[873] Ein und sechszigstes Schreiben.

Reise von Rom nach Loreto.

Mein Herr!


Wenn man aus Rom nach Deutschland zurück kehret, nimmt man seinen Weg durch die Porta Flumentana, vorzeiten Flaminia genannt, von welcher il Ponte Milvio oder Molle, wie es itzt insgemein ausgesprochen wird, eine gute italienische Meile entfernet ist. Seinen eigentlichen Namen führet er von seinem Erbauer Marco ÆMILIO Scauro.

Daß der Platz zwischen der Stadt und dem Ponte Molle auch vor alten Zeiten nicht bebauet gewesen, sondern die heutigen Stadtmauern zur Gränze des alten Roms gedienet haben, zeiget sowohl der Augenschein und der Mangel einiger ruderum, als auch der Umstand, daß Konstantin der große allhier sein Kriegsheer wider den Marentius in Schlachtordnung[873] stellen können. Rand rechts: Il Ponte Molle. Rand rechts: Ob diese Gegend jemals mit Häusern bebauet gewesen? Sobald man vermittelst des Ponte Molle über die Tiber gekommen, lenket sich der Weg nach Siena und Florenz (der vorzeiten Via Cassia genennt wurde) linker Hand; die Via Flaminia aber fährt rechter Hand nach Ariminum oder Rimini fort, und geht abermals über den itztgedachten Fluß vermittelst des Ponte Felice, an welchem man rechter Hand liest. Rand links: Via Cassia. Via Flaminia. Rand links: Inscriptionen am Ponte Felice.


Sixtus V. Pont. Max.

Ut commeantes trajectionis molestia

Et vectigali sublevaret

Pontem inchoavit

Ann. Sal. MDLXXXIX. Pontif. sui V.


Von dem Namen, welchen dieser Pabst als Mönch geführet, kömmt die Benennung dieser Brücke.

Gegenüber stehen die Worte:


Clemens VIII. Pontif. Max.

Pontem a Sixto V. Pont. Max. incœptum

Opere magnifico absolvit

Alveo excavato Tiberim induxit

Anno Sal. MDCIIII. Pontif. sui XIII.


Und über denselben:


Urbani VIII. Pontif. Maximi

Providentia

Tiberim a suo cursu

Labefactata via declinantem

Nova alvei effossione

Ac lignorum sustructione coercuit

Anno Salutis MDCXXVIII.

Pontificatus sui sexto.


Etliche hundert Schritte davon zeiget sich linker Hand des Weges an einem viereckigten hohen Steine die Schrift:


VRBANVS VIII. PONT. MAX.

Tiberim via publica eversa

Veterem repetemem alveum

Novi effossione

Ad dextram deductum

Aggeris objectu

Validaque compact. lignorum

Sub ponte, quem declinabat,

Continuit.

Conservationi prospiciens[874]

Peninsulam adjacentem

Attribuit

Anno Salutis M DCXXVIII.

Pontif. sui sexto.


Man kömmt an obgedachte Brücke erst in der fünften Poststation, nachdem man Prima Porta, Castel nuovo, Rignano, Civita Castellana und Borghetto hinter sich gelassen hat. Zu Castel nuovo findet man an der Mauer des Posthauses folgende Inscription: Rand rechts: Alte Inscription zu Castel Nuovo.


Clarix Columna Anguillaria viam Flaminiam antea deviam spinis & terra alte obrutam labore & impensa oppidanor. Castri novi purgatam aperuit jussu Greg. XIII. Piissimi Principis. Pau. Bubalus Præf. Viar. Cur. MDLXXX.


Zwischen Rignano und Civita Castellana läßt man rechter Hand den Berg S. Oreste liegen, worauf etliche Einsiedler ihre Wohnung aufgeschlagen haben. Rand rechts: Berg St. Oreste. Wegen des Klosters, welches Carolomannus dem h. Silvester zu Ehren darauf erbauen lassen, heißt er auch Monte di S. Silvestro (REGINONIS Chron. ad an. 746, und AIMOINVSFrancicar. rer. lib. IV, c. 60). Seine alten Namen sind Mons Faliscorum und Soracte. Vielleicht ist durch einen Schreibfehler nach dem ersten Buchstaben des letztgedachten Wortes ein Punct gesetzet, und daraus erstlich S. Oracte, und hernach endlich der neue Heilige S. Oreste, von welchem auch das auf besagtem Berge liegende Castello di S. Oreste seine Benennung hat, gemacht worden, fast wie es nach dem Zeugnisse MABILLONII (Itiner. Ital. p. 143) einsmals beynahe andem war, daß St. Viarus die Zahl der Heiligen vermehret hätte, wenn man nicht gefunden, daß die Buchstaben S. VIAR. welche man auf einem Steine angetroffen hatte, und worauf sich diejenigen, so des Viari heiligen Stand behaupten wollten, gründeten, nichts anders waren, als die Ueberreste des Titels PræfectuS VIARum1. Rand rechts: Ob St. Oreste nicht ein untergeschobener Heiliger sey.

Was für ein besonderes Opfer die Hirpii dem Apollo jährlich auf dem Berge Soracte gebracht haben, kann man aus STRABONElib. V, SERVIOad Æneid. lib. XI, PLIN. lib. VII, c. 2, und SOLINOc. VIII ersehen. Von denen sich darauf aufhaltenden Ziegen meldet VARROrer. rust. lib. ll, daß sie weiter als sechszig Schritte auf einmal von einem Felsen springen können.

Der Flecken Civita Castellana liegt auf einem steilen Berge, und ist nach dem Urtheile AntoniiMASSA (der ein besonderes Buch de Origine Faliscorum geschrieben hat) das alte Fescennium oder der Hauptsitz der Faliscorum gewesen. Es ist von Rom fünf und dreyßig bis acht und dreyßig italienische Meilen in einer unebenen und nicht zum besten bebaueten Gegend. Rand rechts: Civita Castellana. Das alte Fescennium.

Auf der Seite gegen Otricoli liest man an der Brücke:


Clemens XI. P. M.

Oppositam agrorum partem

Ponte caræ magnitudinis excitato

Civitati conjunxit

Viaque Flaminia intra muros perducta[875]

Ac longioris itineris incommodo sublato

Civium non minus quam exterorum utilitati

Consuluit

Josepho Renato Card. Imperiali

Cong. Bon. Reg. Præfecto

Curante

Anno Sal. MDCCXII. Pont. XII.


Etwa eine italienische Meile von Otricoli sieht man linker Hand in der Ebene am Tiberflusse die Ueberreste der alten sabinischen Stadt Ocrea oder Ocriculum, welche aber nicht verdienen, daß man sich ihrentwegen von der gewöhnlichen Straße abbegebe. Rand links: Sabinische Stadt Ocrea. Das heutige Otricoli ist ein elender auf einer Höhe gelegener Ort.

Fünf italienische Meilen über Otricoli bey Calvi ist die Gegend an der Tiber so tief und morastig, daß die Leute, welche an denen mit Oel beladenen und nach Rom gehenden Schiffen ziehen, und deren öfters zehn bis vierzehn vor einem einzigen Schiffe arbeiten, nicht in Schuhen gehen können, sondern in bloßen Füßen fortwandern müssen; hingegen steigt bey einfallendem Regen ein solcher Staub oder vielmehr Dampf auf, daß sie die Augen nicht aufzuthun vermögen und die Anker werfen müssen. Rand links: Eigenschaften des kalkichten Bodens bey Calvi. Daß die Nera, so sich oberhalb Otricoli in die Tiber ergießt, durch einen kalkichten Boden fließe, zeiget die vom SILIOItalicolib. VIII, und MARTIALI schon angemerkte weiße Farbe ihres Wassers genugsam an; es wird solches aber bey anhaltendem Regen roth2.

Vor dem Posthause zu Otricoli findet sich eine alte Inscription, welche einer gewissen Juliæ Lucillæ zum Andenken gesetzet worden, und in folgenden Worten verfasset ist: Rand links: Alte Inscription zu Otriculi.


