[618] Zwey und funfzigstes Schreiben.

Relation von den vornehmsten Plätzen, Brücken, Thoren, Privatpallästen und andern sehenswürdigen weltlichen Gebäuden in Rom.

Es haben junge Leute, die auch nur ein wenig Luft zu Wissenschaften bey sich empfinden, in Rom so viele Dinge zu beobachten, daß ihnen die Zeit gar leicht vergeht, ohne daß es nöthig ist, darauf zu sinnen, wie sie ihre lange Weile mit Debauchen und lüderlichen Gesellschaften zubringen wollen. Rand links: Conversation der Fremden zu Rom. Die Menge der Sachen, so man täglich zu besehen hat, giebt gute Gelegenheiten zu nützlichen Unterredungen in Coffehäusern und an öffentlichen Tischen, also daß man unflätige Zotten oder auch nur zweydeutige lüderliche Reden, welche oftmals für junge Leute gefährlicher als plumpe Ausdrückungen sind, in so großer Menge allhier nicht höret, als in Frankreich. Dieses wird durch das Naturell der Einwohner nicht wenig befordert. Gesetzt auch, die Italiener sind den Wollüsten und etlichen[618] zu verabscheuenden Lastern eben so sehr und noch mehr als andere Nationen ergeben, so halten sie doch solche mehr geheim, und breiten ihre Schande nicht selbst so aus, wiezum Exempel die Franzosen meistentheils, und ehe sie vierzig Jahre erreichet, zu thun pflegen, und zwar mit solcher Unverschämtheit, daß sie sich auch von hundert Bosheiten oder sogenannten bonnes fortunes rühmen, deren sie niemals genossen haben: und gehen dergleichen Discurse desto weiter in französischen Gesellschaften, jeweniger sich ihr Frauenzimmer Bedenken macht, bey allen solchen Materien mit zu scherzen und ihren Verstand zu zeigen in Gesprächen


– – – quæ sacro tincta pudore

Audiret meretrix, non dicam filia virgo.


Die Anzahl derjenigen ist gar geringe, welche nicht lieber für weniger tugendhaft, als weniger scharfsinnig in Discursen paßiren wollen. Junge Reisende finden solche Dinge so schön, daß sie meynen, dieses sey vornehmlich die Artigkeit, welche sie aus Frankreich holen sollen, und unterscheidet man auch in Rom diejenigen gar bald, so von Paris kommen, gleich wie man den Vogel an dem Gesange erkennet. Ueberhaupt aber kann ich wohl sagen, daß die Tischreden in Rom weniger anstößlich, als in andern großen Städten sind, und habe ich sonderlich diesesmal unter den reisenden Deutschen und Schweden etliche geschickte Leute gefunden, welche Kenner und Liebhaber der Wissenschaften sind, und öfters zu nützlichen Untersuchungen Gelegenheit geben. Es sind aber dadurch zwo Parteyen entstanden, deren die eine denen raren Stücken, die man aus der Malerey, Bildhauerkunst und Architectur der Alten noch übrig hat, den Vorzug einräumet, die andere aber für die neuern Werke eingenommen ist. Rand rechts: Parallele der alten und neuen Bildhauerarbeit, Gemälde etc. Weiter erstrecket sich der Streit nicht, und setzen wir die übrigen Wissenschaften völlig auf die Seite, ohne zu untersuchen, ob Tasso, Petrarcha, Sannazarius, Guarini, Ariosto, Marino, Dantes etc. dem Virgilius, Ovidius, Horatius, Persius, Propertius etc. oder Guicciardinus, Thuanus, Bembo, Fregosius, Strada, Davila, Bentivoglio etc. dem Livius, Florus, Tacitus, Sallustius etc. vorzuziehen sind. Hingegen werden Zeuxis, Apelles, Protogenes etc. auf die Schaubühne gebracht gegen Raphael, Titiano, Domenichino, die Caracci etc. Phidias, Lisippus, Praxiteles, Athenodorus etc. gegen Mich. Angelo Buonaroti, Algardo, Bernini; Vitruvius gegen Dominico Fontana etc. und täglich suchet jede Partey bey der Tafel im Scherze der andern vorzuhalten, was sie neues zum Vortheileihrer Meynung an denen Werken, die sie besehen haben, entdecket. Es ist nicht zu leugnen, daß wenn die Sache entschieden werden könnte oder etwas an einem solchen Ausspruche gelegen wäre, Rom vor allen Orten der Welt der bequemste zu solcher Untersuchung wäre, weil man allhier in dem auserlesenen Vorrathe sowohl von alten als neuen Meisterstücken, die Arbeit selbst der vornehmsten Künstler zu Rath und das Auge zu Hülfe ziehen könnte; allein wenn sich auch die geschicktesten Kenner in diesen Handel mischen wollten, so zweifele ich doch nicht, es würde damit, wie mit vielen andern Streitigkeiten gehen, da man lange Zeit gegen einander disputiret und endlich jeder auf seinem Kopfe bleibt.

Es sind bey der Beschreibung der Kirchen schon manche sonderbare Stücke von der Malerey, Bau- und Bildhauerkunst vorgekommen; man findet aber derselben noch mehrere in den Pallästen der großen Herren dieses Landes, welche einen großen Theil ihres Vermögens in solche Sachen stecken, und damit fast einzig und allein ihren Staat treiben. Rand rechts: Anmerkung von den italienischen Pallasten. Der große Adel anderer Länder hält viele Bedienten, prächtige Equipagen, giebt kostbare Libreyen, und verzehret vieles in überflüßigen auswärtigen Weinen, in Gastereyen, Kleidern, Jagden etc. Rand rechts: Lebensart des italienischen hohen Adels.[619]

Von diesen allen aber halten die italienischen Prinzen wenig, und suchen sie dafür ihre Palläste und Gartenhäuser mit merkwürdigen Kostbarkeiten anzufüllen, damit die Fremden viel davon zu rühmen und zu erzählen haben mögen. Ich habe oftmals bemerket, daß zwanzig bis dreyßig Zimmer in den untersten und besten Stockwerken nur zum Staat und für das Auge der neugierigen Fremden haben dienen müssen, unter dessen daß sich der Herr des Hauses mit seiner Familie in dem obersten Stockwerke gar schlecht und enge beholfen: Und da die Häupter der Familie sich in dem andern äußerlichen Staate gar eingeschränkt behelfen, so kann man leicht erachten, daß ihre Nebenlinien und Anverwandte dergleichen in die Augen fallende Lebensart nicht führen, wie in andern Ländern gebräuchlich ist. Ein apanagirter Herr von den reichsten italienischen Häusern, wie etwan die von Colonna, Pamfili, Ludovisio und dergleichen sind, hat außer seinem freyen Essen, Wohnung und Kleidern etwan funfzig bis sechszig Scudi des Monats, womit er freylich keine großen Sprünge machen kann, sondern sich im geistlichen Staude um fettere Pfründen bewerben muß. Eben daher und weil mehr auf das äußerliche und prächtige Ansehen als auf die innere Bequemlichkeit reflectiret wird, kömmt es, daß die italienischen Palläste zur Bewohnung gar nicht gelegen gebauet sind, indem die communicationes und degagements fehlen, und man öfters durch fünf und mehrere Zimmer, die man schon gesehen hat, wieder zurück gehen muß, ohne eine andere Thüre zu finden. Rand links: Fehler an den italienischen Pallästen. Die Fußboden sind auch nur von Backsteinen, weil sie den Marmor in der feuchten Winterkälte für zu ungesund ansehen, und die hölzernen Fußboden nicht reinlich genug halten. Die Spiegel könnten nach Proportion der andern kostbaren Zierrathen auch schöner und größer seyn, die Schlösser an den Thüren besser gearbeitet, und die Tapeten neuer und in mehrerer Anzahl. Was diesen letzten Punct anlangt, so fängt man an, sich desfalls zu bessern, und findet man itzt in den Pallästen von Barberini, Caroli, Attemps und etlichen andern so schöne brabantische Tapeten, als man nur verlangen kann.

Ich schreite aber itzt zu genauerer Betrachtung solcher Palläste nach der schon einmal beliebten alphabetischen Ordnung, und mache den Anfang mit derAcademie Françoise, welche Ludwig der vierzehnte im Jahre 1667 auf Anrathen des Colbert gestiftet hat. Rand links: L'Academie Françoise. Zwölf junge Franzosen, nämlich sechs Maler, vier Bildhauer, und zweene so sich auf die Baukunst legen, werden darinnen auf des Königs Kosten beständig unterhalten, um sich in ihren Wissenschaften vollkommen zu machen, und nachmals in Frankreich gute Dienste thun zu können. Die Aufseher über diese löblichen Anstalten sind von der Zeit der Stiftung Errard, Coypel, Poußin, de la Tullliere, Houasse und Person gewesen. Ludwig der vierzehnte hat viele große Dinge zu Stande gebracht; allein in obgedachtem Unternehmen hat er dennoch ungeachtet der großen daran gewandten Unkosten seine Absicht nicht nach Wunsch erreichet, indem zwar die Bildhauerkunst in Frankreich in besseres Aufnehmen gekommen, die Franzosen aber wenige große Maler aufweisen können, die dieser römischen Akademie ihre sonderbaren Wissenschaften zu danken hätten. Süeur. Poußin und Le Brun sind große Leute in der Malerey gewesen; allein sie waren schon groß vor der Aufrichtung solcher Akademire, und der erste todt, der andere sechszig Jahre und Le Brun vierzig Jahre alt, als Colbert seines Königs ewiges Andenken auch auf diese Art in Rom stiftete.

In den ersten vier Tagen der Charwoche wird allhier ein junger Kerl an einem Kreuze nackend aufgestellet mit hängendem Kopfe, als wann er verscheiden wollte, und üben sich bey angezündeten Lichtern die Lehrlinge und andere Liebhaber theils mit der Zeichnung auf Papier, theils im Thone, um die Muskeln, Adern, Nerven und ganze Gestalt dieses Menschen wohl auszudrücken. Rand links: Gemälde und Zeichnungen nach nackenden Personen. Ich habe widerdiese Gewohnheit nichts einzuwenden; glaube aber, daß[620] dadurch keine eigentliche Vorstellung des am Kreuze hängenden Heilandes werde erhalten werden. Rand rechts: Falsche Vorstellungen des leidenden Heilandes. Denn z. E. der Mensch, so dieses mal zum Muster diente, war ein junger, frischer und vollblütiger Kerl von etwan zwanzig Jahren, dessen fleischigten Körper sie genau copiirten, da hingegen Christus vermuthlich sehr mager und eingefallen ausgesehen haben wird, nachdem er schon so vieles am Leibe und Gemüthe in seinem Leiden ausgestandenhatte. Wider den Wohl stand lief auch, daß der zum Muster ausgestellte Mensch anstatt einer Binde um den Leib nur einen schwarzen Beutel hatte, und wenn ein Fremder weggieng, sich von seinen Stricken an Händen und Füßen losmachte, herunter sprang, und um etwas Geld zum versaufen anhielt.

Ehemals übten die Künstler dieser Academia di Pittura del Rè di Francia ihre Kunst auch im Zeichnen nach nackenden Weibspersonen, die für Geld ohne Schamhaftigkeit sich allhier in öffentlicher Versammlung, wie man es verlangte, sehen ließen; allein die Päbste haben dieses endlich verbothen, ob man gleich den Malern nicht verwehren kann, daß sie solche Weibsstücke für Geld aus den lüderlichen Häusern in ihre Privatwohnungen holen lassen, um an dem Anblicke solcher Nymphen ihren Pinsel zu üben. In dem Pallaste der Akademie hat man Gelegenheit die besten Stücke der alten und neuen Meister, deren Copeyen vorhanden sind, zu betrachten. Rand rechts: Copien vieler alten Stücke. Die Statuen und Bildhauerwerke sind meistentheils in Gips nachgemacht, und findet man darunter das wilde Schwein aus der florentinischen Galerie, den Luctatorem und die Venerem Mediceam aus der Tribuna zu Florenz, etliche andereVeneres, den Hermaphroditum aus der Villa Borghese, den barberinischen Löwen, Laocoonta, Apollinem und Antinoum aus dem Belvedere, einen Gladiatorem aus der Vilia Borghese, einen andern aus dem ludovisischen Landhause, einen Faunum, Centaurum, sehr viele Köpfe und busta etc. Man sieht ferner hier schöne Tapeten, große Spiegel und gute Portraite. In dem untersten Stockwerke steht eine große Statua Equestris von Gipse, wobey man auch die Columnam Trajanam genau betrachten kann, als welche man stückweise nach ihrer natürlichen Größe und Beschaffenheit in Gips abgedrücket hat. Rand rechts: Statua Equestris von Gips.

Von der italienischen Academia de'Pittori habe ich schon bey der Kirche di S. Luca in S. Martina gehandelt, und kann ich nicht umhin noch zu erwähnen, wie sehr man sich hier über die von Mr. Blon erfundene Manier, die Gemälde mit samt ihren Farben abzudrucken, verwundert hat. Rand rechts: Neu erfundene Art die Gemälde abzudrucken. Er hatte davon etliche Proben aus London geschickt, welche so viel Aufsehens in Rom, als die ersten gedruckten Bücher in Paris machten. Zu Abdruckung seiner Portraite und Gemälde braucht er nur drey gleiche Platten, davon die erste das blaue, die andere das gelbe, und die dritte das rothe aufträgt. Aus der Mischung dieser auf einander abgedruckten Farben, entstehen alle die übrigen. Mr. Blon ist aus Frankfurt am Mayn und ein naher Anverwandter der Mademoiselle Merian, welche durch ihre Untersuchungen und Abzeichnungen ausländischer Insecten, denen zu Gefallen sie eine Reise nach America gethan, berühmt genug ist. Er ist von einem tiefsinnigen Gemüthe, und würde es in manchem Stücke sehr weit bringen, wenn er mit mehrerer Beständigkeit bey einer Sache bliebe. Selbst die von ihm erfundene Nachdruckung der Gemälde ist noch nicht zu der Vollkommenheit gelanget, welche er ihr geben könnte, wenn er sich länger dabey aufgehalten hätte, und nicht auf die neuen Manufacturen von Tapeten verfallen wäre, welche zwar ein sattsames Zeugniß seiner glücklichen Einsichten in Erfindung neuer Dinge abstatten, aber wegen des vier und sechszigjährigen Alters ihres Erfinders von ihm schwerlich zu der gehörigen Vollkommenheit gebracht werden können.[621]

Wer sonst ein Liebhaber der Malerey ist, den wird nicht gereuen, wenn er nahe bey der Kirche S. Giovanni Battista de' Fiorentini à Strada Giulia des Herrn Rossi Haus besieht, als woselbst in dreyen großen Gemälden vorgestellet ist: 1) Diana mit ihrer Gesellschaft im Bade, 2) Mars zu den Füßen der Venus demüthig liegend, und 3) Apollo mit den neun Musen, worunter sonderlich diejenige, so auf der Laute spielet, für ein Meisterstück zu halten ist. Rand links: Gemälde bey Rossi. Wenn es gleich falsch seyn mag, daß der König in Frankreich für jedes Stück hundert tausend Scudi gebothen habe, so kann man ihnen doch den Ruhm von sonderbarer Schönheit und großem Werthe nicht absprechen. Bey dem Chevalier Bened. Lutti findet man eine Sammlung bey nahe von dreytausend Desseins und Zeichnungen der trefflichsten Meister. Rand links: Zeichnungen bey Lutti. Uebrigens müssen die Italiener bekennen, daß die berühmten Maler anitzt bey ihnen gar rar werden. Rand links: Urtheil von den itzigen italienischen Malern. Clementina ist die beste Portraitmalerinn in Turin, und hat noch vieles von dem schwedischen Virtuosen Meidens gelernet, der en mignature und email wenige seines gleichen hat. Rosalba, die itzt in Wien, sonst aber zu Venedig war, macht ihre Portraite mit trockenen Farben oder crayons, (à bastello) das Stück für vier bis fünf Louis d'or, und müssen Gläser davor gesetzt werden. Solimene in Neapolis, und Ricci in Venedig sind gar alt. Gleiche Bewandniß hat es mit Trevisani in Rom, woselbst nach ihm der einzige Concha in sonderbarem Ruhme steht. In Portraiten haben die Italiener überhaupt itziger Zeit wenige Meister, und müssen sie darinnen den heutigen Engländern Cooper, Obson und Riley weichen. Was man vornehmlich an den neuern italienischen Malern aussetzen kann, ist, daß sie zu schwach mit Farben malen. Trevisani hat dieses erkannt, und des Meidens Manier, die Farben stark aufzutragen, gut geheißen, als die sonderlich auch der alles verzehrenden und auslöschenden Zeit mehr widersteht, dabey aber hat er gestanden, daß es ihm zu schwer fallen würde, sich in seinen alten Tageneine neue obgleich bessere Art zu malen anzugewöhnen.

Ich habe öfters die Gedanken gehabt, daß die römischkatholische Religion, sonderlich in Italien, gar vieles beyträgt zu mehrerm Aufnehmen der Malerey, Bildhauer- und Malerkunst, wegen des vielen äußerlichen Prachtes, der an die Kirchen und Klöster gewandt wird. Rand links: Römischkatholische Religion hilft zum Aufnehmen der Malerkunst. Das heil. Abendmahl ist wenigstens funfzehntausend mal in den italienischen Kirchen gemalt, und die Verkündigung Mariä mehr als funfzigtausend mal. Die Maler müssen sich bemühen, einander zu übertreffen, und ihren Werken immer neue Zierden oder Veränderungen zu geben: und was für Gelegenheit geben nicht die mannigfaltigen biblischen Historien einem Künstler, die Stärke seiner Einbildungskraft und die Geschicklichkeit seiner Hand an den Tag zu legen. Dieses alles mangelt bey den Protestanten, weil man zu Verhütung des Misbrauches die Kirchen mit wenigen Bildern und Gemälden zieret. Weltliche große Herren haben viele andere Ausgaben, und kömmt es ihnen sauerer an, viele Summen Geldes auf Gebäude, Statuen, Gemälde etc. zu verwenden, als denen Klöstern, welche öfters nicht wissen, wo sie mit dem baaren Gelde hin sollen, dabey auch versichert sind, daß sich die angewandten Unkostendurch den einträglichen Zulauf des Volkes in ihre Kirchen zehnfach wieder bezahlen. Hiezu kommen die reichen Vermächtnisse, welche die Pfaffen zu Erbauung ihrer kostbaren Kirchen zu erschnappen wissen. Niemand stirbt gern ohne einen Geistlichen bey sich zu haben, und dieser ihr Amt ist, lebende und sterbende zu guten Werken zu vermahnen; Was für ein besseres Werk aber kann man verrichten, als wenn man das Seinige ad pias causas und den Mönchen vermachet? Christus sagt: was man dieser geringsten einem (wie sie es erklären) zu gute thue, solle gerechnet werden, als sey es ihm selbst geschehen; und eine Secte der Franciscaner ist darüber aus Demuth so weit gegangen,[622] daß sie sich auchMinimos nennen lassen. Was thut ein Sterbender (der mit allerley bösen Ränken seinen Reichthum zusammen gescharret hat) nicht, um in den Himmel zu kommen? Gewißlich das Fegfeuer ist eine unerschöpfliche Schatzkammer für die päbstliche Clerisey. Man glaubt über dieses nicht, was für eine heimliche Feindschaft und Neid unter den verschiedenen Orden der römischen Geistlichkeit regiere, und wie sie suchen, die Schäflein und Layen von andern Hirten ab- und zu sich zu ziehen, wozu die Schönheit der Kirchen nicht wenig beyträgt. Für das Land ist es noch ein Glück, daß ihre æmulation auf äußerliche Gebäude und Zierrathen verfällt, weil doch dadurch wiederumvieles Geld unter die Leute kömmt, welches besser ist, als wenn es millionenweise, wie in der Engelsburg, ohne Circulation verschlossen liegt, oder die Geistlichkeit gar alle liegende Gründe an sich bringen wollte. Aus dieser Ursache ist es auch besser, daß für viele Millionen Juwelen, die doch keinen gewissen und gängen Preis haben, in Loretto verwahret werden, als wenn so vieles baares Geld dem Handel und Wandel oder der menschlichen Gesellschaft entzogen würde.

In dem Palazzo del Principe Albani (Pronipote del Pontefice Clemente XI.) alle quattro fontane ist eine schöne Bibliothek, eine gute Sammlung von Zeichnungen und Desseins, vortreffliche Gemälde, eine Galerie, die Paolo di Piacenza gemalt hat, vor allen aber ein rechter Schatz von alten Bildhauerstücken, unter welchen vor andern zu nennen sind: Archimedis Kopf, en bas-relief; eine treffliche marmorne Statue Marci Aurelii in römischer Kriegskleidung, woran aber der rechte Arm mangelt; Morpheus mit zween Mohnköpfen oder Papaveribus; ein marmorner Sarg mit bas-reliefs, welche Prometheum, wie er den Menschen bildet, Minervam, wie sie durch das Symbolum des Vogels, welchen sie über eines Knaben Kopf hält, ihm die Seele einflößt, und etliche Schicksale des menschlichen Lebens vorstellen. Rand rechts: Palazzo d'Albani. Rand rechts: Treffliche alte Bildhauer arbeit. Ferner ist vorhanden ein Kopf oder vielmehrbustum Jovis, so sehr hoch gehalten wird; etlicheSphinges, die Statuen Fauni, Isidis cum Sistro und anderer an der Zahl bey sechszig;ein schönes bas-relief, auf welchem Andromeda mit dem Perseus er scheint; die Köpfe Massinissa, Homers, Bacchus und vieler andern, theils Gottheiten, theils berühmter Kriegshelden und Weltweisen; zwey ägyptische Götzenbilder; zwo ganze Seulen aus Verde antico; zwo große Maßivseulen von Giallo antico; eine andere große auch maßive aber in der Mitte entzwey gebrochene Seule von Alabastro Orientale, und viele andere Dinge, welche man wegen Mangel des Platzes noch nicht in Ordnung bringen können. Allhier habe ich auch gesehen, wie man mit Scheidewasser die marmornen alten busta und Köpfe verneuern und weiß machen kann1.

Der Palazzo Altieri ist von dem Kardinal Giov. Battista Altieri angefangen, und von dem Kardinal Paluzza Altieri, unter der Regierung Clemens des zehnten (der aus diesem Hause war) vollendet worden. Rand rechts: Palazzo d' Altieri. Die Haupttreppe ist schön und zwölf Fuß breit, auch mit den Statuen Herkules, Pomona und Bacchus gezieret. In den Zimmern sieht man außer den alten aber kostbaren Tapeten, deren Desseins vom Julio Romano sind, auch viele neuere brabantische Stücke, worunter etliche die Historie des Cyrus, Massanissa und der Kleopatra vorstellen. Die schöne Statue der triumphirenden Stadt Rom aus Verde antico steht in einer Kammer vor der künstlichen Grotte, welche ein Deutscher, Joh. Paul Scorr, angegeben und gemalet hat. Man findet ferner an Bildhauerarbeit zwo Seulen auf Porphyr,[623] zwo Statuen der Venus, deren die eine fast die Stellung der mediceischen hat, einen Kopf Pescennii Nigri, vier alabasterne Gefäße als Bluhmentöpfe, etliche Tafeln von kostbaren Steinen, darunter die eine aus Lapis Lazuli ist. Unter den Gemälden sind die vornehmsten eine Pietà vom Vandyck, der Lucretia Brustbild vom Guido Reni, von welchem Meister auch die vier Jahrszeiten vorhanden sind, zwo Bataillen vom Borgognone, der bethlehemitische Kindermord vom Poußin, eine Madonna vom Corregio, das letzte Abendmahl Christi vom Muziano. Borgognone hat die Kapelle à fresco gemalt, und Maratti den Saal angefangen. In jener stehen auch zwo Landschaften vom Salvatore Rosa, ein Ecce homo vom Guido, St. Ignatius auf einem großen Stücke vom Carolo Maratta, und die Hochzeit zu Cana in Galiläa vom Paolo Veronese. In dem Zimmer des verstorbenen Prinzen Gaspard Altieri ist der Sonnenwagen à fresco vom Fabricio Chiari, und die Decken der daran stoßenden Kammern vom Carolo Maratta gemalt. Rand links: Paradebett. Das Paradebett des Kardinals Altieri wird auf vierzigtausend Scudi geschätzet, und hat beym Kopfküssen einen Spiegel, worauf Carolus Maratta drey Kinder mit großer Kunst gemalet hat. Rand links: Spiegel. Ich habe sowohl hier als in andern Pallästen bemerket, daß wenn ein Spiegel verunglücket, man ihn doch beybehält, und nur ein Gemälde darauf verfertigen läßt, welches den Sprung des Glases bedecket. Man zeiget hier auch einen achteckigten Spiegel von Bergkrystall, der zehn Zoll hoch und sechs Zoll breitist. Sein Rahmist von Golde, mit Amethisten, Türkis, Smaragden, Sapphiren, Topasen und Diamanten besetzt, dergestalt daß er in allen zwölf Pfund wiegt, und von etlichen sechszigtausend Scudi, von andern aber gar zwanzigtausend Pistolen werth gehalten wird. Vor demselben steht eine große krystallene Muschel. Man betrachtet auch in einem mosaischen Werke vom Pietro di Cortona die heil. Mutter Maria mit ihrem Kindlein. Die Bibliothek soll hundert tausend Scudi gekostet haben. Rand links: Bibliothek. Sie ist sowohl mit gedruckten Büchern als Manuscripten wohl versehen, und zeiget man dabey einen schönen Vorrath von Medaillen und gemmis, welche der Kardinal Camerlengo Giov. Battista Altieri gesammelt hat, nebst einer Madonna vom Raphael d'Urbino.

