[181] Vier und zwanzigstes Schreiben.

Nachrichten von der königlichsardinischen Familie.

Mein Herr!


Nachdem ich in meinem letztern Schreiben von des Königs von Sardinien Person und Gemüthsneigungen meine Gedanken eröffnet: so fahre ich mit ihrer gütigen Erlaubniß fort, dergleichen von den übrigen hohen Personen des turinischen Hofes zu thun. Der Prinz von Piemont, Karl Emanuel, so sein acht und zwanzigstes Jahr zurück geleget hat, ist von Person nicht so lang als sein Herr Vater der König, allein von breitern Schultern und wohlgesetzt. Rand links: Charakter des Prinzen von Piemont; Sein Umgang ist mit jedermann freundlich; und weis man sich nicht zu erinnern, daß er weder einem seiner Bedienten noch sonst jemanden etwas hartes oder empfindliches gesagt habe. Sein Phlegma ist so groß, daß er noch zur Zeit seine andern Neigungen wenig merken läßt, und hat man entweder sehr vieles Gute, oder gar schlimme Dinge von seiner künftigen Regierung zu hoffen, nachdem seine bisherige Aufführung auf ein tugendhaftes Naturell oder auf eine verschmitzte Verstellung gegründet ist. Diejenigen, welche sich zum voraus mit seinem gesegneten Regimente schmeicheln, werden in ihrer Hoffnung durch die Lineamenten des Gesichtes, nach welchen er seiner Frau Mutter (die ein großes Lob hinterlassen hat) sehr gleicht, nicht wenig gestärket. Er richtet sich in allen nach seines Herrn Vaters Willen, ist beständig um ihm, und wird auf diese Art von einem der größesten Meister zur Staatskunst angeführet.

Seine itzige Gemahlinn, eine Prinzeßinn von Hessen Rheinfels in Rotenburg, welche im Jahre 1706 gebohren ist1, erwirbt sich durch ihre Schönheit, Verstand und andere hohe Tugenden die getreue Liebe ihres Gemahls, und aller Unterthanen Hochachtung. Rand links: Seiner Gemahlinn. Sie kömmt wenig aus ihren Zimmern, spricht selten mit andern als ihren Hofdamen, mit Mannspersonen aber fast gar nicht, es sey denn, daß Fremde das erstemal ihre Aufwartung machen. Sie ist zwar eine gebohrne Deutsche, spricht aber solche Sprache niemals, weil ihr Gemahl, der nicht deutsch kann, sich merken lassen, daß ihm solches unangenehm seyn würde. Ein junger reisender Cavalier aus Deutschland sagte ihr zwar neulich mit nicht geringer Dreistigkeit: er wundere sich, daß Ihre königl. Hoheit nicht deutsch sprächen, weil sie doch in so kurzer Zeit ihre Muttersprache nicht vergessen haben, und noch vielweniger sich derselben schämen würden; allein er hatte nicht Ursache, sich seiner genommenen Freyheit viel zu rühmen.[182] Ihre Prinzeßinn Schwester, Eleonore Philippine, welche ihr aber an Schönheit nicht gleich kömmt, hält sich in einem Kloster hiesiger Stadt auf, und erscheint selten bey Hofe2. Man kann sagen, daß der Prinz von Piemont recht glücklich im Heirathen sey, weil auch seine erste Gemahlinn einen allgemeinen Ruhm nach sich gelassen3, und aus der itzigen vergnügten Ehe schon ein Prinz vorhanden ist, der durch ein schönes und munteres Wesen den Aeltern und insbesondere dem Könige, vieles Vergnügen und Freude erwecket.

Madame Royale, des Königs Frau Mutter, ist vor vier Jahren in einem hohen Alter gestorben, und ihr Andenken in großem Ruhme. Rand rechts: Madame Royale. Sie liebte den Staat und Pracht etwas mehr als der König, dabey aber war ihr Hof sehr ordentlich, und hielt sie viel auf die Sittsamkeit der Damen, daher diese den Hals wenig bloß tragen durften. Madame von St. Thomas, des vornehmsten Ministers Gemahlinn, paßiret schon lange Zeit für das schönste Frauenzimmer am turinischen Hofe. Als diese mit Madame Royale zu Casal in die Versammlung des Adels gieng, und ein allgemeines Aufsehen wegen der St. Thomas entstund, sagte die königliche Frau Mutter zu den Umstehenden: Vous avês raison de parler de sa beauté, mais sachés qu'elle est aussi modeste que belle, und in der That hat auch diese Dame niemals den geringsten Verdacht einiger Liebeshändel auf sich geladen.