Juliæ. Lucillæ.

L. Juli. Juliani. Fil.

Patroni. Municlpi

Cujus. Pater

Thermas. Ocricula

nis. a. solo. extructas

Sua. pecunia. dona

vit.

Dec. Aug. Plebs

L. D. D. D.


Von hier bis Narni hat man etliche gute Aussichten, sonderlich gegen Porcaria oder Portaria (wie dieser Ort in einer Ueberschrift seines Thores genannt wird), so zur Seite auf einem Berge liegt. Rand links: Portaria. Bey der hierauf folgenden Brücke Sanchonaro deutet eine in Stein gehauene Nachricht an, daß Gregorius der dreyzehnte diesen Weg wieder in guten Stand setzen lassen. Hiernächst kömmt man in eine steinigte und gebirgichte Gegend, an deren linken Hand sehr steile Abgründe befindlich sind. Das beste hiebey ist, daß der Weg breit ist, und wohl unterhalten wird. Auf seiner äußersten Höhe zeiget man etliche vorgegebene Denkzeichen eines alten Riesen Orlando genannt, worunter ein großer Stein, der für seinen Stuhl[876] ausgegeben wird, nebst der Höhle, die ihm zu seiner Wohnung gedienet, die vornehmsten sind. Die Höle ist schlecht, theils in Felsen gehauen, theils mit Kieselsteinen und Kalk ausgemauert, und tropfet das Wasser an etlichen Orten durch. Man nennt sie auch Amrum Sibyllæ. An der einen Seite der Höhle ist in dem Felsen ein Pferdefuß mit gar schlechter Kunst eingehauen; dabey geht ein tiefes Loch in die Erde, woraus bey starkem Regen Rauch hervorkommen soll. Rand rechts: Höhle des Riesen Orlando, oder einer Sibylle.

Narni ist ein schlechter Flecken, von dessen Höhe aber die Aussicht in das darunter gelegene und nach Terni reichende Thal viele Annehmlichkeiten hat. Rand rechts: Narni. Wegen der Hartnäckigkeit seiner Einwohner, welche emsmals als sie belagert waren, erstlich ihre Weiber und Kinder (um die Lebensmittel zu sparen) und hernach sich selbst lieber hinrichteten, als daß sie sich hätten ergeben wollen, wurde dieser Ort voralters Nequinum genennt. Andere leiten die alte Benennung desselben her von denen ehemaligen schlimmen Wegen, die in seiner Gegend waren. Er machet sich aber damit groß, daß er das Vaterland des Kaisers Nerva, des Pabstes Johann des dreyzehnten, des venetianischen Generals Gattamelata, des Kardinals Cesi, und etlicher anderer berühmten Leute gewesen seyn soll. Von den ersten zween zeuget der Vers:


Imperio genui Nervam, Mitræque Joannem.


Der Kardinal Sacripanti aber machet ihm schlechte Ehre. Man findet allhier etliche gute Springbrunnen und eine kostbare Wasserleitung, die das Wasser von funfzehn italienischen Meilen herbringt. In der bischöflichen Kirche ist der Hauptaltar und die treffliche Treppe, auf welcher man hinunter in des heil. Juvenals Kapelle geht, in Augenschein zu nehmen.

Vor allen Dingen aber hat man die rudera der vom Kaiser Augusto über die Nera gelegten Brücke zu betrachten. Es liegen solche linker Hand nahe unter der Stadt, und muß man sich gefallen lassen, einen gar unwegsamen Hügel hinunter zu steigen, welche Mühe jedoch keinen Liebhaber von merkwürdigen Alterthümern gereuen wird. Rand rechts: Rudera der trefflichen Brücke Augusti. Besagte Brücken verknüpfte zween auf den Seiten des Flusses gelegene Berge, um hiedurch den Weg nach Perugia zu erleichtern. Sie besteht aus großen Quaderstücken, die ohne Kalk und eiserne Klammern in einander gefüget und an den äußern Seiten als geschliffene Diamanten zugehauen sind. Auf der Seite von Narni ist am Lande, und ehe das Wasser des Flusses anfängt, ein Bogen noch ganz und geschlossen, von außerordentlicher Höhe, und hält diebasis seines Gewölbes über vierzig gemeine Schritte. Auf der Höhe findet sich beym Anfange der Brücke ein Loch, welches so tief hinunter reichen soll, daß man dadurch vermittelst eines Gewölbes unter der Nera auf die andere Seite des Flusses habe kommen können. Die Pfeiler, die in dem Wasser noch zu sehen sind, zeugen von der ungemeinen Größe ihrer Bogen, welche jedoch nicht von einerley Weite gewesen sind. Eine genaue Beschreibung davon hatAgostinoMARTINELLI in dem Werke Descrittione de diversi ponti essistenti sopra il siumi Nera e Tevere herausgegeben, und nach dessen Ausrechnung ist die Brücke achthundert und funfzig palmi, oder sechshundert und sieben und dreyßig und einen halben römische Fuß lang gewesen3. Die Pfeiler des ersten noch unversehrten Bogens stehen hundert palmi von einander. Seine Höhe ist von hundert und funfzig palmi. Die Weite zwischen den Pfeilern des andern Bogens ist von hundert und achtzig palmi; die vom dritten[877] hundert und funfzig, und des letzten, der sich auf der andern Seite jenseits der Nera endiget, von hundert und neunzig palmi oder hundert und zwey und vierzig und einem halben römischen Fuß. Dieser Wölbung kömmt weder il Ponte Rialto noch ein anderer Bogen, den man heut zu Tage in Europa sieht, bey. MARTIALISEpigr. lib. VII gedenket der Brücke von Narni mit folgenden Worten:


Sed jam parce mihi, nec abutere, Narnia, Quinto,

Perpetuo liceat sic tibi ponte frui.


Wenn man dieses prächtige Alterthum besieht, so ist am rathsamsten; daß solches bey der Abreise nach Terni geschehe, da man denn seinen Wagen in der gewöhnlichen Landstraße warten läßt, indessen daß man zu Fuße aus der Stadt den mühsamen Berg hinunter steigt, und hernach nicht nöthig hat, denselben wieder hinauf zu klettern. Die Nera, welche sich bald hierauf bey Guastanello mit der Tiber vereiniget, führt Schleyen, Barben, Aale, Forellen und andere gute Fische. Terni liegt sieben italienische Meilen von Narni, und geht der Weg durch ein schönes Thal, worinnen absonderlich die Gegend zwischen Cessa und Colle Scipoli (so im Lateinischen Collis Scipionis genennt wird) sehr angenehm ist. Rand links: Colle Scipoli. Die Felder sind alleenweise mit Bäumen besetzt, um welche sich überaus große und dicke Weinreben geschlungen haben. Man bauet unter andern eine Art von Weintrauben, die kleine Beeren und keine Kerne haben. Ihr Namen ist Uva passa4 oder passarina, und werden sie zu Sauçen häufig verbrauchet, auch von betrüglichen Kaufleuten unter die korinthischen Beeren, denen sie an Gestalt und Geschmacke sehr nahe kommen, vermischet. Rand links: Passarina. Diese Gegend ist mit vielen Feigenbäumen besetzt und mit Oelbergen umgeben. PLINIVSlib. XVIII, c. 28 bezeuget, daß man um Terni die Wiesen (auch sogar diejenigen, welche nicht gewässert werden können) viermal des Jahres mähe, und wenn solches an den schlechtern Orten nur dreymal geschehe, so bliebe doch noch gute Weyde für das Vieh rückständig. Die Rüben werden allhier so groß: daß bisweilen eine einzige dreyßig bis vierzig Pfunde wiegt5. Rand links: Fruchtbarkeit des Landes. Die Felder, worauf sie am besten gerathen, sind etwas steinigt. Rand links: Rüben von vierzig Pfunden. Der Saamen solcher Rüben will in andern Ländern nicht so wohl gedeihen, auch selbst in dem Mayländischen nicht, da doch an fettem Lande kein Mangel ist. Die Melonen, Pfirschen, Feigen und andere Früchte sind gleichfalls in der Gegend von Narni viel größer als anderwärts, und hat man Pfirschen von funfzehn bis achtzehn Unzen.