In dem Pallaste der römischen Familie von Altemps, die sich ursprünglich aus Deutschland herschreibt, sieht man in dem Hofe und an der Treppe die Statuen von der Flora und Faustina Juniore mit ihrer Mutter, von Herkules, Aeskulap, Mercurius, Bacchus, einem berühmten Gladiatore, so auszuruhen scheint, zwo Seulen von Porphyr, auf welchen die Köpfe Drusus und Nerons stehen, eine große marmorne Tafel mit ihren Füßen zusammen aus einem Stücke. Rand links: Pallast von Altemps. Von denen Gemälden, welche sonst in den Zimmern zu sehen waren, ist wenig mehr vorhanden. Itziger Zeit bewohnet der Kardinal von Polignac diesen Pallast, und bemerkte ich noch einen großen Tisch von Granito orientale, und in einer andern Kammer einen noch schönern von Alabastro orientale Fiorito, viele busta, und den Kopf Homers in einem bas-relief, einen Camin mit schönen bas-reliefs von Marmor, welche von zwo Statuen gehalten werden undzur Ueberschrift haben:Marcus Siticus S. R. E. Cardinalis, ex Comitibus ab Altaemps. Unter einem andern bas-reliefs liest man:Hocvetus Bacchi & Ariadnæ Monumentum e Palatii Neroniani ruderibus erutum dono dedit Melchiori Cardinali Franciscus Farnesius Parmæ & Plac. Dux. A. Jub. MDCCXXV. Græca manu elaboratum instaurabat Petrus Lestachius Parisinus Romæ. Ueber diesem Stücke ist ein schönes Gemälde aufgehängt, auf welchem Diana den schlafenden Eudymion mit Bluhmen krönet. Ein anderes bas-relief einem marmornen Grabe, welches nebst dem Deckel zween Männer hoch, aber mit keiner Inscription versehen ist, zeiget das Opfer einiger Bacchanten. Eine treffliche große Ovaltasse von Alabastro orientale besteht mit samt ihren Füßen nur aus[624] einem Stücke. Uebrigens findet man hier noch viele andere gute Statuen und schöne Tapeten.

Der barberinische Pallast ist nach dem Vatican der größte in Rom, und zählet man viertausend Kammern darinnen. Rand rechts: Barberinischer Pallast hat 4000 Kammern. Seine zwo Haupttreppen sind sehr wohl angelegt, und findet man auf der einen einen großen Löwen von trefflicher Arbeit, welcher unter Urban dem achten in dem Mausoleo Pitilii Libonis bey Tivoli ausgegraben worden. Rand rechts: Von der Statue eines Löwen. Der Plafond des großen und schönen Saales ist vom Pietro di Cortona à fresco gemalt, und daran die Regierung Urbans des achten in vielen symbolischen Figuren vorgestellet. Rand rechts: Saal. In der ersten Vorkammer des Kardinals sind die marmornen Statuen Domitians, der Ceres, der Gemahlinn Trajans, der Plotina, Venus und einer Amazoninn zu sehen, vornehmlich aber des Brutus, welcher die Köpfe seiner von ihm zum Tode verurtheilten Söhne in Händen hält. Rand rechts: Gemälde und Statuen. Hiebey befinden sich vier Seulen von Marmo negro, eine von Verde antico, die Köpfe des Papirius und der Pallas, nebst etlichen Gemälden vom Pietro di Cortona, Andrea Sacchi und Camassel da Bevagna. In dem zweyten Zimmer stehen drey von denen größten Gemälden, die in Rom sind, nämlichein Bacchanale nebst einem Göttermahle, beyde vom Romanelli, und eine vom Carlo Napolitano verfertigte Copey der Schlacht zwischen Konstantin dem großen und Maxentius, davon Giulio Romano das Original im Vatican gemalet hat. Zwey Gemälde vom Guercino, zwey busta vom Marius und Sylla, ein schöner Kopf Jupiters, und ein schlafender Satyr, der von neuerer, und, wie etliche wollen, Bernini Hand ist, haben gleichfalls ihren Platz allhier gefunden. In dem Audienzsaale stehen viele alte vasa, die busta von Antigono und Alexandro Magno, welches letztere vor andern hoch gehalten wird, sowohl als der hier befindliche Kopf Tulllæ, der Frau Tarquinii Superbi und das Haupt Septimi Severi aus bronzo. In dem nächst daran stoßenden Zimmer sind die Köpfe Decius und Valerians nebst guten Gemälden zu bemerken. Ehemals zeigte man auch hier das Bildniß der heil. Maria vom Titiano gemalt, und eine alteStatuam Dianæ Ephesiæ, sie sind aber beyde verschenkt worden, und zwar die letzte an Philipp den fünften, König in Spanien.

In den obern Sommerzimmern, so gegen Morgen gelegen sind, sieht man St. Sebastian vom Lanfranco, ein Opfer vom Pietro di Cortona, Loth mit seinen Töchtern vom Andrea Sacchi, und zween Apostel vom Maratta gemalt; die Mignaturportraite Johann des dritten, Sobiesky, Königs in Pohlen und seiner Gemahlinn, nebst den marmornen Brustbildern Domitians und der Mammäa. Des Kardinals Schlafzimmer ist mit himmelblauem Damaste meubliret und milden vornehmsten Historien des alten und neuen Testamentes, welche Julius Romanus en mignature gemalet hat, ausgezieret.

Was dem Noah im Weinberge begegnet, hat die geschickte Hand des Andreä Sacchi in dem nächsten Zimmer abgebildet, und Titianus die Herodias, wobey man noch zween rare Köpfe findet, nämlich des Julius Cäsarsaus Pietra Bigia Egizzia, und Scipionis Africani aus Giallo antico. ein Brustbild Urbans des achten aus Porphyr mit dem Kopfe aus Metall, nach der Zeichnung Bernini, die busta Marci Aurelii und Lucii Veri, nebst einem künstlichen Uhrwerke, so in einem mit Juwelen und email bereicherten silbernen Kreuze eingeschlossen ist. Hiernächst folgt eine Fontaine mit ihren bassins von bronzo, worauf Venus von vier Delphinen gezogen erscheint, gleichfalls von Metall. An der Wand stehen die Bruststücke Scipionis Africani, Neronis, Maximini, Caligulä, Alexandri Severi und anderer; die Statue einer Jägerinn, das Portrait des Kardinals Antonii vom Maratta gemalt, und in zween mit gläsernen Thüren verwahrten Schränken verschiedene Raritäten von Achat, Bernstein, Ambra, Bezoar und geschnittenen Steinen. In der ersten und andern[625] Vorkammer des Fürsten von Palestrina, eines Bruders des Kardinals, findet man schöne Gemälde vom Andrea Sacchi, Romanelli, Cavaliere Calabrese, Pietro di Cortona und andern berühmten Meistern; in dem Audienzzimmer schöne Tapeten, und die vom Bernini modellirte Statuam equestrem Caroli Barberini aus bronzo. In den Kammern der ehemaligen Fürstinn ist Joseph, wie er seinen Mantel des Potiphars unzüchtigem Weibe hinterläßt, von einem Lehrlinge des Titiani gemalet, St. Hieronymus vom Luca Giordano, der Raub der sabinischen Jungfrauen vom Bassano, Urbanus der achte vom Sacchi, Jakob der zweyte aus England, und seine dem Barberini verwandte Gemahlinn Maria Eleonora aus dem Hause Modena, vom Carolo Maratta. Die hier befindlichen schönen Tapeten oder hautelices stellen die Historie Konstantins des großen vor. Auf eben dieser Seite in dem untern Stockwerke findet man abermals einen Springbrunnen in einem Saale, mit den Statuen des Antinous und Aeskulaps, auch guten Seulen aus Granito. In dem daran stoßenden Zimmer ist eines von den berühmtesten Gemälden, die man hier zeiget, nämlich die nackend liegende Venus vom Titiano. Eine andere hier befindliche Liebesgöttinn ist vom Paolo Veronese, und ein Frauenzimmer, das auf der Harfe spielet, vom Lanfranco. Es folget ferner das Portrait, welches Raphael von seiner Maitresse, die keine sonderlichen Annehmlichkeiten muß gehabt haben, gemacht hat. Rand links: Raphaels Maitresse. Julius Romanus hat eine Copey davon genommen. Das Gemälde der Lucretiä und Sexti Tarquinii ist vom Romanelli; der heil. Andreas d'Avellino vom Guido Reni; St. Johannes mit einem Kinde, vom Maratta; eine auf der Lautespielende Dame, vom Michel Angelo Caravaggio; zweene Spitzbuben, welche einem jungen Menschen das Geld in Karten abgewinnen, von eben diesem Meister, der die List der ersten beyden und die mit Furcht vermischte Einfalt des letzten sehr natürlich vorgestellet hat; die Enthauptung Johannis Bapt. vom Calabrese; Magdalena und S. Maria Ægyptiaca, vom Caroccio; die Taufe Christi vom Andrea Sacchi; St. Rosalia vom Carolo Maratta; die Königinn Esther vom Guercino; etliche kleine Köpfe, vom Parmigianino; eine Pietà vom Barocci; St. Gregorius vom Guido Reni, und verschiedene Portraite, welche Scipio Gaetano verfertiget hat. In der Mitte des itztgedachten Saals ist eine schöne Wasserkunst, und finden sich auch allhier die busta Scipionis Africani, Hannibals, Marci Aurelii, Hadrians, und ein Tischblatt, so aus schwarzem Marmor mit untermischten Perlen sehr schön zusammen gesetzet ist. Ferner zeiget man in diesen untersten Zimmern (worinnen die Ordnung öfters verändert wird) die Statuen vom Silenus, Bacchus, einem Satir, der Venus und dem Cupido, Diana Ephesia, Diogenes, Latona, Apollo und Diana (welche letzte von des Bernini Arbeit ist), einem Gladiatore, Seneca; den Kopf Vitellius; zwey treffliche Brustbilder Trajans und Hadrians; eine Sirene von Metall mit zween Schwänzen; eine schöne Draperie oder Bekleidung einer marmornen Statue, davon der Kopf weg ist; die Carità vom Bernini. Rand links: Gemälde. An Gemälden verdienen vor andern gesehen zu werden die berühmte Magdalena vom Guido Reni; die Samariterinn vom Caracci; Christus[626] vom Lanfranco; die Historie Abrahams vom Caravaggio; die heil. Maria vom Leonardo da Vinci, und eine andere vom Nik. Poußin; St. Carolus vom Procaccino; die Erscheinung Christi in der Gestalt eines Gärtners vom Hannibal Caracci; und endlich Germanicus auf dem Todtenbette, wie er seinen Freunden seine Frau und Kinder zeiget, um sie desto kräftiger zu Rächung seines Todes aufzumuntern2. Rand rechts: Tod Germanici. Dieses Stück ist vom Nik. Poußin, und hat seinem Meister vielen Ruhm erworben, obgleich hie und da etwas auszusetzen wäre, zu geschweigen, daß anitzt die Farben sich viel geändert haben. Ein Großherzog von Florenz soll funfzehntausend Scudi dafür gebothen haben. Die betrübte Agrippina, des Germanicus Ehefrau, erkennet man aus ihrer kläglichen Stellung, und daß sie die Hände vor das Gesichte hält, gleichwie vorzeiten der griechische Maler Thimantes den Agamemnon bey dem Opfer seiner Tochter mit verhülletem Haupte vorstellete, um dadurch anzuzeigen, wie sich der Künstler nicht getraue, den Schmerz des Vaters gehörigermaßen auszudrücken. Urbans des achten Brustbild ist hier trefflich in Mosaico von Camassei da Bevagna gearbeitet. Bey einer vom Pietro Perugino gemaltenMadonna stehen an den Flügeln der Thüre die Worte:


Salve Diva Parens hominum cœlique redemtrix

Salve o præsidium, portus & aura virûm.


Das Portrait des Perugino hat Raphael gemalt, und dieses ist wieder von jenem abgeschildert worden. Titiano hat nicht nur sich selbst, sondern auch seine Frau in Lebensgröße, und das Brustbild seiner Maitresse gemalt. Auf einem großen Stücke hat Tempesta die Maskerade vorgestellet, welche die barberinische Familie der Königinn Christina zu Ehren, als sie das erstemal nach Rom kam, gegeben, welche Maskerade und Carrousels nebst der Komödie achtzigtausend Scudi gekostet haben sollen. Rand rechts: Maskerade zu Ehren der Königinn Christina. Auf einem andern großen Gemälde vom Sacchi ertheilt Urban der achte seinem Nepoten Don Taddeo Barberino die Præfecturam von Rom. Das dritte bildet das Jubiläum ab, welches die Jesuiten im Jahre 1638 unter Urban dem achten gehalten, als ihr Orden hundert Jahre bestanden war.

Auf der andern Seite des untersten Stockwerkes oder appartamento terreno sind zehn Zimmer mit raren Stücken angefüllt, und sieht man erstlich auf einem alten Stücke von Marmor die drey Gratien in Kleinem vorgestellet; die Köpfe des ägyptischen Königs Ptolomäi, Scipionis Africani und Cicerons; das Modell vom Castro Doloris, welches das Haus Barberini Jakobo dem zweyten, Könige von England zu Ehrenhat aufrichten lassen; die heil, Veronica vom Calabrese gemalt; etliche Landschaften von dem alten Breughel, einem niederländischen Maler; die Jungfrau Maria mit ihrem Kindlein und Johanne Bapt. vom Raphael d'Urbino. In dem andern Zimmer ist zu betrachten ein schlafendes Kind vom Guido Reni à bastello oder mit trocknen Farben gemalt; ein Cyklops à fresco vom Annibal Caracci; St. Lukas vom SimonVonet; St. Martina vom Pietro di Cortona; die Entführung[627] der Europa in mosaischer Arbeit, welche man in einem alten Tempel der Fortuna zu Präneste oder Palestrina gefunden; zwey marmorne Brustbilder des Kardinals Antonio und D. Taddeo, beyde vom Bernini; das wohlgetroffene Bildniß Urbans des achten aus terra cotta, welches ein Blinder pur durch das Gefühl verfertiget hat. Der Meister hieß Giovanni Gambasio, war aus Volterra gebürtig und in seinem zwanzigsten Jahre blind worden. Rand links: Bustum von einem Blinden verfertiget.

In der dritten Kammer steht die sehr hochgeschätzte Statue Severi Septimi in mehr als Lebensgröße von bronzo, nebst einer andern von Marmor, die gleichfalls berühmt ist, und Narcissum abbildet; ferner einGladiator; das bustum der Gräfinn Mathildis; desgleichen des Cola oder Nicolai Gabrini di Rienzo, welcher im Jahre 1344 unter Clemens dem sechsten Tribunus Populi Romani war, und nach einem mit Heucheley und Ehrgeize angefüllten Lebenslaufe ein schlechtes Ende nahm, gleichfalls von Marmor3; die marmornen Statuen Atlantis, Philomenä, Lucretiä,Deorum Terminorum, Nerons Kopf von bronzo; etliche Herzoge von Mayland en bas-reliefs; und an Gemälden Simon und Judas vom Ciampeli; der verstorbene Heiland vom Federico Barozzi, und Christus am Kreuze vom Chev. Lanfranco.

In dem vierten Zimmer ist zu sehen ein großer Spiegel von Krystall, ein künstliches Uhrwerk, die schönen marmornen Statuen der Venus, Diana, des Bacchus (auf einem alten Grabe) und der Poppäa Sabina; von Gemälden aber St. Franciscus vom Andrea Sacchi, St. Stephanus vom Caracci, St. Hieronymus vom Guercino, und etliche seine irrdene Gefäße, welche Raphael d'Urbino soll gemalet haben.

In dem darauf folgenden Saale stehen die marmornen Statuen des Tiberius und Marcus Aurelius; der Göttinn Panthea mit einem sistro in der Hand; Harpokrates, oder des Gottes der Verschwiegenheit, und unter andern Gemälden der Kampf Jakobs mit dem Engel vom Simon Vonet; St. Sebastian vom Albani; Christus unter den Lehrern im Tempel vom Albrecht Dürer; Maria mit dem Kinde Jesu vom Parmigianino.

In der sechsten Kammer kommen zum Vorscheine die großen marmornen Statuen: Agrippina, Julia (der Tochter Augusti) und Messalina, einer Muse, Apollo,Diana Ephesia. Dea Salutis, Silenus etc. ein dafür ausgegebenes Orakel, so in einem sehr großen Kopfe besteht, und eigentlich eine Larve ist, deren man sich in den alten Komödien bediente; ein bustum Herculis, Taurobolium, ein Kopf des Caracalla etc. Von Gemälden findet man allhier etliche Apostel vom Carolo Maratta, ein Opfer Dianä auf einem großen Stücke vom Pietro di Cortona; den todten Leichnam Christi vom Hyacintho Brandi, das Portrait Raphaels d' Urbino, Cleliæ Farneslæ vom Scipione Gaëtano etc.

In dem siebenten Gemache ist zu bemerken eine kleine Statue des Seneca; drey ägyptische Götzenbilder aus Granito grigio scuro und Paragone; die Dea Abundantiæ in bronzo; vier bacehanalia vom Titiano gemalt; die Judith, ein berühmtes Stück, vom Leonardo da Vinci, und verschiedene Portraite gelehrter Leute, die man in der Galerie des Herzogs von Urbino gefunden, als dieses Herzogthum unter Urban dem achten mit dem Kirchenstaate vereiniget wurde.[628]

In dem achten Zimmer zeiget sich das Portrait des Sacchi, eine rare marmorne Statue des Seneca, und der vorallen Dingen zu betrachtende Faunus, der schlafend vorgestellet ist. Rand rechts: Statue Fauni, Dieses ist ein altes Stück: so in dem Graben von der Engelsburg gefunden worden, und unter die außerordentlichen Seltenheiten von Rom gezählet wird. Gleichwie aber ein unparteyischer Richter beyde Theile hören muß, also hatman wohl gethan, daß man diesem Fauno ein neueres Stück an die Seite gesetzet, welches verhindern kann, daß man nicht so eilig das Urtheil zum Vortheile des Alterthums ausspreche. Solches ist Adonis, wie er vom wilden Schweine verwundet worden, aus weißem Alabaster vom Gioseppe Mazzuoli Senese, der ein und dreyßig Jahre damit zugebracht hat. Rand rechts: Adonis. Es ist vier bis sechstausend Scudi werth, und hat ein Geschenk an den König von Dännemark abgeben sollen, da man ihn vorein und zwanzig Jahren in Rom erwartete. Als aus seiner Ankunft aber nichts wurde, und der Meister nicht in allem Ueberflusse der zeitlichen Güter lebte, machte der Kardinal Barberini einen Accord mit ihm, kraft dessen der Kardinal dieses treffliche Stück bekam, und dem Mazzuoli monatlich fünf und zwanzig Scudi nebst etwas Getraide und Wein reichen ließ, welches sieben bis acht Jahre lang, nämlich bis an dessen Ende gewähret hat.

In dem neunten Zimmer ist ein großes altes Grab aus Granito, eine noch unbeschädigte Tafel von Granito, welche sieben gemeine Spannen breit und vierzehn und eine halbe lang ist, aus einem einzigen Stücke. Ein Gruppo von drey schlafenden Kindern steht nicht weit davon und ist artig. Man sieht hier noch ferner eine Jagd in einem alten bas-relief, viele Desseins und Zeichnungen vom Andrea Sacchi, Romanelli, Pietro di Cortona und Domenichino. Und endlich in der zehnten Kammer ein Fresco-Gemälde der triumphirenden Stadt Rom, welches man in den Fundamenten dieses Pallastes gefunden; eine dergleichen liegende Venus, welche Carolus Maratta erneuert hat, ein bas-relief von einem alten Begräbnisse, und einige andere Bildhauerarbeit. Aus dem zweyten Stockwerke des Pallastes geht man über eine kleine Brücke in den Garten, welche aber nach dem Dessein des Bernini mit Fleiß also angeleget ist, als wollte sie alle Augenblicke einfallen.

Die Bibliothek ist in dem obersten Stockwerke, und nimmt einen großen Saal, eine Galerie und fünf bis sechs Kammern ein. Rand rechts: Bibliothek. Der Catalogus davon ist im Jahre 1681 mit großen Charakteren und weitläuftigen Titeln der Bücher in zween Folianten gedruckt: wobey ich nicht unangemerkt lassen kann, daß man unter dem Buchstaben W. des Johann ArndWEILAND Bücher vom wahren Christenthum angeführt, und das deutsche weiland, wodurch das Absterben eines Mannes angedeutet wird, für einnomen proprium genommen habe4. Die gedrucktenVolumina mögen gegen sechszigtausend Bände ausmachen; es fehlen ihnen aber noch viele neue wichtige Werke. Unter den alten habe ich die schöne Auflage der Historiæ NaturalisPLINII, so im Jahre 1472 zu Venedig in Folio herausgekommen, bemerket. Die Manuscripte füllen, ohne diejenigen griechischen, welche Leo Allatius mit sonderbarer Sorgfalt gesammelt, eine besondere Kammer an, und sind in Schränken verschlossen. Die hiesigen Bibliothekarii haben die päbstliche Erlaubniß, alle verbothene Bücher sine scandalo zu lesen und wohlverwahrt aufzuheben.[629]

Hiebey ist ein Kabinet von allerley natürlichen Raritäten, desgleichen von erhabenen geschnittenen alten Steinen oder Camei, von intagliate oder hohlgeschnittenen sigillis oder Bildnissen, von Medaillen und andern Antiquitäten. Rand links: Kabinet von Kostbarkeiten. Unter den kleinen Statuen findet sich Bacchus sehr schön in Marmor gearbeitet, und unter den Urnen ein schönes mit Figuren geziertes achatnes Gefäß, in welchem Alexandri Severi Asche verwahrt gewesen seyn soll. Rand links: Urna Alexandri Severi. Es hält ohngefähr zehn Zoll in der Höhe und sechs Zoll im Diameter, wo es am weitesten ist. Das Erhabene der Figuren ist ganz weiß, der Grund aber dunkel, jedoch alles aus einem Stücke, also daß die Natur das Hauptwerk bey solcher Arbeit gethan zu haben scheint.

Wer von diesem Pallaste mehrere Nachricht verlanget, findet solche in dem im Jahre 1642 zu Rom gedruckten Merke: Ædes Barberinæ ad Quirinalem a ComiteHieronymoTETIOdescriptæ & a variis optimis artificibus in æs sculptæ; man hat aber dabey auszusetzen, daß es mit allzugroßer Schmeicheley und fast poetischer Vergrößerung geschrieben ist.

Vor dem Pallaste liegt ein in drey Stücke gebrochener Obeliscus mit ägyptischen Charakteren, welcher vor der Porta Maggiore, die ehemals Nevia geheißen, ausgegraben worden, und zwar, wie etliche wollen, inCirco Heliogabali, oder nach anderer Meynung inCirco Caracallæ. Rand links: Fragmenta eines Obelisci. Wenn die kleinen Häuser, so um den barberinischen Pallast stehen, und ihm vieles von seiner Schönheit benehmen, hinweg sind, soll dieser Obeliscus auf dem großen Platze aufgerichtet werden.

In dem Palazzo Borghese rechnet man siebenzehnhundert Originalgemälde, welche allein etliche Millionen werth sind. Rand links: Palazzo Borghese. Dieses Gebäude ist unter Paulo dem fünften von zween berühmten Baumeistern, Martino Longhi und Flaminio Bonzio aufgeführet worden: weil man sich aber nach dem Platze richten müssen, so besteht es eigentlich aus dreyen Abtheilungen, welche fast die Figur eines Clavicymbels vorstellen, und kömmt es unter solchem Namen mit vor unter denen vier folgenden Wunderwerken, deren sich die Stadt Rom in Ansehung. der Baukunst rühmet: Rand links: Verglichen mit einem Clavicymbel. Rand links: Vier Wunderder Baukunst.


Il Cembalo di Borghese,

Il Dado di Farnese,

Il Portone di Carboniani,

Et la Scala di Gaëtani

Sono le quatre maraviglie Romane.


In dem Hofe rechnet man an den Thüren und Galerien hundert Seulen von Granito orientale, wobey auch die Statuen der Julia Pia, Faustina, Sabina, einer Amazoninn und anderer nebst vielen Wasserkünsten zu sehen sind. Rand links: Statuen. In dem untersten Stockwerke, (a piana terra) welches im Sommer von der Herrschaft bewohnet wird, sind zwölf Zimmer mit kostbaren Gemälden und andern merkwürdigen Dingen ausgezieret, wovon ich hier nur die vornehmsten anführen will. Rand links: Gemälde.

In dem ersten Zimmer finden sich auf zween Ovalstücken der Heiland und die h. Maria vom Raphael d' Urbino gemalt; die Maria mit dem Kinde Jesu, so eine Schlange mit Füßen tritt, vom Michael Angelo de Caravaggio; Aeneas der seinen Vater Anchises trägt, vom Friderico Barocci, und eine Landschaft vom Paul Brüel.

In der andern Kammer hat Domenichino eine Jagd und das Bad der Diana auf einem großen Stücke vorgestellet. Das Gemälde, so die heil. Cäcilia vorstellet, ist wegen seines Meisters berühmt, und geben die über ihrem Haupte schwebenden Engeldem ganzen Stücke dasjenige angenehme Licht, welches Corregio vor allen andern Künstlern seinen Werken[630] zu geben wußte. Hier steht auch eine schöne Porphyrtafel, und ein großes Wassergefäß oder Grab aus Porphyr, welches auf dreyßig tausend Scudi geschätzet wird.

In dem dritten Gemache ist die Fabel vom Ulysses und Polyphemus durch Lanfranco gemalt; St. Katharine vom Raphael d' Urbino; Cäsar Borgia und Machiavell von eben diesem Meister, wiewohl andere dieses Stück dem Titiano lieber zuschreiben wollen; von welchem auch die Historie der Ehebrecherinn aus dem Evangelio und das letzte Nachtmahl Christi vorhanden ist; David, wie er den Goliath erleget, vom Caravaggio; der erblaßte Heiland nebst zween Engeln, die Fackeln tragen, vom Taddeo Zuccaro, und eine Tafel von Diaspro orientale, welche zwölf tausend Scudi werth seyn soll.