In seiner Jugend hatte der König nicht große Ursache, mit seiner Frau Mutter sonderlich zufrieden zu seyn, weil ihr Ehrgeiz ihn leicht um Land und Leute hätte bringen können. Rand rechts: Ihre Intriguen wider ihren eigenen Sohn. Die von ihr entworfene Heirath ihres Sohnes mit der Prinzeßinn und damals einzigen Erbinn des Königreichs Portugall hatte vielleicht keine andere Absicht, als den Franzosen neue Gelegenheit und Vorwand zu geben, um sich von Savoyen und Piemont Meister zu machen, wofür der französische Staatsrath der herzoglichen Frau Mutter mit der Heirath zwischen ihr und dem verwitweten Ludwig dem vierzehnten geschmeichelt hatte. Zu allem Glücke entdeckte der Adel etwas von diesen Händeln, und ließ durch den Marquis von Pianezze nicht ohne große Gefahr dem jungen Prinzen die mißlichen Umstände, in welchen er sich befand, so deutlich vorstellen, daß er den unvermutheten Entschluß fassete, sich von der Vormundschaft frey zu machen. Die Frau Mutter wurde anfänglich ganz höflich ersuchet, sich in ein Kloster zu verfügen, nach und nach aber gab man ihr mehrere Freyheit, bis endlich eine völlige Versöhnung und Vergessung alles geschehenen erfolgte. Bey obgemeldter Veränderung wurde die zur Abholung des Prinzen schon angelangte portugiesische Flotte, unter dem Vorwande, der Prinz befinde sich nicht wohl, einige Zeit zu Nizza aufgehalten, bis ein Sturm sie zerstreuete, und sie nach solchem fürs rathsamste fand, ohne Erwartung eines neuen Befehls nach Portugall zurück zu kehren.

Ehemals vermehrte auch der Prinz von Carignan mit seiner Gemahlinn den Staat dieses Hofes; Rand rechts: Des Prinzen von Carignan allein es ist bekannt, wie er sich unvermuthet und heimlich nach Paris begeben,[183] ohne daß man die eigentliche Ursache davon erfahren können. Etliche schreiben solche Abreise seinen in Unordnung gekommenen Einkünften zu, und daß er auf diese Art den Schuldfoderungen in etwas aus dem Wege gehen wollen: wozu noch gekommen, daß ihm das neue Ceremoniel, welches man nach der Erhöhung auf den königlichen Thron eingeführet, und kraft dessen man ihm die vorher in seinem Pallaste gehabte Wache genommen, nicht recht angestanden haben mag. Die Gemahlinn ist des Königs natürliche und im Jahre 1701 legitimirte Tochter von der Comtesse de Verüe, und erwirbt sie sich durch ihren Verstand und Schönheit allenthalben großen Ruhm. Rand links: und seiner Gemahlinn.

Bis gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts machte die Prinzeßinn von Carignan, Frau Mutter des itzigen Prinzen, viel Aufsehen in Turin, weil der Herzog noch keine männlichen Erben hatte, und man also ihren Sohn für den gewissen Erben der savoyischen Lande ansah. Rand links: Hoher Geist der verwitweten Herzoginn von Carignan. Sie selbst fassete in dieser Hoffnung gar hohe Gedanken, welche sie auch in ihrem Umgange gegen die Königinn und die königliche Frau Mutter nicht verbarg. Allein durch die im Jahre 1699 erfolgte Geburt des 1715 wieder verstorbenen Prinzen von Piemont wurde ein großer Strich durch ihre Rechnung gemacht, ob sie gleich äußerlich deswegen nichts von ihren stolzen Manieren nachließ. Kurz nach der Geburt des itzterwähnten Prinzen von Piemont, als die Prinzeßinn von Carignan bey Hofe war, und eine berühmte Sängerinn sich sollte hören lassen, suchte diese lange in ihrem Buche herum, um eine Arie zu finden, welche sich am besten zu ihrer Stimme schickte; endlich fing sie eine an: Son finite le Speranze etc. Die Prinzeßinn, welche vermeynte, dieses sey eine ihr zum Possen angestellte Sache, stund voll Verdrusses vom Stuhle auf, und kam von solcher Zeit nicht mehr nach Hofe.