Terni, eine mittelmäßige Stadt, hat ihren alten Namen Interamna von den zween Aermen der Nera, zwischen welchen sie liegt, und ist das Vaterland des Cornelius Tacitus, wie auch der Kaiser Tacitus und Florians. Rand links: Terni. An der einen Seite ihres Marktes, wie auch in dem bedeckten Gange des Seminarii befinden sich etliche Inscriptionen, die der Stadt Interamnæ oder ihrer Einwohner Erwähnung thun. Ueber dem Zeiger der Uhr am Markte liest man: Rand links: Inscription einer Uhr.


Hora, dies & vita fugit, manet unica Virtus.


An einer kleinen Pyramide, welche über dem Brunnen auf dem Markte aufgerichtet ist, steht die Inscription:[878]

Aquarum delicias

Quas suo mirabatur in agro

Et sitiebat in gremio

Interamna

Inclytæ Patriæ commodis

Comes Antonius Manasse

Eques Sancti Michaëlis

De61. Schreiben Castri. Copparum Con61. Schreibens

Terrar. Cœlestat & Turris Ursinæ

Suo ære ingenioque adduxit.

Marco Butaglino Gubernat.

MDCLXXXIII. Rand rechts: Inscription einer Fontaine.


Allein aus dieser also gelobten Fontaine fließt kein Tropfen Wasser; daher jemand Gelegenheit genommen, folgende Verse darauf zu verfertigen:


O voi, che qui trovare aqua pensate,

Se non piove dal Ciel, non l'aspettate.


Gleichwie viele Städte in Italien sich eine Ehre daraus machen, daß sie älter als Rom sind: also suchen auch die Einwohner von Terni diesen Ruhm zu behaupten6, welchem aber ihre eigene Inscription, die in dem Porticu oder der Galerie des Seminarii eingemauert ist, widerspricht, indem sie meldet, wie diese Stadt zu der Zeit als Cn. Domitianus Ænobarbus und M. Camillus Scribonianus Bürgermeister gewesen (welches in das 784ste Jahr nach Erbauung der Stadt Rom fällt) 704 Jahre lang gestanden sey. Rand rechts: Alterthum der Stadt. Die Worte sind folgende:


Saluti perpetuæ Augustæ libertatique publicæ Populi Romani. Genio Municipii Anno post interatunum conditam DCCIIII. ad Cn. Domitianum Ænobarbam – – – – – Coss. Providentiæ Tib. Cæsaris Augusti nati ad æternitatem Romani nominis sublato hoste perniciosissimo P. R. Faustus Titius Liberalis VI. Vir. Aug. iter. P. S. F. C. h. e. VI. Vir, iterum pecunia sua fieri curavit.


Vermuthlich ist dieses Monument aus Schmeicheley gegen den Tiberius, nachdem dieser den Sejanus aus dem Wege geräumet, aufgerichtet worden, und könnte demselben eine andere Inscription zur Untersuchung der Alterthümer dieses Ortes beygefüget wer den, wenn man versichert wäre, daß selbige ächt oder wenigstens nicht gar jung wäre. Es findet sich solche bey der Domkirche mit folgenden Worten:


Interamna anno ante Christum DCLXXI.

condita vivente Pompilio.


Ueber dem Thore nach Spoleto liest man: Rand rechts: Inscription eines Thores.


Porta, quam Viator ingrederis, trium monumentorum dicta,

Ob propinqua a fluminibus disjecta momumenta,

C. Cornelii Taciti Politicorum Principis[879]

Tacitique & Floriani Imperatorum hujus Urbis civium,

Nunc in honorem sacratissimæ Laureti domus,

Quo revertentem te ducit, Lauretana nuncupata,

Aditum præbet spectanti Interamnam,

Præstantissimum Italiæ municipium,

Patriam illius Claudii Neronis, qui ad Metaurum fluvium

Collatis cum Asdrubale signis

Istius internecione & exercitus octoginta Pœnoram millium

Annibalem ex Italia expulit,

Carthaginensem Rempublicam concussit,

Romanam periclitantem constabiliit,

Et plures Cæsares terrarum Orbi dedit,

Ad perennitatem gloriæ hujus municipii,

Tantorum Heroum progenitoris

Interamnenses Nahartes hanc memoriam apponi curarunt

Anno Dni. MDCLXXXIX.


Die größte Handlung dieser Stadt besteht in Oele, nächst welcher sie auch großen Vortheil aus ihrem trefflichen Weinwachse zieht.

Es wird kein Reisender unterlassen drey bis vier Stunden daran zu wenden, um den Fall des Velino, der vier italienische Meilen von Terni (gegen Osten zu rechnen) sich über einen Felsen herabstürzet, in Augenschein zu nehmen. Rand links: Sehenswürdiger Wasserfall des Velino. Es kann solches nicht anders als zu Pferde geschehen, und bezahlt man auf der Post für jedes vier Paoli. Wo der Berg anhebt, ist der Weg sehr schlimm und wegen seiner Enge an den zur Linken befindlichen steilen Abgründen anitzt so gefährlich, daß man wohl thut, an etlichen Orten vom Pferde zu steigen. Der Fluß Velino entspringt in den Apenninischen Gebirgen bey Civita Reale, vierzehn bis sechszehn italienische Meilen von Terni, und nachdem er vor Anterdoco, Citta Ducale, Rieti und demLago di Rieti vorbey geflossen, auch einige Communication mit dem Lago di Pie di Luco gehabt, ergießt er sich in den Lago delle Marmore, in welchen auch der Lago di Cor delle Fratte gleichfalls sein Wasser ausschüttet. Wie etliche wollen, so hat der Velino, nachdem er aus dem Lago delle Marmore gekommen, ehemals seinen Lauf mehr nach der linken Hand, als itzt geschieht, genommen, und solchen in das darunter gelegene Thal fortgesetzt; allein weil dadurch sein Schuß sich sehr weit erstrecket, und der Stadt Terni gefährlich gefallen, so habe man sich entschließen müssen, ihn oben auf dem Berge rechter Hand in einen mit Felsen umgebenen jähen Abgrund zu leiten, woselbst seine Gewalt auf einmal sich zwar äußert, zugleich aber auch auf einmal gebrochen wird. Rand links: Ob der Velino voralters einen andern Lauf gehabt?

Was es vor alten Zeiten mit dem Ablaufe desLacus Veleni für eine Beschaffenheit müsse gehabt haben, ist ungewiß. CICEROlib. IV, Epist. 14, ad Atticum, meldet von einer Klage, welche die Reatini wider die Interamnates wegen dieses abgeleiteten Flusses haben erheben wollen. Reatini (schreibt er)me ad sua τέμπη duxerunt, ut agerem causam contra Interamnates apud Cos. & decem legatos, quod lacus Velinus a M. Curio emissus, interciso monte in Nar defluit: ex quo est villa siccata, & humida tamen modicerosea. Dieser Ableitung gedenket auch VARRO. Worauf die Klage wider die Interamnates sich gegründet habe, ist nicht zu begreifen, zumal da M. Curius Dentatus, welcher in dieser Gegend schwere Kriege geführet hatte, im Jahre 463 nach Erbauung der Stadt Rom Bürgermeister gewesen, und solchergestalt die Ableitung mehr als zweyhundert Jahre vor der[880] Zeit, da Cicero das besagte Schreiben abgehen lassen, geschehen war. Ueber dieses meldet SERVIVSadVIRGILÆneid. VII, v. 712, daß gedachte Gegend durch solche Veränderung eine außerordentliche Fruchtbarkeit erlanget habe, auf welche Virgil ziele, wenn er Georg. lib. II, v. 201, sq. setzet:


Et quantum longis carpent armenta diebus

Exigua tantum gelidusrosnocte reponet.


