8.

Bis Mitte December verzögerte sich ihre Rückkehr nach Salzburg, und noch in demselben Monat componirte Wolfgang eine Symphonie1. Bald nachher überstand er eine [226] schwere Krankheit2. Ihre Heimkehr fiel zusammen mit dem Tode des Erzbischofs Sigismund, welcher am 16. December 1771 einer langwierigen Krankheit erlag. Zu seinem Nachfolger wurde nach oftmals wiederholten Scrutinien am 14. März 1772 Hieronymus Joseph Franz v. Paula Graf von Colloredo Bischof von Gurk gewählt, zum allgemeinen Erstaunen und Kummer der Bevölkerung, die von ihm wenig Heil hoffte3. Von diesem Fürsten, der sich in der Geschichte der Musik eine traurige Berühmtheit durch die unwürdige Behandlung Mozarts gesichert hat, wird später näher zu berichten sein. Zu den Festlichkeiten, welche sein Einzug und die Huldigung (am 29. April 1772) hervorriefen, gehörte auch eine Oper, deren Composition Wolfgang aufgetragen war. Man hatte Il sogno di Scipione gewählt, eine allegorische azione teatrale von Metastasio, welche am 1. October 1735 zum Geburtstage der Kaiserin Elisabeth mit Musik von Predieri aufgeführt wurde. Sie war mit Beziehung auf die unglücklichen Kriegsereignisse in Italien geschrieben und appellirte an die Tapferkeit und Staudbastigkeit, die ein großer Feldherr auch im Unglück bewahre. Wie weit das für die Verhältnisse des Erzbischofs Hieronymus paßte, scheint man nicht ängstlich erwogen [227] zu haben; ja man machte es sich so bequem daß man den Text der Licenza, welche nach herkömmlicher Weise die Nutzanwendung direct an den Gefeierten richtete4, unverändert ließ bis auf den Namen Carlo, an dessen Stelle Girolamo trat. Es ist spaßhaft daß Mozart, der nach seinem Metastasio componirte, in der Partitur auch den Text unterlegte:Ma Scipio esalta il labbro e Carlo il cuore, dann den Namen ausradirte und Girolamo hineinschrieb. Wer hierin ein Zeichen von Gleichgültigkeit gegen die Person des neuen Erzbischofs sehen möchte, kann die Bestätigung auch darin finden, daß diese Oper den Charakter einer Gelegenheitsmusik, bei der es mehr darauf ankommt Parade zu machen als Empfindung auszudrücken, in einem Grade verräth, wie keine andere Musik von Mozart. Wahrscheinlich ist die Oper Anfang Mai 1772 aufgeführt5.

Die übrigen Compositionen, welche nachweislich in diese Zeit fallen, sind eine Symphonie die im Februar6 und eine [228] Litanei de venerabili, ein höchst bedeutendes Werk, die im März componirt wurde7. Den Januar scheint die Krankheit hingenommen zu haben und im April war Mozart wohl mit der Oper beschäftigt, im Mai sind außer einem Regina coeli8 nicht weniger als drei Symphonien fertig geworden9, im Juni ein großes Divertimento10, im Juli und August wiederum drei Symphonien11. Gewiß ist diese Fruchtbarkeit außerordentlich, und doch sind diese sicher zu bezeichnenden Compositionen schwerlich die einzigen welche während dieser Zeit entstanden sind. Bemerkenswerth aber ist es, daß Mozart, der zum Herbst wieder eine neue Oper zu schreiben hatte, seine Zeit nicht vorzugsweise zu Studien für diese verwandte, sondern sich vielmehr fast ausschließlich mit Kirchen- und Instrumentalmusik beschäftigte. Die äußere Veranlassung dazu boten seine Stellung und die Verhältnisse in Salzburg, allein die Weise, wie er sich diese zu Nutzen machte, spricht für die innere Nöthigung welche er empfand, sich nach allen Seiten hin zu bewegen und frei zu machen. Daß die Mehrzahl dieser [229] rasch hingeworfenen Instrumentalcompositionen sich vor denen anderer Meister der Zeit nicht besonders auszeichnete ist gewiß, und man kann sich daher das Urtheil erklären, das ein Correspondent Burneys, welcher im Sommer 1772 in Salzburg war, über ihn fällte. Er habe Mozart, den Vater, besucht und sich von Wolfgang und seiner Schwester Duetts vorspielen lassen; Wolfgang sei noch immer ein großer Meister auf seinem Instrument, allein er scheine auf seiner höchsten Spitze zu sein, und nach der Musik, welche von seiner Composition im Orchester aufgeführt wurde, zu urtheilen, scheine er ein Beweis mehr daß frühzeitige Früchte mehr ungewöhnlich als vortrefflich seien12. Es wäre unbillig dem Manne jetzt zu verübeln daß er damals falsch prophezeiet hat; doch ist in diesem Urtheil vielleicht etwas von der Salzburger Stimmung zu spüren.