Bey fernerer Beschreibung der hohen Personen aus dem herzoglichen savoyischen Geblüte, so itzt in Turin sind, kann ich nicht anders als mit vielem Vergnügen des jungen Prinzen Eugene de Soissons gedenken. Rand links: Prinz Eugene de Soissons. Alles, was einen jungen Herrn beliebt und geehrt machen kann, findet sich in seiner Person. Eine schöne Gestalt, große Freund- und Höflichkeit, ein aufgeweckter Verstand, ein heroisches Feuer, und viele einem Prinzen wohlanstehende Wissenschaften bey einem Alter von funfzehn Jahren, machen, daß man mit Rechte alles große von ihm hoffet. Er zeiget viel Liebe zum Kriegeswesen, und gewöhnet er sich mit Fleiße so hart, daß gemeiniglich ein hartes Brett die Stelle seines Kopfküssens vertreten muß. Er hat das Glück, daß er in seinem nächsten Verwandten, dessen Namen er auch führet, ein Muster eines solchen Helden vor Augen hat, welches ihn ohne Zweifel zu allen Vollkommenheiten[184] führen wird. Der König hat aufs beste für seine Erziehung gesorget, und den Grund zu seinem künftigen Glücke mit nützlichen Wissenschaften legen lassen. Rand rechts: Seine Erziehung. Um allen Hindernissen und Zerstreuungen zu wehren, hat er bisher nicht bey Hofe, sondern in der ehemaligen Ritterakademie gewohnet, woselbst er solchen Fleiß und Eifer an die Wissenschaften gewandt, daß er wöchentlich kaum einmal nach Hofe oder zu einigen Lustbarkeiten gekommen. Die Aufsicht über seine Erziehung hat Faletti, Marquis de Cavatour, ein in mathematischen und mechanischen Wissenschaften überaus geübter und bey jedermann beliebter Edelmann. Unter ihm informiret den Prinzen der berühmte Pere Minime, P. Roma von Geburt ein Franzos, ein höflicher, geschickter und von aller pedantischen Pfafferey entfernter Mann4. In des Prinzen und des de Cavatour Zimmern findet man eine Menge mechanischer Maschinen, künstlicher Uhren und mathematischer Instrumente, deren Zusammenhang und Gebrauch der Prinz als im Spielen so wohl begriffen hat, daß er sich eine Freude daraus machet, wenn er neugierige Fremde herumführen und ihnen alles selbst erklären kann. Ich habe unter andern eine besondere große metallene Maschine gesehen, welche der Marquis de Cavatour selbst in Ordnung und Stand gebracht, nachdem andere große Meister viel vergebliche Mühe daran gewandt hatten. Sie stellet das ganze Systema Copernicanum, und nach diesem den Lauf der Planeten, der Sonne und die Bewegungen der Erde so deutlich vor, daß man sich verwundern muß, wie Menschenwitz so weit in der Nachahmung und Abschilderung der Natur habe reichen können, zumal da dieses Werk beständig fortgeht, und nach der Ordnung der Gestirne in Bewegung bleibt. In der Galerie vor des Prinzen Zimmer steht ein Wagen mit vier Rädern, welchen derjenige, so darinnen sitzt, ohne Pferde bewegen und wenden kann, wohin er will. Die Federn, durch welche die Räder getrieben werden, stecken in den Capseln, so um die Axe der Hinterräder gelegt sind. Diese ressorts werden durch die Füße desjenigen, der im Wagen sitzt, ohne Mühe gespannet, und treiben alsdann den Wagen mit großer Geschwindigkeit zehn bis vierzehn Schritte fort, in währender welcher Zeit die Federn leicht wieder gespannet sind. Man hat die Probe auch glücklich auf den gepflasterten Straßen in Turin gemacht; im Sande aber, wo solcher ein wenig tief ist, geht die Kunst nicht so wohl von statten. Der Erfinder dieses Werks ist der Abbé Don Falco, so itzt an einer Maschine arbeitet, vermittelst welcher er in der Luft herum zu fliegen gedenket; ich zweifle aber, daß er in seinem neuen Versuche so glücklich seyn werde5, als er in dem obgedachten gewesen ist. Der junge Prinz weis von keinem andern als solchem nützlichen Zeitvertreibe, ja er liebt die in solche Wissenschaften laufende Dinge so sehr, als andere junge[185] Leute diejenigen Ergötzungen, welche ihnen hernachmals die Arbeit und Wissenschaften nur zuwider machen6.