Die vierte Kammer zeiget die Portraite Bramantis Lazari vom Titiano, Michaelis Angeli Buonarotä, von ihm selbst gemalt, und des Kaiser Karls des fünften vom Titiano. Dieser hat sich auch selbst abgeschildert, und ist ferner von ihm vorhanden die Geißelung Christi. Albani hat die vier Jahreszeiten verfertiget, Giulio Romano das Bildniß Raphaels, und Michel Angelo Buonarota den gekreuzigten Christum, welchen desto besser aus zudrücken dieser Künstler einen armen Kerl mit großer Unbarmherzigkeit soll haben gekreuziget, und in solcher Marter, nachdem er ihm etliche Schläge an den Kopf gegeben, sterben lassen. Rand rechts: Kreuzigung Christi gemalt nach einem gekreuzigten Menschen. Dieses Gemälde in dem Pallaste Borghese soll das Original seyn; es wollen solches aber auch die Carthäuser zu Neapolis haben. Eines ist vielleicht so wahr als das andere. Das hiesige ist noch kleiner, als dasjenige, so in S. Johanne Lateranensi steht, und in der That wenig daran zu sehen, warum man einen Menschen hätte um das Leben bringen sollen. In den Gesichtern sowohl des Heilandes als der dabeystehenden Maria und Johannis ist keine sonderliche Gemüthsbewegung zu erblicken, und der Leichnam Christi hält wider alle Wahrscheinlichkeit den Kopfganz aufrecht.

Das fünfte Zimmer dienet zu einem Audienzsaale, und steht darinnen eine silberne Fontaine, welche fünf palmi hoch ist, zwo Tafeln von Alabastro orientale, das Bildniß Martin Luthers vom Titiano; die drey Gratien, und ferner ein Schulmeister, zwey von den besten Gemälden, die aus dieses itztbenannten Künstlers Händen gekommen; St. Magdalena vom Hannibal Caracci; ein großes Stück, worauf Pordenone seine ganze Familie vorgestellet hat; die heil. Maria vom Raphael d'Urbino; die göttliche und weltliche Liebe, beyde vom Titiano.

Das sechste Gemach ist des Prinzen Bettkammer und mit vielen Gemälden der Venus und andern nackenden Bildern versehen. Die Leda vom Leonardo da Vinci; die Psyche vom Titiano; die zwo Veneres über den zwo Thüren, und zwo andere vom Titiano; Adam und Eva vom Giovanni Belino, und ein von Lavinia Fontana gemaltes Bacchanale etlicher schönen Weibespersonen, sind die vornehmsten darunter. Die darauf folgende schöne Galerie hat zu beyden Seiten zween Springbrunnen von Alabaster. Cyro Ferri hat die Frises und Festons an der Mauer gemalt, und Giovanni Stanchi das Bluhmen- und Laubwerk mit denen dazwischen spielenden Kindern an den acht großen Spiegeln. Sechszehn alte Köpfe aus Porphyr auf eben so vielen Bruststücken von Alabastro Cotognino stellen die zwölf ersten römischen Kaiser nebst den vier Bürgermeistern Marcello, Flaminio, Scipione Africano und Cajo Mario vor.

In dem achten Zimmer sieht man acht Desseins Raphaelis Urbinatis und Juli Romani, so zusammen auf zwölf tausend Scudi geschätzet werden; die Perspective der Villa Borghese vom Chy Francese, oder nach anderer Meynung, vom Tempesta, die Schlacht wider die Vejenter und Fidenaten vom Josepho d' Arpino; St. Petrum vom Caracci; etliche[631] kleine Stücke vom Alexandro Veronese; die Anbethung der drey Weisen aus Morgenlande en Mosaique; Abraham der seinen Sohn opfern will, von gleicher Arbeit, wie auch Orpheus so die Thiere mit seiner Musik an sich zieht. Rand links: Treffliche mosaische Arbeit. Dieses Stück ist vom Marcello Provenzale, drey Spannen lang und über zwo hoch. Die kleinen Steine, woraus es zusammengesetzt ist, sind an manchem Orte nur von der Dicke einer starken Nehenadel, und hat man Gelegenheit gehabt, bey dem Drachen und Löwen sehr lebhafte Farben anzubringen. Ein Marienbild ist aus eben so zarten Theilchen zusammengesetzt. Insbesondere aber bewundert man das Brustbild Paulus des fünften aus mosaischer Arbeit, etwan drey Spannen hoch und zwo breit, welches aus tausend mal tausend sechs hundert tausend subtilen Steinchen bestehen soll. Rand links: Paulus des fünften. Rand links: Brustbild aus 1600000 Steinchen zusammengesetzt. Ich lasse dieses dahin gestellet seyn, und glaube eher, daß zu dem Barte allein vier tausend Stifte oder Steinchen genommen worden, wie man vorgiebt, als daß das ganze Werk die obgedachte Summe ausmache: indessen ist es jedoch sehr sein und schön gearbeitet. Man findet in eben dieser Kammer etliche Gemälde von Pietre pretiose commesse; Adam und Eva auf einem Diaspro orientale gemalt, ein schlecht aussehendes aber altes Gemälde der heil. Maria, welches aus Griechenland gekommen, und ist dieses Gemach eines von den kostbarsten des ganzen Pallastes.

Hierauf folgt ein achteckigter Saal, in dessen Mitte eine Tafel von Alabastro Cotognino, woran funfzehn Personen sitzen können, steht. Die Landschaften an dem Gewölbe sind vom Giov. Francesco Bolognese. Von dem Balcon dieses Zimmers hat man eine treffliche Aussicht nach der Tiber und der Strada di Ripetta.

Das zehnte Zimmer wird im Sommer von der Fürstinn bewohnet, und hat etliche gute Landschaften von dem holländischen Maler Paul Brühl; die Kreuzigung Christi vom Julio Romano, ein Bacchanale von Guido Reni, welches fünf tausend Scudi werth geachtet wird, die heil. Maria vom Andrea del Sarto, St. Sebastian vom Rustichino etc.

Das eilfte Gemach ist der Fürstinn Audienzzimmer und mit zwo alabasternen Fontainen und zweyen dergleichen Bluhmengefäßen gezieret. Titianus hat die Historie des verlohrnen Sohnes aus dem Evangelio gemalet, Paolo Veronese den h. Antonius von Padua, Albrecht Dürer zwey Portraite von Frauen; Titianus sich selbst und seine Magd oder Maitresse, desgleichen einen Todtenkopf. Die Aussicht dieses Zimmers geht in einen kleinen aber angenehmen Garten.

In der zwölften Kammer ist eines der besten Gemälde vom Raphael, die in Rom zu seyn geglaubt werden, nämlich die heil. Maria mit ihrem Kindlein und Johanne dem Täufer, eine andere treffliche Vorstellung Johannis des Täufers vom Bronzino, die Historie des Simson, wie er das Honig an seine Braut bringt vom Guercino, die Judith von Lavinia Fontana, nebst einer kostbaren Tafel von orientalischem Jaspis.

Das andere mittlere Stockwerk oder die Mezzannine werden des Winters bewohnet, und haben gute Gemälde vom Tempesta, Pietro di Cortona, Filippo Lauri, Manciola Fiamingo, Gasparo Possino und andern.

In dem dritten Stockwerke hat ein Capuciner Pater Piazzo die Historie Salomons, der Königinn von Saba, den Raub der sabinischen Weiber und andere Stücke gemalet. Ein Kabinet von Ebenholze mit Edelgesteinen besetzet und mit vielen biblischen Historien auf Goldblech gezieret, wird auf sechszig tausend Scudi geschätzet, und fehlet es auch nicht an vielen andern silbernen und goldenen Gefäßen. Rand links: Kostbares Kabinet. Unter den Tapeten wird eine gezeiget, die nach dem Dessein des Paolo Veronese verfertiget, und vierzig tausend Scudi werth seyn soll. Rand links: Tapeten.[632]

Ob nun gleich dieser Pallast an Gemälden der reichste in ganz Rom, auch sonst nichts an demselben gesparet ist, so laufen doch auch viele schlechte Meublen mit unter, und sind sonderlich die Stühle oder Sessel gar unansehnlich.

Der Pallast des Principe Odeschalchi Duca di Bracciano war sonst wegen seiner Statuen und Gemälde einer von den vornehmsten der Stadt Rom; allein itzt ist nichts sonderliches zu sehen als die Facciata des Gebäudes, welche Bernini angegeben hat. Rand rechts: Pallast des Principe Odeschalchi Duca di Bracciano. Die raren Sachen sind theils verkauft, theils verschenkt an den itzigen Kaiser und an die Nepoten des Pabstes Clemens aus dem Hause Albani, bey Gelegenheit der Dispensation, welche der Duca di Bracciano wegen seiner aufeinander folgenden Heirathen mit zwoen Schwestern aus dem Hause Borghese, nöthig hatte. Die vornehmsten Gemälde des Corregio und Paolo Veronese nebst allen denen, die in der Sammlung der Königinn Christina gewesen, sind käuflich an den Herzog Regenten nach Paris gekommen. Dieser Pallast wurde auch sonst Palazzo Chigi à Santi Apostoli genennet, und liegt dem von Colonna gegenüber. Wenn auch gleich noch etwas von den ehemaligen Kostbarkeiten übrig ist, so zeiget man es doch anitzo nicht.

In dem Palazzo della Cancellaria, welchen der Kardinal Ottoboni als Vicekanzler der römischen Kirche bewohnet, hat sich gleichfalls gar vieles verändert. Rand rechts: Palazzo della Cancellaria. Die Bedienten sagen, die besten Stücke, sonderlich von Bildhauerarbeit, wären gestohlen; allein die schweren marmornen Statuen sind nicht so heimlich wegzutragen, und ist die Lebensart des Kardinals allein schuld, daß man ein Stück nach dem andern verkaufen müssen, um die großen Ausgaben bestreiten zu können. Rand rechts: Statuen. In dem Hofe stehen zwo große Statuen der Agrippina und Valeria Messalina. Das Leben Paulus des dritten, welcher lange Zeit Vicekanzler gewesen, ist in dem großen Saale, wo sich die Kanzley versammelt, vom Georgio Vasari à fresco gemalt. Rand rechts: Gemälde. In dem obern Stockwerke sind noch zehn Zimmer reichlich meubliret, und findet man unter andern darinnen das Abendmahl des Herrn Christi vom Jordano gemalt; die Desseins von allenFestins, die der Kardinal Ottoboni gegeben; die Kupferstiche von allen andern Kardinälen, welche er bis itzo (da erdrey und sechszig Jahrealt ist) gekannthat; viele Landschaften vom Poussin; den bethlehemitischen Kindermord, und das Gespräch des Heilandes mit der Samariterinn, beyde vom Trevisani, welchem der Kardinal monatlich funfzig Scudi giebt, damit er ihm nur seine Stücke eher als andern zum Kauf bringe; dergleichen Geschenk zieht auch Concha monatlich von dreyßig Scudi. Von diesem letzten Meister sind die drey Weisen aus Morgenlande, wie sie zu Herodes kommen, trefflich gemalet. Bey dem Bette des Kardinals sieht man eine ungenannte Heiliginn gemalt, mit welcher er ehemals in gar vertrautem Umgange gelebt, also daß sie so viel Theil in seinem Bette als in seinem Herzen eingenommen; wie denn auch die schönsten Gesichter in vielen andern geistlichen Gemälden, die eigentliche Portraite seiner Maitressen seyn sollen. Rand rechts: Des Kardinals Ottoboni Heilige vom weiblichen Geschlechte. Selbst des Kardinals Bediente können sich nicht allezeit des Lachens enthalten, wenn sie diese Heiliginnen nennen sollen, und geben sie zuweilen zu verstehen, in welcher Straße diese oder jene Beata sich noch aufhalte. Es ist solches vor diesem Pallaste nichts besonders, sondern manches Bild der heil. Maria oder einer andern Heiliginn, die auf dem Altare mit großer Andacht verehret wird, ist oftmals nichts anders als das Portrait einer Schönheit, welche dem Maler oder demjenigen, der durch ein solches Geschenk sich eine Stufe in den Himmel zu bauen gedenket, zu Abkühlung seiner sündlichen Lüfte dienet. Dergleichen Exempel fielen auch unter den Heiden mit ihren Götzenbildern vor.CIC. pro Dom. c. 43. Ottoboni kam bey jungen Jahren zur Kardinalswürde: und weil er ein großes Vermögen nebst einem[633] freyen lustigen Geiste besaß, hat er eine solche Lebensart bisher geführet, welche den Ketzern manche Gelegenheit zu Lästerungen würde gegeben haben, wenn er das Haupt der Kirche hätte werden sollen. Rand rechts: Lebensart des Kardinals. Vor etlichen Tagen fragte Morforius Pasquinum, wer wohl Pabst werden würde? Pasquinus antwortete: derjenige, so die meisten Creaturen hätte. So ist es dann, antwortete Morsorius, ohne Zweifel Ottoboni, indem er auf die vielen natürlichen Kinder, die man ihm zuschreibt, zielete. In einem von den obern Zimmern habe ich einen schönen Tisch von grauem Marmor bemerket, welcher einen Klang als Metall von sich giebt, wenn man daran schlägt. Rand links: Meublen. Auf dem Altare seiner Privatkapelle steht eine marmorne Statue der heil. Maria vom Mich. Angelo Buonarota; desgleichen findet man daselbst einen rothen mit goldenen Galonen besetzten Sessel, dessen sich neun Päbste sollen bedienet haben. Rand links: Päbstlicher Sessel. Er blieb als ein beständiger Hausrath in dem Vatican, bis unter der letzten Regierung die Beneventaner, so aus allen Dingen Geld zu machen suchten, ihn um ein Spottgeld verkauften, und er durch die dritte und vierte Hand endlich an die Juden kam, von welchen ihn Ottoboni, als er die Sache erfahren, wieder erhandelte. In der Kapelle ist auch das Bildniß Alexanders des achten mit der Unterschrift: Vera Alexandri VIII. P. M. effigies, cum annis post ejus obitum XV. corpus mirabiliter incorruptum in novum depositum transferretur. Rand links: Brustbild Alexanders des achten Bibliothek. Die Bibliothek ist kostbar und besteht aus denen Büchern, welche Alexander der achte als seine eigene Sammlung hinterlassen, ferner aus sieben tausend Stücken, so dieser Pabst von den Erben der Königinn Christina erkaufet (nachdem neunzehn hundert Manuscripte in die vaticanische Bibliothek gekommen) und aus drey tausendCodicibus Ma nuscriptis, die ehemals der Kardinal Sirlet besessen hat. Rand links: Von den Manuscripten der Königinn Christina. Von PyrrhiLIGORIIManuscriptis sind achtzehn Folianten vorhanden, nämlich sein Lexicon in funfzehn Bänden. Effighie d'alcuni Heroi ed Heroine illustri, de Filosofi, Oratori, Poëti, Historici, Geografi e grandi Capitani, item Inventori dell' arte in einem Bande. Ferner: delle famiglie antiche di Roma ein Volumen, und noch eines de' Magistratu am. di Roma. Ein hier befindliches Manuscript desCodicis Theodosiani mag etwan acht hundert Jahre alt seyn, und IORNANDESde rebus Geticis von gleicher Zeit. Von der Königinn Christina zeiget man etliche Packete eigenhändiger Briefe an Salmasius nebst andern ihrer Schriften, die achtzehn Bände in Folio ausmachen. Rand links: Von etlichen sonderbaren Medaillen der Königiñ. Auf den Rücken von etlichen steht das Wort ΜΑΚΕΛΩΣ, womit diese Fürstinn die Gelehrten genug vexiret hat, als sie solche auf eine ihrer Münzen, über einem sich verbrennenden Phönix, setzen lassen. Rand links: Was μακελῶς heißt. Jedermann suchte aus der griechischen Sprache die Erläuterung zu holen, und makelos ist doch nur einpures schwedisches Wort, so unvergleichlich oder sine pari heißt, und auf dem Schaustücke mit griechischen Buchstaben ausgepräget worden. Diese Münze kömmt selten zum Vorscheine, und wird von den Schweden als eine große Rarität aufgesuchet. Ich habe dieselbe zwar schon lange Zeit in minori modulo von Silber besessen; allein es kömmt mir bey diesem Stücke bedenklich vor, daß das Gesicht gar nicht die Lineamenten hat, welche man auf andern Medaillen und Portraiten dieser Königinn bemerket. Der Haarschlag (wie die Stempelschneider den Kopfschmuck zu nennen pflegen) ist auch nicht so alt, als besagte Medaille der Königinn[634] Christina seyn soll, sondern erst von dem berühmten Medailleur Carlstein eingeführet, da man auf den ältern Schaumünzen mehrere und größere Haarlocken machte. Endlich habe ich allhier von dem päbstlichen Medailleur Hamerano ein solches Stück bekommen, welches größer ist, und sowohl die Lineamenten als andere Zierrathen mit mehrern Münzen der Königinn gemein hat. Ob es aber nun gleich von einem echten Stempel seyn mag, als welcher vermuthlich in Hamerani Händen noch von seinem Vater geblieben, so scheint es doch nur ein Abguß zu seyn, vermuthlich weil der Stempel das Abprägen nicht mehr ausstehen kann5. Der Phönix ist auch auf alten Münzen nicht unbekannt, wie aus den nummis Caracallæ, Constantini junioris, Constantii und Constantis zu sehen, auf welchen er gemeiniglich die glückliche Veränderung der Zeiten bedeutet. In dem nummo Carini beym Angeloni, wie auch in etlichen andern Alterthümern stellt er Æternitatem vor, und in solcher Absicht kömmt er sonderlich in neuern Sinnbildern vor. Auf einer Begräbnißmünze des Herzogs Karls von Lothringen zielet er mit seiner Ueberschrift: Surget nostris ex ossibus ultor, auf den lebhaften Geist und anscheinende Hoffnung des jungen Herzogs. Die Königinn Christina hat unfehlbar nur auf die Tradition, daß niemals mehr als ein einziger Phönix in der Welt sey, ihre Absicht gerichtet; und obgleich ihre Abdankung von dem königlichen Throne mehr gezwungen als freywillig war, indem sie wohl voraus sehen konnte, daß sie bey ihrer Lebensart denselben nicht behaupten würde: so wollte sie sich doch gern vor der Welt damit groß machen, als mit einer Sache, die allein ihrem hohen Gemüthe und edlen Geiste zugeschrieben werden müßte. Dieses erscheint aus zwo andern Medaillen, die ich vom Hamerano erhalten, und deren die eine der Königinn Brustbild und Titel, auf der andern Seite aber die Weltkugel vorstellet, mit der Umschrift:


NE. MI. BISOGNA. NE. MI. BASTA.

1680.


Auf dem andern Stücke zeiget sich abermalsder Königinn Brustbild, und die zwote Seite stellet eine Sonne in ihren völligen Stralen vor, mit den Worten:


NEC. FALSO. NEC. ALIENO.

1675.


Als die Königinn durch Hamburg reisete, verehrte sie in das Lüderische Kabinet die Medaille, welche sie hatte prägen lassen, mit der schwedischen Krone und der Ueberschrift:


ET SINE TE.


Da sie aber nach etlichen Jahren abermals durchreisete, und dieses Stück wieder zu Gesichte bekam, schmiß sie es nicht ohne Unmuth auf den Tisch.

Man steigt von der Abendseite auf das Capitolium durch eine Treppe von niedrigen aber außerordentlich breiten Stufen, an deren unterstem Anfange auf jeder Seite ein Sphinx aus ägyptischem Marmor Wasser von sich speyt. Rand rechts: Capitolium. Rand rechts: Treppe. Rand rechts: Sphinges. Diese sind bey der Kirche S. Stefano del Cacco ausgegraben worden, in welcher Gegend vorzeiten der Isis[635] und Serapis Tempel gestanden haben soll. Linker Hand steht eineporphyrne Statue von einer guten Draperie, welche der Minerva gleicht, und, wie man glaubt, Rom vorstellet. Rand links: Statua Romæ. Rechter Hand an der Treppe liest man folgende Inscription: Rand links: Inscriptionen.


Innocentius XII. Pont. Opt. Max. viam hanc ad Capitolium, quam tot in Urbem meritis sibi aperuerat, faciliorem & Populo aperuit. Mirare qui transis, & dole, deesse Capitolio Pont. Statuam, ad quam ejus Beneficia jure perducerent, nisi pro Statua ipsum esset Capitolium.


Und ferner gegen Morgen:


Innocentio XII. Pont. Opt. Max. quod emollito clivo, viaque strata faciliorem aditum ad Capitolium aperuit grati animi monumentum

S. P. Q. R.

Posuit Anno MDCXCII.


Oben am Ende der Treppe stehen diezwo großen Statuen des Castors und Pollux mit ihren Pferden einander gegenüber. Rand links: Castor und Pollux. Solche sind gleichfalls aus dem Alterthume, aber von keiner sonderlichen Schönheit. In gleicher Linie mit ihnen steht auf jeder Seite ein Trophäum, welche beyde nicht weit von der Kirche di S. Eusebio ausgegraben worden sind. Man liest anitzo daran:


Sixti V. Pom. Max.

Autoritate Trophæa C. Marii

VII. Cos. de Teutonis & Cimbris Ex colle Exquilino, & ruinoso

Aquæ olim Martlæ Castello

In Capitolium translata

Erectis basibus illustri loco

Statuenda curavere

Paulus Æmilius Zephyrus Cosss.

Hieronymus Moronus Cosss.

Pompejus Cavallerius Cosss.

Dominicus de Capite ferreo Prior

An. Salut. MDXC.


Die gemeine Meynung ist, daß diese Trophäa vom Marius sind, und behauptet solches Fabrettus wider Bellori, der sie dem Trajan zuschreibt. Die Abzeichnungen davon aus Bellori findet man in des MONTFAVCONAntiq. expl. T. IV, l. 6, c. 2.

Auf eben dieser Reihe steht zu jeder Seite eine marmorne Statua Pedestris Constantini Magni, und ferner eine Columna Milliaris mit I. gezeichnet und mit zwo Inscriptionen, die ihrer Erneuerung unter Vespasian und Nerva erwähnen, versehen, denen gegenüber auf der andern Seite man zu besserer Symmetrie eine gleiche Seule aufgerichtet, worauf die Kugel ruhet, in welcher ehemals Trajans Asche soll verwahrt gewesen seyn. Rand links: Statua Constantini M. Rand links: Columna Militaris. Rand links: Urna Trajani. Die darunter befindliche Inscription ist so kindisch und abgeschmackt, daß sie aus dieser Ursache allein verdienet angeführt zu werden:


Hoc in orbiculo olim

Trajani cineres jacebant:

Nunc non cineres,

Sed memoria jacet.[636]

Tempus cum cinere

Memoriam sepelivit.

Ars cum tempore non cinerem

Sed memoriam instaurat:

Magnitudinis enim non reliquiæ

Sed umbravix manet.

Cinis cineri in Urna

Ætate moritur;

Memoria cineris in aëre

Arte reviviscit.


In der Mitte dieses Platzes hat Paulus der dritte des römischen Kaisers Marci Aurelii Antonini Statuam Equestrem von bronzo, welche sonst in S. Johanne Lateranensi gestanden, auf einem prächtigen Piedestal vom Michel Angelo aufrichten lassen. Rand rechts: Statua M, Aurelii. Die auf dem Kopfe des Pferdes befindliche Nachteule deutet des Kaisers Wachsamkeit, Weisheit und Scharfsinnigkeit an: und in dieser Absicht war der gemeldte Vogel auch ein Symbolum Minervæ. Itztgedachte Statue ist von mehr als natürlicher Größe, und war ehemals verguldet, wie man noch an etlichen Orten bemerket. An der einen Seite des Fußgesimses liest man:


Imp. Cæsari Divi Antonini F.

Divi Hadriani Nepoti

Divi Trajani Parthici Pronepoti

Divi Nervæ Abnepoti

M. Aurelio Antonino Pio Aug.

Germ. Pann. Pont. Max. Trib. Pot. XXVII.

Imp. VI. Cos: III. P. P. S. P. Q. R.


Auf der andern:


Paulus III. Pont. Max. statuam æneam equestrem a S. P. Q. R. Antonino Pio etiam tum viventi statuam variis dein Urbis casib. eversam & a Sixto IIII. Pont. Max. ad Lateran. Basilicam repositam, ut memoriæ optimi Principis consuleret, patriæque decora atque ornamenta restitueret, ex humiliori loco in aream Capitolinam transtulit atque dicavit.

Ann. Sal. MDXXXVIII.


Daß dieses Werk schon voralters als etwas besondersangesehen worden, kann man daraus abnehmen, daß man es auf einem Medaillon Marci Aurelii, welchen Erizzo publiciret hat, und auf etlichen Münzen des Lucius Verus, deren Addisson p. m. 218 gedenket, antrifft; allein einigen neuern Klüglingen, die nichts dem Alterthume zu gefallen, sondern was sie selbst sehen, glauben wollen, scheint die Person des Kaisers allzu steif und sauer aussehend: andere setzen an dem Pferde aus, daß es den einen vordersten Fuß viel höher, als es einem Pferde möglich sey, in die Höhe hebe, die Seiten allzu aufgeblasen und den Huf von solcher Länge habe, daß es allen Mauleseln in diesem Stücke den Rang streitig machen könne. Rand rechts: Was man daran tadele. An der übrigen Bewegung der Füße ist nichts zu tadeln, und halten sie die natürliche und gemeine Regel, daß wann der vordere rechte Fuß in der Höhe ist, alsdann der linke hintere Fuß sich zu bewegen anfangen müsse.[637]

Itzt angeführte Statuenund Werke gebendem Hofe ein sehr prächtiges Ansehen. Von dem Gebäude des alten Capitolii ist zwar nichts mehr zu sehen6, weil es öfters erneuert worden und schon zu Zeiten Domitians zum viertenmale abgebrannt war; allein dasjenige, so Bonifacius der neunte an dessen statt erbauen, Gregorius der dreyzehnte aber und Clemens der achte erneuern lassen, machet nebst denen zween Flügeln, welche unter Clemens dem achten, Innocentius dem zehnten und Alexandern dem siebenten dazu gekommen, einen ansehnlichen Pallast aus, dessen plattes Dach mit vielen Statuen berühmter Römer gezieret ist. Rand links: Itziges Gebäude des Capitolii. In demCorps de Logis wohnet der Senator von Rom, und wird täglich öffentlich Gericht darinnen gehalten; die Flügel werden von den Conservatoribus Urbis bewohnet, es sind aber noch allenthalben Zimmer genug, worinnen alte Monumente und andere Sachen, die einem Reisenden nicht unangenehm seyn können, verwahret werden. Claudianus sagte von dem alten römischen Rathe:


Hoc ego concilio collectum metior orbem;


Allein die Zeiten haben sich sehr verändert, und von dem berühmten Senatu Populoque Romano wird nun ad Cameram Apostolicam appelliret; ob sie gleich, jeder vor sich, groß genug thun, und wenn man das Capitolium besieht, von ihrer noch itzigen Freyheit so viel zu schwätzen wissen, daß sie wohl gar auf die Exempel, da man Päbste aus Rom gejaget, sich berufen7. Rand links: Parallele des alten und itzigen Raths der Stadt Rom. Auf dem mittelsten Gebäude ist ein hoher Thurm und auf dessen Gipfel die Statue der Religion. Die doppelte Treppe vor diesem Pallaste hat Mich. Angelo Buonarota angelegt mit einer schönen an ihrem Frontispicio sich befindlichen Fontaine zwischen zwo liegenden Statuen der Flüsse, davon die eine den Nil, die andere die Donau (oder den Rhein, und nach etlicher Meynung die Tiber) vorstellet. Rand links: Fontaine. In der Mitte sieht man die porphyrne Statue von Rom, in der Gestalt Minervä mit einem Helme auf dem Kopfe und einer Lanze in der Hand. Sie ist sitzend vorgestellt und ein altes römisches Stück, das von jedermann gerühmet wird. Die Abzeichnung davon giebt PERRIERStat. Num. 55. Ueber dem Eingange des Corps de Logis liest man: Rand links: Inscription über der Hauptthüre.