Ende October begaben sie sich wiederum auf die Reise nach Mailand, um dort zur rechten Zeit für die neue Oper einzutreffen. Sie reisten über Innsbruck und Botzen, wo Wolfgang »für die lange Weile« ein Quattro componirte13, feierten dessen Namenstag (31. Oct.) lustig bei den Gebrüdern Pirini, hielten sich auch in Verona in gewohnter Weise auf und langten daher erst am 4. November in Mailand an. L. Mozart, der die letzte Zeit viel unwohl gewesen war, schien bei den Unregelmäßigkeiten des Reiselebens sich besser zu befinden, doch kehrten während des Aufenthalts in Mailand die alten Uebel wieder, Schwindel und Kopfschmerzen, die sich nach einem unglücklichen Fall eingestellt hatten, und trübe [230] hypochondrische »Salzburger Gedanken« in denen er steckte ohne es zu merken und die er sich dann rasch aus dem Sinn zu schlagen suchte. In ihnen kann man ohne Zweifel den Reflex seiner Lage erkennen, die unter dem neuen Erzbischof bedrängter und drückender geworden war, denn beide Mozarts, Vater und Sohn, waren nicht geartet sich seine Gunst zu erwerben. Er sah daher in eine trübe Zukunft, wenn es nicht gelang, wenigstens Wolfgang aus der untergeordneten Stellung in Salzburg in eine angemessene an einem anderen Ort zu bringen, und wir werden sehen, daß sein Streben von jetzt an entschieden darauf gerichtet war. Schon von Mailand aus that er Schritte um in Florenz für sich oder Wolfgang eine Anstellung zu finden, allein die Aussichten, welche sich ihm eröffnet hatten, gingen nicht in Erfüllung.

Die Oper, welche Wolfgang zu componiren hatte, war Lucio Silla, zu welcher Giovanni da Gamera in Mailand den Text gedichtet hatte. Wolfgang brachte diesmal einen Theil der Recitative fertig mit, aber nicht zu seinem Vortheil; denn der Dichter hatte mittlerweile seinen Text Metastasio zur Prüfung vorgelegt, der vieles geändert und eine neue Scene eingelegt hatte. Indeß hatte er Zeit die Recitative umzuschreiben und zu vollenden sowie auch die Chöre nebst der Ouverture zu componiren, denn von den Sängern hatte sich erst der Secondo uomo Suarti eingestellt. Signora Suarti war statt eines secondo uomo engagirt. Dann kam auch der Primo uomo Rauzzini14 und am 4. December die [231] Primadonna de Amicis15. Die Aufführung sollte wieder am 26. December sein und bis dahin waren noch vierzehn Stücke zu machen, unter ihnen das Terzett und das Duett, die für vier zu rechnen waren. »Ich kann unmöglich viel schreiben«, schreibt er am 5. Dec. der Schwester (Beil. V, 49) »denn ich weiß nichts, und zweitens weiß ich nicht was ich schreibe, indem ich nur immer die Gedanken bei meiner Oper habe und Gefahr laufe dir statt Worte eine ganze Arie hinzuschreiben.« Die de Amicis war mit ihren drei Arien, von denen die Hauptarie mit ganz neuen und außerordentlich schweren Passagen ausgestattet war, im hohen Grad zufrieden16 und sang sie zum Erstaunen. Immer fehlte noch der [232] Tenorist Cardoni, bis endlich die Nachricht eintraf, er sei so schwer erkrankt, daß er nicht auftreten könne; nun suchte man einen Tenoristen aus Turin zu gewinnen – auch dieser kam nicht und man war am Ende genöthigt einen Kirchensänger aus Lodi Bassano Morgnoni zunehmen, der nur dort einigemal auf dem Theater gesungen aber noch keine größere Bühne betreten hatte. Dieser kam am 17. December an, wie schon die Proben im vollen Gange waren, und am folgenden Tage schrieb Wolfgang von den vier Arien, welche er zu singen hatte, gleich zwei nieder. Die Hauptprobe verlief glücklich, und auch die erste Vorstellung hatte trotz verschiedener Unglücksfälle den besten Erfolg.