Endlich muß ich noch des Marquis de Suse gedenken, welchen der König mit der Comtesse de Verüe gezeuget, und im Jahre 1701 legitimiret hat, weswegen er sich auch M. de Suse de Savoye unterschreibt. Rand links: Von dem Marquis de Suse. Der König liebt ihn sehr, und würde er wegen seiner Höflichkeit, Freygebigkeit und angenehmen Manieren jedermanns Hochachtung verdienen, wenn er sich nicht eine allzusorgenlose und freye Lebensart hätte gefallen lassen, welche letzte ihm auch einige gefährliche Krankheiten und schmerzhafte Curen auf den Hals geladen haben.

Aus der verblümten Beschreibung eines solchen ihm begegneten Zufalls ist im 1725sten Jahre das falsche Gerücht entstanden, als sey er in Sardinien von einer Dame erstochen worden. Der ganze Hof wurde anfänglich durch solche Nachricht irre gemacht; man fing an dem Könige deswegen zu condoliren: und ist es kein Wunder, daß auswärtige Genealogisten, und darunter auch Hübner, diese Nachricht von des Marquis de Suse Tod ihren gedruckten Werken einverleibet, und dem Marquis dadurch Gelegenheit gegeben, sich nachmals über ihren Fehler zu ergötzen. Er hat ohne dasjenige, was ihm sein Regiment einbringet, fünf und zwanzigtausend ecûs, oder fast so viel Speciesthaler jährlicher Einkünfte, welche auch richtig wieder darauf gehen. Fremde, so an ihn addressiret sind, haben es sehr gut, weil er sie zu seiner sehr guten Tafel und dem Gebrauche seiner Equipage aufs verbindlichste nöthiget, übrigens aber jedem seine Freyheit läßt.


Ich bin – – –

Fußnoten

1 Sie starb den 13 Jenner im Jahre 1735.


2 Sie ist nach diesem an den Prinzen von Sulzbach vermählet, bald aber Witwe worden.


3 Auf die erste Vermählung wurde eine Medaille gepräget, so auf der einen Seite das sardinische und savoyische Wapen vorstellt, mit der Umschrift: Carolus Em. Regni Sard. Princ. hæred. P. P. Rand links: Medaille auf des Prinzen erste Vermählung. Außen herum sind die Worte zu lesen: Victor Amadeus est genitor Victoris amantis, Sponsa hos victores vult & amare Deum. Auf der andern Seite steht um das pfälzische Wapen: Anna Christina Ludovica Dux Palat. Solisb. und außen herum: Ecce Palatina hæc dederat prosapia Reges Imperio Sardis & dabit illa suos. Die Unterschrift, so auf beyde Seiten vertheilet ist, giebt die Jahrzahl 1722. ConIVnCtIo faVsta DVorVM. Es wendete der savoyische Hof in den Jahren 1717, 1718 und 1719 alle ersinnliche Mühe an, eine Erzherzogliche Josephinische Prinzeßinn für den Prinzen von Piemont zu erhalten; die Kaiserinn Amalie aber war zu solcher Heirath nicht geneigt; der Graf von Stahrenberg arbeitete insbesondere im Ministerio dawider sowohl als der Prinz Eugen, welcher sie den Staatsabsichten des Kaisers schädlich hielt, indem sie zu Wi derwärtigkeiten mit dem englischen Hofe mehrern Anlaß hätte geben können. Als die Savoyarden sahen, daß sie den Prinzen Eugen, den Grafen von Sinzendorf und Grafen von Stahrenberg nicht auf ihre Seite bringen konnten, so versuchten sie ihr Heil auf eine andere Art, und steckte sich der turinische Minister Marquis von St. Thomas; hinter den Schwager des Grafen von Althan, den Baron von Nimptsch. Wie schlecht es aber mit diesem und dem Abbé Todeschi abgelaufen, ist bekannt.