Die letzten Worte der obangeführten Stelle Cicerons sind etwas undeutlich. Roseus wird häufig fürroscidus gesetzet, und daß die Gegend um Reate Ager Rosulanus genennet worden, bezeuget SERVIVSl. c. Ohne Zweifel gehören dahin auch die beym VIRGILIOÆneid. VII, v. 712 gemeldete Rosea rura Veleni. Rand rechts: Ager Rosulanus. Ich halte aber nicht dafür, daß das damalige Werk der Interamnatium dasjenige sey, welches wir heute zu Tage sehen, weil Cicero bloß von der Durchschneidung eines Berges redet, welche mit dem Falle des Veleni über einen hohen Felsen in das darunter gelegene Thal keine Gemeinschaft hat, wozu noch kömmt, daß die Einwohner von Terni durch dieses Werk den Strom sich vielmehr würden zugewandt als abgelenket haben. Nächst diesem ist in Erwägung zu ziehen, daß nach TACITI Berichte Annal. lib. I, c. 79 die Reatini den Tiberius ersuchet, daß der Einfluß des Lacus Velini in die Nar nicht möchte verstopfet werden (wie man in Vorschlag gebracht hatte), weil derselbe sonst anderwärts in die umliegende Gegenden ausbrechen würde. Wäre damals schon der Strom über den Felsen in die itzige Tiefe geführet gewesen, so hätte dem in der Höhe liegenden Lande von Reati kein Nachtheil aus dem verstopften Einlaufe in die Nar erwachsen können, sondern die Interamnates, gegen welche nach des Veleni Fall der Strom in einem tiefen Thale fortfährt, hätten allein die Gewalt des Wassers auf dem Halse behalten und für dessen Abführung besorget seyn müssen, woran sie aber nicht gedachten, sondern nur zu verhindern suchten, daß die Nar nicht in kleine Bäche vertheilet, und dadurch Gelegenheit zu mehreren Stemmungen und Ueberschwemmungen gegeben würde. Wäre auch der Wasserfall, welchen wir heute zu Tage bewundern, schon vor den Zeiten Cicerons gewesen, so würde es schwer fallen zu begreifen, warum kein einziger Scribente einer so sonderbaren Merkwürdigkeit mit dem geringsten Worte gedenket. Rand rechts: Daß dieser Fall den Alten unbekannt gewesen. Der fleißige Naturkündiger Plinius setzet lib. II. Hist. Nat. c. 62, da er von den besondern Eigenschaften der Luft nach dem Unterschiede der Gegenden handelt, roscidas æstate Africæ noctes, in Italia Locris etc in lacu Velino nullo non di apparere arcus, und gedenket also der Regenbögen, welche man täglich (vielleicht wegen der Nebel) über dem See Veleno bemerkte, übergeht aber sowohl im itztbesagten Orte als anderwärts den merkwürdigen Fall des Veleni mit Stillschweigen. Der Fluß Nar ist in der Nachbarschaft des Velini und wird vom VIRGILl. c. v. 516 in einer Gegend zusammen gesetzt, wenn er schreibt:


– – – audiit amnis

Sulfurea Nar albus aqua, fontesque Velini;

Nichts destoweniger, da Claudian des Kaisers Honorius Reise erzählet, und wie er von dem ordentlichen Wege abgegangen, um den Fluß Nar zu besehen, so schweigt er völlig vom Falle des Veleni, ungeachtet ein so außerordentliches Werk sowohl von einem aufmerksamen Fürsten in Augenschein genommen, als von einem Poeten zur Zierde seiner Schrift abgemalet zu werden verdienet hätte. Es meynen zwar einige, die Abstürzung des besagten Flusses in denen Worten des VIRGILIIÆneid. VII, v. 563 gefunden zu haben, da er den Abgrund, durch welchen die Alecto oder Erinnys wieder zu den unterirdischen Finsternissen geeilet, mit folgenden Ausdrückungen beschreibt:
[881]

Est locus Italiæ medio sub montibus altis

Nobilis & fama multis memoratus in oris

Amsancti valles. Densis hunc frondibus atrum

Urget utrimque latus nemoris, medioque fragosus

Dat sonitum saxis & torto vertice torrens etc.


Man könnte auch zu Bestärkung dieser Muthmaßung anführen, daß nach SOLINI Berichte Varro vorgegeben, die Gegend um Reate sey der Mittelpunct oder Vmbilicus von Italien; allein es kömmt mit dem Wasserfalle des Velini nicht überein, was Virgil weiter setzt:


Hic specus horrendum, sævi spiracula Ditis

Monstratur, ruptoque ingens Acheronte vorago

Pestiferas aperit fauces


und erkläret man mit mehrerm Rechte nach SERVII Meynung ad h. l. wie auch ad Æneid. XI, v. 785, des Poeten Beschreibung von einer Gegend in Flaminia, nicht weit vom Berge Soracte, woselbst nach Schwefel stinkende Wasser oder Seen und eine Höhle, die einen giftigen Dampf von sich gab, anzutreffen waren.

Das Gebirge, auf welchem der Velino vor seinem Falle fließt, ist zwar in Ansehung der Gegend von Terni sehr hoch, allein auf beyden Seiten mit noch höhern Bergen umschlossen. Wegen der abhängenden Gegend fließt er, sobald er aus dem Lago delle Marmore gekommen, mit großer Geschwindigkeit; das hauptsächlichste aber kömmt auf drey Cascaden an, die nahe beysammen liegen, und davon die letzte bey zweyhundert Fuß hoch zu seyn scheint. Rand links: Beschreibung des Wasserfalles. Die Natur hat an der linken Seite desselben einen schmalen Platz als ein Vorgebirge in der Gestalt eines halben Mondes zubereitet, worauf man sich begeben und also der Haupt-Cascade gegenüber und gleichsam ins Gesichte kommen kann. Ich halte es zwar nicht mit denen, welche ihr eine Höhe von drey hundert Fuß beylegen; allein dieses ist gewiß, daß man nicht ohne Erstaunen den Lärmen und das Brausen der sich auf einander gleichsam um die Wette stürzenden Gewässer anhöret7, wobey man mit Vergnügen sieht, wie sich solche alsbald, und ehe sie den Abgrund erreichen, in einen weißen Schaum verwandeln, der mit solcher Gewalt an den Klippen des Abgrundes gebrochen wird, daß gleichsam ein weißer Staub als eine Wolke oder Rauch in die Höhe steigt, worinnen sich bey hellem Sonnenscheine die schönsten Regenbogen bilden und abschildern. Itztgedachte subtile Theilchen des Wassers steigen aus der Tiefe über die Höhe des Berges, worauf man steht, empor, und verursachen, daß man auf der Seite, wohin der Wind sie treibt, als in einem Staubregen sich befindet. Woher einige behaupten, daß diese Feuchtigkeit sich doppelt so hoch, als der Fall ist, in die Luft erhebe, kann ich nicht sagen; getraue mir auch nicht zu entscheiden, ob die Benennung desLacus Velini, dessen Plinius und andere gedenken, dem Lago delle Marmore, oder dem Lago di Cor delle Fratte, oder dem Lago di Pie di Luco eigentlich zukomme. Rand links: Lacus Velini. Nach der Meynung, die ein jeder hievon hat, wird sich auch die Lage desluci oder geheiligten Waldes und des Tempels der Velinia richten Rand links: Lucus Veliniæ. Jene scheint das Städtchen Pie di Luco nebst dem auf gleiche Art benannten See anzudeuten, welcher Meynung auchVARROlib. IV, de ling. lat. ist; von dem obgedachten See aber führt der Wasserfall den Nomen Cascata delle Marmore.[882]