Die Oper fing regelmäßig eine Stunde nach Ave Maria an, und das Publicum war demnach um halb sechs versammelt, mußte aber diesesmal bis acht Uhr auf dem Hof warten. Der Erzherzog hatte nämlich nach der Tafel noch erst fünf eigenhändige Gratulationsschreiben zum neuen Jahr nach Wien expediren müssen, und man wollte wissen daß ihm das nicht allzurasch von der Hand gehe. Die Oper begann also, da das Publicum und die Sänger durch das lange Warten schon abgespannt waren. Unglücklicherweise reizte der Tenorist aus Lodi das Publicum während der ersten Arie der Primadonna zum Lachen. Er hatte während ihres Gesanges durch Geberden seinen Zorn zu äußern; nun glaubte er ein Uebriges thun zu müssen und gesticulirte so ungeberdig, daß man in lachen ausbrach; dies bestürzte die de Amicis, welche nicht gleich wußte, wem das Gelächter galt, und sie sang den ganzen Abend nicht gut, besonders nachdem Rauzzini gleich bei seinem Auftreten von der Erzherzogin mit Klatschen empfangen war17. Nichts desto weniger gefiel die [233] Oper so sehr, daß sie mehr als zwanzigmal bei stets vollem Hause gegeben wurde und täglich einige Arien wiederholt werden mußten18.

Dies war die letzte Oper, welche Mozart für Italien schrieb19. Bei dem günstigen Erfolg der ersten und dem lebhaften Interesse für seine Person kann man den Grund dafür nicht darin suchen, daß ihm keine ferneren Anträge gemacht wurden, sondern daß der Erzbischof ihm beharrlich den Urlaub verweigerte, was im Verein mit der ungünstigen Stellung und üblen Behandlung in Salzburg ihn auch bewog im Jahr 1777 die Dienste des Erzbischofs zu verlassen.

Welche Veranlassung es hatte, daß L. Mozart im Juli 1773 mit Wolfgang nach Wien reiste, wissen wir nicht, da er in seinen Briefen die Angelegenheit, welche ihn dort beschäftigte, absichtlich nur andeutet; ohne Zweifel betraf es die Veränderung und Verbesserung der Lage seines Sohnes. Sie wurden von der Kaiserin gnädig empfangen, fanden bei ihren alten Freunden die beste Aufnahme20, allein trotz des [234] langen Aufenthaltes, welchen die Abwesenheit des Erzbischofs von Salzburg möglich machte, wurde nichts ausgerichtet, als daß sie ihr Geld dort zusetzten. Wir hören von keiner Akademie, nicht viel von Gesellschaften, für welche auch die Jahreszeit nicht günstig war, kurz von keinen Erfolgen als der Aufführung einer Messe von Wolfgang bei den Jesuiten, die vielen Beifall hatte. Er benutzte die Muße um im Monat August und September sechs Quartetts zu schreiben21; ob auf Bestellung eines Liebhabers wissen wir nicht, doch war damals durch Haydns Quartetts die Vorliebe für diese Gattung in Wien schon sehr allgemein, und es ist wohl denkbar daß nur darin die Aufforderung für Wolfgang lag sich in derselben zu versuchen. Auch die Composition einer großen Serenata fällt in diese Zeit22.