Clementi VIII. Pont. Max.

Post Galliæ regnum reconciliato Rege

Henrico IV. constitutum

Pannoniam armis auxiliaribus servatam

Strigonium a Turcarum tyrannide vindicatum

Ruthenos & Ægyptios Romanæ Ecclesiæ restitutos

Pacem compositis Regum Maximor. discordiis

Christianæ Reipnblicæ redditam

Ferrariam Petri Aldobrandini Card. ductu

ferro incruento receptam

Sanctissimaque præsentia constabilitam

Optato redim in urbem pub. hilaritatis

securitatisque reductori

Anno MDXCVIII.


Wann dieses nicht gepralet ist, so weiß ich nicht, was solche Benennung verdiene.[638]

In dem großen Saale, worinnen der Senator Gericht hält, waren sonst viele historische Gemälde von den Thaten der alten römischen Könige zu sehen; allein es ist kein einziges mehr davon vorhanden, sondern Clemens der eilfte hat im Jahre 1712 viele Zeichnungen und Desseins, die das Leben Pius des fünften, Andreä Avellini, Felicis a Cantalicio und Catharinä von Bononia aus denen, so bey dem Canonisationsfeste dieser Heiligen gebraucht worden, aussuchen und an jener statt aufhängen lassen. Rand rechts: Der große Saal. Man sieht aber noch die marmorne Statue Karls von Anjou, welchen Clemens der vierte im Jahre 1268 als Senatorem Romanum und ein Jahr hernach zum Könige von Neapolis und Sicilien erkläret hat. Rand rechts: Statue Karls von Anjou. Sein Namen ist wegen des unglücklichen Endes Conradini bekannt genug, und unter itztgedachter Statue liest man:


Ille ego præclari tuleram qui Sceptra Senatus,

Rex Siculis Carolus jura dedi populis.

Obrutus heu jacui saxis fumoque, dederunt

Hunc tua conspicuum tempora, Siste, locum.

Hac me Matthæus posuit Tuscanus in aula,

Et patriæ & gentis gloria magna suæ.

Is dedit & populo post me bona jura Senator,

Insignis titulis, dotibus atque animi.

Anno Domini MCCCCLXXXI. III. semestri.


Zum Andenken des Pabstes Gregors des dreyzehnten ist folgende Inscription eingegraben: Rand rechts: Lob Gregorius des dreyzehnten.


Gregorio XIII. Pont. Max.


Ob farinæ vectigal sublatum, Urbem templis & operibus magnificentissimis exornatam, ob seminaria exterarum nationum in Urbe ac toto pene terrarum orbe Religionis propagandæ causa instituta, ob paternam in omnes gentes charitatem, quæ ex ultimis novi orbis insulis, Japonorum Regum Legatos triennii navigatione ad obedientiam sedis Apost. exhibendam primum venientes Romam, pro Pontificia dignitate accepit. S. P. Q. R.


An dem Piedestal seiner Statue liest man:


Gregorio XIII. Pont. Max.

Optimo Principi

Hugoni Boncampagno Bononiensi,

Qui per Rom. Magistratus & Ecclesiasticas dignitates

Justitiam & Pietatem colens

Ad Pontificiam sedem evectus

Universam Remp. Christianam

Summa prudentia & charitate moderatur.

S. P. Q. R.
[639]

Unter der Statue Pauli des dritten: Rand links: Paulus des dritten Lob.


Quod ejus jussu, auspiciis atque ære collato, urbem situ & diverticulis viarum deformem & imperviam disjectis male positis ædificiis, in meliorem formam redegerit, viis areisque tum veteribus directis & ampliatis, tum novis constitutis auxerit ornaveritque anno Domini MDXLIII.


Unter diesem Corps de Logis sind die Gefängnisse des Capitolii. In demjenigen Pallaste der Conservatorum, welcher, wenn man in das Capitolium geht, zur rechten Hand ist, finden sich in der untersten Galerie die zwo berühmten alten Statuen des Julius Cäsars und Augusts aus weißem Marmor. Rand links: Statuen Cäsars und Augusts. Jene hält eine Kugel in der Hand, zum Zeichen der Herrschaft über die Welt, diese aber hat unter sich den Schnabel oder vordern Theil eines Schiffes, der auf den Sieg über den Marcus Antonius und die Kleopatra zielet. Nahe dabey sieht man zween Füße und eine Hand aus Marmo orientale von einemColosso oder einer Statue des Apollo, die dreyßig Ellen hoch gewesen, durch den römischen General Marcus Lucullus aus der pontischen Stadt Apollonia nach Rom gebracht und auf dem Monte Capitolino aufgerichtet worden. Rand links: Fragmenta Colossorum. Die dabey befindliche Inscription enthält folgendes:


Urbano. VIII. Pont. Max.

Pedem & manum ex Apollinis Colosso

Triginta cubitorum altitudinis ab Apollinea

Ponti Urbe Romam adducto, diu humi

Neglecto in antiquæ magnificentiæ argumentum

Honorificentius hic collocarunt.

MDCXXXVI. S. P. Q. R.


Bey dem andern Fuße finden sich die Worte:


S. P. Q. R.

Apollinis Colossum a M. Lucullo

Collocatum in Capitolio

Dein tempore & vi sublatum ex oculis

Tu tibi ut animo repræsentes,

Pedem vide,

Et Romanæ rei magnitudinem metire.


Gegenüber steht der Kopf zu dieser Statue, welche etliche für diejenige ausgeben, so Nero vor seinem goldenen Hause aufrichten lassen. Allein da nachPLINII Berichte dieser Colossus hundert und zehn Fuß (Hist. Nat. lib. XXXI V, c. 7), und nach SVETONII Zeugnisse (in Nerone c. 31) hundert und zwanzig Fuß hoch gewesen, so schicket sich unter allen denenfragmentis, die man itzt im Capitolio zeiget, keines dazu, und würden sie alle zu klein für die übrige Größe und Last des Bildes gewesen seyn.

Ein anderer großer Kopf und eine Hand von Metall soll von einem Colosso Commodi oder Domitiani seyn. Unter der Hand liest man die Inscription:


Ærei Colossi fragmentum

Commodi Imperatoris effigiem

repræsentans,

Antiquæ Romanorum

Magnificentiæ indagatoribus

restitutum.
[640]

An dem Grabmaale der Agrippinæ Majoris stehen die Worte: Rand rechts: Grab Agrippinæ Majoris.


Ossa Agrippinæ M. Agrippæ

F. Divi Augusti Neptis Uxoris

Germanici Cæsaris Matris C. Cæsaris Aug

Germanici Principis.


und unter denselben:


Agrippinæ

Virilis animi fœminæ

Quæ. voluntaria inedia

Frumenti usum & vitæ sibi ademit

sepulchrali hoc lapide

Translato e Mausoleo Augusti excavatoque

dimensus est CCC frumenti pondo

rudi olim Seculo

S. P. Q. R.

Eundem jam alia ætate literis

perpolita

expoliendum ornandumque curavit.


Hiebey bewundert man ein treffliches altes marmornes Gruppo, auf welchem ein Löwe ein unter sich liegendes Pferd zerreißt. Rand rechts: Altes Gruppo. Das Pferd ist durch die Zeit sehr beschädigt worden, der Löwe aber ist desto schöner, und dieses Stück unter Paulo dem dritten vor der Porta ostiensi an der Tiber gefunden worden. Der Pabst Clemens der eilfte hat auf seine Kosten allhier mit einer sonderbaren Architectur fünf Stücke bey einander setzen lassen, welche ursprünglich keine Verknüpfung mit einander haben, auch an verschiedenen Orten ausgegraben sind. Rand rechts: Roma Triumphans. In der Mitte sitzt das triumphirende Rom auf einem erhabenen Platze, in mehr als menschlicher Größe aus weißem Marmor. In der linken Hand hält diese Statue einen Dolch, in der rechten aber einen Lorberkranz. Die vorderste Seite der basis, worauf sie sitzt, zeiget eine mit vieler Kunst gearbeitete weinende Weibsperson, welche Dacien oder eine andere überwundene Provinz seyn soll. Man hat auf jede Seite dieser Statue einen Colossum eines fremden Königes gestellt aus schwärzlichem Marmor, welchen man Basalten nennt. Ihre Würde erkennet man aus ihren Diadematibus; wie sie aber eigentlich geheißen, ist unbekannt. Indessen rühmet man an ihnen die Bildhauerarbeit. Bloß zur Zierde hat man auf jeder Seite ein ägyptisches Götzenbild vonGranito angebracht, welche in der Villa Verospi bey der Porta Salara gefunden worden. Die Architectur dieses Werkes giebt MONTFAVCONSuppl. ad Antiq. expl. T. I, Tab. LXII, und die Inscription daran ist folgende:


Clemens XI. P. M.

Romæ de Dacia triumphantis

Captivorumque Numidarum Regum statuas

ex hortis Cæsiis

addito Ægyptiorum signorum ornatu

Porticuque a fundamentis excitata

Ad augendam Capitolii Majestatem

transtulit

Anno Salut. MDCCXX
[641]

Weiter hin sieht man an der Wand in Marmor viele Maaße, mit welchen die alten Römer die Längen berechneten, eingegraben. Rand links: Römische Maaße. Der marmorne Sarg des Kaisers Alexander Severus und seiner Mutter Julia Mammäa ist auf dem Wege nach Frascati und auf dem Platze, der Monte del Grano genennt wird, gefunden und hieher gebracht worden8. Rand links: Sarg Alexander Severus. Er ist sechs Fuß lang, sechs breit, und seine neuere Inscription folgende:


S. P. Q. R


Monumenta sepulchralia Alexandri Severi Imperatoris & Juliæ Mammææ Matris, Sabinarum etiam raptum ob pacem de novo initam, marmore insculpta ornataque in agro Fabritii Lazari extra Portam Labienam reperta, in Capitolio poni jussit. MDXCI.


Die nicht sonderlich gearbeiteten und schlecht erhaltenen bas-reliefs hat Flaminius Vacca ohne die geringste Ursache für den Raub der sabinischen Jungfrauen angesehen, und ihm haben es fast alle nachgeschrieben. Wenn man aber genau zusieht, so werden nichts anders als Ludi funerei vorgestellt, wiedas Kupfer beym MONTFAVCONin Antiq. expl. T. V, Tab. XCI deutlich zeiget. Die nicht weit davon stehende Statua Colossalis Constantini M. aus Marmorzeiget, wie damals die Bildhauerkunst schon abgenommen; die zwo Statuen aber der Musen sind wohl gerathen, und steht unter der einen VRANIA. Rand links: Statuen Konstantins des großen etc. Die marmorne Priesterinn des Bacchus verdiene auch ihr Lob. Bey der Treppesteht ein sonderliches Alterthum, nämlich die Columna Rostrata, aus Marmore Pario, mit einer weitläuftigen Inscription, die anno Urbis Conditæ 494 dem Bürgermeister Cajus Duellius wegen eines wider die Karthaginenser zur See befochtenen Sieges gesetzt worden. Rand links: Columna Rostrata. Nahe hiebey stellt ein bas-relief im Marmor den Marcus Curtius vor, wie er sich in den feurigen Abgrund stürzet. Folgende eingegrabene weitläuftige Inscription verdienet wegen der Rangordnung unter den Handwerkern, daß sie nichtmit Stillschweigen übergangen werde: Rand links: Rangordnung der Handwerker.


Triumphalis Gentilium Pompa Aug. C. honori reddi solita ad devotum Christianæ Religionis cultum redacta Dei Genitricis Virginis festo die, dum Christi Salvatoris nostri simulacrum ex Laterano in Exquilias ad Mariæ Matris Majorem ædem quotannis ingenti plausu solemnique Processione defertur pro Senatus, Magistratuumque & totius Equestris ordinis dignitate, Populi Plebisve observanttia, neve ulla posthac inter plebeja Collegia contentio fiat, decretum est, ut hoc statuto ordine universi cum suis faculis flammisque & luminaribus sacram imaginem, quæ iter fecerit, comitentur ea ratione, ut qui proximiores simulacro sint, digniores habeantur. Aquarii iter auspiceutur, Fornacarii, Molendinarii, Muliones, Lignarii, Vinarii, Caupones, Salsamentarii, Candelarii ex sevo, Piscatores, Piscarii, Vinitores, Olitoresque, Pistores Fornariique, Pellipari, Figuli, Stabularii, Ergastuli lignorum Mercimoniarii, Seliarii, Coriarii, Tonsores, Calcearii, Lanii, Sutores, Sartoresque, Fabri lignarii, Fabri ferrarii, Aurifices, Aromatarii, Nummularii, Lanifices, Fulonesque, Mercatores pannorum, Agricultores, Boarii, Thalamus Ro. Fisci.

Si quis ergo secus fecerit XXXV. Aureorum

pœna mulctetur.


Bey dem ersten Absatze der Treppe findet man abermals zwo alte Musen und ferner, vier schöne bas-reliefs, so den Triumph Marci Aurelii und Lucii Veri vorstellen, und ehemals ihren Triumphbogen al Corso gezieret hatten. Rand links: Bas-reliess von alten Triumphen. Vor dem Eingange des großen Saals ist[642] in weißem Marmor ein Stöhr von sechstehalb Spannen lang eingehauen, mit der Verordnung, daß von jedem Fische solcher Art, der länger als dieses Maaß ist, der Kopf umsonst den Conservatoren geliefert werden soll. Rand rechts: Von einem Stöhr. Dieses ist ein altes römisches Privilegium, welches man nicht abkommen lassen will, und lauten die Worte dieses wichtigen Gesetzes folgendergestalt:


Capita piscium hoc marmoreo schemate longitudine majorum usque ad primas pinnas inclusive Conservatoribus dato, fraudem ne committito, ignorantia excusari ne credito. Aug. Ciavario, Franc. Calvio Curtio. Sergardio Coss. instauratum ac erectum


Linker Hand sieht man ineinem alten Marmor dieFastos Consulares bis auf die Zeiten des KaisersPertinacis gegraben, und darüber en bas-relief. die Wölfinn, so Romulum und Remum säuget; ferner die Namen der Conservatorum in den neuern Zeiten, nebst einer Inscription mit gothischen Buchstaben, um der Nachwelt den heldenmäßigen Kriegszug, womit im Jahre 1300 unter dem Pabste Bonifacius dem achten Tuscanella der Stadt Rom einigermaßen zinsbar gemacht worden, in ewigem Andenken zu erhalten. Rand rechts: Fasti Consulares. In dem ersten Saale hat der Cavaliere Gioseppe d'Arpino verschiedene Geschichte aus der alten römischen Historie gemalt, z. E. den Raub der sabinischen Jungfrauen, den Streit der Horatiorum und Curiatiorum, die Erziehung Romuli und Remi, die Stiftung der Stadt Rom etc. und verdienet insbesondere der Sieg des Königs Tullii Hoftilii wider die Vejentes und Fidenates betrachtet zu werden. Rand rechts: Gemälde. Gleich bey dem Eingange rechter Hand steht das Brustbild der pohlnischen Königinn Maria Casimira, mit einer weitläuftigen Nachricht, wie im Jahre 2450 ab Urbe Condita der römische Rath allhier mit bedeckten Häuptern gesessen. Rand rechts: Der Königinn in Polen Mariä Casimirä Brustbild. Gegenüber ist das Brustbild der Königinn Christina mit folgender Inscription zu lesen: Rand rechts: Der Königinn Christinä.


Christinæ

Gothorum, Suecorum & Vandalorum

Reginæ

Quod instinctu Divinitatis

Catholicam sidem regno avito præserens

Post adorata SS. Apostolorum limina

Et submissam venerationem

Alexandro VII.

Summo Religionis Antistiti exhibitam

De se ipsa triumphans in Capitolium adscenderit

Majestatisque Romanæ Monumenta

Vetustis in ruderibus admirata

III. Viros Consulari potestate & Senatum

Tecto capite considentes

Regio honore fuerit prosecuta

VIII. eid. Quinctil. An. MDCLVI.

S. P. Q. R.

Stephano Petruccio

Josepho de Annibaldensibus ex Dominis Castri Zancati

Fabritio de Maximis ex Dominis Castri Arsuli[643]

Conservatoribus

Joanne Carolo de Piccolominibus ex Dominis Castri Balzerani

Capitum Regionum Priore


Capita Regiorum sind die Häupter der vierzehn Quartiere, in welche die Stadt Rom eingetheilt wird, und meldet auch DIOlib. LV von dergleichen Eintheilung in quatuordecim regiones. Die hier stehende marmorne Statue Leons des zehntenist vom Lorenzetto Fiorentino; Urbans des achten vom Bernini, und Sixtus des fünften aus bronzo von dem Dessein Dominici Fontana.

In dem daran liegenden Zimmer finden sich an Gemälden Mutius Scävola, welcher vor den Augen des Königs Porsenna die Hand ins Feuer hält; Janius Brutus, der seinen verrätherischen Söhnen die Köpfe abschlagen läßt; Horatius Cocles, wie er allein die hölzerne Brücke wider den Feind vertheidiget, bis man Zeit gewonnen, selbige hinter ihm abzubrechen. Diese Fresco-Gemälde sind vom Thoma Laureti, einem Sicilianer, und vom Perino del Vague. Von alter Bildhauerarbeit zeigen sich hier die Brustbilder Claudius, Caligula, Antoninus Pius, Lucius Valerius Corvinus; die vor andern schönen Köpfe Julius Cäsars und Hadrians; die auf Seulen von Verde antico stehenden Köpfe Trajans und Septimius, und eine Wölfinn von Marmormit Romulus und Remus. Von neuern Stücken sind mit darunter gesetzten Lobsprüchen vorhanden die Statuen Alexander Farnesius, Herzogs von Parma, Marcus Antonius Colonna, der in der Seeschlacht von Lepanto die päbstlichen Schiffe commandiret hatte und deswegen auf Befehl Pius des fünften nach alter Manier im Triumphe aufs Capitolium zog; ferner die Bildnisse Franciscus Aldobrandini, Thomas Rospigliosi, Karl Barberini, und das Brustbild des trefflichen Poeten Virginius Cesarini.

In der folgenden Kammer, an deren Frisen Daniel da Volterra den Triumph Marius über die Cimbrer und Teutonen gemalt hat, steht die metallene Wölfinn, so den Romulus und Remus säuget, und an deren hintern linkem Fuße man noch die Merkmaale des Blitzes, der sie gerühret hat, beobachtet9. Rand links: Metallene Wölfinn. Das Brustbild L. Junius Brutus aus bronzo, mit den Augen aus einer alten Composition, so die natürlichen Farben nachahmet, ist gleichfalls antique und wird sehr hoch geschätzt, sowohl als die metallene Statue des Schäfers Cnejus Martius, der sich einen Dorn aus dem Fuße zieht. Rand links: Junius Brutus. Rand links: Schäfer Cnejus Martius. Etliche erzählen, es sey dieses ein junger Mensch gewesen, welcher von der römischen Armee mit wichtigen Briefen an den Rath abgefertiget worden, unterwegs abereinen großen Dorn sich in den Fuß gestochen habe. Die Begierde, seinem Vaterlande zu dienen, oder den Rath mit einer guten Zeitung zu erfreuen, habe ihm so viel Zeit und Ruhe nicht verstattet, daß er unterwegs diesen Dorn herausgezogen,[644] sondern er habe solches erst nach abgelegter Bothschaft an den Rath gethan, und darüber sein Leben eingebüßt, weswegen man seine Treue mit solchem Andenken beehren wollen. Besagte Statue ruhet auf einer basi von orientalischem Marmor, und hält man ihrem Alterthume zu gut, wenn die Arbeit nicht so vollkommen ist, als man sie in andern Stücken der nachfolgenden Zeiten findet. Es steht auch hier im Metall Vindex, der wegen entdeckter Verrätherey der Söhne Brutus seine Freyheit erhalten, nebst den marmornen Statuen Hannibals und Scipionis Africani. Rand rechts: Vindex und andere. In den übrigen Zimmern sind zu finden viele eingemauerte fragmenta Fastorum Consularium, welche Panvinius, Sigonius, Pighius und Reland erläutert haben; die marmornen Köpfe Mithridates Ponticus, Julia Mammäa, Scipionis Africani, Alexandri M. und seiner Mutter Olympia; die gleichfalls marmornen Statuen Virgils, Cicerons, der Cybeles, Ceres, Deæ Silentii, Abundantlæ, Dei Termini etc. das Bildniß der Isis aus bronzo; dergleichen vom Herkules, der in der einen Hand einen Apfel aus den hesperischen Garten, in der andern seine Keule hält, und unter Sixtus dem vierten gefunden worden; eine metallene Statue eines Sclaven; der metallene Fuß eines Colossi, dessen Haupt und Hand in dem Hofe zu sehen sind; zwo kleine Gänse vonbronzo zum Andenken derjenigen, die das Capitolium vertheidiget haben; ein Sarg von Marmor, so Portam Jani in seinem bas-relief vorstellet. Rand rechts:Fasti Consulares. Derhier befindliche marmorne Kopf des Apollo wird mit unter die raren Stücke der Stadt Rom gerechnet. Er hat zwar die Nase etwas dick, ist aber übrigens schön und gleicht einem in Haaren aufgesetzten Frauenzimmer. Des Appius Claudius bustum ist von Porphyr; viele andere aber, als der Rhea Sylvia, Ariadne, Flora, Annia Faustina, Pallas, Messalina, des Tribonian Gallus, Antiochus, einer Bachantinn, Lucretia, Lucius Cornelius Prätor, der Kaiser Philipps und Maximins etc. von Marmor. Die vierCongia, womit man bey den Alten das Getraide, Oel und den Wein ausgemessen, sind von Stein. Rand rechts: Congia. Die Fresco-Gemälde in dem Zimmer, wo die Messe gelesen wird, sind vom Pietro Perugino verfertiget, und stellen vor das triumphirende Rom, den Marsch Hannibals über die Alpen (wobey er selbst auf einem Elephanten erscheint, mehr zur Zierde des Gemäldes als zur Ausdrückung der historischen Wahrheit); den Kriegsrath, welchen Hannibal hält, und die Schiffsflotte der Karthaginenser. Rand rechts: Gemälde. In dem Flügelgebäude, welches gegenüber und auf der Seite der Kirche Ara Cœli liegt, findet man in einem Hinterhofe die große liegendeStatuam Marforii, so vermuthlich ehemals den Rheinfluß vorgestellet hat. Rand rechts: Marforia. Der Namen ist ihrzu Theil worden von dem Orte undTemplo Martis, bey welchem sie sonst stund, und hat das gemeine Volk aus Martis foro, Marforio gemacht. Die Statue ist schön, aus einem einzigen Stücke Marmor, und rühmen die Kenner insbesondere den Kopf daran. Er hat zu Nachbarn den Jovem Panarium (der währender Belagerung der Gallier das Capitolium aus der Hungersnoth errettet hat), Jovem Fulminantem, die Statue Hadrians[645] in priesterlicher Kleidung und eine Columnam Milliariam. Rand rechts: Jupiter Panarius etc. Hiebey sind zwey große ägyptische Idola, eines aus Pietra Egyzzia, das andere und größeste aus Pietra bassalte, so schwärzer ist. Rand links: Aegyptische Idola. Daß die im Jahre 1683 von den Türken belagerte Stadt Wien ihre Erhaltung dem heil. Vater Pabst zu danken habe, möchte man vielleicht nicht wissen, woes nicht folgende hier befindliche Inscription lehrte: Rand links: Lob Innocentius des eilften.


Innocentio XI. Pont. Max. Opt.


Quod in Vienna Romani Imperii Principe urbe irrequieta vigilantia, prudenti consilio, ingenti auro, precibus lacrymisque Dei implorato auxilio anno reparatæ Salutis MDCLXXXIII. ab immanissima Turcarum obsidione vindicata laboranti Catholicæ Religionis securitati providerit, feliciter regnante Leopoldo Primo Cæsare Augusto, Christianas acies ducente Joanne Tertio Poloniæ Rege semper in victo, fortiterque pugnante Carolo IV. Duce Lotharingio.

S. P. Q. R. P.


Gegenüber stehen zwo alte Statuen Dianä und einer römischen Provinz. Ueber einem bas-relief, welches ein vestalisches Opfer vorstellet, ist ein Fuß von einem Colosso, zu sehen, und über demselben der Vers: Rand links: Fuß eines Colossi.


Quo Pede nunc utar dubia est sententia nobis.