4 Dieser P. Joseph Roma, Professor der Universität, wurde etliche Jahre hernach Bibliothekar an des Abbé Bencini Stelle, wobey er auch den Titel eines königlichen Raths erhielt.


5 Der gute Don Falco ist ohnzweifel eben so glücklich gewesen, als viele andere vor ihm, welche mit dem Ikarus gewaget haben, durch die Luft zu segeln. Das Journal des Sçavans vom Jahre 1678 a. d. 460, u. f S. preiset uns die Kunst des Benier, eines Schlössers in dem Städtchen Sable in der Landschaft Maine, auf guten Glauben an, und versichert, daß er bey seinem unnatürlichen Fliegen in einigen Versuchen glücklich gewesen sey. Aus dem Stillschweigen der folgenden Jahre aber kann man muthmaßen, daß entweder der Erfinder oder seine Erfindung gar bald ausgestorben sey. Der verwägene Flug eines Schusters in Augspurg hat mit der Erfindung jenes holländischen Künstlers im Haag einerley lächerliches Schicksal gehabt. Vor vielen Jahren erregte der Italiener Barottini eine unnöthige Aufmerksamkeit. Wan erwartete mit ungeduldigem Verlangen die Erfüllung seines pralerischen Versprechens, daß er in zwölf Stunden von Warschau nach Constantinopel fliegen wollte. Allein Barottini hat sehr wohl gethan, daß er sein Versprechen nicht erfüllet hat. In Wahrheit! es ist sehr seltsam, wenn man der Unmöglichkeit Trotz biethen will. Wenn Dyn Falco vermögend wäre, zwo Kugeln zu verfertigen, deren jede zwar siebenzig Pfund Luft fassen könnte, dabey aber nebst ihrem Hahn nur acht Loth schwer wäre, und er könnte dieselben lustleer machen, ohne daß sie alsdann von der äussern Luft zerdrücket würden: so wurde er solche an sich hangen, und sich damit ohnfehlbar in die Höhe schwingen können. Allein, würde er auch Athem holen? würde er das centrum gravitatis halten können? wie lange würden die Nerven diese directionem motus per aërem aushalten? Würden nicht in der dünnen Luft die vesiculæ pneumonicæ in der Lunge am wenigsten ausgedehnet, mithin das Athemholen beschwerlicher gemacht werden? Alle diese Umstände drohen der Kunst zu fliegen einen schlechten Fortgang; und es gilt auch hier, was Fr. Tert de Lanis von seinem Luftschiffe geschrieben hat in magister. naturæ & artis tom. II, l. 6, p. 291: Artificium, quamvis ad praxin non possit facile revocari, certissimis tamen principiis innititur; ex quibus evidenter deducimus rei, quam nemo antea ausus fuerat, adfirmare possibilitatem. Man besehe Ioh. Lud.HANNEMANNdiss. qua hominem ad volaudum esse ineptum ostenditur Kil. 1709.


6 Wie die Hoffnung, welche man von jungen Herren hat, oftmals fehl schlage, kann man aus dem Exempel des obgedachten Prinzen Eugene von Soissons abnehmen, als welcher sich in der Campagne am Rheinstrome, im Jahre 1734 die vieler Prinzen Sitten noch mehr verderbt hat) in Betrachtung seiner ehemaligen Aufführung, gar nicht mehr ähnlich gesehen. Denen Unordnungen, worein er gerathen, ist auch sein im Herbste des jtztgedachten Jahres erfolgter frühzeitiger Tod hauptsächlich zuzuschreiben.


Quelle:
Johann Georg Keyßler. Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. Theil 1. Hannover 1751, S. 186.
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