Mit Ende September trafen sie wieder in Salzburg ein und brachten auch fast das ganze Jahr 1774 ruhig dort zu, während dessen Wolfgang vorzugsweise Instrumental- und Kirchenmusik schrieb23. Für das Carneval 1775 aber erhielt [235] er den Auftrag für München eine komische Oper zu schreiben. Wahrscheinlich hatte der Fürstbischof von Chiemsee, Graf Ferdinand von Zeil, ein trefflicher Mann und treuer Gönner Mozarts, der sich in Angelegenheiten des Erzbisthums mehrere Jahre in München aufhielt, mit hierzu gewirkt; aber auch der Churfürst Maximilian III hatte schon in früheren Jahren, wie wir wissen, sich lebhaft für Mozart interessirt: ihm konnte der nahen persönlichen Verhältnisse wegen der Erzbischof von Salzburg nicht abschlagen Wolfgang für die Oper zu beurlauben. Der Churfürst war sehr musikalisch, componirte selbst Kirchenmusik, worunter ein Stabat mater vorzüglich gelobt wurde, und spielte namentlich die Gambe, – wie Naumann einem Freunde schrieb »göttlich«, und Burney versichert, er habe nach dem berühmten Abel keinen so ausgezeichneten Gambisten gehört. Auch seine Schwester, die verwittwete Churfürstin von Sachsen Maria Antonia, welche sich damals zum Besuch in München aufhielt, war Sängerin und Componistin und hatte zu ihren italiänischen Opern selbst den Text gedichtet. Es wurde daher in München für Orchester und Sänger in Oper und Kirche viel gethan, obgleich die musikalischen Leistungen denen in Mannheim damals noch nachstanden24.

Der Text zu der von Mozart componirten Oper La finta giardiniera war im Jahr 1774 von Anfossi componirt und in Rom mit außerordentlichem Beifall aufgeführt worden; nach seiner Composition wurde sie 1775 auch in Wien gegeben. Sie ist sehr reich an Musikstücken und Mozart, dem die [236] reichen Hülfsquellen von München zu Gebote standen, hatte es mit den Gesangspartien wie mit dem Orchester ernsthafter genommen als es bei einer Opera buffa üblich war. Man fand daher daß man noch nie eine schönere Musik gehört habe, wo alle Arien schön seien, allein sie war natürlich auch schwerer einzustudiren als die gewöhnlichen Opern. Nachdem Wolfgang mit seinem Vater Anfang December 1774 eingetroffen war25 – wie weit er die Oper schon fertig mitbrachte wissen wir nicht – und es aus Probiren ging, beschloß man die Oper, damit sie recht gut einstudirt werden möchte, nicht am 29. December, wie Anfangs bestimmt war, sondern erst im Januar zu geben. Die Aufführung am 13. Januar 1775 fiel glänzend aus, der Hof und das Publicum überschütteten den Componisten mit Beifall und Ehrenbezeugungen26. Seine Schwester Marianne, welche den sehnlichsten Wunsch gehegt hatte, bei dieser Aufführung zugegen zu sein, war von einer Frau v. Durst zu sich eingeladen worden und kam Anfangs [237] Januar nach München um die Freude ihres Bruders zu theilen und zu erhöhen.

Ein anderer unfreiwilliger Zeuge von Mozarts Triumphen war der Erzbischof von Salzburg. Er war veranlaßt im Januar 1775 dem Churfürst von Baiern einen Besuch zu machen27, und obgleich er erst nach der Aufführung der Oper eintraf und vor der Wiederholung derselben München schon wieder verließ, mußte er, wie L. Mozart nicht ohne Genugthung berichtet, von aller churfürstlicher Herrschaft und dem ganzen Adel die Lobeserhebungen der Oper anhören und die feierlichen Glückwünsche, die sie ihm alle machten, entgegennehmen. Er war dabei so verlegen, daß er mit nichts als einem Kopfneigen und Achsel in die Höhe ziehen antworten konnte. Schwerlich werden solche Scenen bei einem Charakter, wie der des Hieronymus war, bewirkt haben, daß Mozart bei ihm höher in Gunst stieg.

Außer der Oper mußte Mozart auch seine Kirchenmusik vorführen, es wurden mehrere Messen und eine Litanei von ihm in der Hofkapelle aufgeführt und eine Motette als Offertorium componirte er in München28. Ferner ließ er sich auch als Klavierspieler hören, ein Concert eigner Composition hatte er zu diesem Zwecke mitgenommen29, und seine Schwester [238] mußte ihm von seinen Sonaten und Variationen mitbringen30.