OVID


Auf der halben Treppe stehen zwo alte Statuen, eine Junonis, die andere Faustinæ Matris, unter welcher das Wort Pudicitia eingegraben ist; ferner zweybas-reliefs von Marmor, welche die Apotheosin der Faustinä, und Marcum Aurelium, wie er dem Volke Gesetze giebt, abbilden. Rand links: Andere marmorne Monumente. Sie sind von dem Triumphbogen Marci Aurelii, der ehemals al Corso stund, und davon noch mehrere Stücke in dem gegenüber stehenden Pallaste der Conservatoren, den wir schon beschrieben haben, anzutreffen sind. In den obersten Zimmern betrachtet man eine rare Statue Agrippinæ Junioris, welche ihren Sohn Nero als ein Kind (in der Prætexta und mit einer bulla aurea am Halse) bey der Hand führet, aus Marmo Greco, das schöne große Bildniß Innocentius aus bronzo, nach dem Modell des Cavalier Alex. Algardi gegossen; die Statuen des Pan, Marcellus, Flora, Plotina, Pallas, Bacchus, Apollo, einer Sibylle die nach den Sternen sieht, Sabina Poppäa, Adonis, Caj. Marii Consulis, Constamini M. Abundantiæ, und das marmorne Monument Paulus des vierten, zwischen zwo Seulen aus Cipollino. Herkules in seiner Kindheit, da er schon groß und fett genug ist, scheint zwar der Farbe nach von bronzo zu seyn, ist aber eigentlich aus einem schwarzen ägyptischen Marmor, den etliche insbesondere Selcio, und andereBasalte nennen10. Rand links: Hercules puer. Rand links: Stein Basaltea. Itztgedachte Statue ist in der Villa de Maximis auf dem Monte Aventino gefunden, und von der Stadt Rom mit tausend Ducaten bezahlet worden. Etliche haben wegen des Felles, so er über seinem Kopfe trägt, den Winter daraus gemacht, andere einen Sohn des Herkules, und insbesondere Herculem Aventinum, von welchem VIRGILIVSÆneid. lib. VII handelt. Diese Meynung hat auch, ich weis nicht aus was für Ursachen, die Oberhand behalten in der folgenden neuern Inscription, welche man darunter gesetzet hat: Rand links: Daß dieser nicht Hercules Aventinus sey.
[646]

S. P. Q. R.

Signum Aventini Herois

Quem superstitiosa veterum ætas

Herculis filium dixit

Ruderibus in Aventino monte egestis

Repertum in Capitolio posuit.


Der Ort, wo die Statue gefunden worden, machet es nicht aus, zumal da die übrige Beschreibung, welche Virgilius vom Hercule Aventino giebt, sich auf dieses Bild nicht schicket.


– – – Satus Hercule pulcro

Pulcher Aventinus, clypeoque insigne paternum

Centum angues, cinctamque gerit serpentibus Hydram,


heißt es bey dem Poeten, hier aber ist nichts von derHydra und den Schlangen zu finden, wie man auch abwesend aus dem Kupferstiche, welchen MONTFAVCONin Supplem. Antiq. expl. T. IV, lib. IV, c. I giebt, bemerken kann. Die vornehmsten unter den marmornen Köpfen und Brustbildern dieser obern Zimmer sind drey Köpfe Platons und andere vom Archimedes, Caligula, Trajan, Antoninus Pius, Claudius, Messalina, Faustina, Hieron, Alcibiades (der wohl aussieht), Diogenes, Sokrates, Sappho, Sylla, Diana und Gabriel Faerno einem berühmten neuern Poeten. Das aus dem Lateran auf Befehl Gregorius des dreyzehnten hieher gebrachte metallene Monumentum Regiæ Legis hat Antonius Augustinus in seinem Werke, de Legibus, erläutert. Auf einem neuern Gemälde ist vorgestellt, wie Alexander dem Jovi Ammoni opfert. Dieses wären nun die vornehmsten Raritäten, welche man in dem heutigen Capitolio findet. Von dem alten ist nichts mehr übrig, und muthmaßet man nur aus dem überbliebenen Mauerwerke, daß in dem Hofe des Pallastes vom Duca Cafarelli vor alten Zeiten der Tempel Jovis Capitolini gestanden. Rand rechts: Rudera Templi Jovis Capitolini. Rupes Tarpeja. Der ehemals so berüchtigte tarpeische Fels ist itzt meistentheils mit Häusern bebauet, und könnte man zwar den Hals vielleicht noch brechen, wenn man auf eine ungeschickte Art herunter fiele; allein die zum Tode verurtheilten Missethäter würden ohne Bedenken es darauf ankommen lassen, wenn sie durch eine überstandene Herunterstoßung der Schärfe der Gesetze ein Genügen leisten und damit abkommen könnten. Vorzeiten muß der Fels viel steiler oder eine Mauer noch auf seiner Höhe aufgeführt gewesen seyn. Denn daß der untere Grund und Boden in Ansehung seiner Tiefe keine sonderliche Veränderung erlitten habe, kann daraus abgenommen werden, daß der Arcus Triumphalis Severi, welcher unten an dem capitolinischen Berge zu sehen ist, wie nicht weniger das in der Nachbarschaft gelegene Amphitheater kaum zween bis drey Fuß hoch an ihren Fundamenten mit Erde verschüttet sind.

An dem Pallaste des Principe Carboguano al Corso bemerket man nur das Thor, welches von der Baukunst des Michel Angelo Buonarota ist, und für das schönste in der ganzen Stadt Rom ausgegeben wird. Rand rechts: Pallast von Carbognano.

Auf eben diesem Corso hat der Marchese Caroli (dessen Vater mit Schweinen gehandelt haben soll) einen Pallast erbauet, der von außen der schönste und wegen seiner innern Meublen und Zierrathen mit unter die vornehmsten von Rom zu rechnen ist. Rand rechts: Pallast von Caroli. Eigentlich gehöret dieses Haus vier Brüdern, davon der eine päbstlicher Generalpostmeister, keiner aber verheirathet ist. Weil sie zum Zeichen ihres Prachtes und Reichthums nicht zugeben, daß ihre Bediente Trankgelder nehmen, so haben davon die Fremden die Ungelegenheit, daß es Mühe kostet, dieses Haus zu besehen, und man öfters schicken oder nachfragen muß, ehe es den Domestiquen gelegen ist, ihre Bemühung umsonst zu erweisen, dafür man lieber drey[647] bis fünf Paoli, womit man in den meisten Pallästen abkömmt, hingeben würde. Man findet allhier in dem obern Stockwerke in einer Folge sieben mit rothem Damaste und Sammte meublirte Zimmer, nebst einer Galerie. Rand links: Kostbare Meublen. Unter den vielen schönen Tischen sind etliche von Lumachella, worinnen, wie man deutlich sehen kann, vielerley Schnecken und Muschelwerk versteinert worden. Die bureaux und kleinen Kabinette sind mit vielem Lazulistein und kleinen Gemälden ausgezieret. In den Fresco-Gemälden der Decke zeiget sich die Flora vom Procacino, das Gastmahl der Kleopatra vom Carolo Maratta, St. Cecilia vom Concha, und die zum Vulkan kommende Venus vom Trevisani. Die Fastnachtslust wird auf dem Corso und vor diesem Pallaste jährlich ausgeübet, und sieht man allhier in einem Gemälde den Prospect des Platzes nebst der Menge von Masken und andern Begebenheiten, die zu solcher Zeit besagte Straße lebhaft machen. Auf einem andern Stücke hat Bourgignone den Hafen von Candia, und Gasparo die Piazza del Populo in Rom gemalet. Ferner zeigen sich etliche Prospecte von Venedig und Neapolis. Auf brüsselischen Tapeten sieht man, wie Clitus Alexandern dem großen, als er über den Fluß Granicus setzet, das Leben erhält, ferner die Schlacht von Arbele, den Einzug in Babylon und dergleichen. Alles was hier ins Gesichte fällt, ist neu, und nur Schade, daß der Fußboden von schlechten Backsteinen ist. Die Sommerzimmer in dem untersten Stockwerke sind alle à fresco gemalet, und in den äußersten oder dem Spiegelkabinette hat Concha seine Kunst mit vielem Bluhmenwerke und Engeln auf Spiegelgläsern bewiesen. Alle Thürpfosten, sowohl in den obern als untern Gemächern, sind von gelbem Marmor, und in jenem ein großer Tisch von Alabastro orientale, in diesem aber einer von trefflichen Lumachella vor andern hoch zu achten.

Der Pallast des Principe Chigi al Corso ist wohl meublirt, und stellen die darinnen befindlichen brabantischen Tapeten das Leben Alexanders des großen und viele Thiere in Lebensgröße vor. Rand links: Pallast von Chigi al Corso. In der Galerie stehen vier und zwanzig schöne marmorne Brustbilder von alten Kaisern und ihren Gemahlinnen. Der itzige vornehmste Pracht aber zeiget sich in kostbaren Gemälden, worunter der todte Leichnam Christi vom Caracci, St. Joseph und Maria mit ihrem Kindlein vom Raphael d'Urbino, Moses der den Felsen schlägt vom Titiano, die Geißelung Christi vom Guercino, ein Schutzengel vom Albano, die Geburt Christi vom Carolo Maratta, die im Ehebruch ergriffene Frau vom Muziano, die Historie der Königinn Esther vom Cavaliere Calabrese, eine Bataille vom Salvatore Rosa, eine Venus vom Rubens, und das Treffen der Römer wider die Vejentes und Fidenates vom Cav. d' Arpino vor andern die Augen an sich ziehen. Auf einem Küssen, so von schwarzem Leder mit goldenen Galonen besetzt zu seyn scheint, in der That aber aus Paragone oder schwarzem Probiersteine ist, liegt ein Kind von weißem Marmor, welches eben mit Hojahnen oder Gähnen zu erwachen scheint, und sich die Augen ausreibt; gegenüber sieht man auf einem dergleichen Küssen einen weißen marmornen Todtenkopf. Beyde Stücke sind vom Bernini, und werden nicht ohne Vergnügen betrachtet. Was sonst von trefflichen Bildhauerwerken in den untersten Zimmern dieses Pallastes gezeiget worden, worunter eine kleine Bachantinn mit einem sitzenden Fauno, eine Diana, Venus, Minerva, ein Gladiator, und sonderlich Apollomit Marsyas berühmt gewesen, wird nunmehr vergeblichallhier gesucht, und ist meistentheils vor zweyen Jahren an Augustum, König in Pohlen, für fünf und vierzigtausend Scudi verkaufet worden.

Il Palazzo del Contestabile Colonna Duca di Paliano ist weitläuftig und mit vielen merkwürdigen Dingen angefüllet. Rand links: Palazzo di Colonna. An der Treppe sieht man die marmorne Statue eines barbarischen Königs, ein großes Bruststück Alexanders mit dem Bildnisse des Bucephals[648] auf der Brust, und etliche Stufen höher hinauf den Kopf der Medusa aus Porphyr, so vordem in dem goldenen Hause Neronis gewesen seyn soll, mit folgender Inscription: Rand rechts: Kopf der Medusä.


In hac aurea domo

Memoriam Neronis habes

Non facta

Medusæ Caput, non damaa,

Monumentum,

Huic solo datum esse

Placare Medusas

Non ferre Nerones.


In dem Vorsaale finden sich die Portraite derer zween Päbste, zwanzig Kardinäle und etlicher funfzig Kriegshelden, die aus der Familie von Colonna entsprossen sind. Das vornehmste in dem Pallaste ist die treffliche Galerie, so ohne dem kleinen erhabenen und vier und zwanzig Fuß langen Platze, hundert und zwey gemeine Schritte lang und siebenzehn breit ist. Rand rechts: Schöne Galerie. Nach römischer Rechnung hält die Länge dreyhundert und acht und zwanzig und die Breite funfzig Palmi. Die Thüren sind mit Giallo antico überkleidet, und die Decke mit den vornehmsten Thaten des colonnischen Geschlechtes vom Joh. Paul Scor, einem Deutschen, und von einer berühmten Malerinn Bernascona bemalet. Es ist leicht zu erachten, daß man das Seetreffen von Lepanto, bey welchem Markus Antonius Colonna die päbstlichen Galeeren unter dem Generalissimo der christlichen Flotte, Don Jean d' Autriche commandirte, nicht vergessen habe. Die neuern Stücke, welche man bey dem Eingange der Galerie an dem Gewölbe sieht, sind vom Giovanni und Francesco di Luca. Der Fußboden ist von Diaspro di Sicilia und anderm schönen Marmor. Auf dem kleinen erhabenen Ende der Galerie hat Mario de'Fiori vier große Bluhmenkränze, und Carolo Maratti die dabey scherzenden Kinder gemalet. Die Decke à fresco ist vom Gioseppe Chiari, und an der Thüre, woraus man über eine kleine Brücke in den Garten geht, stehen zwo schöne Seulen von Verde antico. Unter den vielen Gemälden dieser Galerie sind die vornehmsten: ein Opfer Julius Cäsars vom Carolo Maratti, Adam und Eva vom Domenichino, ein Ecce Homo vom Albani, la Pietà vom Guido Reni, Maria mit ihrem Kindlein, nebst St. Johanne und andern Heiligen, vom Raphael d' Urbino, welches Stück zwölftausend Scudi geschätzet wird. Man sieht ferner allhier und in den nächsten Zimmern die Venus vom Titiano, eine andere vom Broncino, den Ganymedes vom Titiano, die Entführung Europä vom Albano, ein schönes Stück, so die Pest vorstellet, vom Nik. Poußin, einen Jahrmarkt vom alten Bassano, etliche Landschaften vom Gaspard Poußino, viele Portraite italienischer und auswärtiger Damen, eine Venus vom Mola, St. Franciscus vom Guido Reni, die Himmelfahrt Mariä vom Peter Paul Rubens, eine lustige Figur eines Säufers vom Hannibal Caracci, sechs Stücke, welche die Hölle und andere fürchterliche Dinge vorstellen, vom Breughel etc. Eine besondere Galerie ist mit geographischen Fresco-Gemälden gezieret. Von Statuen und Brustbildern findet man hier die Martia, eine Königinn der Amazonen, vier Veneres, den Trajan, M. Aurelius, Commodus, die Flora, eine Muse etc. In dem Garten ist die große metallene Statua equestris M. Antonii Colonna aufgerichtet. Unter den Tischen bemerket man etliche von kostbarem Alabastro orientale und einen von Verde antico. In der großen Galerie ist ein Schreibtisch oder Studiolo von Ebenholze mit vortrefflichen schönen und zarten bas-reliefs aus Elfenbein, welche verschiedene biblische Historien vorstellen. Rand rechts: Kostbare bureaux. Das mittelste und schönste von diesen Stücken zeiget das jüngste Gerichte nach dem Dessein des Buonarota, und wird[649] der ganze Schrank auf achtzehntausend Scudi geschätzet. Ein anderer von Ebenholze hat seine bas-reliefs auch auf solchem Grande, welche Arbeit gar schwer zu machen ist, und selten gelingt, weil das Ebenholz leicht ausspringt. In einem ander n Zimmer sieht man an einem Bureau zwolf kleine Seulen aus orientalischem Amethyste, jede eines Fußes hoch und aus einem Stücke, mit vielen eingefaßten Edelgesteinen und Camei, worunter Commodus und die oberwähnte Martia, eine Koniginn der Amazonen, die vornehmsten sind. Das ganze Werk soll siebenzehntausend Scudi werth seyn. Es ruhet auf dreyen Statuen, welche drey mit Silber gezierte Mohren aus einem raren Holze, Sandro Cedrino genannt, abbilden. Unter andern kostbaren Meublen ist eine künstliche Uhr, so die Stunden, Monate, Jahre, den Lauf der Sonne und des Mondes nebst andern Dingen anzeiget. Rand links: Künstliche Uhr. Sie ist in Augapurg verfertiget, und brauchet jährlich nur einmal aufgezogen zu werden. Ein ganz verguldetes Bett, so von Metall zu seyn scheint, aber in der That nur von Holz ist, könnte für einen Triumphwagen Neptuns angesehen werden, und hat der Maria Mancini, des Kardinals Mazarin Niece, welche wegen der Liebe des Königes Ludwigs des vierzehnten und ihrer darauf erfolgten unglücklichen Ehe mit dem Connetable Colonna berühmt ist, zum Wochenbette gedienet. Rand links: Prächtiges Bett. Es ist dasselbe als eine Muschel, welche von vier Seepferden gezogen wird, gearbeitet, und gehören zu dessen Auszierung und Bedeckung hundert und siebenzig Ellen oder Canne vom brocatodoro. Aus dem Zimmer, worinnen dieses Bett steht, geht man gleichfalls über eine Brücke in den Garten. In dem untersten Stockwerke, welches wegen seiner Kühle zur Sommerwohnung gebraucht wird, sind die aus dem Hause Colonna entsprossene, oder in selbiges durch Heirathen gekommene Damen, abgemalet. Rand links: Portraite von Damen. In ihrer Zahl findet sich auch die vorgedachte Mancini, die aber hier schöner wie im Poggio Imperiale bey Florenz vorgestellet ist. Horatius Cocles, und die Schlacht Konstantins des großen wider den Maxentius, sind vom Manciola, einem Niederländer, an der Decke eines Zimmers gemalet. Rand links: Gemälde. Unter den andern Gemälden zeigen sich etliche Seestücke vom Antonio Tempesta, zwey Stücke aus OVIDIIMetamorphosi vom Nik. Poußin, etliche Bluhmenstücke und Früchte vom Giovanni Stanchi und dem jüngern Breughel, zwey große Gemälde, welche die Geschichte des Pabstes Clemens des ersten betreffen vom Ciampelli, der Triumph Markus Ant. Colonna wegen des Sieges bey Lepanto vom Caroselli, Pabst Liberius, wie er auf dem mitten im Sommer durch ein Wunderwerk gefallenen Schnee den Grund zum Bau der Kirche S. Mariæ Majoris abzeichnet, vom Taddeo Zuccari etc. Vornehmlich aber finden die Liebhaber der Bildhauerkunst allhier ihr Vergnügen an der kleinen elfenbeinernen Statue St. Hieronymi, demvon Bernini verfertigten Brustbilde des Kardinals Hieronymi Colonna, und einer gewundenen Seule eines Mannes hoch (ohne dem Piedestal) aus rothem Marmor, an welcher ein Triumph und oben darauf die Statue der Pallas zu sehen ist. Rand links: Treffliche Bildhauerarbeit. Etlicheglauben, es seu dieses die Columna bellica, bey welcher der Consul in dem Templo Bellonæ vor alten Zeiten den Krieg wider die Feinde mittelst Fortwerfung einer Lanze verkündigte. Rand links: Columna Bellica. Ferner sieht man die Statuen: Venus, Flora, Pallas, Trajans in priesterlicher Kleidung; die marmornen Brustbilder Mammäa, Macrinus, Titus Vespasianus, Gordianus, Gallienus, Agrippinæ Majoris, Petronia Senica, Nero von bronzo, etc. zwey Vasa aus Spuma di Mare, so nicht anders als Tropfstein aussieht; viele alte marmorne bas-reliefs, davon das rareste, ob es gleich nicht sehr in die Augen fällt, die Vergötterung oderApotheosin Homeri, deren Bilder und griechische Aufschrift Giov. Pietro Bellori erläutert hat, vorstellet. Der Marstall des Connetable Colonna wird für einen der besten von Rom gehalten, was insonderheit die spanischen, neapolitanischen und aus der Barbarey kommenden Pferde anlanget. Rand links: Marstall des Connostable.[650]

Die Curia Innocenziana in Monte Citorio, oder eigentlich die Justizkanzley ist eines von den prächtigsten Gebäuden der Stadt, woran Innocentius der zwölfte dreyhundert und funfzehntausend Scudi Romani verwendet hat, weil alles ganz neu errichtet, und bloß zu Ausfüllung und Planirung des Platzes vierhundert und sechs und achtzigtausend Karren voll Erde angeführet werden mußten. Rand rechts:Curia Innocenziana. In einem von den untersten Zimmern sind die schönen Worte zu lesen: Rand rechts: Schöne Inscription.


Miraris hospes

Astræam

Tam magnifice habitantem

Scias

Quod & splendidiores

habet ædes

Animum Principis.


Ehemals waren die verschiedenen Gerichte und Justizcollegia in der Stadt sehr vertheilet, und hatten die Leute nebst der übrigen Last ihrer Processe auch die Beschwerlichkeit, daß sie von einem Orte zum andern verwiesen wurden, und bald hieher bald dorthin laufen mußten. Dieser Mühe und mancher dabey eingerissenen Unordnung aber ist durch die itzigen Anstalten abgeholfen, und verdienet der Stifter folgendes ihm desfalls gesetzte Andenken:


Innocentio XII. P. O. M.

Hac in æde plura complexo

Ornamentum Urbis

Tribunalia in unum collecta

Censum hospitiis pauperum

De Magnificentia,

Justitia, Misericordia,

Optime merito.


In der Galerie des ersten Stockwerkes gegen den Hofplatz sieht man in Marmor gehauen, wie ein Mann von einem andern geschunden wird. Ich will nicht entscheiden, ob es Marsyas sey, der vom Apollo also gestrafet wird, oder ob die Statue einen armen Clienten vorstellet, der ungerechten Richtern und boshaften Advocaten in die Hände fällt. Rand rechts: Statua Marsyæ. Von der auf dem Platze vor dieser Curia aufzurichtenden Seule werde ich ein andermal mit mehrerm berichten.

Die zwey Dogane oder Zollhäuser der Stadt sind gleichfalls schöne Gebäude, welche man öfters wider Willen betreten muß. Rand rechts: Zollhäuser. Wegen der neuen Leinwand, Toback und verbothenen Bücher, wird insbesondere in den Kuffern der Reisenden Nachforschung gethan; man kann aber mit einem geringen Trankgelde und williger Oeffnung seiner Bagage leicht abkommen. Das Gebäude des Zollhauses von den Waaren, die zu Lande nach Rom kommen, hat Innocentius dem zwölften sechs und vierzigtausend Scudi gekostet, und das von der Wasserseite oder al nuovo Porto di Ripetta sieben und zwanzigtausend Scudi. Beyde sollen der päbstlichen Kammer jährlich wenigstens eine halbe Million Scudi eintragen. Die Anfuhrt an das letzte hat Clemens der eilfte bequemer und schöner einrichten, auch den Platz mit einem Springbrunnen und andern Zierrathen versehen lassen, daher zu seinem Andenken folgende Inscription aufgerichtet worden ist:
[651]

Clementi XI. Pont. Max.

Quod veteri navium statione

Ad tumulum Cæsarum magnifice restitata

Civium commodis, Urbis ornamento

Prospexerit

Curatores viarum posuere aano Salutis

MDCCIV


Auf dem Platze vor dem Palazzo Farnese stehen zwo schöne Fontainen, welche das Wasser funfzehn Fuß hoch in die Höhe werfen, und in großen Schalen von Granito orientale wieder auffangen. Rand links: Fontainen vor dem farnesischen Pallaste. Diese zwey kostbaren Gefäße sind in den Bädern Titi Vespasiani gefunden und unter Paulo dem dritten aus dem Hause Farnese hieher gesetzt worden.

An dem Pallaste hat vornehmlich Michel Angelo Buonarota seine Baukunst gezeiget, obgleich Bramante Lazari, Antonio Sangallo, Giacomo della Porta und endlich auch Vignola das ihrige mit beygetragen haben. Rand links: Farnesischer Pallast. So schön auch das Werk gerathen, so sieht man es doch nicht ohne Verdruß an, wenn man bedenkt, daß man nichtnur die Quaderstücke, sondern auch viele andere Zierrathen des Mauerwerks aus dem Amphitheater des Vespasians genommen, und dieses unvergleichliche Werk dadurch sehr verlästert hat. In dem Hofplatze stehen etliche alte große Statuen, nämlich ein Gladiator, Flora, und zween Herkules, die einander ganz ähnlich sehen, und vielleicht von einem Meister verfertiget, an der Güte aber sehr von einander unterschieden sind. Rand links: Statuen. Die Statue, so zur linken Hand steht, ist der berühmte Hercules Farnesius, und die daran eingegrabenen Worte zeigen an, daß Glykon, ein Athenienser, von welchem man sonst nichts mehrers weis, Meister davon sey. Rand links: Hercules Farnesius. Herkules lehnet sich allhier auf einen Stamm, woran die Löwenhaut hängt. Beyde Statuen sind in den Bädern Titi Vespasiani oder Sette Sale unter der Regierung Pauli des dritten gefunden worden und bey drey Männer hoch. Beyde sind unbeschädigt, und obgleich dem berühmten und besten Stücke anfänglich, da sie zum Vorscheine kamen, die zween Füße man gelten, so hat solche doch Guglielmo della Porta so künstlich ersetzet, daß als einige Zeit hernach die wahrhaftig von Alters dazu gehörige gefunden worden, man doch für rathsamer hielt, die neuangesetzten Füße an der Statue zu lassen, und zwar dieses nach dem Urtheile und Rath des berühmten Michel Angelo Buonaroti11, welcher allerdings als ein unverwerflicher Richter in solchen Dingen angesehen werden muß. Itztgedachte Statue ist aus Marmore Pario, der von Natur zwar ganz weiß ist, durch die Länge der Zeit aber eine gelbliche Farbe, die den Statuen nicht übel läßt, annimmt.

Die dabey stehende Flora hat zwar durch viele neuere Zusätze ergänzet werden müssen, ist aber wegen der Draperie unvergleichlich, und in solchem Stücke fast allen noch vorhandenen alten Statuen vorzuziehen. Rand links: Flora. Ferner sieht man unter diesen alten Stücken einen großen marmornen Sarg mit Blättern und Thieren en bas-relief, welcher unter Paulo dem dritten aus dem Grabmaale Cecilia, einer Tochter Metellus Creticus, die an Crassus verheirathet war, bey der Via Appia und an dem Orte, der itzt Capo di Bove genannt ist, genommen worden; desgleichen einen andern Sarg, worinnen Tulliola, die Tochter Cicerons soll gelegen haben, als man sie auch unter diesem Pabste bey den CatacombisS. Sebastiani gefunden[652] und ihren Leib hernach in die Tiber geworfen. Rand links: Sarg Ceciliä, Tulliolä. Wiewohl, wie ich schon oben erwähnet habe, andere sowohl was die Zeit als den Ort dieses gefundenen Leichnams anlanget, noch verschiedener Meynung sind.

