194. Mozarteum.

[363] Wien 29. Mai 1782.

Letzthin bin ich ganz verhindert worden, meinen Brief auszuschreiben, und habe daher meine liebe Constanze gebeten Ihnen meine Entschuldigung darüber zu machen; sie hat lange nicht daran gewollt und fürchtete, Sie möchten sie über ihre Orthographie und Concept auslachen, und sie läßt mir keinen Fried, ich muß sie bei Ihnen deßwegen entschuldigen?77

Das erste Dilettantenconcert ist ganz gut ausgefallen, es war der Erzherzog Maximilian auch da, Gräfin Thun, Wallenstein, Baron van Swieten und eine Menge anderer. Ich seufze mit Sehnsucht nach dem nächsten Postwagen, welcher mir Musik bringen soll. Wegen der Robinigschen Musik kann ich Sie wohl gewiß versichern, daß ich sie nicht mitgenommen, und daß sie Eck noch haben muß; denn als ich von München abgereist, hatte er sie noch nicht zurückgegeben. Der Unternehmer des Dilettantenconcerts, Hr. Martin kennt den Hrn. Abbé Bullinger sehr gut; er war zu seiner Zeit im Seminario in München. Er ist ein recht guter junger Mensch, der sich durch seine Musik, durch seine schöne Schrift und[363] überhaupt durch seine Geschicklichkeit, guten Kopf und starken Geist fortzubringen bemüht. Als er hier ankam, ging es ihm sehr hinderlich, er mußte 14 Tage mit einem halben Gulden auskommen. Adamberger (welcher ihn von München aus kennt) hat ihm hier viel Gutes gethan. Er ist von Regensburg gebürtig, sein Vater war Leibmedicus beim Fürst von Taxis.

Morgen speise ich mit meiner lieben Constanze bei der Gräfin Thun und werde ihr den 3. Act vorreiten. Nun habe ich nichts als verdrießliche Arbeiten, nämlich – zu corrigiren; künftigen Montag werden wir die erste Probe machen. Ich freue mich recht auf diese Oper, das muß ich gestehen.

Apropos, vor etlichen Tagen habe ich einen Brief bekommen. Von wem? Von Hrn. von Fügele. – Und der Inhalt? – Daß er verliebt sei. – Und in wen? – In meine Schwester? – Nein. – In meine Base! – Der wird aber lange warten müssen, bis er von mir eine Antwort erhält. Sie wissen, wie wenig Zeit ich zum Schreiben habe. Bin nur neugierig, wie lange es mit diesem dauern wird.

Nun noch etwas, das ich so zufälligerweise inne geworden, und mich auf den Graf Künburg recht verdrießt. Die Frl. v. Aurnhammer sagte mir gestern, daß der Hr. v. Moll sie gefragt, ob sie nicht mit 300 Fl. jährlichen Gehalt in ein Herrschaftshaus nach Salzburg gehen wolle? Der Cavalier heiße Künburg. – Wie gefällt Ihnen das? Meine Schwester hält man also für nichts? Machen Sie davon Gebrauch. Er war nur einen Tag hier; kömmt er aber wieder so werde ich schon Gelegenheit finden ihm darüber zu sprechen. Nun leben Sie wohl. – – Der Mademoiselle Marchand (meine liebe Constanze hat es mir schon erlaubt) schicke ich auch ein paar Bußerl und bin ewig dero etc.

P.S. Meine liebe Constanze küßt Ihnen die Hände und meine Schwester umarmt sie als ihre wahre Freundin und künftige Schwägerin.

Wegen der Aufführung der »Entführung« hatte Mozart mit starken Kabalen zu kämpfen und es bedurfte des bestimmten[364] Befehls des Kaisers, damit die Oper am 12. Juli wirklich gegeben wurde. Leider besitzen wir über ihre Aufnahme nur folgenden zweiten Bericht von Mozart selbst.

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Durch Irrthum ist der hier erwähnte Brief als Nr. 153 unter das Jahr 1781 gesetzt worden. Es sind nämlich in der Handschrift Mozarts die Zahlen 1 und 2 manchmal schwer voneinander zu unterscheiden.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 363-365.
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