Der große und allgemeine Beifall, welchen Wolfgang fand, gab dem Vater eine ziemlich bestimmte Aussicht, daß ihm für das nächste Jahr die Opera seria übertragen werden würde; weshalb sie nicht in Erfüllung gegangen ist, ob man in München seiner vergessen oder der Erzbischof die Erlaubniß verweigert hat ist nicht bekannt. Das Gerede aber, welches in Salzburg allgemein war, Wolfgang werde in churfürstliche Dienste treten, schrieb er seinen Feinden zu und denen, welchen ihr Gewissen sage, daß er es zu thun Ursache hätte; er sei solches Kindergewäsch schon gewohnt und lasse sich dadurch weder warm noch kalt machen. Nichts desto weniger kann man nicht zweifeln, daß ihm nichts lieber gewesen wäre, als wenn das Gerücht wahr geworden wäre; als vorsichtiger Mann aber wollte er seine Stellung in Salzburg nicht dadurch gefährden daß man ihm vorwerfen könne, er habe in München Unterhandlungen angeknüpft.

Nachdem sie die Freuden des Carnevals in der Hauptstadt bis zu Ende genossen hatten, kehrten sie am 7. März 1775 nach Salzburg zurück. Noch in demselben Jahr gab der Aufenthalt des Erzherzogs Maximilian, des jüngsten Sohnes von Maria Theresia31 und späteren Erzbischofs von Cöln, Veranlassung zu Hoffesten, bei welcher Gelegenheit Mozart den Auftrag erhielt die Festoper zu componiren, [239] zu welcher Il re pastore von Metastasio gewählt worden war.

Da von hier bis zur Composition des Idomeneo fünf Jahre verflossen, welche für Mozarts Entwickelung entscheidend waren, wird es angemessen sein, die Opern, über deren Entstehen bis jetzt berichtet worden ist, im Zusammenhange näher zu betrachten.

Fußnoten

1 André Verz. 113.


2 Dies geht hervor aus einem Briefe seiner Schwester (Salzburg 2. Juli 1819) an den Regierungsrath v. Sonnleithner, welcher sie um Auskunft über die Portraits Mozarts gebeten hatte, in welchem es beißt: »Dasjenige so gemalt wurde wie er von der italiänischen Reise zurückkam ist das älteste (in ihrem Besitz), da war er erst 16 Jahr alt, aber da er von einer sehr schweren Krankheit aufstand, so sieht das Bild kränklich und sehr gelb aus; sein Bild in dem Familiengemälde, da er 22 Jahr alt war, ist sehr gut und das Miniaturgemälde, wo er 26 Jahr war, ist das jüngste so ich habe.«


3 Ausführliche Nachrichten finden sich bei [Koch-Sternfeld], die letzten dreißig Jahre des Hochstifts und Erzbisthums Salzburg (1816) S. 36ff.


4 Da die meisten Opern bei Festlichkeiten zu Ehren hoher Herrschaften gegeben wurden und man dieser Veranlassung auf dem Theater selbst zu gedenken liebte, so begnügte man sich nicht mit allegorischen Anspielungen, sondern ließ am Schluß der Oper den oder die Gefeierten direct ansprechen, meistens in der gewöhnlichen Form einer Arie mit Recitativ, an die sich wohl auch ein Chor anschloß. Sie stand mit der Oper und ihrem Inhalt in gar keinem Zusammenhang und hieß Licenza. Man kann über die verschiedenen Arten, dieses Fabula docet anzubringen einen Brief Metastasios an Farinelli lesen, opp. post. I p. 300ff.


5 Es scheint fast, als sei sie später noch einmal gegeben worden; wenigstens findet sich die Arie der Licenza in einer zweiten Composition, die der Handschrift nach aus einer späteren Zeit herrührt, und die erste beiweitem übertrifft. Doch wäre es denkbar, daß sie auch allein in einem Concert bei Hofe gesungen, oder an irgend eine andere Composition angehängt worden sei.


6 André Verzeichn. 114.


7 André Verzeichn. 12. Die Cantate (I) »Heiliger, sieh gnädig« besteht aus einigen Sätzen dieser Litanei, und zwar dem Kyrie (p. 2–9 Part.), Panis omnipotentia (p. 10–14), Viaticum (p. 15), Pignus futurae gloriae (p. 16–26).