Ferner zeigen sich in der Galerie die marmornen Statuen Fortunæ Reducis, Cæsaris Augusti, und die Köpfe Vespasians und Antonini Pii. Was aber am meisten bewundert wird, ist das große Gruppo, so in einem andern Hofplatze unter einem besondern hölzernen Verdecke steht, und die Fabel abbildet, wie die zween Brüder Amphion und Zethus ihre Stiefmutter Dirce mit einem Seile an die Hörner eines wilden Ochsen binden, damit sie auf solche Art in Stücke sollte zerrissen werden. Rand rechts: Il Toro Farnese. Außer Amphion, Zethus und Dirce erscheint hierbey eine andere Weibsperson, welche vielleicht die rachgierige Antiopa und Mutter der obgedachten Brüder seyn soll, ein sitzender Knabe, welchen man für einen Schäfer ansehen kann, und ein bellender Hund. Aus den Gesichtern Amphions und Zethus blicket Zorn und Grausamkeit, und an der Dirce Minen sieht man nichts als Furcht und Schrecken12, sonst aber ist der Hund und das Seil schlecht gerathen. Was diesemGruppo den Vorzug vor vielen andern giebt, ist seine Größe, womit es alle bis anitzt bekannte alte marmorne Monumente, die aus einem einzigen Stücke bestehen, übertrifft. Seine Höhe ist von achtzehn, und seine Länge oder Breite, wo sie am größten, von vierzehn Palmi. Unter Paulo dem dritten wurde dieserToro Farnese aus den verfallenen Mauern der warmen Bäder Antoninus Caracalla ausgegraben, die wenigen abgebrochenen Stücke vom Joh. Baptista Blanco, einem Mayländer, ohne die geringste Zuthuung eines neuen Theiles wieder angesetzet, und ist es ein Wunder, wie er so vollkommen geblieben, und so gar von dem langen herabhangenden Stricke nichts verlohren gegangen.

In dem Bedecke, worunter er steht, wird auch eineStatua equestris Augusti oder Alexandri Severi verwahret, welche zwar viel kleiner ist, als die natürliche Größe eines Reuters und Pferdes mit sich bringt, aber auch nur aus einem einzigen Stücke Marmor besteht. Ferner findet man allhier ein Brustbild Antinous, zween wohlgebildete Truncos oder Rücken von Statuen, und viele Köpfe von Hausgötzen oder Laribus, Philosophen und andern unbenannten Personen. Rand rechts: Andere Antiquitäten.

In dem Pallaste finden sich auf dem ersten Absatze der Treppe zwo liegende Statuen von Flüssen mit zwey Meerthieren. Rand rechts: Statuen im Pallaste. In der Mitte erscheint der kleine Iphion auf einem Delphin. Vor dem Eingange des Saales stehen zwo Statuen von gefangenen dacischen Königen, welche aber durch die Bedienten des französischen Gesandten, der vor etlichen Jahren hier gewohnet, gar übel zugerichtet worden, indem sie die brennenden Pechfackeln daran auszulöschen pflegten.

Der erste Saal pranget mit der marmornen Statue Alexandri, Herzogs von Parma, welcher in dem niederländischen Kriege vielen Ruhm erworben hat. Sie ist sehr groß, und von Simone Machelli da Massa di Carrara aus einem Stücke der großen Seulen, welche ehemals in dem Tempel des Friedens stunden, verfertiget. An der Wand herum stehen viele Statuæ Gladiatorum und Brustbilder der alten Kaiser. Bey der Seite des schönen marmornen Kamins sieht man zwo von Wilh. della Porta verfertigte liegende StatuenAbundantiæ und Caritatis, die sehr hoch gehalten werden. Sie sind von weißem Marmor,[653] und sollten nach der ersten Absicht zu dem Grabmaale Pauli des dritten in der St. Peterskirche gebraucht werden, es kamen aber an ihre Stelle die etwas kleinern, davon ich in meinem vorigen Schreiben Meldung gethan habe.

In der Vorkammer hat Taddeo Zuccaro die vornehmsten Thaten des obgedachten Alexander Farnese, die Zusammenkunft Karls des fünften und Franciscus des ersten zu Nizza, und die Unterredung D. Martin Luthers mit dem Kardinal Cajetano à fresco gemalet.

Man sieht weiter in den obern Zimmern zwölf Brustbilder von verschiedenen alten Kaisern, alsdes Markus Aurelius, Commodus, Trajans, Antoninus Pius, Macrinus, Hadrians, Vespasians, Titus Vespasians, Domitians, Neronis juvenis, Julius Cäsars; vor allen aber Antoninus Caracalla, für welches allein vierzehntausend Scudi sollen gebothenworden seyn. Rand links: Brustbild des Antoninus Caracalla. Die meisten Gesichter, welche man ausgräbt, haben an der Nase Schaden, und solches ist diesem Kopfe auch wiederfahren; man hat aber das ihm mangelnde Stuck glücklicher Weise gefunden und gar künstlich wieder angefüget.

Auf einem marmornen Sarge ist Silenus und Bacchus en bas-reliefs vorgestellet. Ein anderes bas-relief zeigt ein Opfer und Priapum unter der Gestalt eines Dei Termini. Die Venus ist einmal stehend und zweymal sitzend vorhanden. Alle drey Statuen haben ihre Schönheiten. Meleager ist in einem rothen ägyptischen Marmor abgebildet, und Camillus in bronzo. Die Statuen Clorinda und Tancreds, so mit einander gestritten haben, sind, ihrer Erfindung nach, aus demTasso genommen. Isis ist aus Pietra di Paragone verfertiget, Adonis aus rothem Marmor zwischen zween schönen Hunden, und Herkules, der als ein Kind zwo Schlangen erdrücket, zweymal in Metall. Außer einer schönen Tafel von Alabastro orientale findet man noch eine viel kostbarere, welche für die größte in Rom angegeben wird, und aus seinen orientalischen Steinen zusammen gesetzet ist. Rand links: Kostbare Tafeln. Sie ist neunzehn gemeine Spannen lang, und darauf unter andern zwey große Stücke von Achat, deren jedes zehn Spannen in die Länge und anderthalb in die Breite hat, eingelegt. Die Vorstellung des Cnejus Martius, der sich einen Dorn aus dem Fuße zieht, und auf dem Capitolio gezeiget wird, ist auch hier in bronzo vorhanden, nebst den marmornen Brustbildern des Seneca, Solons, Diogenes, Mithridates, Cicerons, Salustius, Lysimachus, Lysias, Possidonius, Carneades, Miltiades, Euripides, Ptolomäus Königs in Aegypten, Faustina, Dantes und anderer. Rand links: Statue des Cnejus Martius.

Die farnesische Galerie ist allenthalben berühmt, und sind in derselben die heidnischen Fabeln der Andromeda, Perseus, Galatea, der Triumph Bacchus und Ariadne, Diana und Endymion, Venus und Anchises, Aurora, Polyphemus etc. nebst etlichen moralischen Abbildungen der tugendhaften und unreinen Liebe à fresco gemalet, wie man aus den davon herausgegebenen Kupferstichen des Pietro Aquila und etlicher anderer sehen kann. Rand links: Farnesische Galerie. Absonderlich wird ein Liebhaber der Malerey Vergnügen finden in dem Werke, so für fünf Scudi bey Lorenzo Filippo de'Rossi zu Rom verkaufet wird, und die Ueberschrift führet: Galleria del Palazzo del Duca di Parma in Roma, colle Favole e scompartimenti di chiaro scuro e ornamenti d' Architettura e Statue, col ritratto e deposito di Annibale Caracci, invenzione e disegno di Carlo Maratti, disegnata e intagliata in acqua forte da Pietro Aquila, colle Inscrizioni in versi di Gio. Pietro Bellori, libro in 25 fogli Imperiali per traverso. Eben dieser Bellori handelt hievon mit mehrerm in den herausgegebenen Lebensbeschreibungen berühmter Maler a. d. 44 u. s. Seite. Annibal Caracci hat hier sein immerwährendes Andenken gestiftet, obgleich sein Bruder Augustinus auch in etlichen Stücken Hand angeleget und insbesondere die Galatea und Aurora gemalet hat. Ihr Vetter Ludovicus Caracci hat[654] gleichfalls etwas weniges dabey gethan, und Domenichino die farnesische Devise, nämlich eine Jungfer, die ein Einhorn umhalset, über der Thüre gemalet. Der Comte Malvasia hat das Leben der drey Caracci in seiner Felsina Pittrice beschrieben, und giebt er Ludovico, von welchem man die meiste Arbeit in Bologna findet, den Vorzug, gleichwie hingegen Bellori in dem Leben der Maler a. d. 44 u. f. S. mehr für Annibal eingenommen ist. Rand rechts: Fata der drey Caracci. Alle drey haben mehr Ruhm hinterlassen, als Glück in dieser Welt genossen. Augustinus starb vor Chagrin; Annibal hatte sich in dieser farnesischen Galerie so sehr angegriffen, und war nach einer achtjährigen Arbeit so schlecht belohnet worden, daß er aus Verdruß in eine unordentliche und wunderliche Lebensart verfiel, wel che ihm im siebenten Jahre nach seines Bruders Absterben den Garaus machte. Ein gleiches Ende nahm Ludovicus zehn Jahre hernach, als er sich den Fehler, welchen er in der Malung eines Stückes begangen hatte, allzusehr zu Gemüthe zog. Er machte diese Arbeit in der Höhe und in der Cuppola einer Kirche. So lange man das Gemälde von dem Gerüste, auf welchem der Meister malte, betrachtete, war es unvergleichlich; so bald aber das Gerüste abgenommen, und man das Stück von unten auf besah, war das ganze Werk höchst unförmlich13.

Von Bildhauerarbeit bewundert man in dieser Galerie den antiquen marmornen Kopf einer Vestalinn mit ihrem Schleyer. Rand rechts: Treffliche Statue einer Vestalinn; Die Statue scheint eine Weibsperson von sechszehn bis siebenzehn Jahren vorgestellt zu haben, aus deren Gesichte so viele Unschuld und Annehmlichkeit hervorblicket, daß viele Kenner kein Bedenken tragen, sie der Livia oder Faustinæ Juniori des Mattei an die Seite zu setzen, und unter die besten Ueberreste des Alterthums zu zählen. Der marmorne Mercurius, so dem Antinous gar ähnlich sieht, giebt gleichfalls dieser Galerie keine geringe Zierde, sowohl als der aus Basalte, einem ägyptischen Steine, verfertigte Apollo, welcher für die beste Statue derselben gehalten wird. Rand rechts: des Mercurius und anderer. Ganymedes, ein Faunus, der vor Dejanira spinnende Herkules, alle drey aus Marmor, haben auch wegen ihrer Schönheit allhier Platz gefunden. PLINIVS schreibt zwar Hist. Nat. lib. XXXV, cap. 2, daß man vom Homer kein einziges echtes Bildniß habe; indessen zeigt man doch auch hier ein bustum von ihm aus Marmore Pario. Rand rechts: Bustum Homeri. Worauf sich die Tradition gründe, weis niemand zu sagen, der Kopf ist indessen schön, er mag zugehöret haben, wem er wolle.

Ueber diesen Zimmern ist ein Kabinet, welches Hannibal Caracci, oder wie Malvasia will, alle drey Caracci gemalet haben. Rand rechts: Kabinet von drey Caracci gemalt. Man sieht in demselben, wie Herkules sich bedenket, ob erden Weg der Tugend oder der Laster erwählen soll, wie Circe dem Ulysses den Zaubertrank reichet, den Perseus mit der Medusa, und andere heidnische Fabeln. Die daran stossende und von Eremiten benannte Kammer hat der Cavaliere Lanfrancoà fresco gemalet. Die Frise ist vom Salviati und Zuccaro. Es waren hierinnen ehemals noch viele Stücke vom Hannibal Caracci und Titiano mit Oelfarben gemalt, desgleichen eine schöne Sammlung von alten geschnittenen Steinen, viele Desseins vom Raphael, Julio Romano, Buonaroti, Polydoro und Caracci, ein Naturalienkabinet nebst andern sehenswürdigen Dingen, man hat sie aber theils verschenkt, theils nach Parma gebracht. In einem der untern Zimmer steht noch eine schöne marmorne Statue des Antoninus Caracalla, die Diana Ephesia und der Atlas, so die Himmelskugel auf den Schultern trägt.

Il piccolo Farnese, oder der Pallast des Herzogs von Parma alla Lungara, verdienet gesehen zu werden wegen der Gemälde, welche die berühmtesten Meister Raphael d'Urbino, Giulio Romano, Gaudentio Milanese und Rafaellino del Colle daselbst hinterlassen haben. Rand rechts: Il piccolo Farnese.[655]

Sie sind à fresco, und weil sie einigen Schaden erlitten, vom Carlo Maratti an etlichen Orten erneuert worden, wie dieser Künstler auch mit der Galerie des Caracci in dem oben erwähnten andern farnesischen Pallaste gethan hat. Rand links: Galerie der Historie von Psyche. Die Geschichte der Psyche ist auf zwölf Stücken in der Galerie, von der Hand des Raphaels und Julii Romani, und wird darunter vornehmlich das Göttermahl und die Venus, an deren Wagen zwo Tauben ziehen, gerühmet. In einem andern Zimmer wird die Schmiede Vulkans über einem Kamin für Julii Romani Arbeit ausgegeben, sie ist aber viel zu schlecht dazu, und nebst andern in solcher Kammer befindlichen Gemälden vom Sodoma, einem elenden Stümper, der zur Zeit Raphaels lebte14.

In einer andern Kammer ist an der Decke die Galatea des Raphael d' Urbino, welche auf den Wolken daher fährt, zu sehen. Rand links: Galatea vom Raphael. Vor ihrem Wagen ist ein weißer und ein gelber Ochs gespannt. Dieses berühmte Stück hat vieles von der Schönheit seiner Farben verlohren, und finden einige über dieses die Figur zu klein für den Ort, woselbst sie steht. Man erzählt, daß Michel Angelo Buonarota, um dem Raphael diesen Fehler zu erkennen zu geben, gegenüber an eine noch unbemalte Wand, den vortrefflichen dabey aber überaus großen Kopf eines Faunus mit Kohlengezeichnet, welchen man noch allhier sieht und sehr hoch hält; man setzt hinzu, daß auch Raphael des Buonarota Absicht begriffen, und deswegen nicht weiter allhier in der Arbeit fortfahren wollen. Rand links: Critik des Mich. Angelo darüber. Wer mehrere Nachricht von obgedachten Gemälden verlanget, findet solche in folgenden zwey Werken:


  • I. Le nozze di Psiche e di Amore colle loro favole dipinte da Raffaële da Urbino nella Loggia del Signor Duca di Parma nel Giardino alia Lungara, intaglio in acqua forte di Niccolo Dorigny, libro in XII. fogli Imperiali, aggiuntavi l' immagine della famosa Galatea del medesimo Raffaële dipinta nella Loggia contigua dell' istesso Palazzo.

  • II. Descrizione delle immagini dipinte da Raffaële d'Urbino nelle Camere del Palazzo Apostolico Vaticano; colla descrizione della Favola d' Amore e Psiche dipinta dal medesimo nella loggia detta de' Ghigi, oggi del Sig. Duca di Parma in Roma alla Lungara, composta da Gio. Pietro Bellori coll' aggiunta d' alcuni ragionamenti in onore del medesimo Raffaele, col suo Ritratto disegnato da Carlo Maratti.


Jenes kostet vier Scudi, dieses aber einen. Der erste Stifter des itztgedachten Pallastes ist Augustinus Chigi; Paulus der dritte, aus dem Hause Farnese, brachte ihn per fas & nefas an sich, itzt aber geht er sehr ein, und wohnet der englische Lord R – – – mit einer Psyche, die noch kürzlich auf dem Operntheater zu Neapolis gesungen hat, darinnen.

In dem ehemaligen Pallaste der Gaetani ist die marmorne Treppe das vornehmste, und wird sie für die schönste in Rom gehalten. Rand links: Pallast der Gaetani. Rand links: Kostbare Treppe. Sie besteht aus vier Absätzen und hundert und zwanzig Tritten, deren jeder zehn Fuß lang, zween Fuß breit und aus einem einzigen Stücke ist, daher auch jede Stufe achtzig Scudi gekostet haben soll. In dem Hofe bey dem Eingange steht der Colossus oder das Riesenbild Alexanders des großen, nebst den marmornen Statuen des Bürgermeisters Marcellus oder Flaminius, des Kaisers Hadrians, Bacchus, Aeskulaps etc. Rand links: Bildhauerarbeit. In dem Pallaste selbst findet man drey Statuen von Faunis, eine Jole oder Dejanira, mit der Löwenhaut und einer Keule fast als Herkules ausgerüstet, einen schönen Mercurius, Apollo, Silenus, der den jungen Bacchus hält, nebst vielen neuen Gemälden von Landschaften, Aussichten, Bluhmen, Früchten, Vögeln, Schlachten und Jagden[656] an den Wänden der Zimmer. Rand links: Gemälde. Es fehlt auch nicht an andern guten Gemälden von den besten Meistern, als Albani, Poußin, Domenichino, Mola, Titiano, Salvatore Rosa, Leonardo da Vinci, Tintoretto, Sacchi, Annib. Caracci, Guido etc. Diesen Pallast, mit allen damals darinnen befindlichen Meublen, hat der itzige Herr, Prencipe Ruspoli, seinem letzten Besitzer, demDuca di Gaëtano, im Spiele und zwar in einem Abend abgewonnen.

Der Pallast des Principe Giustiniano ist einer von den merkwürdigsten wegen der Gemälde und Statuen, als an welchen letzten er alle andere in Rom übertrifft. Rand rechts: Pallast von Prenc. Giustiniani. Er hat oben eilf große Zimmer in einer Suite und Linie, also daß man durch alle eilfe zugleich sehen kann, worinnen er es gleichfalls den andern römischen Pallästen zuvor thut. In dem Hofplatze findet man die marmornen Statuen Scipionis Africani, Ceres, Cajus Sextus Epulo, Apollo, Martiana unter der Gestalt der Göttinn Salutis, und die Brustbilder Titus und Tiberius; an der Treppe stehen die Statuen des Titus, Marcus Aurelius, Septimus Severus und Gallienus, und oben in dem Vorplatze die marmornen Brustbilder Jovis, Agrippinæ Majoris, Antonini Pii, Treboniani Galli, Maximiani, Berenice mit ihren schönen Haaren, und die den Jupiter säugende Amalthea en bas-relief. Rand rechts: Treffliche Statuen. Dieses letzte Stück ist sehr berühmt, und die Figuren daran fast in Lebensgröße. In dem ersten Saale finden sich zween mit einander fechtende Gladiatores auf einem Gruppo, die marmorne Statue des Bürgermeisters Marcellus, eines Faunus, zwo vom Herkules, und das Brustbild der Sibylla Tiburtina. Roma Triumphans, so sonst allhier stund, ist nun mit etlichen andern Statuen in den Garten Giustiniani gebracht. In der nächsten Kammer ist in einem raren Gemälde und Nachtstücke vom Titiano der Heiland, wie er vor Pilato steht, abgebildet, das Abendmahl Christi, und die zwölf Apostel noch besonders, vom Albano, und eine Madonna vom Raphael. Rand rechts: Gemälde. So hoch auch obgedachtes Meisterstück des Titiani geschätzet wird, so kann ich doch nicht leugnen, daß die Hauptfigur, nämlich der Heiland, mir nicht gefällt, indem man aus seiner Physiognomie ihn keinesweges für einen seiner Unschuld sich bewußten unsträflichen Gerechten ansehen sollte. Rand rechts: Critik über Titiani Vorstellung Christi vor Pilato. Pilatus ist mit vieler Lebhaftigkeit oder vielmehr Heftigkeit vorgestellet. Dieses Stück schreiben etliche Matthiä Astoni einem Niederländer zu. Der hier auch befindliche bethlehemitische Kindermord ist vom Poußin, und der Heiland am Oelberge vom Caravaggio. Die drey Amorini oder Kinder, so schlafend auf einem schwarzen Marmor gebildet sind, werden nicht ohne Vergnügen gesehen, und unter das Alterthum gerechnet. In einem andern Zimmer folget die Hinrichtung der Kinder zu Bethlehem vom Cornelli gemalet, das Urtheil Salomons vom Nicolao Poußin; Christi Verklärung auf dem Berge vom Guercino; der Heiland am Kreuze vom Caravaggio; das marmorne Brustbild der Julia Pia, und zween Tische von Alabastro orientale.

In dem nächsten Gemache ist die Auferstehung Christi vom Spadarino gemalet, Johannes der Evangelist vom Tintoret, Magdalena mit ihrem köstlichen Balsam vom Caval. Calabrese. Ferner kömmt vor vom Parmegianino die Auferweckung des Jünglings zu Nain, die Heilung des Blindgebohrnen, die Bekehrung der Maria Magdalena, und in dem nächsten Zimmer die Hochzeit zu Cana in Galiläa vom Paolo Veronese, eine Magdalena vom Caravaggio, die Verklärung Christi vom Cioveta, nebst dem Brustbilde Drusus aus weißem Marmor, des Kaisers Valerians ausSerpentino, Scipionis Africani aus Pietra Egizzia, und Alexanders des großen aus Paragone oder schwarzem Probierstein.

Ferner findet man in diesen Zimmern eine Venus vom Titiano gemalt in der Stellung der berühmten mediceischen Venus, nur daß Titianus die seinige mit einem dünnen Hemde ein wenig bedecket hat. Der Märtyrertod Petri ist vom Luca Saltarelli einem[657] Genueser, sehr wohl gemalet; der Tod des Seneca vom Cav. Calabrese, oder wie andere vorgeben, vom Lanfranchi, St. Matthäus vom Lud. Caracci, St. Marcus vom Caravaggio, St. Lucas vom Lanfranchi, St. Giovanni von etlichen Künstlern, nämlich einmal vom Albano, das anderemal vom Domenichino, und endlich vom Raphael d'Urbino, das Portrait Julius des zweyten von eben diesem Meister, die Verkündigung Mariä vom Baglioni, die Geburt Christi oder La Notte del Corregio in einer Copey, die Hochzeit zu Cana vom Baglioni, die Austreibung der Käufer und Verkäufer aus dem Tempel zu Jerusalem vom Paolo Veronese; Christus mit der Dornenkrone vom alten Bourguignon; die Heimsuchung Mariä vom Mola, einem Schweizer; eine Annunciata, die sehr gerühmt wird, vom Huvet, einem Franzosen; ein noch kostbarers Stück, so die Heilung des blutflüßigen Weibes vorstellet, vom Hannibal Caracci, die Geburt Christi vom Nic. Poussin, die Geißelung des Heilandes von dem ältern Palma, Magdalena vom Caravaggio; Christus, wie er Petro in Via Appia erscheint vom Hannibal Caracci, das blutflüßige Weib, so des Heilandes Rock berühret, vom Domenichino, die Speisung der fünf tausend Mann von eben diesem Meister, der Einzug Christi in Jerusalem vom Albano, Christi Unterredung mit den Pharisäern und Schriftgelehrten, seine Geißelung und endliche Ausführung zur Kreuzigung, drey Stücke vom Mich. Angelo Caravaggio, der auch die zween Jünger mit Christo zu Emaus gemalet hat, die Ankunft der drey Weisen aus Morgenlande vom Gerard einem Florentiner, die Flucht des Kindes Jesu nach Aegypten vom Valentin, einem Franzosen, die Madonna vom Correggio; die Abnehmung Christi vom Kreuze vom Guercino, und. die im Ehebruche ergriffene Frau vom Paolo Rossi, einem Mayländer. Unter andern habe ich auch die Portraite Lutheri und Calvini bemerket. Rand links: Portraite Lutheri und Calvini. Die Sündfluth ist zweymal auf Alabaster sehr schön gemalet. In einem besondern Zimmer sind über vierzig Portraite der heil. Mariä, worunter die meisten als Stücke vom Raphael angegeben werden. Rand links: Ueber vierzig Portraiteder h. Mariä. Alle Thürpfosten der obern Zimmer sind von Verde antico, und findet man an anderer Marmorarbeit zwo porphyrne Urnen, einen Tisch von grünem Marmor, zwo Seulen von Verde antico mit ihren Capitelli von Serpentino, zwo Columnen von Giallo, zwo von Porphyr, ein ägyptisches Götzenbild, die Statua Deæ Salutis. Dianæ, einer Muse, Harpocratis, Apollins mitder Haut, welche er dem Marsyæ abgezogen hat, eines Gladiatoris, Dianæ Ephesiæ, Marsyæ, Matris Deums. Naturæ mit vielen Brüsten und Thierköpfen an dem Leibe, zween kleine Centauros, Marci Aurelii Statuam Equestrem in kleinem, wiesie groß im Capitolio steht. Rand links: Marmorarbeit. Die marmorne Venus Hermaphroditis ist oben als eine Weibsperson, am untern Leibeals ein Mañ gebildet. Herkules und Mercurius, zwo metallene Statuen, so drey Fuß hoch sind, werden von Kennern sehr gerühmet. Jene ist aus dem Alterthume, diese aber vom Francesco Fiamingo verfertiget. Es istauch ein ägyptisches Idolum oder Anubis mit einem Hundskopfein bronzo vorhanden. Michel Angelo Buonarota hat den todten Leichnam Christi unter den Händen Josephs von Arimathia oder Nikodemi vortrefflich in einem kleinen marmornen Stücke vorgestellet.

Ferner findet man die marmornen Brustbilder Jovis Pluvii, Hammonis, Neronis, (welches letzte für das schönste, so man von diesem Kaiser zu Rom hat, gehalten wird) desgleichen des alten Prencipe Giustiniano, welches Bernini gemachet hat, nebst dem Bildnisse Innocentius des zehnten aus Terra Cotta von eben demselben, die Köpfe eines Pferdes und Ochsen, beydes alte Stücke aus weißem Marmor.

