist. Unsere Kirchenmusik ist von der in Italien sehr verschieden und wird es immer mehr, da eine Messe mit dem ganzen Kyrie, Gloria, Credo, der Epistel-Sonate, dem Offertorium oder der Motette, dem Sanctus und Agnus Dei auch beim feierlichsten Anlaß nicht länger als drei Viertelstunden dauern darf, wenn der Fürst selber die Messe liest. Und das auch in einer Messe mit vollem Orchester: Trompeten und Pauken! Es bedarf eines besonderen Studiums für diese Schreibart. Ach, warum sind wir so weit auseinander, liebster Vater und Meister: »was alles hätte ich Ihnen zu sagen! Meine gehorsamste Verehrung an alle Mitglieder der Accademia Filarmonica; vor allem aber empfehle ich mich Ihrem Wohlwollen und höre nicht auf, mich zu betrüben, daß ich fern bin von der Person, die in der Welt ich am meisten liebe, verehre und achte ...«1
[49] Auch dieser Brief bleibt erfolglos, und inzwischen vermehrt sich die Spannung zwischen Herrn und Untergebenen ins Unerträgliche. Im März 1777 bat Leopold unter Hinweis auf seine und seiner Familie »traurige Umstände« um Urlaub zu einer Kunstreise – eine Bittschrift, auf die Colloredo nicht einmal ablehnende, sondern gar keine Antwort gegeben zu haben scheint. Ein weiteres Gesuch Leopolds schnitt er dadurch von vornherein ab, daß er volle Bereitschaft seiner Kapelle für einen Durchreisebesuch Kaiser Josefs verlangte. Als, nach diesem Besuch, Leopold einen neuen Vorstoß wagte, erhielt er eine glatte Abfuhr, mit der Bemerkung, daß Wolfgang, als »ohnehin nur halb in Diensten«, allein reisen könne. Aber als Wolfgang Ernst machen wollte, erhob der Erzbischof neue Einwände. Was blieb übrig als ein Gewaltstreich? Am 1. August 1777 bat Wolfgang um seine[50] Dienstentlassung, mit einer unglücklichen Formulierung seiner Gründe, die in jedem Wort nach Leopolds Stil riecht: »Gnädigster Landes Fürst und Herr Herr! Die Eltern bemühen sich, ihre Kinder in den Stand zu setzen, ihr Brod für sich selbst gewinnen zu können: und das sind sie ihrem eigenen und dem Nutzen des Staates schuldig. Je mehr die Kinder von Gott Talente erhalten haben; je mehr sind sie verbunden Gebrauch davon zu machen um ihre eigene und ihrer Eltern Umstände zu verbessern, ihren Eltern beyzustehen, und für ihr eigenes Fortkommen und für die Zukunft zu sorgen. Diesen Talentenwucher lehrt uns das Evangelium. Ich bin demnach vor Gott in meinem Gewissen schuldig meinem Vatter, der alle seine Stunden ohnermüdet auf meine Erziehung verwendet, nach meinen Kräften dankbar zu seyn, ihm die Bürde zu erleichtern, und nun für mich, und dann auch für meine Schwester zu sorgen, für die es mir leid wäre, daß sie so viele Stunden beym Flügl sollte zugebracht haben, ohne nützlichen Gebrauch davon zu machen.« Worauf der Erzbischof, der nicht viel auf Gott und Evangelium hielt, acht Tage später den ebenso trockenen wie beißenden Bescheid unter die Bittschrift schrieb: »Auf die Hofkammer mit deme (Bescheid), daß Vater und Sohn nach dem Evangelio die Erlaubnis haben, ihr Glück weiter anderwärts zu suchen.« Es spricht sicherlich nicht gegen seinen Charakter, daß er die Entlassung Leopolds durch ein späteres Dekret wieder zurücknahm; wie es scheint, freiwillig und ohne Leopold einer weiteren Demütigung auszusetzen.
Am 23. September 1777 tritt Mozart mit der Mutter, die an Stelle des Vaters ein wenig auf ihn aufpassen soll, die große Reise nach Mannheim und Paris an, die ihm Ruhm und Amt bringen sollte, mit geschwellten Segeln (24. Sept.): »... es wird noch alles gut gehen, ich hoffe der Papa wird wohl auf seyn, und so vergnügt wie ich, ich gebe mich ganz gut drein, ich bin der anderte Papa, ich gieb auf alles acht ...« Im Januar 1779 kehrte er nach Salzburg zurück, ohne die Mutter, als ein völlig Geschlagener, beladen mit einer Summe von Mißerfolgen bei seinen Versuchen, eine angemessene Stellung zu finden, mit der tiefsten Liebesenttäuschung seines Lebens, und begibt sich wieder unter das Joch des Erzbischofs Hieronymus Colloredo.[51] Man mag sich seine Gefühle vorstellen, als er, in den ersten Tagen nach der Rückkehr, das folgende Bittgesuch schrieb: »Ihro Hochfürstlich Gnaden! Hochwürdigster des Heil. Röm. Reichs Fürst! Gnädigster Landes Fürst und Herr Herr! Euer Hochfürstlich Gnaden etc. hatten die Höchste Gnade nach dem Absterben des Cajetan Adlgassers in Höchstdero Dienste mich gnädigst anzunehmen: Bitte demnach unterthänigst als Höchstdero Hoforganisten mich gnädigst zu decretieren.« Am 17. Januar stellte Colloredo gnädigst das Ernennungsdekret aus.
Aber das war es nicht, was Wolfgang gewollt hatte, als er, anderthalb Jahre vorher, ausgezogen war. Seine ersten Hoffnungen waren auf München gerichtet. Nicht ohne Grund. In München herrschte ein musikliebender und wohlwollender Souverän, Kurfürst Max Joseph III., der sich am liebsten mit der Viola da Gamba in der Hand im Kreis seiner Familie und seines Hofes porträtieren ließ, sein Instrument mit Fertigkeit spielte und sich sogar als Komponist versuchte. Unter ihm (1753) wurde das Opernhaus eröffnet, ein Juwel unter allen Opernhäusern der Welt, in dem der »Idomeneo« Mozarts zum erstenmal aufgeführt wurde und das auch später wieder eine Stätte der Pflege Mozartscher Opern geworden ist. Und dieser Kurfürst war in der Musik nicht sonderlich bedient: so tüchtige Opernhandwerker die Ferrandini, Bernasconi, Tozzi, Michel gewesen sein mögen, sie konnten sich mit Graun in Berlin, Hasse in Dresden, Jommelli in Stuttgart nicht entfernt messen. Mozart, der von der »Finta giardiniera« her die Musik- und Opernverhältnisse Münchens sehr genau kannte, wäre zweifellos der richtige Mann gewesen und hatte obendrein freundliche und mächtige Fürsprecher. Dieser erste Fehlschlag ist typisch und symbolisch. Wir setzen den entscheidenden Dialog in der Münchner Residenz mit dem Kurfürsten in Mozarts eigener Schilderung hierher, auch als einen weiteren Beweis für seine dramatische Begabung. (29./30. Sept. 1777): »graf Seau« (der Intendant der Münchner Hofoper) »gieng vorbei und grüste mich sehr freundlich: ›befehl mich liebster Mozart!‹ als der Churfürst an mich kamm, so sagte ich: ›Euer Churf. Durchlaicht erlauben das ich mich unterthänigst zu füßen legen, und meine Dienste antragen darf:‹ – ›ja, völlig weg von Salzburg?‹ –[52] ›völlig weg, ja Euer Churf. Durchlaicht.‹ – ›ja, warum denn, häbts eng z'kriegt?‹ (habt ihr euch verkracht?) – ›Ey beleybe, Euer Durchl., ich habe nur um eine Reise gebeten, er hat sie mir abgeschlagen, mithin war ich gezwungen diesen Schritt zu machen; obwohlen ich schon lange im sinn hatte weg zu gehen, dann Salzbourg ist kein ort für mich, ja ganz sicher.‹ – ›Mein gott ein junger Mensch! aber der vatter ist ja noch in Salzburg?‹ – ›ja, Euer Churf. Durchlaicht, Er legt sich unterthänigst Ect. ich bin schon dreymal in italien gewesen, habe 3 opern geschrieben, bin Mitglied der accademie in Bologna, habe müssen eine Probe ausstehen, wo vielle maestri 4 bis 5 stund gearbeitet und geschwitzet haben, ich habe es in einer stund verfertiget: Daß mag zur Zeugniß dienen, das ich im stände bin in einen jedem hofe zu dienen. Mein einziger wunsch ist aber Euer Churf. Durchl. zu dienen, der selbst ein großer ...‹ – ›ja mein liebes kind, es ist keine vacatur da. mir ist leid, wen nur eine vacatur da wäre.‹ – ›Ich versichere Eur. Durchl. ich würde München gewis Ehre Machen.‹ – ›ja das nutzt alles nicht, es ist keine vacatur da.‹ Dieß sagte er gehend, nun empfahle ich mich zu höchsten gnaden ...«
Genau so geht es in Mannheim, und die Enttäuschung ist um so größer, als Mozart längere und noch ernsthaftere Bemühungen an den Erfolg setzt. Ernsthaftere, weil Mannheim damals dank seinem berühmten Orchester der musikalische Vorort im ganzen Deutschen Reich war. Mozart rühmt denn auch (4. Nov. 1777) die Güte und Stärke dieses Klangkörpers: »Das orchestre ist sehr gut und starck. auf jeder seite 10 bis 11 violin, 4 bratschn, 2 oboe, 2 flauti und 2 Clarinetti, 2 Corni, 4 violoncelle, 4 fagotti und 4 Contrabassi und trompetten und Paucken.« Aber dieser Glanz hat auch seine Schattenseite, denn Mozart fährt fort: »es läst sich eine schöne Musick machen, aber ich getrauete mir keine Meß von mir hier zu produciren. warum? – wegen der kürze? – Nein, hier muß auch alles kurz seyn – wegen dem kirchenstyl? – nichts weniger. sondern weil man hier bey dermaligen umständen hauptsechlich für die istromenti schreiben muß, weil man sich nichts schlechters gedencken kann, als die hiesig Vocalstimmen ... Dieß kommt daher: Die wälschen sind hier jezt miserable angeschrieben. sie haben nur 2 Castraten hier, und[53] die sind schon alt. man läst sie halt absterben. Der sopranist möchte schon auch lieber den alt singen. er kann nicht mehr hinauf. Die etliche buben die sie haben sind elendig. Die tenor und Baß wie bey uns die todtensinger ...« Auch bei der Mannheimer Oper waren die Verhältnisse nicht alle nach Mozarts Wunsch. Man segelte damals an der kurpfälzischen Residenz im »nationalen« Fahrwasser und suchte die italienische Opera seria durch »teutsche Oper« zu ersetzen: es sind gerade die Jahre, da man mit dem »Günther von Schwarzburg« des alten Kapellmeisters Ignaz Holzbauer und der »Rosamunde« und »Alceste« Wielands, mit Musik von Schweitzer, der metastasianischen Opera seria und den Neuerungen Glucks Konkurrenz zu machen suchte. Und Mozart hätte, wenigstens damals, viel lieber italienische als deutsche Oper geschrieben – seria oder buffa, das galt ihm gleich.