Ungeachtet seiner außerordentlichen Höhe soll dennoch im Jahre 1543 Petrus Terennaticus von Siena, ein Marschall oder Hauptmann unter der Reuterey des Herzogs von Castro, Aloisii Farnesii, als er von der Gewalt des Wassers mit herunter und auf einen Felsen geschmissen worden, glücklich davon gekommen seyn. Rand rechts: Wie ein Haupt mann über den Wasserfall mit sonderbarem Glücke herunter gestürzt. Weil diese wunderbare Erhaltung dem Beystande der heil. Maria von Loreto zugeschrieben wurde; so hat man nicht ermangelt, den ganzen Verlauf der Sache in der Kirche zu Loreto auf einer Tafel mit folgenden Worten der Nachwelt anzudeuten:


Ego Petrus Terennaticus Eques & Marescallus equitatus Ducis Castrorum, & cæteri equites ex Piceno ad vicum Varronis proficiscentes, cum Nonis Martii MDXLIII. ad Velinum lacum pervenissemus, & duo alii milites, Tiberius ex Graviscis, & Antonius Cortonensis a cæteris equitibus discessimus, ut illum viseremus locum, quo se Velinus in Nar præcipitat. Ac non procul inde, cum equum adaquarem, ego una cum equo in quasdam fluminis angustias incidi, ex quibuspræcipitem altissimo casu, circiter videlicet centum cubitos altum & Delparæ Virginia Lauretanæ opem imploramem quidam me scopulus excepit incolumem, & reimiraculo admirabundum atque attonitum. Quapropter illico votum persolvi Beatissimæ Virgini, quam tum præsentem propitiamque sum expertus, testibus oculatis duobus Centurionibus Chiancio Urbevetano & Raimundo cum universa equitum ala.


Der vom Felsen herabgestürzte Velino ergießt sich noch oberhalb Terni in die Naar ober Nera, und verliert damit seinen Namen.

ll Mont-Eolo liegt auf der andern Seite sechs bis sieben italienische Meilen von Terni, und ist berühmt wegen der kühlen Winde, welche sonderlich zur Sommerzeit aus den Ritzen und Löchern der Felsen dieses Berges hervor kommen und nach Missons Berichte von den Einwohnern des nahe daran gelegenen Städtleins Cessi vermittelst Röhren und Canälen sowohl in ihre Häuser als Weinkeller geleitet werden. Rand rechts: Il Mont-Eolo.

Von Terni nach Spoleto hat man einen angenehmen mit Oliven und andern fruchtbaren Bäumen besetzten Weg, bis an das Gebirge Somma, über welches bey Regen- und Schneewetter übel zu kommen ist.

Spoleto ist eine bergichte und unansehnliche Stadt, welche dieses mit andern schlechten Orten von Italien gemein hat, daß sie in Inscriptionen viel Wesens aus sich und manchen schlechten Kleinigkeiten, die sich bey ihnen zugetragen, machen. Rand rechts: Spoleto. Eine deutliche Probe von solchem pedantischen Hochmuthe giebt folgende bey einem elenden Thore zu Spoleto in Marmor gehauene Nachricht: Rand rechts: Pralerische Inscriptionen.


Ludovicus Sciamanna Nob. Interamnensis V. S. R8.

Spolitini Ducatus Gubernator

Publicam rem prudentia instituit,

Vigilantia stabilivit

Arcem sarcivit, ornavit,

Regionem S. Pontiani maximo civitatis commodo stravit

Vehendisque rhedis aptiorem reddidit.[883]

Spoletum Urbs Regia ex S. C.

Portam Friderici Oenobarbi Urbis hujus

devastatoris

Ingressu nefastam

Faustiori Omine

Optimo Præsidi restauratori

Statuit Trophæum

Anno Sal. MDCLXXVI.

Man muß gestehen, daß wenn die Aufsicht über die Pflasterung einer Straße von so großer Wichtigkeit ist, daß sie unter die Dinge, welche ein Trophäum verdienen, gerechnet werden muß, dieses Thor sich wegen seines armseligen und elenden Ansehens vollkommen dazu schicke.

Ueber dem Thore, das vom karthaginensischen Kriegshelden Annibal den Namen führet, liest man: Rand links: Inscriptionen der Porta d' Annibale.


ANNIBAL.

Cæsis ad Thrasymenum Romanis

Urbem Romam infenso agmine petens

Spoleto magna suorum clade repulsus

Insigni fuga portæ nomen fecit.


Eine darüber befindliche Inscription, die den Einzug der Königinn Christina in diese Stadt betraf, ist mit dem Kalke, worauf sie gezeichnet war, über die Hälfte schon abgefallen.

In der bischöflichen Kirche und zwar in der Kapelle der heil. Maria sieht man etliche Gemälde vom Philippo Lippi Carino, welche, nachdem dieser Meister im Jahre 1438 aus Neid und Misgunst mit Gifte hingerichtet worden, von seinem Gehülfen, dem Fratre Diamante, vollendet worden. Rand links: Domkirche. Unter des in hiesiger Kirche begrabenen Lippi marmornem Brustbilde liest man folgende wohlgesetzte und vom Angelo Politiano verfertigte Grabschrift: Rand links: Epitaphium Phil. Lippi.


Conditus hic ego sum picturæ fama Philippus

Nulli ignota meæ gratia mira manus.

Artificis potui digitis animare colores,

Sperataque animos fallere voce diu,

Ipse meis stupuit natura expressa figuris

Meque suis fassa est artibus esse parem.


Gleich darunter folgen die Worte:


Marmoreo tumulo Medices Laurentius hic me

Condidit, ante humili pulvere tectus eram.


Gegenüber ist Johannis Francisci Ursini Equitis mit schönen bas-reliefs geziertes Grabmaal zu sehen, und über dem Haupteingange der Kirche die h. Maria mit etlichen Jüngern von alter mosaischer Arbeit.

Das Castel von Spoleto liegt auf der Höhe und ist vermittelst einer Brücke an die Stadt verknüpfet. Rand links: Castel. Von einem gegenüber liegenden Berge, der vom heil. Franciscus seinen Namen führet, wird das Wasser erstlich in das Schloß, und hernach ferner in die Stadt geleitet. Die dazu dienende Wasserleitung ist ein treffliches Werk von zehn Bogen aus Quadersteinen. Rand links: Aquæductus. Die Bogen sind zwar schmal, allein in der Mitte des Werkes wegen[884] der Tiefe des Thales und des Grabens doppelt übereinander. Die ganze Höhe soll vier bis fünf hundert Fuß betragen. Misson giebt sie noch höher an.

Um Spoleto und in etlichen andern Gegenden Umbriens findet sich lignum fossile, so in einer kreidigen Erde wächst, seine poros wie das andere Holz hat, und zu Kohlen brennet. Rand rechts: Lignum fossile. Unverbrennliches Holz. Es ist dieses ganz unterschieden von einem Holze oder Buschwerke, das an etlichen Orten Italiens wächst, und weder zum brennen noch schmelzen gebracht werden kann, ob man es gleich viele Stunden lang glüend erhält. Die besten Brennspiegel, welche Eisen und Steine schmelzend machen, können dergleichen bey ihm nicht leicht ins Werk richten. Es verliert auch durchs Feuer weder Farbe noch Gewicht. Dem äußerlichen Ansehen nach gleicht es einem Eichenholze, ausgenommen daß es ein wenig weichlicher und sowohl seine Rinde als das Innerste etwas röthlich ist. Es läßt sich leicht schneiden und brechen, vornehmlich wenn es oft im Feuer gewesen. Im Wasser fällt es zu Boden, es mag so klein, als man wolle, geschnitten seyn. Im käuen spüret man weder Sand noch einen andern Geschmack von Mineralien. VITRVIVSlib. II, c. 9 schreibt dergleichen Unverbrennlichkeit und Schwere dem Baume Larix, der um den Po und das adriatische Meer häufig wächst, zu, und meldet dabey, daß Julius Cäsar einen an dem Alpengebirge von solchem Holze gebaueten Thurm nicht habe verbrennen können. Plinius9, der diese Bäume unter die Arten von Fichten und Tannen rechnet, leget ihnen gleiche Eigenschaften bey. Nur wird der Name Larix bey den Alten von gar vielerley Bäumen gebraucht. Ich werde etliche Stücke von diesem unverbrennlichen Holze in meines Herrn Sammlung natürlicher Merkwürdigkeiten zurück bringen. Man hat dergleichen auch ungefähr in Andalusien bey Seville gefunden10. Linum asbestum, das man in Siebenbürgen und anderwärts findet, und woraus unverbrennlich Papier und Leinwand verfertiget wird, ist ein Stein, der mit itztgedachtem Holze keine Verwandschaft hat.