8 André Verzeichn. 13.


9 André Verzeichn. 115. 116. 117.


10 André Verzeichn. 139. Es ist für 2 Violinen, 2 Bratschen und Baß, Flöte, Oboe, Fagott, und 4 Hörner geschrieben und besteht aus 7 Sätzen. a) Allegro; b) Adagio für die Saiteninstrumente; c) Menuett mit drei Trios, von denen das erste für 4 Hörner, das zweite für Oboe, Flöte und Fagott, das dritte für alle Blasinstrumente ist, und Coda; d) Allegretto mit obligater Flöte; e) Menuett, dessen erster Theil von 4 Hörnern geblasen wird, mit zwei Trios und Coda; f) Adagio für sämmtliche Blasinstrumente; g) Allegro non molto.


11 André Verz. 118 (mit 4 Hörnern). 119. 120.


12 Burney Reise III S. 263.


13 Aus diesem Jahr sind drei kleine Divertimenti für die 4 Saiteninstrumente erhalten (André Bezeichn. 187), zu denen jenes Quartett gehören mag.


14 Venanzio Rauzzini, geboren in Rom 1752, war ein vortrefflicher Sopranist (Fétis macht ihn sonderbarerweise zum Tenoristen), geschickter Klavierspieler und auch als Componist nicht unbedeutend; mehrere Opern von ihm wurden mit Beifall gegeben. Er trat 1766 in die Dienste des Churfürsten von Baiern; in München lernte ihn Burney kennen als es schon bestimmt war, daß er in Mozarts Oper singen werde (Burney Reisen II S. 93. 110). Nach der Mailänder stagione sang er in Padua in der Armida von Naumann, der von ihm schreibt: »Ich habe einen Sänger, welcher meiner Musik Ehre macht, ein gewisser Rauzzini; ich weiß keinen bessern, denn er hat alle guten Qualitäten, singt wie ein Engel und ist ein vortrefflicher Acteur.« Im Jahr 1778 verließ er München und ging nach London, wo er Anfangs als Sänger an der italiänischen Oper, dann als Gesanglehrer lebte; im Jahr 1787 zog er sich nach Bath zurück, wo ihn Haydn aufsuchte (Dies biogr. Nachr. S. 126f.), und starb dort 1810.


15 Anna de Amicis, geb. in Neapel um 1740, wurde durch die Tesi zur Sängerin gebildet und zeichnete sich Anfangs in der Opera buffa aus, bis Chr. Bach sie im Jahr 1762 in London als Primadonna für die Opera seria engagirte. Seit der Zeit genoß sie eines großen Russ; Naumann, der sie im Jahr 1766 in Neapel kennen lernte, schrieb mehrmals in sein Tagebuch, sie singe wie ein Engel, und denselben Ausdruck wiederholt er, da sie 1773 nach dem Ende der Mailänder stagione nach Venedig kam und dort wiederum mit Naumann zusammentraf. Es scheint als wenn sie in Mozarts Oper zum letztenmal öffentlich aufgetreten sei. Sie war wenigstens schon mit Buonsolazzi, einem Beamten in Neapel verheirathet und sang deshalb später nur noch mehr in Privatgesellschaften. Vgl. Verl. musik. Wochenblatt S. 4.


16 Aber sie mußte erst gewonnen werden; in späterer Zeit erinnert L. Mozart seinen Sohn an die Intriguen der de Amicis bei der dritten Oper in Italien (Brief vom 29. April 1778).


17 Rauzzini hatte es an die Erzherzogin zu bringen gewußt, er werde vor Furcht nicht singen können, um sich den Applaus vom Hofe im Voraus zu sichern. Um die de Amicis zu trösten, wurde sie am folgenden Tage zu einer Audienz nach Hof beschieden; und nun erst ging die Oper gut. Man sieht aus solchen Zügen daß eine Opernaufführung damals nicht bloß Sache des Publicums, sondern auch der höhern Diplomatie war.


18 Man scheint auf den Erfolg der Oper sehr gespannt gewesen zu sein. Naumann notirte in sein Tagebuch vom 2. Jan. 1773: »Ich ging zum Colloredo, hörte die Nachrichten von der Opera aus Mailand.« Sonst finde ich in den Briefen und Tagebüchern Naumanns, deren Benutzung mir die Familie freundlich gestattet hat, keinen Hinweis auf eine persönliche Bekanntschaft mit Mozart, als die Erwähnung eines Briefs von Mozart aus Salzburg im Januar 1774, welcher ihm einen Tenorist Hornung empfahl.