Doch nimmt er alles, was ihm nicht ansteht, in Kauf. Der alternde Kurfürst Karl Theodor war ein Mann, dem für Luxus im allgemeinen und für musikalischen Luxus im besondern nicht leicht eine Ausgabe zu groß war, und die Irreligiosität und Immoralität, in denen man in Mannheim mit Paris nicht ohne Erfolg zu wetteifern suchte, schierte Mozart wenig – dergleichen übersah er, wenn es ihm darauf ankam. So geht er alle Tage zu Christian Cannabich, dem »wirklichen Musikdirektor« der Kapelle, der beim ersten Besuch der Mozarts in Schwetzingen 1763 sich nicht sonderlich entgegenkommend betragen zu haben scheint, denn Mozart schreibt (4. Nov. 1777): »Er ist ein ganz anderer Mann, als er vorher war; es sagt es auch das ganze orchestre. Er ist sehr für mich eingenommen.« Er unterrichtet Cannabichs Tochter Rose und schreibt ihr sogar eine Sonate auf den Leib (K. Nr. 309); er spielt bei Hof, und es entwickelt sich ein zweiter Dialog mit einem Kurfürsten – unähnlich dem ersten in München nur darin, daß er Mozart mit Hoffnungen hinhält, aber mit genau dem gleichen Ergebnis (8. Nov. 1777): »Nach der accademie machte Canabich daß ich den hof sprechen konnte. Ich küßte den Churfürsten die hand. er sagte, ›Es ist iezt glaube ich 15 jahr daß er nicht hier war.‹ ›ja, Euer Durchleucht, 15 jahr daß ich nicht die gnade gehabt habe – –‹ ›Er spiellt unvergleichlich.‹ Die Prinzessin als ich ihr die hand küste sagte[54] zu mir. ›Monsieur, je vous assure, on ne peut pas jouer mieux.‹ gestern war ich an den ort mit Cannabich wo die Mama schon geschrieben hat. Da sprach ich den Churf. wie meinen guten Freund. er ist ein recht gnädiger und guter herr. Er sagte zu mir: ›ich habe gehört er hat zu München eine opera geschrieben.‹ ›ja, Euer Durchleucht. ich Empfehle mich Euer Durchl. zu höchsten gnaden, mein gröster wunsch wäre hier eine opera zu schreiben; ich bitte auf mich nicht ganz zu vergessen. ich kan gott lob und Danck auch deutsch.‹ und schmuzte. ›Das kan leicht geschehen.‹ Er hat einen sohn, und drey töchter. Die älteste und der junge graf spiellen clavier. Der Churfürst fragte mich ganz vertraut, um alles wegen seiner kinder. ich redete ganz aufrichtig, doch ohne den Meister zu verachten« (ohne ihren Lehrer herunterzusetzen).
(Die vier kurfürstlichen Bastarde, die Mozart erwähnt, stammen von der Schauspielerin Josephine Seyffert, die Karl Theodor später zur Gräfin Heydeck machte; aus dem Sohn, 1769 geboren, also erst neun Jahre alt zu Mozarts Mannheimer Zeit, wurde der Fürst Karl von Bretzenheim, der sich später, während der napoleonisch-bajuvarischen Wirren, schwerlich mehr seines einstigen Klavierlehrers erinnerte.) Nur langsam kommt Mozart dahinter, oder vielmehr will und muß er sich eingestehen, daß er nur mit schönen Worten hingehalten werde (29. Nov. 1777): »Den vergangenen Dienstag 8 täg den 18ten nemlich den tag vor Elisabeth gieng ich vormittag zum graf savioli, und fragte ihn, ob es nicht möglich wäre, daß mich der Churfürst diesen winter hier behaltete? – ich wollte die junge herrschaft instruiren. er sagte: ›ja, ich will es dem Churfürsten Proponieren; und wenn es bey mir besteht so geschieht es gewis.‹ Nachmittag war ich bey Canabich, und weil ich auf sein anrathen zum grafen gegangen bin, so fragte er mich gleich, ob ich dort war? – ich erzehlte ihm alles, er sagte mir. ›mir ist es sehr lieb, wenn sie den winter bey uns bleiben, aber noch lieber wäre es mir, wenn sie immer und recht in diensten wären.‹ ich sagte. ›ich wollte nichts mehr wünschen, als daß ich immer um sie seyn könnte, aber auf beständig wüste ich würcklich nicht wie das möglich wäre. sie haben schon zwey kappelmeister, ich wüste also nicht was ich seyn könte, denn dem Vogler möchte ich[55] nicht nachstehen!‹ ›Das sollen Sie auch nicht‹ sagte er. ›hier steht kein mensch von der music unter dem kapelmeister, nicht einmal unter dem Intendant.‹ Der Churfürst könnte sie ja zum kammer-Compositeur machen. warten sie, ich werde mit dem grafen darüber sprechen ...« Und nun entspinnt sich eine Komödie von dringenden Anfragen Mozarts und höflichen Entschuldigungen Saviolis; denn der Kurfürst ist zwar ganz damit einverstanden, daß Mozart den Winter über dableibt, seinen Bastard von Sohn im Klavierspiel unterrichtet und etwas für seine illegitime Tochter komponiert; aber er will ihn keineswegs in Dienst nehmen, und noch weniger will Cannabich sich einen gefährlichen Konkurrenten großziehen, dessen unvergleichliche Überlegenheit über seine Armseligkeit er nur zu gut erkennt. Für sein Spiel bei Hof erhält Mozart ein Präsent (13. Nov. 1777): »... es war so wie ich mir es eingebildet habe. nichts in geld eine schöne goldene uhr mir wären aber iezt 10 Carolin lieber gewesen als die uhr, welche man mit ketten und Devisen auf 20 Carolin schäzet. auf der Reis braucht man geld. Nun habe ich mit dero erlaubniß 5 uhren. ich habe auch kräftig im sinn mir an jeder hosen noch ein uhrtäschl machen zu lassen, und wenn ich zu einem großen herrn komme, beyde uhrn zu tragen (wie es ohnehin iezt Mode ist) damit nur keinem mehr einfällt mir eine uhr zu verehren ...«
Im innersten Innern hat Wolfgang die Aussichtslosigkeit seines Aufenthaltes in Mannheim deutlich erkannt. Aber er bleibt und hört nur zu gern auf die Ratschläge seiner Bekannten im Orchester (26. Nov. 1777): »... wo wollen sie denn den winter hin? – bey dieser jahrszeit ist es ja gar übel zu reisen. bleiben sie hier.« Denn inzwischen hat er sich verliebt, mit einer Heftigkeit, die ihm jede objektive Beurteilung seiner Lage raubt. Er macht die Bekanntschaft der Familie Weber, deren Oberhaupt der einst freiherrlich Schönauische Amtmann Fridolin Weber war, jetzt, dank seinem komödiantischen Trieb, der in allen Webers steckte, heruntergekommen, und als Musiker, Sänger und Notenkopist in der Mannheimer Kapelle kümmerlich angestellt. Ich kann die fatale Bedeutung, die die Bekanntschaft mit dieser Familie für Mozarts Leben gewann, nicht deutlicher charakterisieren, als es Emil Karl Blümml, einer der[56] besten Kenner aller Daten und Personen in Mozarts Wiener Umgebung, getan hat (»Maria Cäcilie Weber« in: »Aus Mozarts Freundes- und Familienkreis« p. 10): »Nach altem deutschem Volksglauben legt eine Fee schon in der Wiege des Lebens Heiterkeit und Bitternis dem Neugebornen als Angebinde ein, und je nach dem Überwiegen des einen oder des andern gestaltet sich des Lebens weitere Bahn freundlich oder böse. An Mozarts Wiege stand eine gute Fee. Spendete sie dem kleinen Erdenbürger ewigen Ruhm, unwandelbare Heiterkeit, kindliches Gemüt, und gab sie ihm in seinem Vater Leopold einen guten Engel zur Seite, der ihm den steilen Pfad zu Ruhm und Ehre eröffnete, so schuf ihm das Gegenspiel in der Weberischen das böse, dämonische Element, dem er nicht entrinnen konnte, das ihn nicht losließ, sogar nach seinem Tode noch nachwirkte und sein Grab vergessen machte. Der leitende böse Geist dieses Widerspiels war Maria Cäcilie Weber, geborne Stamm aus Mannheim, der das Geschick es vorbehalten hatte, als Schwiegermutter und böses Prinzip Mozarts Kreise zu durchschneiden ...« Wogegen ich lediglich einzuwenden hätte, daß das Walten der guten Fee an Mozarts Wiege in allzu rosigem Schimmer dargestellt ist, denn der ewige Ruhm Mozarts war teuer erkauft, die »unwandelbare Heiterkeit« ruhte auf dem Grunde eines tiefen Fatalismus, das »kindliche Gemüt« war verbunden mit scharfer Beobachtungsgabe und bewußter Weisheit; und daß der »gute Engel« Leopold, ein umgekehrter Mephisto, immer das Gute wollte und gerade damit das Böse schuf, haben wir gesehen.
