§. 9.

[68] Zum Beschluße dieses Hauptstückes will ich noch ein kleines Exempel hersetzen, welches man mit grossem Nutzen üben wird: weil viele Noten darinnen[68] sind, die zwar gleich nacheinander mit dem nämlichen Finger, aber nicht in gleicher Höhe oder Tiefe, müssen abgespielet werden. Die Noten sind mit (*) bezeichnet: und man erinnere sich, was im vorhergehenden Hauptstücke §. 9. gesagt worden.


9.

Fußnoten

1 Einem Violinisten wird diese meine Lehre von den Tonarten unfehlbar nützlicher seyn, als wenn ich ihm vieles von der Alten ihrem Dorius, Phrygius, Lydius, Mixolydius, Oeolius, Ionius, und, durch Hinzusetzung des Hypo von noch andern solchen 6. Tonarten vorschwätze. In der Kirche geniessen sie das Freyungsrecht; bey Hofe aber werden sie nimmer gelitten. Und wenn gleich alle die heutigen Tongattungen nur aus der Tonleiter (C) Dur und (A) moll versetzet zu seyn scheinen; ja wirklich durch Hinzusetzung der (b) und (9.) erst gebildet werden: woher kömmt es denn, daß ein Stück, welches z.E. vom (F) ins (G) übersetzet wird, nimmer so angenehm läßt, und eine ganz andere Wirkung in dem Gemüthe der Zuhörer verursachet? Und woher kömmt es denn, daß ein wohlgeübter Musikus bey Anhörung einer Musik augenblicklich den Ton derselben anzugeben weis, wenn sie nicht unterschieden sind?


2 Auf dem Clavier sind Gis und As, Des und Cis, Fis und Ges, u.s.f. eins. Das machet die Temperatur. Nach dem richtigen Verhältnisse aber sind alle die durch das (b) erniedrigten Töne um ein Komma höher als die durch das (9.) erhöheten Noten. Z.E. Des ist höher als Cis; As höher als Gis, Ges höher als Fis, u.s.w. Hier muß das gute Gehör Richter seyn: Und es wäre freilich gut, wenn man die Lehrlinge zu dem Klangmässer (Monochordon) führete.


Quelle:
Leopold Mozart: Versuch einer gründlichen Violinschule. Wien (1922), S. 69.
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