19 In Mailand componirte Mozart noch eine Motette für Sopran Exultate, André Verz. 14.


20 Nach einer handschriftlichen Notiz von Rochlitz hatte Mozart Hiller zur Fortsetzung seiner Biographien in einem Briefe Mittheilungen über sein Leben gemacht und von diesem Aufenthalt in Wien berichtet, daß man in den angesehensten Familien, welche ihn mit seinem Vater oft Abends bei sich sahen »ihn gern nicht nur die Finger sondern auch die Zunge rühren hörte.« Leider war der Brief nach Hillers Tode nicht wieder aufzufinden gewesen.


21 André Verzeichn. 177–182.


22 Die Originalpartitur ist im Besitz von A. Cranz in Hamburg; vgl. A. M. Z. XXXIII S. 734f.


23 Unter diesen ist eine Missa brevis in F, deren Autograph André dem Sohne Mozarts schenkte, später in Prag gedruckt. Dem Credo liegt das Thema


8.

zu Grunde, das, obgleich vielfach verwendet, doch nicht in der Weise verarbeitet erscheint wie in derC-dur Symphonie.


24 Nachrichten über die Musik in München findet man bei Burney Reisen II S. 90ff. Schubart Leben, Abschn. 16, I S. 196ff.


25 Sie hatten eine kleine aber bequeme Wohnung bei Hrn. v. Pernat gefunden, der ihnen mehr Höflichkeit und Ehre erwies als sie zu verdienen glaubten und in vielen Stucken seine Bequemlichkeit aus wahrer Freundschaft für sie aufopferte (Brief L. Mozarts 9. Dec. 1774).


26 L. Mozart erzählt daß im vorigen Jahr Kapellmeister Tozzi durch eine Opera buffa, die von dem Trierschen Capellmeister Sales componirte Opera seria gänzlich ausgestochen habe, jetzt sage man allgemein, daß Wolfgang ihn mit gleicher Münze bezahle, denn Tozzi hatte die Opera seria für dieses Carneval zu schreiben. Dergleichen Gerede war ihm nicht lieb, denn es konnte leicht Mißgunst und Cabale gegen Wolfgang erregen, woran es auch nicht gänzlich gefehlt zu haben scheint, denn dieser schreibt seiner Mutter daß er bei der zweiten Aufführung seiner Oper nothwendig selbst zugegen sein müsse, weil man sie sonst nicht mehr kennen würde, es sei dort ganz curios (Beil. V, 56). Allein den Intendant Graf Seeau, welchen seine Mutter dabei in Verdacht hatte, sprach er als einen lieben höflichen Herrn gänzlich davon frei (Beil. V, 55).


27 [Koch-Sternfeld] d. letzten 30 Jahre d. Hochst. Salzburg S. 348.


28 Dieser Motette, die mir nicht weiter bekannt ist, erwähnt er selbst in einem Briefe an Padre Martini, welchem er sie zusandte (Beil. VI, 2). Die Aufführung der Messen berichtet L. Mozart, der sich auch von seiner Frau für die Aufführung am Neujahrstag zwei Litaneien de Venerabili, eine von ihm componirte in D-dur, und die von Wolfgang mit der Fuge Pignus futurae gloriae, ohne Zweifel die S. 229 erwähnte schicken laßt. Die Angabe bei Nissen, daß Mozart in München noch zwei große Messen, und eine Vesper de dominica componirt habe beruht wie ich fürchte auf einem Mißverständniß.


29 Dies ist ohne Zweifel das Klavierconcert in D-dur, welches im December 1773 componirt war (André Verz. 196), dessen letzter Satz nicht gedruckt ist.


30 Er führt seine Variationen über ein Menuett von Fischer an (gedruckt Oeuvr. compl. H 2 n. 11) und Variationen über ein Menuett von Eckart, welche nicht von ihm componirt zu sein scheinen.


31 Geboren 8. Dec. 1759.


Quelle:
Jahn, Otto: W.A. Mozart. Band 1, Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1856, S. 1.
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