Die Weberische Familie bestand aus dem armseligen Burschen von Vater, der nicht viel zu sagen hatte, der fatalen Mutter und sechs Kindern; Mozart wenigstens spricht (17. Jan. 1778) von »fünf mädel und einem Sohn«; indes wir nur Kenntnis haben von vier Töchtern: Josefa, Aloisia, Konstanze und Sophie. Der Köder, den Madame Weber auswarf, war die zweite Tochter, damals fünfzehn Jahre alt: Aloisia. Er ist sehr wirksam, dieser Köder. Der Zustand männlicher Verliebtheit wird in der alten deutschen Sprache und auch noch im Mozartschen Hause mit der Redensart bezeichnet: »am Narrenseil laufen«. Mozart läuft am Narrenseil wie besessen; Aloisia betört[57] ihn nicht nur durch ihre Jugend und Weiblichkeit, sondern auch durch ihre Gaben als Sängerin, die allein er richtig beurteilt: »... meine Arien von der de amicis ... singt sie superb ... sie singt vortrefflich und hat eine schöne reine Stimme ...« Doch – über den Verlauf dieser sinnlosen Verliebtheit und Liebschaft im nächsten Kapitel. Hier nur so viel, daß sie Mozart veranlaßt, seine unmittelbare Aufgabe – nämlich eine ehrenvolle und lukrative Anstellung zu finden – ganz aus den Augen zu verlieren und die abenteuerlichsten Pläne zu schmieden. In München schon hatte er einen abenteuerlichen Gedanken erwogen, dessen Ursprung er seinem Hauswirt Albert in die Schuhe schiebt (29./30. Sept. 1777): »... Herr Albert hat seit meiner ankunft ein Project im kopf, dessen ausführung mir nicht unmöglich scheinet, nämlich er wollte 10 gute freunde zusammenbringen, wo ein jeder Monatlich nur 1 Ducaten spendiren dürfte, daß sind das Monath 10 Ducaten, 50 gülden, jährlich 600 fl:, wen ich hernach von Graf Seau nur jährlich 200 fl: hätte, wären es 800 fl: – wie gefällt den Papa dieser gedancke? –« Papa hielt, mit Recht, nicht das geringste von diesem »Gedanken«, der Mozart von unsicheren Münchner Patronen abhängig gemacht hätte und an die Fabel von Perrette, dem Milchmädchen La Fontaines, und ihrem Milchtopf (Contes VII, 10) erinnert. Nicht einmal Beethoven, dessen Insistenz von ganz anderm Kaliber war als die Mozarts und der mit ganz andern, gewaltigen Patronen zu tun hatte, hat volles Glück gehabt mit einem ähnlichen Plan.
In Mannheim heckt Wolfgang noch ganz andre Utopien aus. Ein Gerücht, das ihm in Wien eine Aussicht verspricht, behandelt er so obenhin und burschikos, daß man sieht, es ist ihm nicht ganz ernst (10./11. Jan. 1778): »Ich weis (ganz gewis) das der kaiser in sinn hat in Wien eine teutsche opera aufzurichten, und daß er einen jungen Kapellmeister, der die teutsche spräche versteht, genie hat, und im stande ist etwas neues auf die welt zu bringen, mit allen ernste sucht; Benda zu Gotha sucht und Schweizer aber will durchdringen« (Benda hat sich beworben, aber Schweizer wird wohl die Vorhand haben). »Das wäre so eine gute sache für mich; aber gut bezahlt, das versteht sich. wenn mir der kaiser tausend gulden giebt, so schreibe ich[58] ihn eine teutsche opera, und wenn er mich nicht behalten will, so ist es mir einerley ...« Aber kaum vier Wochen später (4. Febr.) rückt er heraus mit seinen wirklichen Plänen; nach dem Abschluß einer Kunstreise zu einer Prinzessin von Oranien, in Kirchheimbolanden – einer Reise, während deren die Familie Weber bei ihm schmarotzte, wofür deren weibliche Mitglieder ihm die Strümpfe stopften und die Kleider in Ordnung hielten: »... ich habe diese bedruckte famille so lieb, daß ich nichts mehr wünsche, als daß ich sie glücklich machen könnte; und vielleicht kann ich es auch, mein rath ist daß sie nach Italien gehen sollten. Da wollte ich sie also bitten, daß sie, je ehender je lieber, an unsern guten freund Lugiati schreiben möchten, und sich erkundigen wie viell, und was das meiste ist was man einer Prima donna in verona giebt? – je mehr je besser, herab kann man allzeit –« Er will natürlich mitreisen, für Aloisia Arien und womöglich Opern komponieren: »Zu Verona will ich gern die Opera um 50 Zechini schreiben; nur damit sie sich ruhm macht; denn wenn ich nicht schreibe so fürchte ich wird sie sacrifizirt. Bis dahin werde ich mir schon durch andere reisen, die wir miteinander machen wollen, so viell geld machen, daß es mir nicht zu wehe thut. Ich glaube wir werden in die Schweiz gehen, vielleicht auch nach Holland. Schreiben sie mir nur bald darüber. Wenn wir uns wo lange aufhalten, so taugt uns die andere tochter welche die älteste ist, gar zu gut, denn wir können eigene hauswirthschaft führen, weil sie auch kocht ...«
Es ist begreiflich, daß Leopold bei dem Gedanken beinahe irrsinnig wurde, seinen Sohn als eine Art von Musikzigeuner, als komponierendes Faktotum für eine werdende Primadonna, durch die Welt wandern zu sehen. Er schreibt, am 5. und am 12. Februar 1778, zwei seiner ernsthaftesten und verzweifeltsten Briefe, die gleicherweise seinem Verstand, seinem Charakter wie seiner Sprache Ehre machen, die dem Sohne über die wirtschaftlichen Verhältnisse zu Hause die Augen öffnen und ihn von der Unsinnigkeit seiner italienischen Pläne zu überzeugen suchen. Sie gipfeln in dem Befehl: »Fort mit Dir nach Paris! Und das bald, setze Dich großen Leuten an die Seite – aut Caesar aut nihil! Der einzige Gedanke, Paris zu sehen, hätte Dich vor allen fliegenden Einfällen bewahren sollen ... Von Paris aus[59] geht der Ruhm und Name eine Mannes von großem Talente durch die ganze Welt, da behandelt der Adel Leute von Genie mit der größten Herablassung, Hochschätzung und Höflichkeit – da siehet man eine schöne Lebensarth, die ganz erstaunlich absticht gegen der grobheit unserer Teutschen Cavalliers und Damen, und da machst Du Dich in französischer sprache vest.«
Es ist Wolfgangs Schuld, daß Leopold mit seiner Einschätzung von Paris und seines Adels Unrecht behalten sollte. Denn Wolfgang war kein Eroberer; er hätte Paris nicht erobern können, auch wenn er es ernsthaft gewollt hätte. Es bedarf nur der leisen Erinnerung, wie machtvoll Gluck Paris sich unterworfen hat. Es liegt nicht daran, daß Gluck, mehr als vierzig Jahre älter war als Mozart, sondern daran, daß Gluck eben Gluck war und Mozart Mozart – Mozart dem älteren Meister an ursprünglicher, göttlicher Begabung, an echtem Genius unendlich überlegen, aber unfähig, die Gesellschaft, die Welt von seiner Persönlichkeit zu überzeugen. Die Geschichte von dem Orden auf ihrer Brust ist ein schlagendes Beispiel für den Gegensatz der beiden Persönlichkeiten. Beide waren Ritter des Ordens vom »Goldnen Sporn«, des »speron d'oro«, der vom Papst so leicht verliehen wurde, wie andre Souveräne goldne Tabaksdosen oder diamantene Schuhschnallen zum Präsent machten. Gluck hatte ihn 1756 erhalten; Mozart erhielt ihn als Knabe von fünfzehn Jahren am 8. Juli 1770. Nun, der Orden selber war mißachtet und lächerlich; aber Gluck, der »Ritter Gluck«, verlieh ihm Würde, so wie ein großer Staatsmann, bei der Hoftafel schlecht placiert, einfach sagte: »Wo ich sitze, ist immer oben.« Mozart trägt den Orden in der Vaterstadt Leopolds und macht sich dadurch so sehr zum Gespött der dummstolzen und grobianischen Augsburger patrizischen Flegel, daß er ihn nie wieder angelegt hat – das Abzeichen ist nur auf dem für Padre Martini 1777 angefertigten Porträt zu sehen. Mit welcher Sorgfalt war Glucks Eroberung von Paris vorbereitet! Nicht bloß Gesandte und Königinnen nahmen Anteil an diesen Vorbereitungen, sondern die ganze Öffentlichkeit; Gluck spielte auf dem Instrument der Propaganda bereits mit der gleichen Meisterschaft wie später Meyerbeer oder einer der Pult-Virtuosen des zwanzigsten Jahrhunderts. Der Streit zwischen Piccinnisten und Gluckisten war[60] zur Zeit von Mozarts Ankunft auf dem Höhepunkt; die »Armide« war ein paar Monate vorher zum erstenmal (23. Sept. 1777) gegeben worden, der »Roland« Piccinnis nur wenige Wochen vorher, an Mozarts zweiundzwanzigstem Geburtstag. Kein Tag Glucks in Paris vergeht ohne »publicity«; auf dem Heimweg nach Wien besucht er den alten Voltaire in Ferney, und es ist wie das Zusammentreffen zweier regierender Fürsten. Still und unbemerkt zieht Mozart ein in Paris, als ein unscheinbarer junger Mensch wie hundert andre, in Gesellschaft seiner alten Mutter, die ihn begleiten muß, um auf ihn ein bißchen aufzupassen.