Das vornehmste trifft man in der berühmten Galerie an, in deren Decke Lud. Zuccharo, oder nach anderer Berichte, Balthasar Peruzzi von Sienna, das Leben des Kaisers Justiniani à fresco gemalet hat. Rand links: Galerie. Die große marmorne Statue der gewaffneten Minerva soll[658] allein sechszig tausend Scudi gekostet haben, den Kopf mit darunter begriffen, welchen man erst nach den andern Theilen unter dem verfallenen Mauerwerke des Templi Minervæ inCampo Martio gefunden und insbesondere mit sieben tausend Scudi bezahlen müssen. Rand rechts: Kostbare Statue der Minerva; Es ziehen ihr indessen doch etliche den auch allhier stehenden Meleagrum vor. Rand rechts: Meleagri; Nach ihnen wird ein Ziegenbock aus weißem Marmor für das rareste Stück der Galerie gehalten. Der hier befindlichen vestalischen Jungfrau mangelt es gleichfalls nicht an Lobrednern. Rand rechts: eines Ziegenbockes; einer vestalischen Jungfrau. Sie ist groß und mit guter Draperie gearbeitet. Ferner verdienen unter den alten Stücken gesehen zu werdendie Statuen: Cleopatra, Capronia, Leda, Faustina Junior, Ceres, Harpokrates, Apollo, eine Bacchantin, Silen, Venus so aus dem Bade steigt, Vitellius, Domitian, der Kaiser Justinian, Aeskulap, Harpokrates, Herkules, Diana mit einem Hunde etc. Die Brustbilder und Köpfe des Pindars, Homers, Sokrates, Sibylla Tiburtina, Janus Bifrons, eines Fauni, Julius Cäsars, Tibers, Trajans, Flavius und Titus Vespasians, Vitellius, Clodius Albinus, Maximus (welches aus pietra Serpentina ist) etc. Ein bas-relief stelletden Apollo und die Minerva mit dem Chore der Musen sehr wohl vor. Von neuerer Arbeit findet man die Copey, welche Bernini von der gegenüber stehenden alten Cleopatra genommen, die Statue, welche Bernini von seinem eigenen Sohne verfertiget hat, und den Kopf Karls des fünften, dessen Meister mir unbekannt ist. Die Landschaften in dieser Galerie hat Paul Brühl ein Holländer gemalt.

Es ist leicht zu erachten, daß ich den wenigsten Theil der merkwürdigen Dinge, die in diesem Pallaste anzutreffen sind, benenne, weil zu einer vollständigen Kenntniß viele Zeit im Besehen und noch mehrere in der Beschreibung würde erfodert werden, welches leicht daraus abzunehmen, daß man allhier bey sieben hundert Originalgemälde und über neunzehn hundert alte Monumente, worunter fünf hundert sowohl große als kleine Statuen sind, zählet. Rand rechts: Anzahl der Gemälde und Statuen. Mehrere Nachricht findet man in dem kostbaren Werke Galleria Giustiniana genannt, welches im Jahre 1631 in zween Folianten zu Rom herausgekommen ist.

Wo itzt dieser Pallast steht, waren ehemals dieThermæ Neronis und Alexandri Severi, daher es gekommen, daß man bey Grabung und Legung der neuen Fundamente, vielen Marmor, Granit, Basalte und andere treffliche Steine nebst einer guten Anzahl Statuen, Brustbilder und bas-reliefs gefunden, welche dem neuen Pallaste zu sonderbarer Zierde gereichen. Rand rechts: (Thermæ Neronis und Severi).

Der Pallast des Kardinals Gualtieri, so ehemals denen Manfroni zuständig war, ist mit Merkwürdigkeiten gleichsam angefüllet, welche der Besitzer großen Theils von dem Prior Antonio Rensi käuflich an sich gebracht hat. Rand rechts: Pallast des Kardinals Gualtieri. Die Bibliothek, welche aus mehr als fünf und dreyßig tausend Bänden besteht, ist meistentheils in Frankreich, allwo Gualtieri lange Zeit Nuntius war, angeschaffet worden. Rand rechts: Bibliothek. Unter den Gemälden ist die Geißelung des Heilandes vom Caravaggio, David vom Pietro da Cortona, Maria und Christus vom Albrecht Dürer, die Entführung der Europa vom Guido Reni und viele andere Stücke vom Brüghel, Pietro Perugino, Bassano und andern sehenswürdig. Rand rechts: Gemälde und andere Kostbarkeiten. Man findet auch eine kostbare Sammlung von orientalischem Porcellan, chinesischen und japanischen Götzenbildern, wie auch von solchen irdenen Gefäßen, welche Raphael und seine Lehrlinge gemalt haben sollen; viele schöne Arbeit aus Wachs; eine Menge römischer, griechischer, hetruscischer und ägyptischer Alterthümer, alter und neuer Medaillen, Camei, (worunter Alexanders des grossen Brustbild gar groß ist) und andere: kostbaren geschnittenen Steine, Muscheln, Insecten, und allerley Naturalien, geometrischer, geographischer und astronomischer Instrumenten,[659] nebst vielen andern Dingen. Den Kupferstich von der schönen allhier befindlichen marmornen Statue der Vesta giebt MONTFAVCON Suppl. T. I, p. 65.

Liebhaber der Statuen lassen den Palazzo Lancellotti in der Strada Coronari nicht vorbey, welcher damit sowohl als mit Brustbildern und bas-reliefs reichlich versehen ist. Rand links: Palazzo Lancellotti. Die vornehmste Statue der Galerie ist Diana Ephesia, und unter den Gemälden dasjenige, so Silenum, wie er von zween Faunis getragen wird, vorstellet, vom Hannibal Caracci.

Der Saal des Pallastes von St. Marco, welchen der venetianische Ambassadeur bewohnet, wird für den größten in Rom gehalten. Rand links: Palazzo di S. Marco. Seine alten Fresco-Gemälde werden hoch geschätzet, absonderlich die Vorstellung der Göttinn Abundantia mit dem Horne des Ueberflusses. Man sieht ferner allhier die Ankunft der drey Weisen aus Morgenlande in einem berühmten Gemälde vom Carlo Maratti, welches hernach Dorygni in Kupfer gestochen hat.

Der Pallast del Duca Mattei hat in seinem Hofplatze, auf der Treppe und in der Galerie schöne alte Statuen, bas-reliefs und busta, davon viele in der Villa Mattei ausgegraben worden sind. Rand links: Pallast von Duca Mattei. Unter den ersten ist Jupiter und Flora vor andern zu bemerken, und unter den bas-reliefs eines, das einen Chorum sacrificantium vor demPantheo vorstellet, Romulus und Remus mit der Accia etc. Man findet hier auch etliche alte marmorne Stühle, die aber mit der Sede Stercoraria des Laterans keine Gemeinschaft haben. Die Zimmer sind vom Domenichino, Albani und Lanfranchi à fresco gemalet. Unter den Gemälden mit Oelfarben ist die Rahel vom Domenichino das vornehmste, und nach solchem Christus am Oelberge vom Mich. Aug. Caravaggio, die Geburt Christi vom ältern Bassano und St. Petrus vom Guido Reni. Ludwig der vierzehnte hat für diese ganze Sammlung viel Geld gebothen, ihrer aber nicht habhaft werden können, weil sie einFideicommissum familiæ ist, welches nicht veräußert werden kann. Der Adler, als das Wapen der Mattei, ist nirgends gesparet, sondern aller Orten eingehauen. Vor diesem Pallaste istein Springbrunnen mit vier trefflichen Statuen aus bronzo, welche ein Florentiner Taddeo Landini im Jahre 1585 verfertiget hat.

In dem Palazzo Massimi besieht man außer vielen andern Statuen und bas-reliefs insonderheit die sehr große marmorne Statuam Pyrrhi, Regis Epirotarum, welche man sonst in Rom nicht mehr findet. Rand links: Palazzo Massimi.

Ein anderer dieser Familie gehöriger Pallast liegt gleich daran und wird auch Palazzo delle Colonne genennet. Rand links: Palazzo delle Colonne. In diesem findet man die schönen marmornen Statuen des Aesculapius, Apollo, eines Gladiators, und eine vom Bacchus ausbronzo; die Brustbilder Claudius, Commodus, Gordianus, Pius, Macrinus etc. einen schönen Löwen auf einem bas-relief, viele andere Alterthümer und gute Gemälde.

Der Pallast des Marchese Pallavicini hat in Ansehung der neuern und großen Gemälde wenige seines gleichen in Rom. Rand links: Palazzo Pallavicini. Denn außer den schönen Landschaften vom Poussin, Claude Lorrain und Salvatore Rosa, finden sich hier viele Stücke vom Carlo Maratta, Apollo so die Tugend krönet vom Andrea Sacchi, die drey Gratien vom Titiano, die Historie Scipionis Africani, der eine gefangene schöne Spanierinn nicht sehen will, vom Bachiche, zwey schöne große Stücke, so die Historie Alexanders des großen und die Familie des Darius vorstellenvom Piola einem Genueser. Vor allen aber verdienet der vom Kreuze abgenommene Heiland betrachtet zu werden, als an welchem Gemälde Guido ein rechtes Meisterstück[660] verfertiget hat. Die Meublen dieses Pallastes sind schön und ist sonderlich das Audienzzimmer mit reichem brocato doro und Fransen ausgezieret. Rand rechts: Meublen.

In der Galerie eines dem Prencipe Pamfilio zugehörenden Pallastes in Piazza Navona hat Pietro da Cortona die vornehmsten Thaten des Aeneas à fresco gemalt, und kann davon gesehen werden: La Galleria dipinta in Roma nel Palazzo del Signor Prencipe Panfilio, con ripartimenti di chiaro scuro e favole di Enea, disegnate e intagliate in acqua forte da Carlo Cesio, opera di 16 fogli Imperiali per traverso, davon der Preis drey Scudi ist. Rand rechts: Pallast vonPamfili in Piazza Navona. Es sind auch sowohl hier, als in dem andern pamphillschen Pallaste al Corso viele gute Gemälde von Oelfarben anzutreffen. Rand rechts: Pamphilischer Pallast al Corso. Den letzten zieren insbesondere viele Landschaften vom Casp. Poussin, eine sehr andächtige Madonna vom Guido Reni, die Venus vom Titiano, der bethlehemitische Kindermord, die Susanna etc. die Galatea vom Lanfranchi, ein Zimmer voll Portraite, worunter Donna Olympia in Lebensgröße ist; sieben große und schöne Tafeln von Pietra Paragona, drey Tische von Diaspro di Sicilia, drey von nero e bianco antico, ein anderer großer, in welchem große rare Steine, als Lazuli, Achate, ein ovaler Carniol, der zwo Spannen lang und ein und eine halbe breit ist, zween Amathysten, deren jeder eine Spanne breit und noch länger in seiner Ovalfigur ist, nebst andern kostbaren Marmorn eingeleget sind, und viele andere prächtige Meublen, worunter die von der Republik Venedig geschenkte Tapeten von rothem Damaste die schlechtesten sind. Das Ostensorium oder die Monstranz, so sechszig tausend Scudi gekostet hat, bekömmt man nicht zu sehen, als wenn sie jährlich einmal in der Kirche S. Agnese alla piazza Navona ausgestellet wird.

La Piazza Navona ist eine von den schönsten Zierden der Stadt Rom, und nimmt den Platz ein, welcher in alten Zeiten den Circum Agonalem ausmachte. Rand rechts: La Piazza Navona. Er ist bey achtzig gemeiner Schritte breit und über drey hundert und achtzig lang; nach geometrischer Ausrechnung giebt man ihr zwey hundert und drey und vierzig Palmi Architettonici in die Breite, und tausend ein hundert und vier und dreyßig in die Länge. Die drey darauf befindlichen Fontainen erfrischen stets die Luft mit ihrem kühlen Wasser: und weil man den ganzen Platz zween bis drey Fuß hoch unter Wasser setzen kann, so ergötzet sich der Adel und die vornehmsten Personen der Stadt Rom beyderley Geschlechtes oftmals in den zween wärmesten Sommermonaten, insonderheit aber an den vier Sonntagen des Augustmonats gegen die Abendzeit mit Spazierenfahren auf diesem kühlen Platze, welcher durch das Geräusche des aus den Fontainen hoch herunter fallenden Wassers und dasjenige, so die Pferde und Carossen in dem Wasser verursachen, sehr angenehm gemachet wird. Rand rechts: Fontainen. Vor und nach der Aufstemmung des Wassers wird die Piazza Navona wohl gereiniget, und weil über dieses der Boden gepflastert ist, so hat man keinen aus der darauf erfolgenden Trocknung erfolgenden Gestank oder andere ungesunde Ausdünstungen zu befürchten. Die schöne Statue des Neptuns, welche auf dem einen Springbrunnen steht, ist vom Bernini, der Triton und Delphin vom Michel Angelo Buonaroti. Seine größte Kunst aber hat Bernini an dem großen Springbrunnen, der in der Mitte des Platzes zu sehen ist, erwiesen. Das ganze Werk gleicht einem durchbrochenen Felsen, an dessen Hauptecken die vornehmsten Flüsse der vier Theile der Welt in sehr großen Riesenbildern vorgestellet sind, mit großen Fischen, einem Seepferde und einem Löwen, welche aus der mittlern Hölung hervorzukommen scheinen. Die Donau ist durch eine Statue, so ein Ruder in der Hand hat, vorgestellt, und vom Claude, einem Franzosen, verfertiget. Francesco Baratti ist der Meister von der Statue des Mohren, der den Ganges in Asien abbildet. Die Statue des Nils[661] hat zum Zeichen seines unbekannten Ursprungs den Kopf verhüllet15, ist vom Giacomo Antonio Fancelli gearbeitet, und die vierte Statue, so den Rio de la Plata in America bedeutet, vom Antonio Raggi. Diese Stücke sind von seinem weißen Marmor. Auf dem Felsen, der sieben und zwanzig Fuß hoch ist, ruhet ein Piedestal von ungefähr siebenzehn Fuß, und auf demselben ein Obeliscus, der sechszig Fuß hoch ist, und sich mit einem Kreuze endiget, dergestalt, daß das ganze Werk beynahe eine Höhe von hundert und zehn Fuß hat. Rand links: Obeliscus. Dieser Obeliscus aus Pietra Egizzia ist mit hieroglyphischen Figuren gezieret, unter Innocentius dem zehnten in dem Circo Caracallæ gefunden, und im Jahre 1651 allhier mit folgenden Inscriptionen aufgerichtet worden:

Auf der Seite gegen Mittag:


Innocentius X. Pont. Max.

Niloticis ænigmatibus exaratum lapidem

Amnibus subter labemibus imposuit,

ut salubrem

Spatiantibus amœnitatem

Sitientibus potum,

Meditantibus escam

Magnifice largiretur.


Gegen Morgen:


Noxia Ægyptiorum monstra

Innocens premit columba16

Quæ pacis oleam gestans

Et virtutum liliis redimita

Obeliscum pro trophæo sibi statuens,

Romæ triumphat.


Gegen Abend:


Innocentius X. Pont. Max.

Natali Domo Pamphilia

Opere cultuque amplificata

Liberataque inopportunis ædificiis

Agonali area

Forum Urbis celeberrimum

Multiplici Majestatis incremento

Nobilitavit.


Gegen Mitternacht:


Obeliscum

Ab Imp. Ant. Caracalla Romam advectum

Cum imer Circi castrensis rudera

Confractus diu jacuisset[662]

Innocentius Decimus Pon. Opt. Max.

Ad fontis forique ornatum

Transtulit, instauravit, erexit

Anno Sal MDCLI. Pontif. VII.


Itztbeschriebener Platz würde einer von den schönsten der Welt seyn, wenn alle darauf stehende Gebäude der Kirche von St. Agnes und dem Pallaste des Prinzen Pamphili gleicheten; allein es ist dieses nicht, und laufen gar viele schlechte Gebäude mit unter. Rand rechts: Was an diesem Platze auszusetzen ist. Die alten Lumpen und Kleider, das Eisenwerk, der Juden Bettelkram und die alten Weiber, so Kräuterwerk darauf verkaufen, geben ihm gleichfalls kein großes Ansehen.

Alle diejenigen, so aus dem obern Theile von Italien nach Rom reisen, kommen durch die Portam Flaminiam. oder, wie sie heute zu Tage genennet wird,Porta del Popolo. Rand rechts: Porta del Popolo Diese Pforte ist nach dem Dessein des Mich. Angelo Buonaroti aus Travertino gebauet, mit vier marmornen Seulen und den gleichfalls marmornen Statuen St. Petri und Pauli, welche Mochi verfertiget hat, gezieret, und liest man an dem Architrave:


Pius IV. Pont. Max.

Portam in haue amplitudinem extulit,

Viam Flaminiam stravit An. III.


Die innere Facciata ist bey Gelegenheit des Einzuges derschwedischen Königinn Christina vom Bernini erneuert worden, daher man die Worte daran findet:


Felici faustoque ingressui

Christinæ Suecorum Reginæ. A. Dom. MDCLV.


Sobald man durch dieses Thor gekommen, kann man keine andere als große Gedanken von der Stadt Rom schöpfen, wegen des trefflichen großen Platzes, welchen man vor sich hat, des wunderwürdigen Obelisci, einer großen Fontaine, zwoer einander sich völlig gleichenden neuen Kirchen und der drey geraden Straßen, in welche sich zu Ende des Platzes die Wege vertheilen, als wären sie aus dem Centro des Obelisci abgemessen. Rand rechts: Piazza del Popolo. Rand rechts: Prospect in drey Straßen. Die Straße zur linken Hand wird del Babuino genennet, die mittlere del Corso und die zur rechten Ripetta. Ihnen fehlet nichts, als daß sie nicht mit gleich schönen Häusern allenthalben besetzet sind. Il Corso hat in Ansehung seiner Länge, welche in einer ebenen und geraden Linie läuft, vielleicht nirgends seines gleichen17. Rand rechts: Il Corso. Von dem Thore an (vor welchem auch auf etliche hundert Schritte der Weg in gerader Linie mit Mauern eingefasset und wohl gepflastert ist) bis an den Obeliscum sind hundert und sechs und vierzig gemeiner Schritte. Nach diesem kömmt die Fontaine, so ungefähr vier und zwanzig Schritte im Diameter hat, und bey welcher in der Carnavalszeit die Pferde zu laufen anfangen. Von dem Brunnen bis an die zwo sich vollkommen gleichende Kirchen sind hundert Schritte, und von da bis über das Bolognettische Haus zwey tausend vier hundert und funfzig Schritte, also daß man von dem Thore an zwey tausend sieben hundert und zwanzig gemeine Schritte[663] in gerader Linie vor sich weg sieht. Andere rechnen die Breite des Platzes del Popolo18 ein hundert, die Länge desselben hundert und drey, und die Länge der Strada del Corso eine italienische Meile und hundert und zehn geometrische Schritte, jeden zu fünf Fuß genommen. Die zwo obgedachten Kirchen sind von außen mit schönen Seulen und Statuen gezieret, auch innenher von einerley und besonderer Baukunst. Santa Maria del Monte Santo ist im Jahre 1675, und S. Maria de Miracoli im Jahre 1679 fertig worden. Rand links: Beschreibung von zwoenan diesen Platz stoßenden Kirchen der heil. Mariä. Gemälde In der letzten verdienen die Grabmaale des Kardinals Guastaldi (der beyde Kirchen erbauen lassen) und seines Bruders gesehen zu werden. Die daran befindlichen metallenen Brustbilder sind vom Cav. Lucenti, und die auf den Seiten stehenden schönen Statuen der Tugenden aus weißem Marmor vom Antonio Raggi. Bernini und Car. Fontana haben die Aufsicht über diesen Kirchenbau gehabt, und der erste die Desseins verfertiget. Der Stifter derselben, der Kardinal Guastaldi, war lange Zeit Schatzmeister der apostolischen Kammer gewesen, daher etliche aus Scherz sie für Erstattungen des mit Unrecht an sich gezogenen Gutes ausgeben, und wünschen, daß die meisten bey den Geldeinnahmen großer Herren gesetzte Bediente ein so zartes Gewissen haben möchten, weil auf diese Art alle Städte sich mit trefflichen Gebäuden erneuern würden. Rand links: Aus was für Vermögen sie gebauet worden. Der auf dem Platzedel Popolo aufgerichtete Obeliscus stund vor Zeiten im Circo Maximo, wohin ihn Augustus aus der ägyptischen Stadt Heliopolis bringen lassen, wie man in der erneuerten Aufschrift des Piedestal liest. Rand links: Obeliscus alla Piazza del Popolo. Wiewohl da der Obeliscus nicht auf dem Piedestal gefunden worden, sondern beyde voneinander abgesondert gelegen, leicht eine Verwechselung mit dem andern Obeliscus, welchen Konstantin der große in Circo Maximo aufrichten lassen, hätte vorgehen können, zumal da der Obeliscus Augusti hundert und fünf und zwanzig Fuß hoch gewesen seyn soll, dieser aber nur acht und achtzig Fuß oder hundert und sieben Palmi, nach MichaelisMERCATI Berichte (in seinem Werke von Obeliscis) in der Höhe ohne seiner basi hat. Sixtus der fünfte, dem Rom gar viele andere Dinge zu danken hat, ließ auch diese prächtige Last gleichsam aus ihrem Grabe hervor ziehen und im Jahre 1589 durch seinen geliebten Baumeister Dominicum Fontana allhier aufrichten. Auf zweyen Seiten des Piedestal liest man die Inscription, welche man an dem alten gefunden, mit folgenden Worten:


Imp. Cæsar Divi F.

Augustus

Pontifex Maximus

Imp. XII. Cos. XI. Trib. Pot. XIV.

Ægypto in potestatem

Populi Romani redacta

Soli donum dedit.


Auf der dritten Seite stehen die Worte:


Sixtus V. Pont. Max.

Obeliscum hunc

a Cæsare Aug. Soli

In Circo Maximo ritu

Dicatum impio

Miseranda ruina

Fractum obrutumque[664]

Erui, transferri,

Formæ suæ reddi

Crucique invictiss:

dedicari jussit.

A. MDLXXXIX Pont. IV.


Auf der vierten Seite, gegenüber der Kirche di S. Maria del Popolo:


Ante sacram

Illius ædem

Augustior

lætiorque surgo

Cujus ex utero Virginali

Ang. imperante

Sol Justitiæ

exortus est.


Dieses Monument ist mit vielen hieroglyphischen Figuren versehen, und in dem itzt darauf stehenden Kreuze ein kleines Stück Holz von dem Kreuze Christi eingeschlossen.

La Piazza di Spagna wird von denen in solcher Nachbarschaft gemeiniglich wohnenden Fremden auch wegen der Coffehäuser viel betreten. Rand rechts: La Piazza di Spagna. Die auf selbigem in der Gestalt eines kleinen Schiffes befindliche Fontaine hat der Pabst Urban der achte, zum Andenken der im Jahre 1628 den Ketzern abgenommenen Stadt Rochelle, aufrichten lassen. Rand rechts: Fontaine.

Der Pallast Picchini ist wegen vier marmornen Statuen sehenswürdig. Rand rechts: Pallast Picchini. Statuen. Die erste ist ohne Kopf und Füße, wegen ihrespanneggiamento aber zu bemerken; die anderestellet einen großen Wolf vor; die dritte eine Venus in der Stellung der mediceischen Liebesgöttinn, welcher sie aber an Schönheit nicht gleich kömmt; außer diesem Unterschiede ist die hiesige auch etwas größer als die florentinische. Das vornehmste aber ist die nackendeStatua Meleagri aus Marmore Pario, der aber, wie die meisten alten griechischen Marmorwerke, eine schöne gelbe Farbe angenommen hat. Rand rechts:Meleagri. Sie klingt fast als Metall, und hat zur Linken einen Schweinskopf (der jedoch gar schlecht gerathen und deswegen von einem andern Meister zu seyn scheint), zur Rechten aber einen Hund, dem das rechte Ohr abgestoßen ist. Der Statue selbst mangelt die linke Hand, übrigens aber ist sie vortrefflich, und schätzet man sie auf vierzig tausend Scudi, obgleich die Setzung dieses Preises zu nichts hilft, weil sie als ein Fideicommissum familiæ nicht veräußert werden kann. Etliche sehen sie für Adonis Bild an. Den Kupferstich davon giebt MONTFAVCONAnt. expl. T. I, adp. p. Man bemerket allhier auch noch einen Gladiatorem und etliche andere Stücke.

In dem Pallaste der Principessa di Prombino ist nichts sonderliches zu sehen, als eine alte treffliche Statue, die einen sterbenden Gladiatorem vorstellet.

Vom Ponte S. Angelo habe ich schon anderwärts gehandelt. Allhier füge ich nur die zwo schönen Inscriptionen bey, so an der Brücke über den Anienem oder Teverone in Via Salaria, drey italienische Meilen von der Stadt, dem Narseti zu Ehren eingegraben worden: Rand rechts: Inscriptionen einer Brücke in Via Salaria.


I.


Imperante D. N Piissimo ac triumphali semper Justiniano P. P. Aug. Ann. XXXVIII.[665]

Narses Vir gloriosissimus & Præpositus Sacri Palatii Ex Cons. atque Patritius post Victoriam Gothicam, ipsis & eorum Regibus celeritate mirabili conflict publico superatis atque prostratis, libertate Urbis Romæ ac totius Italiæ restituta, Pontem Viæ Salarlæ usque ad aquam a nefandissimo Totila Tyranno destructum, pur. gato fluminis alveo in meliorem statum, quam quondam fuerat, renovavit.


II.


Quam bene curvati directa est semita Pontis

Atque imerruptum continuatur iter.

Calcamus rapidas subjecti gurgitis undas

Et libet iratæ cernere murmur aquæ;

Ite igitur faciles per gaudia vestra Quirites,

Et Narsim resonans plausus ubique canat.

Qui potuit rigidas Gothorum subdere mentes,

Hic docuit durum flumina ferre jugum.


In dem Hause des Caval. del Pozzo ist ein Schatz von Gemälden des berühmten Nik. Poußin zu sehen, worunter die vornehmsten sind die Taufe Christi, die Sacramente der Firmelung, der Ehe und der letzten Oelung, Rebekka bey dem Brunnen, das Begräbniß Phocions, Bacchus und Ariadne, etliche Landschaften, und Christus, wie er Petro die Schlüssel des Himmelreichs giebt. Rand links: Gemälde beym Caval. del Pozzo.