Von Spoleto an kömmt man in ein sehr angenehmes Thal, so mit der Gegend von Pisa nach Florenz eine große Gleichheit hat. Rand rechts: Schöne Gegenden. Insbesondere findet sich eine treffliche Aussicht von dem Templo Clitumni, welcher nur etliche hundert Schritte über die erste Poststation, la Vene genannt, hinaus liegt. Rand rechts: Templum Clitumni. Aus diesem Tempel hat man in den neuern Zeiten eine christliche Kapelle gemacht, die den Namen von St. Salvadore führet. Die Facciata nach der Ebene fällt gut ins Auge und hat sechs korinthische Seulen, deren zwo mit Figuren von Lorberblättern, die schuppenweise auf einander liegen, gezieret, zwo in ihrer Runde gewunden (torses) und zwo viereckigt, perpendicular-gestreift oder canellirt sind. Ueber ihren Frisen liest man:


61. Schreiben Deus Angelorum, qui fecit resurrectionem.


Zur Rechten zeiget sich über dem Architrave der zwo Seulen, die mit Blättern versehen sind, die gestümmelte Schrift:


61. SchreibenDEVS APOSTO – – – –

– – – – – – SIONEM.


Auf der linken Hand:


61. SchreibenDeus Profetarum qui fecit redimptionem.
[885]

Ganz unten an diesem länglich viereckigten Gebäude findet sich eine Oeffnung, wodurch man hinein kriechen und an der Decke folgende in Stein gegrabene Worte bemerken kann:


T. Septimius Plebeius.


Oben an der Seite gegen den Weg ist ein Kreuz zwischen Weinreben en bas-relief gebildet.

Da nun an diesem Werke so wenig heidnisches, und hingegen so viele Merkmaale des Christenthums zu spüren, so kann man den Verehrern des grauen Alterthums kaum dieses einräumen, daß solche Kapelle vielleicht aus den Ueberresten eines heidnischen Tempels erbauet sey. Ob aber dieser Tempel dem Clitumnus geheiliget gewesen, ist noch eine andere Frage, und deswegen zweifelhaft, weil PLINIVSScundus11 ihn an das Ufer des fontis Clitumni in einer solchen Gegend setzet, da der Fluß schon anfängt schiffbar zu werden, welches allhier, da er nur etliche hundert Schritte von seinem höher gegen La Vene (und nicht, wie Misson meldet, mehr gegen Pisignano) befindlichen Ursprunge entfernet, noch nicht ist, ob er gleich schon vieles Wasser führet, und mit drey oder vier starken Quellen hervorbricht. Dieser Scrupel wird noch mehr bestärket, wenn man in Erwägung zieht, daß SVETONIVS im Leben des Caligulæ c. 43 meldet, wie dieser Kaiser sich nach Mevania begeben, um des Clitumnus Tempel und geheiligten Wald in Augenschein zu nehmen. Denn Mevania ist außer Zweifel die kleine Stadt Bevagna, so besser abendwärts an der Tinia oder Timia liegt, allwo sich schon die Gewässer der Flüsse Tacarena und Rucciano mit dem Clitumnus, welcher ehemals seinen Namen bis an den Topino behalten haben mag, vereiniget finden. (conf.LVCAN. lib. I und VI, STAT. Sylv. Lib. I.) Es kann aber wohl eine von den kleinern Kapellen, deren Plinius12 verschiedene in dieser Nachbarschaft setzet, allhier gestanden haben, zumal da auch wenige Schritte davon eine treffliche Quelle, welche des Plinius Stelle erläutert, angetroffen wird. Als ich an dem einen Quadersteine, womit itztgedachte kleine Quelle (die sich bald mit dem größern Bache vermischet) eingefasset ist, eine Inscription bemerkte, ließ ich solchen durch etliche gegenwärtige Bauern aus dem Wasser heben, und fand daran die Worte:


T. TFGALL

X VIRO FE..IEIS


Da ich kaum diese Worte gelesen hatte, fragten mich die Bauern, wo sie anfangen sollten zu graben, und als ich nach der Ursache solcher Frage forschte, antworteten sie mit großer Begierde: Per trovare i denari, weil sie vermutheten, ich würde nun genaue Nachrichten haben, wo der Schatz, welchen sie in dem alten Tempel oder seiner Nachbarschaft vergraben zu seyn glaubten, gesuchet werden müßte. Das gemeine Volk durch ganz Italien ist mit dem Aberglauben von verwünschten Schätzen sehr eingenommen, und wenn man sich in den alten Mauerwerken mit genauer Untersuchung lange aufhält, kommen sie alsbald auf die Gedanken, es geschehe solches in der Absicht auf verborgene Reichthümer. Rand links: Einbildung der Italiener von vergrabenen Schä tzen. In solchem[886] Falle ist nicht alle Behutsamkeit außer Acht zu lassen, weil man auf dem Lande und wenn man ohne Gesellschaft ist, leicht in Verdruß und Gefahr darüber gerathen kann.

Die Alten stunden in den irrigen Gedanken, es habe das viele weiße Rindvieh, das in dieser Gegend von Umbria gezogen wurde, seine Farbe dem Flusse Clitumnus zu danken, und schreibt daher Properz: Rand rechts: Von dem weißen Rindviehe dieser Gegenden.


Qua formosa suo Clitumnus flumina luco

Integrit; etc. niveos abluit unda boves.


CLAVDIANVSde VI Cons. Hon. setzet von der Reise Honorius aus Ravenna nach Rom:


Quin etc Clitumni sacras victoribus undas,

Candida quæ Latiis præbent armenta triumphis

Visere cura fuit – – –


SILIVSItalicusin Punicis:


Et lavet ingentem perfusem flumine sacro

Clitumnus taurum, Narque albescentibus undis

In Tiberim properans, Tineæque ingloribus humor.


VIRGILIVSGeorg. lib. II, v. 146, sq.


Hinc albi, Clitumne, greges, etc. maxima taurus

Victima, sæpe tuo perfusi flumine sacro

Romanos ad templa Deûm duxere triumphos.


SERVIVS in seinem Commentario über diese Worte setzet: Clitumnus autem fluvius est in Mevania, quæ pars est Umbriæ, partis Tusciæ, de quo fluvio, ut dicit Plinius in Historia naturali, animalia, quæ potaverint, albos fætus creant. Vermuthlich zielet SERVIVS auf des PLINII Stelle Hist. Nat. lib. II, c. 103, woselbst die gemeinen exemplaria lesen: In Falisco omnis aqua pota candidos bovet facit. Etliche Codices haben für Omnis das Wort Amnis, andere wenige aber Clitumnus, und muß sich Servius eines gleichen Exemplars bedienet haben. Allein wenn diese Lesart statt haben sollte, so wäre kaum zu begreifen, wie Plinius in einer so nahe bey Rom gelegenen Gegend den geographischen Fehler hätte begehen können, daß er den Clitumnum in die Provinz der Faliscorum, die zu Hetrurien gehört, versetzet, da er doch außer allem Zweifel in Umbria, zwischen Spoleto und Tacarena, dem Rucciano und Hispello, insbesondere aber in der Gegend, so vorzeiten Mevania genannt wurde, zu suchen ist, wie hievon PLINIVSEpist. l. c.SVETONIVSl. c. VibiusSEQVESTER, TVRNEB Adv. XXIX, 26 coll. PLIN. Hist. Nat. lib. III, c. 14.SILIVSItal. lib. VIII deutliche Zeugnisse ablegen. Daß die Hispellates ein öffentliches Bad und Gasthaus am Clitumno unterhalten, meldet PLINIVSSecundus im obangeführten Schreiben. Hispellum aber ist unstreitig das heutige Spello, so mehr gegen Norden über dem Topino zwischen Foligno und Assisi liegt, auch wegen der vielen Alterthümer, die man daselbst entdecket, berühmt ist. Daß übrigens das weiße Rindvieh, so allhier gezogen wird, eine besondere Art sey, und[887] seine Farbe keinesweges dem Wasser des Clitumni zu danken habe, zeiget die Menge desselben durch den ganzen obern Theil von Italien, sonderlich der Gegend von Bologna, wo ihnen der Clitumnus keine Dienste leisten kann. Dieser Fluß selbst ist auch nicht im Stande, denen Schweinen, welche sowohl in seiner Nachbarschaft als durch ganz Italien fast alle schwarz oder dunkel-braun sind, ihre Farbe zu benehmen.