Der Aufenthalt in Paris, vom 23. März 1778 bis zur Heimkehr im Januar 1779, ist einer der Tiefpunkte in Mozarts Leben. Er tritt die Reise widerwillig an, da sie ihn von Aloisia entfernt; immer denkt er an Aloisia statt an seinen Erfolg; er komponiert wenig, haßt Paris, den Pariser Adel, die Pariser Bürger, findet den Gönner, auf den Leopold die größten Hoffnungen setzt, weil er den Schlüssel zur Publizität in der Hand hat, Fr. Melchior Grimm, unleidlich, da er selber verdrossen und unleidlich ist; und zu alledem kommen noch die Krankheit und der Tod der Mutter, die er in fremder Erde begraben muß. Es war eine dunkle Stunde, als er – am 4. Juli 1778 um zwei Uhr nachts – den Salzburger Familienfreund Abt Bullinger bitten mußte, den Vater auf die Nachricht vom Tod seiner Gattin vorzubereiten: »Trauern sie mit mir, mein freund – Dies war der Trauerigste Tag in meinem leben – dies schreibe ich um 2 uhr nachts – ich muß es ihnen doch sagen, meine Mutter, Meine liebe Mutter ist nicht mehr!« Und noch dunkler müssen die Stunden gewesen sein, in denen er an ihrem Krankenbett saß, mit der Gewißheit, daß sie nicht mehr zu retten sei. Nach ihrem Begräbnis wendet er sich merkwürdig rasch wieder seinen Angelegenheiten zu, und es ist nicht leicht zu entscheiden, in welchem Grade ihm dabei der anerzogene Katholizismus zur »Ergebung in den Willen Gottes« geholfen hat. Der Beginn eines Briefes an den Vater, vierzehn Tage später (18. Juli) ist fast verletzend: »Ich hoffe sie werden meine beyde leztern richtig erhalten haben –. wir wollen nun von den haupt-inhalt derselben nichts mehr reden – es ist nun vorbey – und wir können, wenn wir[61] ganze seiten darüber verschreiben wollten, die sache doch nicht ändern!« Der Mensch ist ein sonderbares Wesen und voll von Widersprüchen. Mozart hat sicherlich an seine Aloisia eifrig Briefe geschrieben, und einer, in italienischer Sprache (30. Juli), hat sich erhalten; – ob sie ihm ebenso eifrig geantwortet hat, steht dahin. Erhalten ist auch ein langer Brief vom 29. Juli an das Webersche Familienoberhaupt, Fridolin Weber; eines von mehreren Schreiben, die sich offenbar mit dem Tod des bayrischen Kurfürsten Max Josephs III. und der Übersiedelung des kurpfälzischen Hofes und Hofstaates nach München befassen – denn Karl Theodor war Max Josephs nächster Agnat und zögerte nicht, von der reichen und durch Habsburg gefährdeten Erbschaft Besitz zu ergreifen, so ungern er auch Mannheim verließ. Die Übersiedelung hat Mannheim für immer zur Provinzstadt gemacht, wenigstens soweit es Oper und Konzertmusik betrifft – nur auf dem Gebiet des deutschen Schauspiels beginnt für Mannheim nochmals eine Blüte, dank Wolfgang Heribert von Dalberg, der Schillers erste Dramen aufführen ließ. Nun: in diesem Briefe geriert Wolfgang sich als Patron und Ratgeber der Weberschen Familie; er spielt die Rolle Leopolds; er spricht von Plänen, Vater und Tochter nach Paris kommen zu lassen und für ihren Unterhalt zu sorgen; er gibt weltkluge diplomatische Verhaltungsmaßregeln für das Auftreten und Nichtauftreten Aloisias; er widerrät ein Engagement bei der Seylerschen Theatergesellschaft; er gibt den Wink, sich nach Mainz zu wenden, wo möglicherweise auch er angestellt werden könne usw.
Wie mag man im Schoß der Familie Weber gelächelt haben über den dreiundzwanzigjährigen Freund und Patron, der sich selber nicht zu helfen wußte! Man wußte sich sehr gut selbst zu helfen. Ein paar Wochen später, im September, war Aloisia als Sängerin in München engagiert; der Vater wurde notgedrungen mit übernommen, und es bedurfte keineswegs mehr der Mozartschen Protektion. Mozart selber schildert seine Situation in Paris ganz offenherzig in einem Brief an Vater Weber (29. Juli 1778): »Nun ein wenig etwas von meinen sachen – ich muß mich hier plagen daß ich es ihnen nicht genug sagen kann – hier geht alles langsam, bis man nicht recht bekandt ist,[62] kann man mit der Composition nichts machen – in vorigen briefen habe ich ihnen schon geschrieben, wie schwer es hält, ein gutes Poem zu bekommen – nach meiner erklärung von der hiesigen Musick können sie sich leicht vorstellen daß ich keine große freude hier habe – und so bald als möglich (unter uns) weg-zukommen trachte ...« Mozart ist vollkommen verloren inmitten des Intrigen- und Protektionswesens der Großstadt und ist von Beginn an das Ausnützungsobjekt von Machthabern und sogenannten »Freunden«. Er komponiert Chöre, Ensembles und Arien, acht umfangreiche Stücke für ein »Miserere« von Holzbauer, das im Concert spirituel aufgeführt werden soll – gratis, denn der Directeur dieser Konzerte, Le Gros, hat ihn höflich darum ersucht. Wir würden sämtliche Werke Holzbauers dafür hingeben, daß diese acht Stücke erhalten wären. Er versieht die vier Mannheimer Bläser, die gleichzeitig mit ihm in Paris waren, mit einer Sinfonia concertante (Flöte, Oboe, Horn und Fagott) – umsonst, im doppelten Sinn; denn Le Gros verhilft diesem herrlichen Werk nicht einmal vor die Öffentlichkeit. Es ist ebenfalls verloren, zum mindesten in dem Sinne, daß es nicht in der ursprünglichen Besetzung mehr erhalten ist. Er gibt sich der Hoffnung hin, durch den berühmten Noverre, den Theoretiker des Balletts, der vorgab, auf den Direktor der Großen Oper (De Vismes) Einfluß zu haben, mit der Komposition einer Oper betraut zu werden, und schreibt ihm deshalb die Musik zu einem Ballett, »Les petits riens« – dreizehn zum Teil umfangreiche Orchesterstücke: wiederum gratis. Es wird sechsmal aufgeführt, aber der Theaterzettel und die Zeitungen nennen nicht einmal Mozarts Namen. In St-Germain, wo er seine alten Londoner Freunde Johann Christian Bach und Tenducci begrüßt, schreibt er für den letzteren, einen Kastraten, eine Scena mit Klavier, Oboe, Horn und Fagott, in der Hoffnung, sich bei dem Gönner Tenduccis, dem Maréchal de Noailles, zu insinuieren. Er hat selber wenig Hoffnung (27. Aug.): »... gewinnen werde ich nichts hier – vielleicht – ein kleines Present – verlieren thue ich aber nichts, dann es kost mich nichts – und wenn ich auch nichts bekomme – so habe ich doch eine sehr nützliche bekandtschaft ...« Die Szene ist ebenfalls verloren, und – man möchte fast sagen, selbstverständlich – vom Maréchal[63] de Noailles ist weiter nicht die Rede. Er komponiert für den Herzog de Guines, der Flöte bläst, und für dessen Tochter, die »magnifique« Harfe spielt, ein Konzert für diese beiden Instrumente; vier Monate später hat ihn der Herzog noch nicht dafür bezahlt; und beim Kompositionsunterricht der Tochter, für den das Honorar vermutlich auch verspätet bezahlt wurde, leidet Mozart alle Höllenqualen des ungeduldigen Lehrers (14. Mai): »... sie zweifelt ... starck ob sie auch genie zur Composition hat – besonders wegen gedancken – ideen; ... Nun müssen wir sehen. wenn sie keine ideen oder gedancken bekömmt (denn itzt hat sie würcklich gar – keine), so ist es umsonst, denn – ich kann ihr weis gott keine geben ...« Er komponiert für Le Gros eine oder zwei Sinfonien und ist schon zufrieden, wenn sie Le Gros' und des Pariser Publikums (das er verachtet) Beifall erhalten; ja, er komponiert sogar für die erste dieser Sinfonien (K.N. 297) ein zweites Andantino, da das erste »nicht das Glück gehabt hat, ihn zufrieden zu stellen – er sagt es seye zu viell modulation darin – und zu lang –« Was für ein Musikkenner, der Direktor der Concerts spirituels!