Der Pallast des Duca di Zagarola di CasaRospigliosi sonst de Mazzarini oder de Nevers benennt. Rand links: Palazzo di Rospigliosi. Es sind in demselben verschiedene Fresco-Stücke vom Bernardo Castelli, Pietro Paolo Gobbio, Filippo d' Angeli, das Bad der Diana vom Albano, und andere Gemälde zu sehen. Das beste aber ist itzt in dem nahe gelegenen und nach der Piazza dei Monte cavallo seine Aussicht habenden Gartenhause, worinnen die Prinzeßinn des Abends im Sommer Assemblée hält. In demselben finden sich zwo treffliche Seulen aus rothem Marmor mit weißen nach der Länge herunter gehenden Adern, wie man zu Neapolis in der Kirche St. Januarii bemerkt; die marmornen Statuen Minerva, Faunus, Herkules, Pallas mit ihrer Eule, das bustum Neronis mit einem Barte, ein marmorner Reibmörsner mit artigenbas-reliefs vom Michel Angelo, zween schöne auf Glas gemalte Bluhmentöpfe, Simson, wie er die Seulen des Tempels abbricht und nebst einer großen Menge Philister dabey seinen Tod findet, vom Poußin odervom Domenichino, des Königs David Triumph von eben diesem letzten Meister, Andromeda vom Guido Reni, Adam und Eva unter einer Menge Thiere vom Piola, Armida, so den Rinaldo schlafend findet, vom Albano oder Baglioni, und Armida auf einem Wagen in einem andern Fresco-Stücke vom Cav. Domenico Passignano. Rand links: Treffliche Seulen. Vor allen aber wird die Aurora, welche auf einem Wagen von vier Pferden gezogen und in Begleitung der Stunden erscheint, unter die schönsten Stücke von Rom und die beste Arbeit vom Guido Reni gezählet. Rand links: Aurora vom Guido Reni. Den Kupferstich davon haben Giov. Battista Pasqualini, Frey und Audenaart herausgegeben. Die zwo Cavalcaden an der Frise sind vom Antonio Tempesta, und die Landschaften vom Paolo Bril.

Der Pallast der Sachetti in Snada Giulia ist mit Gemälden wohl versehen, worunter zwey große Stücke vom Pietro di Cortona, deren eines den Raub der sabinischen Jungfrauen und das andere die Schlacht Alexanders des großen wider Darium vorstellet, die vornehmsten sind. Rand links: Pallast der Sachetti. Eine liegende Venus ist vom Titiano, und ein Kopf vom Albrecht Dürer. Hiebey sind auch noch etliche bas-reliefs und alte Statuen zu sehen.[666]

An dem Palazzo di Salviati verdienet vornehmlich die Facciata betrachtet zu werden. Rand rechts: Palazzo di Salviati. In den Zimmern sind etliche gute Gemälde vom Caracci, Ganymedes vom Titiano, die Diana vom Corregio, die Entführung der Europa vom Albano etc. nebst vielen Statuen und bas-reliefs.

Der Pallast des Prencipe Savelli gehöret itzt der Orsinischen Familie. Rand rechts: Palazzo Savelli. Von denen vielen schönen Gemälden, womit er ehemals prangte, ist nichts mehr vorhanden: Man findet aber noch im Hofplatze zween schöne und große marmorne Särge, deren einer an seinen bas-reliefs einen Löwen vorstellet. Ueber dem Eingange sieht man auf einem andern marmornen bas-relief den Streit einesGladiatoris wider einen Löwen und etliche andere wilde Thiere gar wohl ausgedrückt. Das bas-relief aber, so über der Thüre des Saales in dem Pallaste den Markus Aurelius abbildet, wie er gleichsam die Huldigung vom römischen Volke empfängt, übertrifft am Werth alle andere hier befindliche Stücke. Rand rechts: Schön basrelief. Die berühmte marmorne Statue C. Pompilius steht in der Vorkammer. Rand rechts: Statua Pompilii.

In dem Palazzo di Spada ist die berühmte marmorne Statue Pompeji Magni, von welchem sonst keine mehr in Rom angetroffen wird. Rand rechts:Palazzo di Spada. Rand rechts: Statue Pompejus des großen. Sie ist zween Männer hoch, und hält in der einen Hand eine Kugel, die andere Hand aber ist ausgestreckt, als wenn er an jemanden eine Rede hielte. Man hat dieses Stück unter Julius dem dritten, nicht weit von dem Orte, wo ehemals die Curia Pompeji stund, ausgegraben. Unter den hier befindlichen Gemälden verdienen sonderlich der Tod Adonis vom Guercino, die Entführung Helenädurch Paris vom Guido Reni, das Portrait des Kardinals Bernardino Spada in Lebensgröße von eben diesen Guido, der Tod Lucretiä vom Daniel Tedescho, die von der Mutter Maria an die heil. Rand rechts: Gemälde Elisabeth gegebene Besuchung, vom Andrea del Sarto, nebst andern Stücken vom Cav. Calabrese, Piacentino, Volterra, Taddeo Zuccharo und Fabrizio Chiari in Augenschein genommen zu werden. Flora und Seneca sind unter den noch übrigen Statuen die besten.

Der Pallast des Großherzogs von Toscana bey der Kirche S. Luigi de Francesi wird Palazzo di Madama genennt, weil ihn Katharina von Medicis erbauet und bewohnet hat, ehe sie Königinn von Frankreich wurde. Rand rechts: Palazzo di Toscana oder di Madama. Es ist dieses ein großes Gebäude, worinnen aber nichts sonderbares zu bemerken vorfällt. Von der Villa de Medicis werde ich zu anderer Zeit handeln.

Der Pallast von Verospi gehöret mit unter die merkwürdigsten von wegen seiner Gemälde und Statuen. Rand rechts: Pallast von Verospi. Rand rechts: Treffliche Gemälde und Statuen. Von den letzten stehen Antoninus Pius, M. Aurelius, Apollo, Herkules, wie er die Hydra erleget, Jupiter, Diana und Hadrian unten im Hofe; Bacchus, Venus und etliche andere an der Treppe, oben in Zimmern aber die sitzende und weinende Nenia, so eine Urne, woraus ein Flamme kömmt, vor sich hat, Minerva von Alabastro, Ganymedes, Commodus als ein Gladiator, die schlafende Mutter Alexanders des großen Olympias, mit einer Schlange um ihren rechten Arm, Herkules19, Venus, eine kleine Statue der Minerva aus Pietra Paragona mir mormornen Kopfe, Händen und Füßen, ein Löwe aus Pietra Egizzia bigia, etliche ägyptische Götzenbilder aus rarem Marmor, ein schöner Kopf des Antinous auspietra verde Egizzia, Julius Cäsars aus Porphyr, und ein anderer eben desselben aus pietra Egizzia verde, Scipionis Africani aus pietra Egizzia nera, der Julia mit einem Brustbilde aus Alabastro orientale Fiorito, Alexanders des großen aus pietra Egizzia nera in einem ovalen Grunde von Diaspro di Sicilia, des Kaisers Otto aus Porphyr, ferner die marmornen Kopfe und Brustbilder des Augustus, Tiberius, Trebonianus Gallus, Gordianus,[667] der Cybele, Livia Drusilla, Antonia, Domitia, Cornelia Salonina, Livia, Plotina, Venus, Adonis, Gallienus, Philippus, Vespasianus, Adrianus, Antinous, Heliogabals, ein bas-relief von einem Opfer, desgleichen vom Bacchus auf einem Throne, etliche Gefäße von Porphyr und Serpentino, etliche Urnen von Alabastro orientale, ein schöner Schrank von Lapis Lazuli, und etliche künstliche Uhren, deren die eine in der Statue eines Mönchs an dem Rosenkranze, welchen er in der Hand hält, bey jeder Vierthelstunde ein Ave Maria, und bey jeder Stunde ein Pater Noster abzählet, daher man in dunkler Nacht die Zeit am Gefühle nachrechnen kann. Rand links: Künstliche Uhren. An schönen Gemälden sind vorhanden St. Carolus, wie er Almosen austheilet vom Cav. Calabrese, Orpheus mit seiner Euridice vom Antonio della Cornia, die Susanna vom Romanelli, St. Petrus, den der Engel aus dem Gefängnisse führet, vom Calabrese, David der den Goliath erleget, vom Borgianni, etliche Prospecte vom Viviani, Christus der die Käufer und Verkäufer aus dem Tempel treibt, vom Manfredi, etliche Landschaften vom Possino und Bril, der verlohrne Sohn vom Cav. Calabrese, und andere kostbare Stücke. In der Decke der Galerie hat Albani die Sonne in der Mitte des Zodiaci und die verschiedenen Wirkungen, so sie auf dem Erdboden hervorbringet, à fresco gemalet. Etwas besonders hat dieser Pallast an der sogenannten Galleria Armonica, in welcher vier schöne und wohllautende Clavicymbel auf besondern Tischen, die dem äußerlichen Ansehen nach nicht die geringste Communication mit einander haben, stehen. Das vornehmste Cembalo hat vielerley Register und Veränderungen. Rand links: Künstliches Clavicymbel. Wenn der Meister auf demselben spielet, so fragt er, ob alle drey andere Claviere nebst einer Orgel mitspielen sollen, oder ob nur zwey oder eines, und welches von den andern mit oder auch ohne seinem Hauptcembalo, (welches er doch dabey rühret) sich sollen hören lassen. Wie man es verlanget, so geschieht es, ohne daß sich der Meister im geringsten reget. Alle vier Cembali haben eine von ihren Seiten an der Wand fest gemachet, welchem nach wohl vermuthlich ist, daß die Gänge und Züge, womit die drey Nebenclaviere samt der Orgel regieret werden, in solcher Wand verborgen liegen. Ich habe anfänglich geglaubet, es sey eine Person in der Wand versteckt, welche die Register ziehe und verändere, wie sie höret, daß man es fodere: es hat mich aber ein guter Freund, der nach mir das Werk besehen, versichert, daß die Kunst von demjenigen, der auf dem Hauptclaviere spielet, vermittelst seines Kniees, womit er etliche eiserne Stangen am Tische regieren könne, ganz unvermerkt verrichtet werde. Dieser Pallast kostet mehr als die andern zu besehen, weil die Sachen unter verschiedener Leute Aufsicht stehen. Er liegt auf dem Corso nicht weit von dem Pallaste Ghigi, es ist aber auch noch ein anderer Palazzo Verospi in eben dieser Straße nicht weit von St. Marco, welcher nicht weniger verdienet gesehen zu werden, und ehemals einem aus dem Hause Vitelleschi gehörte. Rand links: Verospischer Pallast bey S. Marco. Unter den zweyhundert und funfzig marmornen, sowohl großen als kleinen Statuen, die darinnen vorhanden, sind die vornehmsten, Julia Paula, Minerva, eine Muse, Pertinax, Apollo, Jupiter, Ceres, Diogenes, Antoninus sehr groß, Silenus, ein Gladiator. Ganymedes, etliche ägyptische Idola, Deus Terminus aus nero antico, eine Diana von weißem Marmor, nebst einer andern von Alabastro orientale: die Köpfe und busta sind nicht in geringerer Menge, die vornehmsten aber der Matidia, Marciana, Livia, Plotina, Antonia aus Marmor, Scipionis Africani aus Pietra Paragona, Titus Vespasianus aus Porphyr, Augustus aus P etra Egizzia, und vier andere aus Alabastro orientale. Ferner werden hier aufgehoben viele Urnen aus Porphyr und andern seinen Steinen, schöne bas-reliefs, vier Tafeln von Diaspro orientale, sechs Seulen aus Verde antico, zwo kleine aus Porphyr, ein trefflicher Sarg von Porphyr, der ohngefähr fünf palmi lang und drittehalb breit ist, der schönen Gemälde zu geschweigen,[668] welche Caracci, Titiano, Guercino, Guido Reni, Paolo Veronese und andere Künstler verfertiget haben.

La Zeccha oder die Münze liegt hinter der St. Peterskirche, und liest man an derselben die Schrift: Rand rechts: Die Münze.


Alexander VII. Pont Max.

Monetariam officinam

in qua novo artificio

Præcipitis aquæ impulsu versatis rotis

Magno temporis operæque compendio

Nummi affabre celeriterque signentur

Publicæ utilitati construxit

Ann. Sal. MDCLXV.


Worinnen eigentlich die künstliche Maschine bestehe, kann ich nicht sagen, weil man zu dieser Zeit der Sedis-Vacanz keinen Fremden hinein lassen wollte. Die päbstlichen Münzen sind von gutem Schrot und Korn, und haben mir insonderheit die guten Lehren, so auf den kleinen Silbermünzen von halben und ganzen Paoli, zu lesen sind, wohlgefallen, z. E. Rand rechts: Nachricht von den päbstlichen Münzen.


Qui dat pauperi non indigebit

In sudore vultus tui.

Non Cor apponite.

Non concupisces argentum.

Delicta operit charitas.

Da ne noceat.

Si affluant nolite cor apponere.

Conservatæ pereunt.


Da & accipe.

Inopiæ sit supplementum.

Egeno Spes.

Elevat Pauperem.

Date & dabitur.

Prudentia pretiosior est argento.

Solatium miseris.

Nocet minus. it. Satis ad nocendum.


Auf etlichen von denen Münzen, so in währendem Conclave gepräget werden, liest man um die Vorbildung des heil. Geistes in Gestalt einer Taube die Worte: Infunde lumen sensibus, auf andern: Da recta sapere, und dergleichen gute Gedanken.

Anitzt kann man eine spanische Pistole und die französischen alten Louis d'or zu drey und dreyßig und einen halben bis vier und dreyßig Paoli hinaus bringen.

Ein Speciesducale gilt achtzehn Paoli.

Ein florentinischer oder venetianischer Zecchino neunzehn Paoli.

Der Scudo Romano, so zehn Paoli beträgt, ist nur eine imaginaire Münze und eine Art zu zählen, wie z. E. ein Pfund Sterling.

Der Scudo in specie und die Münze, die sonst zehn Paoli galt, wird itzt für zehn und einen halben Paoli ausgebracht, und wiewohl mit Unrecht insgemein Piastro genennt.

Ein Testone gilt drey Paoli.

Ein Paolo hält zehn Bajocchi, und ein Bajoccho fünf Quattrini.

Die Paoli oder Giulii führen den Namen von den Päbsten Paulo und Julio, welche diese Münze eingeführet oder in Menge haben schlagen lassen.

Man höret hier nichts von einigen Münzveränderungen, sondern die ältesten Stücke gelten so gut als die neuen. Die Aufsicht über das ganze Münzwesen steht bey einer Congregation von fünf Kardinälen und etlichen Prälaten der apostolischen Kammer, welche aber bey so bewandten Umständen nicht viel zu thun haben.[669]

Die Hamerani sind beynahe schon hundert Jahre lang im Russe wegen der Stempel, so sie zu den Medaillen schneiden. Rand links: Medailleur Hamerani. Rand links: Firniß über die kupfernen Medaillen. Sie haben auch einen besondern Firniß erfunden, wodurch man den kupfernen Abdrücken nicht nur einen schönen Glanz, sondern auch eine längere Dauerung giebt. Hedlinger in Schweden, Geyssel in Nürnberg und St. Urbain in Nancy, besitzen das Geheimniß dieses Firnisses, und versicherte mich letzterer einsmals, es sey eine trockene Materie, die auf die Medaille gestreuet und hernach durch die Hitze geschmolzen werde, da sie denn so scharf in die Münze einfresse, daß sie nicht wieder heraus zu bringen sey. Je brauner dieser Firniß, desto besser ist er. In Frankreich und England bedienet man sich einer andern Composition, woraus ein gar dunkel-brauner Firniß wird. Beyderley Arten aber widerstehen dem Wasser nicht, und verträgt überhaupt das Kupfer keine Feuchtigkeit, daher die Schaustücke von solchem Metalle an einem trocknen Orte verwahret werden müssen, wenn sie ihren Glanz behalten sollen. Rand links: Mittel um die Medaillen rein zu machen. Um sie einigermaßen wieder rein zu bekommen, nimmt man Weinstein, kocht ihn in Wasser, und reibt mit einer darinnen genetzten Bürste die Münze. Bey angelaufenen zinnernen Medaillen nimmt man Streusand von Elfenbein, dergleichen man von den Kammmachern bekömmt, macht ihn sehr klein und poliret damit die Münze. Zu Silbermünzen nimmt man gebrannte Schaf beine oder englischen Weyding. Sehr warm eingerieben Leinöl erhält die Bleymünzen, daß sie sich nicht verzehren und letztlich fast in Staub von einander fallen. Die Liebhaber alter Münzen haben dieser Künste desto mehr nöthig, je froher man öfters seyn muß, wenn man nur einen Abdruck eines raren Stückes erhalten kann. In seinem Zinn ist nicht gut abzugießen.

Die Stempel der päbstlichen Münzen und Medaillen werden im Castell St. Angelo aufgehoben; durch Hamerani aber kann man zu den Abdrucken derselben gelangen. Rand links: Abdruck der päbstlichen Münzen. Viele solcher Stempel sind schon so alt und schwach, daß sie die Gewalt des Abprägens nicht mehr wohl aus halten können, und man die Stücke Kupfer erst glüend machen muß, ehe sie untergeleget werden. Allein eben dieses hat den meisten solcher Stempel vollends den Rest gegeben, dergestalt, daß sie kaum mehr gebraucht werden können. Hiebey merke ich noch an, daß bey dem Abdrucke alter und schwacher Stempel die zinnerne und bleyerne Münze dicker, als sonst gewöhnlich ist, genommen werden muß, damit die Materie besser nachgeben könne, und der Stempel nicht so vielen Widerstand finde, als nothwendig geschehen muß, wenn Stahl auf Stahl nahe zusammen getrieben wird.

Fußnoten

1 Der Kardinal Alexander Albani besitzt gleichfalls viele alte und kostbare Bildhauerwerke, um welche der König in Portugall schon lange Zeit her gehandelt hat. Wie aber verlautet, so hat solche endlich der Pabst für siebenzig tausend Scudi an sich gebracht, um sie in das Capitolium setzen zu lassen.


2 Es gründet sich diese Abbildung auf die Erzählung des Tacitus annal. l. II, c. 71,72. Der wegen beygebrachten Gifts in der Blüthe der Jahre sterbende Germanicus empfiehlet seinen Freunden die Rache: Vindicabitis vos, si me potius quam fortunam meam fovebatis. Ostendite populo romano Divi Augusti neptem eamdeque conjugem meam; numerate sex liberos. Misericordia cum accusantibus erit: singentibusque scelesta mandata aut non credent homines, aut non ignoscent. Das willige Versprechen seiner Freunde beruhiget den sterbenden Helden. Juravere amici, dextram morientis contingentes; spiritum ante quam ultionem amissuros. Den Namen Germanicus hatte dieser Held von seinem Vater Drusus geerbet. Denn den Römern war es etwas leichtes; mit dem prächtigen Ehrennamen eines Ueberwinders der Deutschen gegen ihre Fürsten selbst zu der Zeit verschwenderisch zu seyn, da sie die blutigsten Denkmaale des unbezwungenen deutschen Degens empfingen. DIOhist. p. 544: Germanici cognomen Druso ae filiis datum. SVETON. in Claud. c. 1: Præterea Senatus inter alia complura decrevit Germanici cognomen ipsi & posteris ejus. Wie sehr schmerzlich der Tod des Germanicus den Römern gewesen sey, meldet SVETONIVSin Calig. c. 3: Quo defunctus est die lapidata sunt templa, subversæ Deum aræ, lares a quibusdam familiares in publicum abjecti, partus conjugum expositi,


3 Dieses römischen Tyrannen Lebenslauf ist vom P. duCERCEAV beschrieben und im Jahre 1734 herausgegeben worden.


4 Die häufigen und zum Theilrecht lächerlichen Fehler der Ausländer in Anführung deutscher Schriftsteller wird man zwar einigermaßen entschuldigen, niemals aber vertheidigen können, weil sie sich nicht nur auf eine muthwillige Unwissenheit der Sprache, sondern auch vornehmlich auf eine strafbare Nachläßigkeit in den deutschen gelehrten Geschichten gründen. Werwürde die Verdienste eines gelehrten Altorsius gerühmet, und die Ketzereyen eines Articulus Smalcaldicus gescholten haben, wenn es nicht von Ausländern geschehen wäre? Wer sein Gemüth mit Schwachheiten von dieser Art belustigen will, dem kann BOECLERin bibliographia critica ein Genüge leisten.


5 Ein drittes Gepräge von einer solchen Schaumünze, welche in der Größeund Schönheit die bisher angeführten zwey Stücke übertrifft, und die Jahrzahl 1665 vor sich hat, giebt der berühmte Köhler in seinen Münzergötzungen vom Jahre 1733, im XIXten Stücke. In dem Kriege zwischen Friederich, Könige in Dännemark, und Erich dem vierzehnten von Schweden hatten (nach Puffendorfs Berichte in seiner Einleitung) die Schweden ein Admiralschiff ausgerüstet, so zweyhundert, oder wie RESENIUSin vita Frid. II. setzet, hundert und fünf und sechszig Canonen führte. Sie nennten es wegen seiner außerordentlichen Größe und Baukunst Makelös, d.i. ohne Gleichen. Die Dänen eroberten es nach einem zweytägigen Gefechte; es sprang aber bald nebst denen darauf gewesenen Schweden, Dänen und Lübeckern. (Hojers dänische Geschichte, a. d. 269 S.)


6 Die Alterthümer des Capitolii hat in einer eigenen Schrift erläutert Just. RYCQVIVSde capitolio romano Gandav. 1617, 4. und LVGDVN. 1669, 12. Der Verfasser hatte a. d. 255 und 421 S. der leidenschen Ausgabe eine vollständigere Ausführung seines Werks versprochen. Und er würde vielleicht sein Versprechen erfüllet haben, wenn ihn nicht der Tod übereilet hätte. Daß mehrere Städte mit Capitoliis gepranget, beweist CANGIVSin glossario. Wan lese FABRIC. bibliogr. antiq. p. 154.


7 Wie die Römer noch unter der Regierung Kaiser Conrads des dritten die alte Regierungsform und das Ansehen des Raths wieder herzustellen gesucht haben, solches Unternehmen aber gegen den Pabst nicht ausführen können, sieht man beym OTTONE FrsingensiChron. lib. VIII, c. XXXI, p. 156, wie auch lib. I, de gestis Friderici I. c. XXVII, p. 422.


8 Steht itzt in dem Gebäude gegenüber.


9 Von einem andern Monumente handelt CICEROin Orat. III. adversus Catilinam, wenn er die Vorbothen der catitinischen Verrätherey anführet und unter andern setzt: Tactus est etiam ille, qui hanc urbem condidit, Romulus, quam inauratum in Capitolio parvum atque lactantem uberibus lupinis inhiantem fuisse meministis. Denn aus dieser Beschreibung kann man wahrscheinlich schließen, daß zu der Zeit, als Cicero dieses schrieb, von dieser Wölfinn nichts mehr übrig gewesen; ja daß nichts als die Füße von ihr auf dem Piedestal übrig geblieben, zeigt er lib. I. de Divinat an, wenn er setzt:


Et Divum simu lacra peremit fulminis ardor.

Hic Silvestris erat Romani nominis altrix,

Martia, quæ parvos Mavortis semine natos

Uberibus gravidis vitali rore rigabat:

Quæ tum cum pueris flammato fulminis ictu

Concidit atque avulsa pedum vestigia liquit.


Von einer solchen Beschädigung und Verstümmelung bemerket man nichts an dieser itzigen capitolinischen Statue. Etliche geben vor, es sey die Wirkung des Blitzes an dieser Wölfinn kurz vor dem Tode Julius Cäsars geschehen; allein Dio Cassius, auf welchen sie sich berufen, meldet nichts davon, und wenn er desjenigen gedenket, was vor der Conjuratione Catilinæ sich zugetragen, so schreibt er nur: In Capitolio multæ statuæ de cœlo tactæ liquefactæque fluxerant: dejectaque erant cum alia simulacra tum Jovis, columnæ insistens: præterea imago lupæ, cum Remo & Romulo consecrata, ceciderat. Aus welchen Worten man keinen besondern Beweis auf die gegenwärtige Statue nehmen kann, indem kein Zweifel ist, daß solcherley Monumente in vielen Orten der Stadt und auch mehr als einmal auf dem Capitolio werden zu finden gewesen seyn.


10 STRABOlib. XVII beschreibt den Baslten als einen harten und schwarzen Stein, woraus man Mörser machte. Beym PLINIOlib. XXXVI, c. 7 wird er durch seine eiserne Farbe und Härte von andern unterschieden.


11 Siehe RICHARDSONTraité de la Peinture & de la Sculpture.


12 Die ganze Fabel kann man beym HYGINOcap. 7, und APOLLODOROde orig. Deor. lib. 3 lesen. Das Kupfer hat MONTFAVCON dem ersten Tomo P. II seiner Amiqu. expl. angehängt. Von dem Gruppo selbst schreibt PLINIVSHist. Nat. lib. XXXVI, cap. 5: Pollio Asinius, ut fuit acris vehementiæ, sic quoque spectari monumenta sua voluit, in iis sunt Centauri – – – Zetus & Amphion ac Dirce & Taurus opera Apollonii & Taurisci. Pollio Asinius war unter Augusto Bürgermeister zu Rom.


13 Siehe hievon MALVASIAFelsina Pittrice, Part, III, p. 418. RICHARDSON l. c. Tom. III, p. 240, sq.


14 VASARIPart. III, Vol. II, p. 529. RICHARDSON Tom. III, p. 194.


15 Vielleicht hat dem Bernini zu dieser sinnreichen Vorstellung dasjenige Anlaßgegeben, was Lucanus sagt:


Arcanum natura caput non protulitulli,

Nec licuit populis parvum te, Nile, videre.


Heute zu Tage, da wir genugsame Nachrichten von dem Ursprunge des Nils haben, kann itztgedachte Abbildung nicht mehr angebracht werden; zur Zeit Innocentius des zehnten aber, da Bernini diese Fontaine aufführte, hatte es eine andere Bewandniß, und konnte man damals noch mit dem Ovidius sagen:


– – – nec contigit ulli

Hoc vidisse caput.


16 Wegen der Taube mit dem Oelzweige, welche nebst den dreyen französischen Lilien, als däs Geschlechtswapen Innocentius des zehnten oben auf dem Kreuze des Obelisci zu sehen ist.


17 Ob ihm gleich die rüe nevue und rüe du Po zu Turin an Schönheit der Gebäude vorgehen, ohne derStrada Nova in Genua zu gedenken.


18 Nämlich beyden zwo Kirchen, wo er am breitesten und gleichsam die basis des Triangels ist, welches bey dem Thore in einer Spitze zusammen läuft.


19 Im Monat October 1738 wurde eine Statua Herculis, welche der Pabst Clemens der zwölfte von dem Hause Verospi gekauft, in das Capitolium gebracht.


Quelle:
Johann Georg Keyßler. Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. Theil 1. Hannover 1751, S. 670.
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