Der Clitumnus vereiniget sich mit der Tacarena, dem Rucciano und der Tinia, welche in den Topino fallen, hernach sich unter dessen Namen in den Chiascio und endlich durch diesen letzten in die Tiber ergießen. (PLIN. Hist. Nat. lib. III, c. 5.)

Nicht weit von dem obgedachten Tempel des Clitumni kömmt man auf dem Wege nach Foligno ferner an das zur rechten Hand gelegene Dorf Pesignano oder Pissignano, welches vorzeiten Piscina Jani geheißen haben soll. Rand links: Pissignano. Einige halten auch vorerwähnte rudera, die dem Tempel Clitumni zugeschrieben werden, für Ueberreste eines Templi Jani, welche Muthmaßung jedoch nicht durch die geringsten Gründe unterstützet wird. Trevi bleibt auf einem Berge gleichfalls rechter Hand liegend. Rand links: Trevi. Der ganze Weg zwischen La Vene und Foligno ist eben und angenehm.

Foligno (in lateinischer Sprache Fulginas) hat etwas mehr Handlung mit Tuch, Seide und Spezereyen als die umliegenden Städte, und ist die bischöfliche Kirche wegen des schönen Hauptaltares und der Fresco-Gemälde zu besehen. Rand links: Foligno.

Linker Hand und eine Post von Foligno ist Assisi, das Vaterland des heil. Franciscus, wegen der schönen Kirche, welche der von ihm gestiftete Orden daselbst besitzt, und worinnen er selbst, wie etliche vorgeben, begraben liegt, in großem Rufe. Es geschehen viele Wallfahrten dahin. Rand links: Assisi. Wer aber nicht aus Andacht getrieben wird, findet jedoch wenigstens in den trefflichen Gemälden, die in gedachter Kirche befindlich und von den berühmtesten alten Malern, z. E. Giotto, Giottino, Giovanni, Cimabue, Pietro Cavallino Romano, Federico Barocci und andern sind, so viel Vergnügen, daß ihn diese besondere Reise nicht gereuen darf. Rand links: Treffliche Gemälde der Kirche St. Francisci. Das daselbst gestiftete Kloster der Franciscanernonnen, so Clarissen genennet werden, verdienet gleichfalls in Augenschein genommen zu werden. Eine italienische Meile von Assisi gegen Mittag liegt eine andere schöne Kirche, die der h. Maria mit dem Zunamen Portiuncula, gewidmet ist, und gleichfalls viele Pilgrime an sich zieht Rand links:S. Maria Portiuncula.

Wenn man von Foligno nach Tolentino reiset, und über den ersten Ort ein wenig hinaus an einen Berg kömmt, thut man wohl, bey Castro Pales, woselbst eine berühmte Papiermühle ist, abzusteigen, um daselbst in dem Pallaste des Bischofs Orvietano Marchese d Elisei, dem dieser Ort gehöret, eine besondere Grotte zu betrachten, worinnen der Tropfstein allerley Zierrathen, deren etliche den Seulen, wie auch Weintrauben, Birnen und andern Früchten gleichen, abgebildet hat. Rand links: Castro Pales. Rand links: Grotta Elisea. Die Stücke dieses Steines, welche frey hangen, geben einen Klang von sich, und besteht gedachte Höhle aus etlichen Gängen und Gewölbern, in welche man aus einem Zimmer des Hauses hinunter steigt. In dem Hausplatze deuten etliche Inscriptionen an, wenn die florentinische Erbprinzeßinn Violanta, der neapolitanische Vice-Roy Graf von Daun, und andere vornehme Personen allhier gewesen, um diese Merkwürdigkeit der Natur in Augenschein zu nehmen. Insbesondere aber liest man folgende Nachricht in Marmor eingegraben:


Gentem Eliseam Fulginaatem

Nobilem reddidere

Virtus Majorum

Conjugia cum familiis Trincia Dominanti Attia Tudea[888]

Borsciana ex qua Simeon Archiepiscopus Mediola.

ac Cibi Innocentii VIII.

Sanctitas beat. Joannis propter diuturnam ibi moram dicti de Alvernia;

Palatium situm in castro Pales Eliseorum custodiæ assignato

Hoc celebre fecit

Ars ædificio, viridario, piscina, cui duo flumina jugiter contribuunt aquas,

Atque vivario, in quod animalia quæ ibi non nascuntur, deportantur;

Celebrius

Natura, quæ Cryptam ibi variis anfractibus

distinctam

Spongioso vel pumiceo lapide sic elaboravit,

Ut quidquid in Orbe produxit,

Ibi videatur effigiatum;

Celeberrimum accessus

Christinæ Reginæ Suecorum pridie Idus Xbris

Ann MDCLXXXVI. hora XXI.

Serenissimi Cosmi III. Magni Ducis Etrurlæ

XVI. Kal. Jun. MDCXCVIII. hor. XX.

Qui miracula Sanctuarii Lauretani venerati

Hic admiranda naturæ scrutari dedignati non sunt.


Die Grotte ist artig genug: allein daß die Natur alles dasjenige, was sie in der Welt hervorgebracht, allhier nachgeahmet habe, solches ist ein Lobspruch, welchen man kaum dem ärgsten Gasconier zu gute halten sollte.

Von hier kömmt man an die apenninischen Gebirge, welche fast bis Tolentino anhalten. Sie sind aber in diesem Striche Landes nicht beschwerlich zu paßiren, und die Wege in ziemlich guten Stand gesetzt. Rand rechts: Apenninische Gebirge. Hie und da finden sich steinerne Denkmaale mit Inscriptionen, welche die Namen der Päbste oder der Aufseher, unter welchen die Straßen bequemer gemacht und verbessert worden, enthalten, womit ich aber meinem Herrn nicht beschwerlich fallen will. Es wäre zu wünschen, daß in vielen Provinzen Deutschlandes die Landesherren die Ehrsucht bekämen, auch auf solche Art ihres Namens Gedächtniß zu verewigen, wozu es ihnen gewißlich nicht an Gelegenheiten mangeln würde. Rand rechts: Verbesserung der Wege. Das Haus Oesterreich hat desfalls in seinen deutschen Erblanden ein so schönes Exempel gegeben, daß demselben billig alle große Herren zu ihres Landes Besten folgen sollten.

Die Oerter und Wirthshäuser, die man unterwegens in dieser Gegend antrifft, sind gar schlecht, und thut ein Reisender wohl, daß er eine kalte Küche, und sonderlich guten Wein mit sich führe, weil die hiesigen Weine (welche nothwendig abgekocht werden müssen, wenn sie sich halten sollen) nicht nach eines jeden Geschmacke sind.