Einmal bietet sich ihm eine wirkliche Chance (14. Mai): »Rudolphe« (Jean-Joseph Rodolphe, ein einflußreicher und – soweit wir wissen – verläßlicher Mann, seit 1770 Mitglied der Kgl. Kapelle) »ist hier in königlichen diensten, und mein sehr guter freünd. er versteht die Composition aus dem grund, und schreibt schön. Dieser hat mir die organisten stelle angetragen zu versailles, wenn ich sie annehmen will. sie trägt das jahr 2000 livres; da muß ich aber 6 Monath zu versailles leben. die übrigen 6 zu Paris, oder wo ich will ...« Er lehnt ab, oder vielmehr er ist von Anfang an nicht geneigt anzunehmen. Er bedenkt nicht die unschätzbare Nähe der königlichen Familie, die Leichtigkeit des Dienstes, der ihm volle Zeit zur Komposition gelassen hätte, den halbjährigen Urlaub; er lehnt ab, weil er an Aloisia denkt und französische Musik nicht liebt: »... 2000 livres ist doch kein so großes geld. in teutscher Münze freylich, aber hier nicht. es macht freylich das jahr 83 louisd'or, und 8 livres, das ist, unsriges geld, 915 fl: und 45 kr:, (das wäre freylich viell) aber hier nur, 333 thaller, und 2 livres – das ist nicht viell. es ist erschröcklich, wie geschwind ein thaller weg[64] ist. ich kan mich gar nicht verwundern, wenn man aus den louisd'or nicht viell hier macht, denn es ist sehr wenig. 4 so thaller, oder eine Louis, welches das nemliche, sind gleich weg ...« Es ist müßig, sich auszudenken, welchen Gang Mozarts Leben und die französische Musikgeschichte genommen hätte, wenn Mozart angenommen hätte.
Anfang September 1778 entschließt er sich zur Rückkehr nach Salzburg, und zwar höchst ungern. Er stellt seine Bedingungen: nicht mehr mit dem Violinspielen im Dienst geplagt zu werden: – beim Klavier will er dirigieren und Arien akkompagnieren; er will der Expektanz auf die Kapellmeisterstelle sicher sein. Er weiß genau was ihm bevorsteht (15. Okt): »... doch muß ich ihnen frey gestehen, daß ich mit leichtern herzen in Salzburg anlangen würde, wenn ich nicht wüßte, daß ich alda in Diensten bin; – nur dieser gedancke ist mir unerträglich! – betrachten sie es selbst – setzen sie sich in meine Person; – zu Salzburg weis ich nicht wer ich bin – ich bin alles – und bisweilen auch gar nichts – ich verlange mir aber nicht gar so viel, und auch nicht gar so wenig – sondern nur etwas – wenn ich nur etwas bin – in jedem andern ort weis ich es – und jeder, wer zur violin gestellt ist, der bleibt dabey; – wer zum clavier Etc: –« Er fügt hinzu: »Doch das wird sich alles richten lassen ...« Aber im Grunde seines Herzens weiß er, daß es sich nicht »wird richten lassen«, daß er sich niemals wieder in die Salzburger Verhältnisse werde schicken können. In einem Brief an Abbé Bullinger – einem Brief, auf den wir zurückkommen werden – hat er sehr viel mehr Skeptizismus gezeigt. Es ist charakteristisch, daß er jetzt, da er heimkehren soll, gegen das Ende seines Aufenthaltes, seine Pariser Aussichten besser beurteilt und auf vollen Erfolg rechnet, wenn er nur einige Jahre länger bleiben wolle; daß ihm die Komposition einer französischen Oper zu winken scheint – gegen die er nunmehr plötzlich keine Abneigung mehr hegt. Nun wäre er gern in Paris geblieben, trotz seines Zerwürfnisses mit Grimm, der ihn zur Abreise drängt. Er hat nicht einmal mehr Zeit, den Stich seiner sechs Sonaten für Klavier und Violine Opus I zu überwachen; er muß sie der Gemahlin Karl Theodors in München so überreichen, wie der Verleger Sieber sie von den Platten[65] abgezogen hat. Sie hatten ihm 15 Louisd'ors eingebracht – viel weniger, als er ursprünglich für sie gefordert hatte. Am 26. September verläßt er Paris in einer Lohnkutsche und beeilt sich so wenig wie möglich, die Kuppel des Salzburger Doms wiederzusehen. Er bleibt ein paar Wochen in Straßburg, wo er den Bewohnern in mehreren Konzerten seine Kunst für ein paar Louisd'or hinwirft; und noch länger bleibt er in – Mannheim, wohin den Umweg zu machen er sich nicht scheut, obgleich er die Weberische Familie und den Kurfürstlichen Hof nicht mehr antrifft. Ja, er würde seinen Aufenthalt in Mannheim noch auf weitere zwei Monate ausdehnen, wenn es ihm gelänge, mit Baron Heribert von Dalberg zu einer Einigung zu gelangen. Dalberg hatte den Text eines Monodramas im Stil der »Ariadne« und »Medea« Georg Bendas und ein »musikalisches Drama« mit dem Titel »Cora« im Stil der »Alceste« Wieland-Schweitzers geschrieben, und Mozart erbot sich, für 25 und 50 Louisd'ors die beiden Werke mit Musik zu versehen, wofern er nur die Sicherheit habe, nach Ablauf der zwei Monate sein Honorar für das Monodrama zu erhalten. Und das, obwohl der Vater zu Hause ängstlich auf seine Rückkehr wartete: Leopold hatte das Interims-Dekret der Anstellung Wolfgangs seit vier Monaten in Händen und fürchtete, der Erzbischof werde endlich dahinterkommen, daß der neu zu ernennende Hoforganist ihn einfach zum Narren halte, und werde das Dekret widerrufen. Aber der Herr Baron konnte oder wollte ihm offenbar diese Sicherheit nicht geben, und Mozart war durch seine Pariser Erfahrungen immerhin ein wenig gewitzigt. So geht er denn nach München, wo ihn die letzte und herbste Enttäuschung dieser so enttäuschungsreichen Reise erwartet – von der im nächsten Kapitel die Rede sein soll. Seine Seele ist so wund, daß es ihm unmöglich ist, dem Vater sein Herz zu eröffnen – er verspart sich seine Beichte aufs Mündliche (29. Dez. 1778): »... denn ich kann (heute) nicht, – mein herz ist gar zu sehr zum weinen gestimmt ...« Eine Anspielung des Vaters (28. Dez.) auf Wolfgangs »lustige Träume«, das heißt die Phantastereien im Zusammenhang mit Aloisia und der Weberschen Familie, veranlaßt die gereizte Antwort (31. Dez.) »... apropos: was will den dieß sagen, lustige träume? – über das träumen halte[66] ich mich nicht auf, denn da ist kein sterblicher auf den gantzen Erdboden der nicht manchmal träumet! allein lustige träume! – ruhige träume, erquickende, süße träume! – das ist es; – träume, die, wenn sie wircklich wären, mein mehr trauriges als lustiges leben, leidentlich machen würden ...« Die Stelle, eines Dichters würdig, enthüllt den ganzen Zustand seiner Seele – Schmerz und Fatalismus zugleich.
Nun ist er wieder in Salzburg, als »wohlbestallter« Beamter in der fürstbischöflichen Kapelle, und das ist das Ergebnis der hochfliegenden Träume, mit denen im Kopf ihn anderthalb Jahre vorher der Vater fortgeschickt hatte und mit denen im Kopf er selber ausgezogen war. Er fühlt es tief, denn niemand als er selber kennt besser seine überragende Begabung. Und die soll er an einen mit Absicht verständnislosen Patron und an Salzburg verschwenden! Sein Genius verlangt nach den höchsten Organen der Ausführung, der feinsten Wiedergabe, und was findet er davon in Salzburg vor! Der erwähnte Brief an Abbé Bullinger (7. August 1778) sieht das alles in einer ironischen Schilderung voraus, und dieser Brief ist so aufschlußreich und so wenig bekannt, daß er volle Zitierung verdient: »Nun von unserer Salzburger History! sie wissen, bester freünd, wie mir Salzburg verhaßt ist! – nicht allein wegen den ungerechtigkeiten die mein lieber vatter und ich aldort ausgestanden, welches schon genug wäre, um so ein(en) ort ganz zu vergessen, und ganz aus den gedancken zu vertilgen! – aber lassen wir nun alles gut seyn – es soll sich alles so schicken, daß wir gut leben können; – gut leben, und vergnügt leben, ist zweyerlei, – und das lezte würde ich (ohne hexerey) nicht können; es müste wahrhaftig nicht natürlich zugehen! – und das ist nun nicht möglich, denn bey iezigen zeiten giebt es keine hexen mehr; – doch, mir fällt etwas ein; es giebt so gewisse leute in Salzburg – die da gebürtig sind, und die stadt davon wimmelt – mann darf diesen leuten nur den ersten Buchstaben ihres wahren Nammens verwechseln, so können sie mir behülflich seyn2; – Nun, es mag geschehen was will, – mir wird es allzeit das größte vergnügen seyn, meinen liebsten vatter und[67] liebste schwester zu umarmen, und zwar je ehender je lieber; aber das kann ich doch nicht läugnen, das mein vergnügen und meine freude dopelt seyn würde – wenns wo anderst geschehe – weil ich überall mehr hofnung habe vergnügt und glücklich leben zu können! – sie werden mich vielleicht unrecht verstehen, und glauben Salzburg seye mir zu klein? – da würden sie sich sehr betrügen; – ich habe meinem vattern schon einige ursachen darüber geschrieben; unterdessen begnügen sie sich auch mit dieser, daß Salzburg kein ort für mein talent ist! – Erstens sind die leute von der Musick in keinen ansehen, und zweytens hört man nichts; es ist kein theater da, keine opera! – wenn man auch wircklich eine spiellen wollte, wer würde denn singen? – seit 5 gegen 6 jahre war die Salzburgerische Musick noch immer Reich an unnützlichen, – unothwendigen – aber sehr arm am notwendigen, und des unentbehrlichsten gänzlich beraubt; wie nun wircklich der fall ist! – Die grausamen franzosen sind nun ursache, daß die Musicke ohne kapellmeister ist3! – izt wird nun, wie ich dessen gewis versichert bin, Ruhe und ordnung bey der Musick herschen! – ja, so geht es, wenn man nicht vorbauet! Mann muß allzeit ein halb Dutzend kapellmeister bereit haben, daß, wenn einer fehlt, man gleich einen andern einsetzen kann – wo izt einen hernehmen? – und die gefahr ist doch dringend! – Man kann die ordnung, Ruhe und das gute vernehmen bey der Musique nicht überhand nehmen lassen! – sonst reißt das übel immer weiter – und auf die lezt ist gar nicht mehr zu helfen; sollte es denn gar keine Eselohren Perücke – keinen lauskopf mehr geben, der die sache wieder im vorigen hinkenden gang bringen könnte? – ich werde gewis auch mein möglichstes dabey thun. – Morgen gleich nehme ich eine Remise auf den ganzen tag, und fahre in alle spitäller und Siechenhäuser, und sehe ob ich keinen auftreiben kann; warum war man doch so unvorsichtig und ließ den Misliwetceck so wegwischen? – und war so nahe da4; das wäre so ein Pissen (Bissen) gewesen; so einen bekommt man nicht so leicht wieder[68] – der just frisch aus den Herzog-Clementischen Conservatorio herauskömmt! – und das wäre ein Man gewesen der die ganze hofmusick durch seine gegenwart in schröcken würde gesezt haben; Nu, mir darf just nicht so bange seyn; wo geld ist, bekommt man leute genug! – meine Meynung ist nur, daß man es nicht zu lange sollte anstehen lassen, nicht aus närrischer forcht mann möchte etwa keinen bekommen, denn da weis ich nur gar zu wohl, daß alle diese herrn schon so begierig und hofnungs-voll darauf warten, wie die juden auf den Messias. – allein, weil es nicht in diesen umständen auszuhalten ist – und folglich notwendiger und nützlicher wäre, daß man sich um einen kapellmeister, wo nun wircklich keiner da ist, umsehe, als daß man, (wie mir geschrieben worden) überall hinschreibt, um eine gute sängerin zu bekommen; – ich kann es aber ohnmöglich glauben! – eine sängerin! wo wir deren so vielle haben! und lauter fortrefliche; Einen tenor, obwohl wir diesen auch nicht brauchen, wollte ich doch noch ehender zugeben; aber eine Sängerin, eine Prima donna! – wo wir izt einen Castraten haben; – es ist wahr, die Haydin [die Frau Michael Haydns] ist kräncklich; – sie hat ihre strenge lebensart gar zu sehr übertrieben; es giebt aber wenig so! – mich wundert daß sie durch ihr beständiges geiseln, Peitschen, Cilicia-tragen, übernatürliches fasten, nächtliches betten – ihre stimme nicht schon längst verlohren hat! sie wird sie auch noch lange behalten – und sie wird auch anstatt schlechter immer besser werden; – sollte aber Endlich gott sie unter die zahl seiner heilige setzen, – so haben wir noch immer 5, wo jede der andern den vorzug streittig machen kann! – Nun da sehen sie, wie unothwendig das es ist! – ich will es nun aber aufs eüßerste bringen! – setzen wir den Fall, daß wir nach der weinenden Magdalena keine mehr hätten, welches doch nicht ist; aber gesezt, eine kömme gähe in kinds-nöthen, eine komme ins zuchthaus, die 3te würde etwa ausgepeitscht, die 4te allenfals geköpft, und die fünfte – hollte etwa der T ...,? – was wäre es? – nichts! – wir haben ja einen Castraten; – sie wissen ja was das für ein thier ist? – Der kann ja hoch singen, mithin ganz fortreflich ein frauenzimmer abgeben; – freylich würde sich das kapitl darein legen; allein, darein legen ist doch immer besser als darauf legen – und man[69] wird diesen herrn nichts besonders machen; lassen wir unterdessen immer den h: Ceccarelli bald weibs-, bald Mans-person seyn; Endlich, weil ich weis daß man bey uns die abwechslungen, veränderungen und neuerungen liebt, so sehe ich ein weites feld vor meiner, dessen ausführung Epoche machen kann; Meine schwester und ich haben schon als kinder ein wenig daran gearbeitet, was werden nicht große leute liefern? – O, wenn man genereux ist, kann man alles haben; – mir ist gar nicht bang, (und ich will es über mich nehmen) daß man den Metastasio von wienn kommen lassen kann, oder ihm wenigstens den antrag macht, daß er etliche tuzend opern verfertiget, alwo der Primo uomo, und die prima donna niemahlen zusammenkommen, auf dise art kann der Castrat den liebhaber und die liebhaberin zugleich machen, und das stück wird dadurch interessanter, indemm man die tugend der beyden liebenden bewundert, die so weit gehet, daß sie mit allem fleiß die gelegenheit vermeiden sich in Publico zu sprechen; – Da haben sie nun die meinung eines wahren Patrioten! – machen sie ihr möglichstes, daß die Musick bald einen arsch bekommt, denn das ist das notwendigste; einen kopf hat sie izt – das ist aber eben das unglück! – bevor nicht in diesen stück eine veränderung geschieht, komme ich nicht nach salzbourg; alsdann aber will ich kommen, und will umkehren, so oft V.S. steht5
Das ist es: »Es ist kein Theater da, keine Opera!« In den Salzburger Jahren 1779 und 1780 schreibt Mozart zwei Messen und zwei Vespern, Sonate da chiesa, Sinfonien, Serenaden, Konzerte, Sonaten; und er beginnt auch ein Singspiel (»Zaide« getauft vom 19. Jahrhundert), das unvollendet bleibt – vielleicht weil es Mozart auf viel zu kleine Verhältnisse zugeschnitten scheint. Mozart braucht große Oper; sinfonische und Kammermusik, Kompositionen für die Kirche scheinen ihm Allotria und Nebenwerke im Vergleich zu allem, was mit der Bühne zusammenhängt. Schon 1764 (28. Mai) schreibt der Vater in London von dem Neunjährigen: »Er hat ietzt immer eine Opera im Kopf, die er mit lauter jungen Leuten in Salzburg aufführen[70] will.« – Oper mit großem Orchester! Und Italien hat ihn gelehrt, daß Oper eben der höchste Rausch der Kunst sei: alle Formen, alle Machtmittel der Musik, gipfelnd im herrlichsten Organ, der menschlichen Stimme; dramatische Leidenschaft verklärt in einem zauberhaften Medium des Ausdrucks! Um eine Oper komponieren zu können, bringt er jedes Opfer. Er wird in jeder Gattung komponieren; – Opera seria oder buffa, Singspiel oder »Maschinen«-Oper; in jeder Sprache, deutsch oder italienisch, und würde sogar seine Abneigung gegen die französische Sprache, die französischen Sänger, das französische Publikum überwinden. Am liebsten aber italienisch: jenem Brief an den Professor Anton Klein in Mannheim (21. März 1785), einem Brief, in dem er sich so patriotisch und pathetisch für die Schaffung einer deutschen Nationaloper ins Zeug legt, könnte man Stellen aus einem Dutzend andrer Briefe entgegensetzen, in denen er ebenso emphatisch nach italienischer, nur italienischer Oper verlangt.