Von Tolentino an findet man wieder eine schöne ebene, fruchtbare und wohlbebauete Gegend. Insbesondere ist die Aussicht bey Macerata in zwey auf den Seiten liegende Thäler sehr angenehm. Rand rechts: Macerata. Das Hauptthor dieses letztgenannten Ortes ist als ein Triumphbogen der drey Pforten angeleget, und steht über demselben nach der Seite des Feldes das metallene Brustbild des Kardinals Pio. In der Stadt ist nichts sonderliches zu sehen, und das Uhrwerk, woraus die Einwohner so viel Wesens machen, ein rechtes Kinderspiel. Rand rechts: Uhrwerk. Wenn es schlägt, kömmt ein Engel nebst den heil. drey Königen heraus, welche indem sie vor der darüber stehenden Statue der heil. Maria vorbeygehen, zum Zeichen ihrer Ehrerbiethung sich bücken, wobey die Kronen, die sie auf ihren Häuptern tragen, sich ein wenig in die Höhe[889] heben. Vor ihnen hängt ein Stern, der sich etwas in die Höhe begiebt, wenn die Bilder unter demselben durchgehen. Diese sind nur eines Fußes hoch, und ihre Reverenz läßt nicht anders, als wenn sie convulsiones oder einen starken Schlucken bekämen.

Zwischen Macerata und Recanati finden sich die Ueberreste der alten Stadt Helvia Ricina, welche der Kaiser Septimius Severus gestiftet hat. Nachdem sie von den Gothen zerstöret worden, haben die Städte Recanati und Macerata sich ihrer verfallenen Mauern und Steine wohl zu gebrauchen gewußt. Rand links:Rudera von Helvia Ricina. Man hat auch daher im letztgedachten Orte folgende Inscription gefunden: Rand links: Alte Inscription.


Imp. Cæsari. L. Veri. Aug. fil. divi. Pii. Nep. Divi. Hadriani. Pron. Divi. Trajan. Parth. Abnep. Divi. Nervæ. Adnepoti. L. Septimio. Severo. Pio. Pertinaci. Augusto. Arabico. Adiabenico. Parthico. Maximo. P. M. Tribunit. Potest. XIII. Imp. XI. Cos. III. P. P. Colonia. Helvia. Ricina. Conditori. suo.


Von Seravalle bis Macerata hat man immer den Fluß Chiento zur Seite. Zwischen Macerata und Recanati kömmt man über die Potenza. Rand links: Recanati. Recanati liegt nur nochdrey italienische Meilen von Loreto auf einem Berge, von welchem, sobald man nur über das Thor der Stadt hinaus gekommen, eine treffliche Aussicht gegen das adriatische Meer und die umliegenden Thäler zu haben ist. An der Wasserleitung, die der Pabst Paulus der fünfte nach Aussage der daran befindlichen Inscription führen lassen, ist nichts sonderliches zu sehen. Die ganze umliegende Gegend ist von sonderbarer Fruchtbarkeit, und sind insbesondere die Artischocken von Macerata (deren eine einzige bisweilen fünf und zwanzig Pfunde schwer ist), der Sellery von Recanati und der Fenchel oder Fenocchio von Loreto im Rufe, ob man gleich anbey dafür hält, daß der allerbeste Fenchel in Sicilien wachse. Rand links: Fruchtbarkeit der Gegend. Rand links: Größe der Artischocken, des Sellery und des Fenchels.

Ich bin jederzeit– – –

Loreto, den – – –

Fußnoten

1 Die römischen Kirchengeschichte sind voll von neuen Heiligen, welche entweder eine grobe Unwissenheit oder ein heiliger Betrug zur Wirklichkeit gebracht hat. Das Beyspiel des Longinus, der Veronika und der eilf tausend Jungfrauen giebt gar zu offenbare Beweise an die Hand. Der Verfasser wünscht in seinen Alterthümern a. d. 252 S. eine Abhandlung zu lesen: de pia Pontificiorum vel fraude vel ignorantia in explicandis veterum inscriptionibus. Und wenn sich jemand die Mühe geben wollte, seinen Wunsch zu erfüllen, so würden ihm selbst die römischen Geschichtschreiber Baronius, Allatius, Mabillon und andere den häufigsten Stoff verschaffen können.


2 PLINIVSHist. Nat. lib. III, c. 12 schreibt dem Flusse Nar schweflichte Wasser zu; und stimmet mit ihmMARTIALISEpigr. lib. VII überein. Von dem Lacu Vadimonis, der in dieser Nachbarschaft nicht weit von der Tiber liegt, ist bey Gelegenheit der schwimmenden tivolischen Inseln Meldung geschehen.


3 Diese tragen fünf hundert und vier und achtzig und neun vier und zwanzig Theile königliche französische Fuß aus; weil nach des Montfaucon Anmerkung der römische Fuß nur eilf pariser Zoll lang ist. Der Palmo Romano ist ein Viertheil weniger als der römische Fuß.


4 Die Benennung der uvæ passæ kömmt nicht a patientia, wie PLINIVSlib. XIV, c. I will; sondern entweder daher, daß sie wegen ihrer Trockne gleichsam als zusammen getreten oder πατηέσα schienen, wie PLINIVS auch lib. XIII, c. 4 eine Palmfrucht πατητὸν nennet, oder von pandendo und aufhängen an der Luft und Sonne.


5 PLINII Erzählung, da er H. N. lib. VIII, c. 13 meldet, wie er Rüben von mehr als vierzig Pfunden schwer gesehen, verdienet dannenhero desto weniger in Zweifel gezogen zu werden.


6 Man darf sich über diesen Rangstreit um desto weniger verwundern, da selbst Deutschland Städte aufzuweisen hat. welche dem alten Rom den Vorzug des Alterthums streitig machen wollen. Sonderlich will Trier diesen Vorzug als ein Eigenthum behaupten, wenn anders der alte Vers wahr ist:


Ante Romam Treviris stetit annis mille trecentis.


7 Von dem Wasserfalle des Nils schreibt SENECA,Nat. Quæst. lib. IV, c. 2: Vbi scopulos verberavit, spumat: & illi non ex natura sua, sed ex injuria loci color est. Tandemque eluctatus obstantia, in vastam altitudinem subito destitutus cadi cum ingenti circumjacentium regionum strepitu.


8 h. e. Utriusque Signaturæ Referendarius oder Referentarius, wie es etliche auch schreiben.


9 Hist. Nat. Lib. XVI, c. 10: excepta larice, quæ nec ardet, nec carbonem facit, nec alio modo ignis vi consumitur, quam lapides.


10 Conf. CLERCBibliotheque Choisie, Tom. XII, p. 57.


11 Lib. VIII, Ep. 8: Fons ad hæc, & jam amplissimum flumen atque etiam navium patiens, quas obvias quoque & contrario nisu in diversa tendentes, transmittit & perfert: adeo validus, ut illa, qua properat ipse, quanquam per solum planum, remis non adjuventur: idem ægerrime remis contisque superetur adversus. – – Rigor aquæ certaverit nivibus, nec color cedit.


12 l. c. Adjacet templum priscum & religiosum. Stat Clitumnus ipse amictus ornatusque prætexta. Præsens numen atque etiam facidicum indicant sortes. Sparsa sunt circa sacella complura, totidemque Dei simulacra: sua cuique veneratio, suum nomen: quibusdam vero etiam fontes. Nam præter illum, quasi parentem cæterorum, sunt minores capite discreti; sed flumini miscentur, quod ponte transmittitur. Is terminus sacri profanique. In superiore parte navigare tantum, infra etiam natare concessum – – Nec desunt villæ, quæ secutæ fluminis amœnitatem, margini insistunt. In summa, nihil erit, ex quo non capias voluptatem etc. Ich habe desto lieber die weitläuftigen Worte des Plinius hier einrücken wollen, je deutlicher man sieht, wie dieser Autor bemühet gewesen, seine Beredsamkeit und zierliche Schreibart in dem Lobspruche dieses Flusses und Tempels; so viel nur möglich, anzubringen.


Quelle:
Johann Georg Keyßler. Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. Theil 2. Hannover 1751, S. 890.
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