Ende 1780 wird dieser Wunsch erfüllt. Er bekommt den Auftrag, für München eine große Opera seria zu schreiben, und komponiert den »Idomeneo« – ein Werk, das in seiner Produktion einzig dasteht. Endlich hat er wieder alle jene Machtmittel beisammen, das vereinigte Mannheim-Münchner Orchester, hervorragende Sänger (mit einer Ausnahme), einen verwöhnten Hof als Zuhörerschaft. In seiner Berauschtheit versieht er diese Oper mit so viel Musik, daß er ihre dramatische Wirksamkeit auch zerstört hätte, wenn mehr von solcher Wirksamkeit in ihr vorhanden gewesen wäre, wenn sie nicht einer absterbenden Gattung angehört hätte. Er selber wußte um die Eigenart dieser seiner Oper, hat sie zeitlebens geliebt und in Wien, erfolglos, wieder aufs Tapet zu bringen versucht. Hoffnungen, die er auch diesmal wieder auf Karl Theodor setzt, erfüllen sich nicht. Man versteht, daß nach diesem Erlebnis es zwischen Mozart und Salzburg bald zum Bruch kommen mußte. Die Provinzialität der Heimatstadt lähmt ihn. Er bekennt es im Rückblick (26. Mai 1781): »... glauben sie mir sicher, daß ich nicht den müßiggang liebe, sondern die arbeit. – in Salzburg, Ja das ist wahr, da hat es mich mühe gekost, und konnte mich fast nicht[71] dazu entschließen, warum? – weil mein gemüth nicht vergnügt war; sie müssen mir doch selbst gestehen, daß in Salzburg – wenigstens für mich – um keinen kreutzer unterhaltung ist; mit vielen will ich nicht umgehen. – und den meisten andern – bin ich zu schlecht, für mein talent keine aufmunterung! – wenn ich spielle, oder von meiner Komposition was aufgeführt wird, so ists als wenn lauter tisch und sesseln die Zuhörer wären. – wenn doch wenigstens ein theater da wäre, das was hieße. – denn in dem besteht meine ganze unterhaltung hier ...« So betrachtet er den Befehl, sich im Gefolge des Erzbischofs nach der Aufführung des »Idomeneo« von München nach Wien zu verfügen, als einen Wink des Himmels (ibidem): »... es scheint als wenn mich das glück hier empfangen wollte. – mir ist als wenn ich hier bleiben müßte. – und das war mir schon so als ich von München abreiste. – ich freuete mich ordentlich nach wienn und wußte nicht warum ...« Von Anfang an sieht er sich nach Gelegenheiten um, sich die Basis zum Bruch mit dem Erzbischof zu verschaffen. Wenn der Erzbischof ihn dadurch auszeichnet, daß er ihn im Palais bei sich wohnen läßt, indes der Kastrat Ceccarelli und der Geiger Brunetti anderwärts einquartiert werden, so macht er sich darüber lustig: »Che distinzione!« – »was für eine Auszeichnung!« Der Erzbischof ist stolz auf seine Hofmusik und führt sie in verschiedenen großen Häusern vor, unter anderm auch bei seinem alten Vater, dem Reichs-Vizekanzler; – Mozart betrachtet das als einen Eingriff in seine Rechte, privatim sich mehr Geld zu machen. Der Erzbischof verweigert ihm erst die Erlaubnis zum Auftreten in der Tonkünstler-Sozietät, worüber Mozart wütend ist; aber das Postskriptum desselben Briefs, der seinen Unmutsausbruch enthält, meldet, daß der Erzbischof die Erlaubnis widerwillig doch gegeben habe. Mozart rangiert an der Tafel zwischen den Leibkammerdienern und den Köchen, worüber wir mit ihm mit Recht empört sind; aber Mozarts Rang als Hoforganist war eben der eines Kammerdieners, und die Etikette des 18. Jahrhunderts, die von bevorzugter Behandlung von Genies nichts wußte, war formell mit dieser Tafelordnung im Recht. In seinen Briefen an den Vater spricht Mozart ganz offen von seiner Absicht, den Erzbischof – er nennt ihn »Erzlümmel« – »anzuführen«[72] (4. April 1781): »O, ich will dem erzbischof gewis eine Nase drehen, daß es eine freide seyn soll! ...« Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß Colloredo diese Briefe, die sozusagen unter seinen Augen geschrieben wurden, gelesen hat. Er sieht deutlich, daß Mozart Obstruktion treibt. So kommt es zu Vorhaltungen, die Mozarts Künstlerstolz aufs empfindlichste kränken, und endlich, Anfang Mai, als Mozart unter einem kindischen und fingierten – zu deutsch: erlogenen – Vorwand sich weigert, an einem bestimmten Tag mit einem angeblich wichtigen Auftrag von Wien nach Salzburg abzureisen, zur Explosion. Colloredo beschimpft seinen Hoforganisten gröblich und sagt ihm im Zorn, er möge sich zum Teufel scheren. Mozart nimmt das als eine formelle Aufforderung, um seine Entlassung einzukommen; sein Gesuch wird jedoch von Graf Karl Arco, dem Sohn des Salzburger Oberstkämmerers, nicht angenommen. Er insistiert, trotz der ängstlichen Einwendungen seines Vaters, der wohl gerne intrigiert und heimliche Fäden spinnt, aber die Folgen offener Empörung fürchtet; und bei einem solchen Versuch, sein Memorial – es war das letzte von dreien, die er geschrieben hatte – doch anzubringen, wird Mozart von Graf Arco mit einem Fußtritt zur Türe hinausbefördert. Eine formelle Entlassung Mozarts aus dem erzbischöflichen Dienst ist nie erfolgt, und so spricht denn auch Mozart, als er mit seiner jungen Frau im Frühjahr 1783 den Vater und die Schwester in Salzburg zu besuchen gedenkt, die Befürchtung aus, Colloredo werde sich an ihm rächen. Es spricht wiederum für den Erzbischof, daß er an dergleichen nicht denkt, wie er auch Leopold niemals hat das Betragen seines Sohnes entgelten lassen. Er hat den Weltruhm seines einstigen Hoforganisten noch erlebt – 1803, nach der Säkularisation des Erzbistums Salzburg, ist er nach Wien gezogen. Er starb erst 1812, achtzig Jahre alt, und sein Verhältnis zu seinem einstigen Untertanen Wolfgang Amadeus Mozart hat ihm kaum jemals beschwerliche Gedanken verursacht. Es ist ein besonderes Unglück gewesen für seinen Namen und Nachruhm, daß er jemals mit den Mozarts zu tun gehabt hat.
Graf Karl Arco, ähnlich wie Colloredo vor der Nachwelt zu einiger Notorietät dadurch gelangt, daß er Wolfgang Amadeus[73] Mozart mit einem Fußtritt bedachte, hat in einer diesem endgültigen Abschluß vorangegangenen Unterredung mit Mozart immerhin ein prophetisches Wort gesprochen. Er hat ihm die Rückkehr nach Salzburg ans Herz gelegt unter Hinweis auf die Wankelmütigkeit der Gunst der Wiener (2. Juni 1781): »... glauben sie mir, sie lassen sich hier zu sehr verblenden; hier dauert der Ruhm eines Menschen zu kurz – von anfang hat man alle lobsprüche, und gewinnt auch sehr viel, das ist wahr – aber wie lange? – nach etwelchen Monathen wollen die Wiener wieder was neues; –« Das ist eine Beobachtung, deren Wahrheit Mozart ohne weiteres zugeben muß, wenn auch mit einiger Einschränkung (ebenda): »... Die Wienner sind wohl leute die gerne abschießen – aber nur am theater. – und mein fach ist zu beliebt hier, als daß ich mich nicht soutenieren sollte, hier ist doch gewiß das Clavierland! – und dann, lassen wir es zu, so wäre der fall erst in etwelchen Jahren, eher gewis nicht. – unterdessen hat man sich Ehre und geld gemacht – es giebt Ja noch andere örter – und wer weis was sich dieweil für eine gelegenheit ereignet? ...«
Für den Anfang, etwa die ersten vier oder fünf Jahre, behält Mozart mit seiner Voraussicht vollkommen recht. Nicht aber für das Ende. Vorläufig liegt nicht allzuviel daran, daß er mit seinen Hoffnungen und Bemühungen scheitert, Klavierlehrer bei der Prinzessin Elisabeth von Württemberg zu werden, der Braut des russischen Großfürsten, »... ich weis, daß in dem buche, worinn die Nämme aller die zu ihrer bedienung bestimmt sind, enthalten sind, auch mein Namme steht ...« (31. August 1782). »Nun ist schon der vornehme claviermeister für die Prinzessin benennt; – Ich darf ihnen nur seine besoldung nennen, so werden sie auch leicht daraus die Stärke des Meisters schließen können; – 400 baare gulden. – er heißt Summerer.« (5. Okt. 1782). Für 400 Gulden hätte sich Mozart nicht verkauft, und so verbeißt er seine Enttäuschung. Es gelingt ihm wirklich, sich als das, was man später einen »freien Künstler« genannt hat, zu etablieren. Er gibt Akademien, das heißt Konzerte auf eigene Rechnung, die überfüllt sind und auf die alle musikliebenden Familien Wiens subskribieren; er veröffentlicht einige Werke, die zum Teil gut bezahlt werden –[74] so zum Beispiel die sechs Haydn gewidmeten Quartette von Artaria mit 100 Dukaten; er gibt gut honorierten Unterricht in Klavier und Komposition. Den Höhepunkt des Erfolgs hat Leopold noch erlebt, als er im Frühjahr 1785 nach Wien kam. Er berichtet der Tochter, nach scharfer Beobachtung des Augenscheins (19. März 1785): »... Ich glaube, daß mein Sohn, wenn er keine Schulden zu bezahlen hat, jetzt 2000 fl. in die Bank legen kann; das Geld ist sicher da, und die Hauswirthschaft ist, was Essen und Trinken betrifft, im höchsten Grad ökonomisch ...« Diese 2000 Gulden waren nur etwa das Vierfache der Einnahme, die Mozart damals mit einem einzigen seiner Subskriptionskonzerte in der »Mehlgrube« zu erreichen pflegte. Aber ach, Leopold täuschte sich gewaltig, wenn er glaubte, daß Wolfgang an Bankeinlagen dachte. Ob Mozart um diese Zeit bereits in Schulden steckte, wissen wir nicht; aber daß er in nur wenig späterer Zeit manchmal nicht mehr ein noch aus wußte, steht fest. Er war als freier Künstler nach wenig Jahren vollständig gescheitert. »Die Entführung aus dem Serail« (1782) war ein ungeheurer Erfolg gewesen, von dem Mozart, den urheberrechtlichen Gepflogenheiten der Zeit entsprechend, nichts hatte als das Honorar für die Komposition – sogar die Einnahmen aus dem Klavierauszug wurden ihm durch einen Augsburger Verleger geraubt, der seinem eigenen Klavierauszug zuvorkam. »Le nozze di Figaro« (1786) und »Don Giovanni« (1787) waren in Wien halbe oder ganze Mißerfolge. Bis 1790 (»Così fan tutte«) bleiben Opernaufträge völlig aus. Subskriptionskonzerte zu veranstalten, wird immer schwieriger; die drei großen Sinfonien des Jahres 1788 offenbar auf Vorrat komponiert, sind vermutlich unter Mozart niemals zur Aufführung gekommen. Die Scholaren bleiben immer mehr aus, so daß ein Jahr vor seinem Tode Mozart seinen Freund und Logenbruder Puchberg bitten muß, den Wink unter die Leute gehen zu lassen, daß er noch weitere Schüler annehme – nur zwei waren ihm geblieben. Seine Kompositionen werden ihm zu einem Spottpreis von den Verlegern abgehandelt, denn er muß sie rasch losschlagen, um nur zu Geld zu kommen. Anderwärts sein Glück zu suchen, ist unmöglich. Die Reise nach England verhindert der Vater durch seine Weigerung, die Enkel zu sich[75] zu nehmen. München, Dresden, Stuttgart, Berlin – die einzigen möglichen Orte – sind verbaut. Das Angebot, das ihm angeblich während seines Berliner Aufenthalts gemacht worden ist (Frühjahr 1789), den Dienst beim Kaiser mit dem beim preußischen König zu vertauschen, gehört ins Gebiet der Erfindung ebenso wie die sentimentale Begründung der Ablehnung: er, Mozart, könne seinen guten Kaiser nicht verlassen! Solche Sentimentalität lag Mozart durchaus fern, und er hatte auch wenig Veranlassung zur Anhänglichkeit, denn Joseph II. hatte für seine Kunst immer nur ein sehr begrenztes Verständnis gezeigt.
Immerhin, Joseph gibt Mozart wieder ein Amt. Am 15. November 1787 war Gluck gestorben, und am 7. Dezember ernennt der Kaiser Mozart zum K.K. Kammer-Kompositeur mit einem Jahresgehalt von 800 Gulden. Mozart teilt es am 19. Dezember der Schwester mit und meint, »diese Nachricht werde ihr gewiß willkommen sein«. Aber sie muß ihr Erstaunen über die Geringfügigkeit des Gehaltes geäußert haben, da sie vermutlich wußte, daß Gluck 2000 fl. erhalten hatte. Denn Mozart antwortet ihr (2. Aug. 1788): »... der Kaiser hat mich zu sich in die Kammer genommen, folglich förmlich decretirt; einstweilen aber nur mit 800 fl. – es ist aber keiner in der Kammer der so viel hat.« Es war eine Art von Gnadengehalt, das Mozart zu keiner Gegenleistung verpflichtete – wir wissen wenigstens von keinem Werk, das er im höchsten Auftrag hätte komponieren müssen, man müßte denn die »Clemenza di Tito« dafür nehmen. So ist es durchaus glaublich, daß Mozart bei Anführung der Summe auf einem Steuerbekenntnis die Bemerkung hinzugefügt haben soll: »Zuviel für das, was ich leiste, zu wenig für das, was ich leisten könnte!« Joseph II. starb 1790, und Erzherzog Leopold in Florenz, in dessen Dienst seinen Sohn zu sehen Leopold Mozart sich dereinst so sehr bemüht hatte, wurde sein Nachfolger. Ganz unbekannt kann ihm Mozart nicht gewesen sein; er kannte zum mindesten die »Nozze di Figaro«, die im Frühjahr 1788 in Florenz aufgeführt worden waren. Und Mozart schöpft neue Hoffnungen. Er richtet ein Gesuch um die zweite Kapellmeisterstelle an den Kaiser, wie er (17. Mai 1790) dem Freunde Michael Puchberg berichtet: »... Ich habe nun sehr große Hoffnung[76] bey Hofe, denn ich weis zuverlässig, daß der Kaiser meine Bittschrift, nicht wie die andern, begünstigt oder verdammt, herabgeschickt, sondern zurückbehalten hat. – Das ist ein gutes Zeichen ...« Wie sehr er sich täuscht! Er macht nur sich und dem Freunde, Logenbruder und Gläubiger etwas vor. Kaiser Leopold ist der Gatte jener Dame, der Kaiserin Maria Ludovica, die Mozarts letztes Werk, zur Prager Krönungsfeier bestellt und geschrieben – die »Clemenza di Tito«, als »porcheria tedesca«, als »deutsche Schweinerei« bezeichnet haben soll. Es ist pure Gleichgültigkeit, wenn nichts Schlimmeres, was den Kaiser veranlaßt, Mozarts Gesuch nicht sogleich ad acta zu legen. Mozart versucht durch einen Brief an den Erzherzog Franz, den späteren Kaiser, seine Angelegenheit in Schwung zu bringen – nur der Briefentwurf ist erhalten, und es ist nicht sicher, ob das Schreiben wirklich abgegangen ist: »Ich bin so kühn Eure k.H. in aller Ehrf. zu bitten bey S: M: dem könige die gnädigste fürsprache in betreff meiner unthst. bitte an allerhöchstdieselben, zu führen. – Eyfer nach Ruhm, liebe zur thätigkeit und überzeugung meiner kenntnisse, heißen mich es wagen um eine zweyte kapellmeisterstelle zu bitten. besonders da der sehr geschickte Kapellmstr Salieri sich nie dem kirchen Styl gewidmet hat, ich aber von Jugend auf mir diesen Styl ganz eigen gemacht habe. Der wenige Ruhm, den mir die Welt meines Spiell wegen auf dem Pianoforte gegeben, ermunterte mich auch um die gnade zu bitten mir die königl. famill zum Musikalischen Unterricht allergnädigst anzuvertrauen ...« Was für ein demütiger und demütigender Brief! Mit der Verbeugung vor Salieri, in dem Mozart einen Todfeind sehen mußte – wenn Salieri auch zur Zeit selber in Ungnaden war! Aber man wird den Unterricht der kaiserlichen Familie doch keinem Musikanten anvertrauen, über dessen zerrüttete Vermögens- und Familienverhältnisse die bedenklichsten Gerüchte im Umlauf waren! Der wackere Niemtschek, Mozarts erster Biograph, hat es uns angedeutet:
»Mozarts Feinde und Verläumder wurden besonders gegen sein Ende, und nach seinem Tode so boshaft, so laut, daß bis zu dem Ohre des Monarchen manche nachteilige Sage von Mozart gedrungen war. Diese Ausstreuungen und Lügen waren[77] so unverschämt, so empörend, daß der Monarch, von niemanden des Gegenteiles belehrt, sehr entrüstet war. Nebst einer schändlichen Erdichtung und Vergrößerung von Ausschweifungen, denen Mozart, wie sie sagten, ergeben gewesen sei, behauptete man, daß er nicht weniger als 30000 Gulden Schulden hinterlassen habe – eine Summe, über die der Monarch erschrak!
Die Witwe war eben gesonnen, den Monarchen um Pension zu bitten. Eine edeldenkende Freundin und vortreffliche Schülerin Mozarts [Frau von Trattner? Caroline Pichler?] unterrichtete sie von den Verläumdungen ihres Mannes bei Hofe, und gab ihr den Rat, den gütigen Monarchen eines Bessern zu belehren. Die Witwe hatte bald Gelegenheit ihren Rat auszuführen. ›Euer Majestät‹, sagte sie mit edlem Eifer bei der Audienz, ›jeder Mensch hat Feinde; aber heftiger und anhaltender ist noch niemand von den seinigen verfolgt und verläumdet worden, als mein Mann, bloß weil er ein so großes Talent war! Man hat es gewagt Euer Majestät viel Unwahres über ihn zu sagen: man hat seine hinterlassenen Schulden zehnfach vergrößert. Ich stehe mit meinem Leben dafür, daß ich mit einer Summe von ungefähr 3000 Gulden alles bezahlen könnte was er schuldig ist. Und diese Schuld ist nicht mutwillig gemacht worden. Wir hatten keine sichern Einkünfte; häufige Kindbetten, eine schwere und kostspielige Krankheit von anderthalb Jahren, die ich auszustehen hatte, werden bei dem menschenfreundlichen Herzen meines Monarchen zur Entschuldigung dienen.‹ ›Wenn es so ist‹, sagte der Monarch, ›da ist wohl noch Rath zu schaffen. Geben Sie ein Concert von seinen hinterlassenen Werken, und ich will es unterstützen.‹ Er nahm ihr die Bittschrift gnädig ab; und in kurzer Zeit ward ihr eine Pension von 260 fl. angewiesen, die zwar an sich gering ist, aber da Mozart erst drei Jahre angestellt, folglich die Witwe noch nicht pensionsfähig war, so bleibt es immer eine Gnade ...« Alles, was Konstanze vor dem Kaiser sagte, ist wahr, wenn auch nicht die ganze Wahrheit. Sicher ist nur, daß, als der K.K. Kammerkompositeur Wolfgang Amadeus Mozart in der[78] ersten Morgenstunde des 5. Dezember 1791 starb, nur noch ein Barvermögen von etwa 200 Gulden, ein elender Hausrat und eine kleine Bibliothek vorhanden waren, deren Wert auf 23 Gulden 41 Kreuzer geschätzt wurde. Dies ist das materielle, bürgerliche Fazit von Mozarts Leben. Nur seine eignen Handschriften waren noch ziemlich vollständig beisammen, als Bürgschaft der Unsterblichkeit.
Quelle:
Einstein, Alfred: Mozart. Sein Charakter, sein Werk. Zürich, Stuttgart 31953, S. 34-79.
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